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5. Wenn ich von einem Papier sage, es sei rein weiß, und es würde Schnee neben das Papier gehalten und dieses sähe nun grau aus, so würde ich es in seiner normalen Umgebung doch mit Recht weiß, nicht hellgrau, nennen. Es könnte sein, daß ich, im Laboratorium etwa, einen verfeinerten Begriff von Weiß verwendete (wie z.B. auch einen verfeinerten Begriff der genauen Zeitbestimmung). | 5. Wenn ich von einem Papier sage, es sei rein weiß, und es würde Schnee neben das Papier gehalten und dieses sähe nun grau aus, so würde ich es in seiner normalen Umgebung doch mit Recht weiß, nicht hellgrau, nennen. Es könnte sein, daß ich, im Laboratorium etwa, einen verfeinerten Begriff von Weiß verwendete (wie z.B. auch einen verfeinerten Begriff der genauen Zeitbestimmung). | ||
6. Was läßt sich dafür sagen, daß Grün | 6. Was läßt sich dafür sagen, daß Grün eine primäre Farbe ist, keine Mischfarbe von Blau und Gelb? Wäre es richtig zu sagen: "Man kann das nur unmittelbar erkennen, indem man die Farben betrachtet?" Aber wie weiß ich, daß ich dasselbe mit den Worten "primäre Farbe" meine wie ein Andrer, der auch geneigt ist, Grün eine primäre Farbe zu nennen? Nein, – hier entscheiden Sprachspiele. | ||
7. Es gibt die Aufgabe, zu einem gegebenen Gelbgrün (oder Blaugrün) ein weniger gelbliches (oder bläuliches) zu mischen, – oder aus einer Anzahl von Farbmustern auszuwählen. Ein weniger gelbliches ist aber kein bläuliches Grün (und umgekehrt), und es gibt auch die Aufgabe, ein Grün zu wählen, oder zu mischen, das weder gelblich noch bläulich ist. Ich sage "oder zu mischen", weil ein Grün dadurch nicht zugleich bläulich[1] und gelblich wird, daß es durch eine Art der Mischung von Gelb und Blau zustandekommt. | 7. Es gibt die Aufgabe, zu einem gegebenen Gelbgrün (oder Blaugrün) ein weniger gelbliches (oder bläuliches) zu mischen, – oder aus einer Anzahl von Farbmustern auszuwählen. Ein weniger gelbliches ist aber kein bläuliches Grün (und umgekehrt), und es gibt auch die Aufgabe, ein Grün zu wählen, oder zu mischen, das weder gelblich noch bläulich ist. Ich sage "oder zu mischen", weil ein Grün dadurch nicht zugleich bläulich[1] und gelblich wird, daß es durch eine Art der Mischung von Gelb und Blau zustandekommt. | ||
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9. Wenn nun auch nicht Grün eine Zwischenfarbe von Gelb und Blau ist, könnte es nicht Leute geben, für die es ein bläuliches Gelb, ein rötliches Grün gibt? Leute also, deren Farbbegriffe von den unsern abwichen – da ja auch die Farbbegriffe der Farbenblinden von denen der Normalen abweichen und nicht jede Abweichung vom Normalen muß eine Blindheit, ein Defekt sein. | 9. Wenn nun auch nicht Grün eine Zwischenfarbe von Gelb und Blau ist, könnte es nicht Leute geben, für die es ein bläuliches Gelb, ein rötliches Grün gibt? Leute also, deren Farbbegriffe von den unsern abwichen – da ja auch die Farbbegriffe der Farbenblinden von denen der Normalen abweichen und nicht jede Abweichung vom Normalen muß eine Blindheit, ein Defekt sein. | ||
10. Wer gelernt hat, zu einem gegebenen Farbton einen gelblicheren, weißlicheren, rötlicheren zu finden oder zu mischen, u.s.f., Wer also den Begriff der Zwischenfarbe kennt, den fordre nun auf, uns ein rötliches Grün zu zeigen. Er mag diesen Befehl nun einfach nicht verstehen und etwa so reagieren, als hätte man von ihm verlangt, nach einem regelmäßigen Viereck, Fünfeck, | 10. Wer gelernt hat, zu einem gegebenen Farbton einen gelblicheren, weißlicheren, rötlicheren zu finden oder zu mischen, u.s.f., Wer also den Begriff der Zwischenfarbe kennt, den fordre nun auf, uns ein rötliches Grün zu zeigen. Er mag diesen Befehl nun einfach nicht verstehen und etwa so reagieren, als hätte man von ihm verlangt, nach einem regelmäßigen Viereck, Fünfeck, Sechseck ein regelmäßiges Eineck zu zeigen. Wie aber, wenn er, ohne zu zögern, auf ein Farbmuster wiese (etwa auf ein schwärzliches Braun, wie wir es nennen würden)? | ||
11. Wem ein Rötlichgrün bekannt wäre, der sollte im Stande sein, eine Farbenreihe herzustellen, die mit Rot anfinge, mit Grün endet und, auch für uns vielleicht, einen kontinuierlichen Übergang zwischen ihnen bildet. Es würde sich dann zeigen, daß dort, wo wir jedesmal den gleichen Ton, von Braun z.B., sehen, er einmal Braun, einmal Rötlichgrün sähe. Daß er z.B. zwei chemische Verbindungen, die für uns die gleiche Farbe haben, nach der Farbe unterscheiden könnte und die eine braun die andre rötlichgrün nennte. | 11. Wem ein Rötlichgrün bekannt wäre, der sollte im Stande sein, eine Farbenreihe herzustellen, die mit Rot anfinge, mit Grün endet und, auch für uns vielleicht, einen kontinuierlichen Übergang zwischen ihnen bildet. Es würde sich dann zeigen, daß dort, wo wir jedesmal den gleichen Ton, von Braun z.B., sehen, er einmal Braun, einmal Rötlichgrün sähe. Daß er z.B. zwei chemische Verbindungen, die für uns die gleiche Farbe haben, nach der Farbe unterscheiden könnte und die eine braun die andre rötlichgrün nennte. | ||
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Durchsichtigkeit und Spiegeln gibt es nur in der Tiefendimension eines Gesichtsbilds. | Durchsichtigkeit und Spiegeln gibt es nur in der Tiefendimension eines Gesichtsbilds. | ||
Der Eindruck des durchsichtigen Mediums ist der, daß etwas ''hinter'' dem Medium liegt. Vollkommene | Der Eindruck des durchsichtigen Mediums ist der, daß etwas ''hinter'' dem Medium liegt. Vollkommene Einfärbigkeit des Gesichtsbilds kann nicht durchsichtig sein. | ||
20. Etwas Weißes hinter einem gefärbten durchsichtigen Medium erscheint in der Farbe des Mediums, etwas Schwarzes schwarz. Nach dieser Regel muß Schwarz auf weißem Grund durch ein 'weißes durchsichtiges' Medium wie durch ein farbloses gesehen werden. | 20. Etwas Weißes hinter einem gefärbten durchsichtigen Medium erscheint in der Farbe des Mediums, etwas Schwarzes schwarz. Nach dieser Regel muß Schwarz auf weißem Grund durch ein 'weißes durchsichtiges' Medium wie durch ein farbloses gesehen werden. | ||
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35. "Das Licht ist farblos." Wenn, dann in dem Sinne, wie die Zahlen farblos sind. | 35. "Das Licht ist farblos." Wenn, dann in dem Sinne, wie die Zahlen farblos sind. | ||
36. Was leuchtend ''aussieht'', | 36. Was leuchtend ''aussieht'', sieht nicht grau aus. Alles Grau ''sieht'' beleuchtet ''aus''. | ||
37. Was man als leuchtend sieht, sieht man nicht als grau. Wohl aber kann man es als weiß sehen. | 37. Was man als leuchtend sieht, sieht man nicht als grau. Wohl aber kann man es als weiß sehen. | ||
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43. Eine glatte weiße Fläche kann spiegeln: Wie nun, wenn man sich irrte, und was in ihr gespiegelt erscheint, ''wirklich'' hinter ihr wäre und durch sie gesehen würde? Wäre sie dann weiß und durchsichtig? | 43. Eine glatte weiße Fläche kann spiegeln: Wie nun, wenn man sich irrte, und was in ihr gespiegelt erscheint, ''wirklich'' hinter ihr wäre und durch sie gesehen würde? Wäre sie dann weiß und durchsichtig? | ||
44. Man spricht von einem 'schwarzen' Spiegel. Aber wo er spiegelt, verdunkelt er zwar, aber | 44. Man spricht von einem 'schwarzen' Spiegel. Aber wo er spiegelt, verdunkelt er zwar, aber sieht nicht schwarz aus, und was durch ihn gesehen wird, erscheint nicht 'schmutzig', sondern 'tief'. | ||
45. Die Undurchsichtigkeit ist nicht eine ''Eigenschaft'' der weißen Farbe. Sowenig, wie Durchsichtigkeit eine Eigenschaft der grünen. | 45. Die Undurchsichtigkeit ist nicht eine ''Eigenschaft'' der weißen Farbe. Sowenig, wie Durchsichtigkeit eine Eigenschaft der grünen. | ||
46. Und es genügt auch nicht zu sagen, das Wort "weiß" werde | 46. Und es genügt auch nicht zu sagen, das Wort "weiß" werde eben nur für die Erscheinung von Oberflächen angewandt. Es könnte sein, daß wir zwei Wörter für "grün" hätten: eines nur für grüne Oberflächen, das andre für grüne durchsichtige Gegenstände. Es bliebe also die Frage, warum es kein dem Wort "weiß" entsprechendes Farbwort für etwas Durchsichtiges gibt. | ||
47. Ein Medium, wodurch ein schwarz und weißes Muster (Schachbrett) unverändert erscheint, wird man nicht ein weißes nennen, auch wenn dadurch die andern Farben an Färbigkeit verlieren. | 47. Ein Medium, wodurch ein schwarz und weißes Muster (Schachbrett) unverändert erscheint, wird man nicht ein weißes nennen, auch wenn dadurch die andern Farben an Färbigkeit verlieren. | ||
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58. Denk, jemand zeigte auf eine Stelle der Iris in einem Rembrandtschen Auge und sagt: "Die Wände in meinem Zimmer sollen in dieser Farbe gemalt werden." | 58. Denk, jemand zeigte auf eine Stelle der Iris in einem Rembrandtschen Auge und sagt: "Die Wände in meinem Zimmer sollen in dieser Farbe gemalt werden." | ||
59. Ich male die Aussicht von meinem Fenster; eine bestimmte Stelle, bestimmt durch ihre Lage in der Architektur eines Hauses, male ich mit Ocker. Ich sage, ich sehe diese Stelle in dieser Farbe. Das bedeutet nicht, daß ich hier die Farbe Ocker | 59. Ich male die Aussicht von meinem Fenster; eine bestimmte Stelle, bestimmt durch ihre Lage in der Architektur eines Hauses, male ich mit Ocker. Ich sage, ich sehe diese Stelle in dieser Farbe. Das bedeutet nicht, daß ich hier die Farbe Ocker sehe, denn dieser Farbstoff mag, ''so'' umgeben, heller, dunkler, rötlicher (etc.) aussehen als Ocker. "Ich sehe diese Stelle, wie ich sie hier mit Ocker gemalt habe, nämlich als ein stark rötliches Gelb." | ||
Wie aber, wenn man von mir verlangte, den genauen Farbton anzugeben, den ich dort sehe? – Wie soll er angegeben werden, und wie bestimmt werden? Man könnte verlangen, daß ich ein Farbmuster (ein rechteckiges Stück Papier von dieser Farbe) herstelle. Ich sage nicht, daß ein solcher Vergleich ohne jedes Interesse wäre, aber er zeigt uns, daß nicht von vornherein klar ist, wie Farbtöne zu vergleichen sind und was "Gleichheit der Farbe" bedeutet. | Wie aber, wenn man von mir verlangte, den genauen Farbton anzugeben, den ich dort sehe? – Wie soll er angegeben werden, und wie bestimmt werden? Man könnte verlangen, daß ich ein Farbmuster (ein rechteckiges Stück Papier von dieser Farbe) herstelle. Ich sage nicht, daß ein solcher Vergleich ohne jedes Interesse wäre, aber er zeigt uns, daß nicht von vornherein klar ist, wie Farbtöne zu vergleichen sind und was "Gleichheit der Farbe" bedeutet. | ||
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64. Aber sehe ich wirklich die Haare auf der Photographie blond? Und was spricht dafür? Welche Reaktion des Betrachters soll zeigen, daß er sie blond ''sieht'', und nicht nur aus den Tönen der Photographie schließt, sie seien blond? – Würde von mir verlangt, daß ich jene Photographie beschreibe, so würde ich es am direktesten mit jenen Worten tun. Ließe man diese Art der Beschreibung nicht gelten, so müßte ich nun erst nach einer andern suchen. | 64. Aber sehe ich wirklich die Haare auf der Photographie blond? Und was spricht dafür? Welche Reaktion des Betrachters soll zeigen, daß er sie blond ''sieht'', und nicht nur aus den Tönen der Photographie schließt, sie seien blond? – Würde von mir verlangt, daß ich jene Photographie beschreibe, so würde ich es am direktesten mit jenen Worten tun. Ließe man diese Art der Beschreibung nicht gelten, so müßte ich nun erst nach einer andern suchen. | ||
65. Wenn selbst das Wort "blond" blond klingen kann, wieviel | 65. Wenn selbst das Wort "blond" blond klingen kann, wieviel eher können die photographierten Haare blond aussehen! | ||
66. "Kann man sich nicht denken, daß gewisse Menschen eine andere Farbengeometrie als die unsere hätten?" Das heißt doch: Kann man sich nicht Menschen mit andern Farbbegriffen als den unsern denken? Und das heißt wieder: Kann man sich nicht vorstellen, daß Menschen unsre Farbbegriffe ''nicht'' haben, und daß sie Begriffe haben, die mit unsern Farbbegriffen auf solche Art verwandt sind, daß wir sie auch "Farbbegriffe" nennen würden? | 66. "Kann man sich nicht denken, daß gewisse Menschen eine andere Farbengeometrie als die unsere hätten?" Das heißt doch: Kann man sich nicht Menschen mit andern Farbbegriffen als den unsern denken? Und das heißt wieder: Kann man sich nicht vorstellen, daß Menschen unsre Farbbegriffe ''nicht'' haben, und daß sie Begriffe haben, die mit unsern Farbbegriffen auf solche Art verwandt sind, daß wir sie auch "Farbbegriffe" nennen würden? | ||
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80. Die Psychologie beschreibt, was beobachtet wurde. | 80. Die Psychologie beschreibt, was beobachtet wurde. | ||
81. Kann man dem Blindem beschreiben, wie das ist, wenn Einer ''sieht''? – Doch. Ein Blinder lernt manches über den Unterschied des Blinden vom Sehenden. Aber die Frage war schlecht gestellt; als wäre | 81. Kann man dem Blindem beschreiben, wie das ist, wenn Einer ''sieht''? – Doch. Ein Blinder lernt manches über den Unterschied des Blinden vom Sehenden. Aber die Frage war schlecht gestellt; als wäre Sehen eine Tätigkeit und es gäbe von ihr eine Beschreibung, | ||
82. Ich kann doch Farbenblindheit beobachten; warum also Sehen nicht? – Ich kann beobachten, welche Farburteile ein Farbenblinder – oder auch ein Normalsichtiger – ''unter gewissen Umständen'' fällt. | 82. Ich kann doch Farbenblindheit beobachten; warum also Sehen nicht? – Ich kann beobachten, welche Farburteile ein Farbenblinder – oder auch ein Normalsichtiger – ''unter gewissen Umständen'' fällt. | ||
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26.3 | 26.3 | ||
4. Aber auch das reine Gelb ist heller als das reine, satte Rot, oder Blau. Und ist dies ein Satz der Erfahrung? – Ich weiß z.B. nicht, ob Rot (d.h. das reine) heller oder dunkler ist als Blau; ich müßte sie | 4. Aber auch das reine Gelb ist heller als das reine, satte Rot, oder Blau. Und ist dies ein Satz der Erfahrung? – Ich weiß z.B. nicht, ob Rot (d.h. das reine) heller oder dunkler ist als Blau; ich müßte sie sehen, um es sagen zu können. Und doch, wenn ich es gesehen hätte, so wüßte ich's nun ein für alle mal, wie das Resultat einer Rechnung. | ||
Wo trennen sich hier Logik und Erfahrung (Empirie)? | Wo trennen sich hier Logik und Erfahrung (Empirie)? | ||
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7. Es ist hier offenbar eine Tatsache wichtig: daß nämlich Menschen einem Punkt im Farbkreis eine besondere Stellung einräumen. Daß sie sich diesen Punkt nicht mühsam merken müssen, sondern Alle immer leicht zu demselben Punkt finden. | 7. Es ist hier offenbar eine Tatsache wichtig: daß nämlich Menschen einem Punkt im Farbkreis eine besondere Stellung einräumen. Daß sie sich diesen Punkt nicht mühsam merken müssen, sondern Alle immer leicht zu demselben Punkt finden. | ||
8. Gibt es eine 'Naturgeschichte der Farben', und wieweit ist sie analog | 8. Gibt es eine 'Naturgeschichte der Farben', und wieweit ist sie analog einer Naturgeschichte der Pflanzen? Ist diese nicht zeitlich, jene unzeitlich? | ||
9. Wenn wir sagen, daß "sattes Gelb ist heller als sattes Blau" kein Satz der Psychologie ist (denn nur ''so'' könnte er Naturgeschichte sein) – so heißt das: Wir ''verwenden'' ihn nicht als naturgeschichtlichen Satz, und die Frage ist dann: wie sieht die andere, unzeitliche, Verwendung aus? | 9. Wenn wir sagen, daß "sattes Gelb ist heller als sattes Blau" kein Satz der Psychologie ist (denn nur ''so'' könnte er Naturgeschichte sein) – so heißt das: Wir ''verwenden'' ihn nicht als naturgeschichtlichen Satz, und die Frage ist dann: wie sieht die andere, unzeitliche, Verwendung aus? | ||
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20. Das falsche Bild verwirrt, das richtige Bild hilft. | 20. Das falsche Bild verwirrt, das richtige Bild hilft. | ||
21. Die Frage wird z.B. sein: Läßt sich, was "sattes Grün" heißt, dadurch beibringen, daß man lehrt,[1] was sattes Rot, | 21. Die Frage wird z.B. sein: Läßt sich, was "sattes Grün" heißt, dadurch beibringen, daß man lehrt,[1] was sattes Rot, oder Gelb, oder Blau ist? | ||
22. Der '''Glanz''<nowiki/>', das 'Glanzlicht', kann nicht schwarz sein. Ersetzte ich das Helle der Glanzlichter in einem Bild durch Schwarze, so wären's nun nicht schwarze Glanzlichter: und zwar nicht einfach darum, weil in der Natur das Glanzlicht nur so und nicht anders entsteht, sondern auch weil wir auf ein ''Licht'' an dieser Stelle in bestimmter Weise reagieren. Eine Flagge mag gelb und schwarz, eine andere gelb und weiß sein. | 22. Der '''Glanz''<nowiki/>', das 'Glanzlicht', kann nicht schwarz sein. Ersetzte ich das Helle der Glanzlichter in einem Bild durch Schwarze, so wären's nun nicht schwarze Glanzlichter: und zwar nicht einfach darum, weil in der Natur das Glanzlicht nur so und nicht anders entsteht, sondern auch weil wir auf ein ''Licht'' an dieser Stelle in bestimmter Weise reagieren. Eine Flagge mag gelb und schwarz, eine andere gelb und weiß sein. | ||
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37. Inwiefern ist Weiß und Schwarz mit Gelb, Rot und Blau zu vergleichen, und inwiefern nicht? | 37. Inwiefern ist Weiß und Schwarz mit Gelb, Rot und Blau zu vergleichen, und inwiefern nicht? | ||
Hätten wir eine gewürfelte Tapete aus roten, blauen, grünen, gelben, schwarzen und weißen Quadraten, so wären wir nicht geneigt zu sagen, sie sei aus ''zweierlei'' Bestandteilen zusammengesetzt, aus ' | Hätten wir eine gewürfelte Tapete aus roten, blauen, grünen, gelben, schwarzen und weißen Quadraten, so wären wir nicht geneigt zu sagen, sie sei aus ''zweierlei'' Bestandteilen zusammengesetzt, aus 'färbigen' und 'unfärbigen' etwa. | ||
38. Denken wir uns nun, daß Menschen nicht farbige und schwarzweiß Bilder kontrastierten, sondern farbige und blau-weiß Bilder. D.h.: könnte nicht auch Blau als keine ''eigentliche'' Farbe empfunden (und d.h. gebraucht) werden? | 38. Denken wir uns nun, daß Menschen nicht farbige und schwarzweiß Bilder kontrastierten, sondern farbige und blau-weiß Bilder. D.h.: könnte nicht auch Blau als keine ''eigentliche'' Farbe empfunden (und d.h. gebraucht) werden? | ||
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52. Tatsache ist, daß wir im Stande sind, uns über die Farben der Dinge mittels sechs Farbnamen zu verständigen. Auch, daß wir die Wörter "Rötlichgrün," "Gelblichblau" etc. nicht verwenden. | 52. Tatsache ist, daß wir im Stande sind, uns über die Farben der Dinge mittels sechs Farbnamen zu verständigen. Auch, daß wir die Wörter "Rötlichgrün," "Gelblichblau" etc. nicht verwenden. | ||
53. Beschreibung eines Zusammenlegspiels durch die Beschreibung der Steine. Ich nehme an, daß diese nie eine räumliche Form erkennen lassen, sondern uns als flache ein- oder mehrfarbige Stückchen erscheinen. Erst | 53. Beschreibung eines Zusammenlegspiels durch die Beschreibung der Steine. Ich nehme an, daß diese nie eine räumliche Form erkennen lassen, sondern uns als flache ein- oder mehrfarbige Stückchen erscheinen. Erst zusammengesetzt wird etwas ein 'Schatten', ein 'Glanz', eine 'konkave oder konvexe einfärbige Fläche' etc. | ||
54. Ich kann sagen: Dieser Mann unterscheidet nicht Rot und Grün. Kann ich aber sagen: Wir Normalen unterscheiden Rot und Grün? Wir könnten aber sagen: "Wir sehen ''hie''r zwei Farben, jener nur ''eine''." | 54. Ich kann sagen: Dieser Mann unterscheidet nicht Rot und Grün. Kann ich aber sagen: Wir Normalen unterscheiden Rot und Grün? Wir könnten aber sagen: "Wir sehen ''hie''r zwei Farben, jener nur ''eine''." | ||
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Eine Flächenfarbe ist eine Qualität einer Fläche. Man könnte also versucht sein, sie keinen reinen Farbbegriff zu nennen. Aber was wäre dann ein ''reiner''?! | Eine Flächenfarbe ist eine Qualität einer Fläche. Man könnte also versucht sein, sie keinen reinen Farbbegriff zu nennen. Aber was wäre dann ein ''reiner''?! | ||
57. Es ist nicht richtig, daß in einem ''Bild'' das Weiße stets die hellste Farbe sein muß. Wohl aber in einer flächenhaften | 57. Es ist nicht richtig, daß in einem ''Bild'' das Weiße stets die hellste Farbe sein muß. Wohl aber in einer flächenhaften Kombination von Farbflecken. Ein Bild könnte ein Buch weißen Papiers im Schatten darstellen und heller als dieses einen gelb, oder blau, oder rötlich leuchtenden Himmel. Beschreibe ich aber eine ebene Fläche, eine Tapete z.B.: sie bestehe aus rein gelben, roten, blauen, weißen und schwarzen Quadraten, so können die gelben nicht heller sein als die weißen, die roten nicht heller als die gelben. | ||
Darum waren die Farben für Goethe Schatten. | Darum waren die Farben für Goethe Schatten. | ||
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29.3 | 29.3 | ||
60. Warum reden wir nicht von einem 'reinen' Braun? Ist der Grund davon bloß die Stellung des Braun zu den andern 'reinen' Farben, seine Verwandschaft mit ihnen allen? – Braun ist vor allem nur Oberflächenfarbe. D.h.: es gibt kein ''klares'' Braun, sondern nur ein Trübes. Auch: Braun enthält Schwarz. – (?) – Wie müßte sich ein Mensch | 60. Warum reden wir nicht von einem 'reinen' Braun? Ist der Grund davon bloß die Stellung des Braun zu den andern 'reinen' Farben, seine Verwandschaft mit ihnen allen? – Braun ist vor allem nur Oberflächenfarbe. D.h.: es gibt kein ''klares'' Braun, sondern nur ein Trübes. Auch: Braun enthält Schwarz. – (?) – Wie müßte sich ein Mensch benehmen, daß man von ihm sagen könnte, er kenne ein ''reines'', ''primäres'', Braun? | ||
61. Wir müssen uns immer wieder die Frage vorhalten: Wie lernt der Mensch die Bedeutung der Farbnamen? | 61. Wir müssen uns immer wieder die Frage vorhalten: Wie lernt der Mensch die Bedeutung der Farbnamen? | ||
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67. Ja, die reinen Farben haben nicht einmal besondere allgemein gebrauchte Namen, so wenig wichtig sind sie uns. | 67. Ja, die reinen Farben haben nicht einmal besondere allgemein gebrauchte Namen, so wenig wichtig sind sie uns. | ||
68. Denken wir uns jemand malte jedes beliebige Stück der Natur, und zwar in den naturgetreuen Farben. Jeder Flächenteil so eines Gemäldes hat eine bestimmte Farbe. Welche Farbe? Wie bestimme ich ihren Namen? Soll sie den Namen des Pigments haben, das er aufgetragen hat, unter dem es z.B. zu kaufen ist? Aber könnte nicht in der besondern Umgebung ein solches Pigment ganz anders | 68. Denken wir uns jemand malte jedes beliebige Stück der Natur, und zwar in den naturgetreuen Farben. Jeder Flächenteil so eines Gemäldes hat eine bestimmte Farbe. Welche Farbe? Wie bestimme ich ihren Namen? Soll sie den Namen des Pigments haben, das er aufgetragen hat, unter dem es z.B. zu kaufen ist? Aber könnte nicht in der besondern Umgebung ein solches Pigment ganz anders aussehen als auf der Palette? | ||
69. So kämen wir also vielleicht dazu, kleinen Farbstückchen auf einem schwarzen Grund (z.B.) besondere Namen zu geben. | 69. So kämen wir also vielleicht dazu, kleinen Farbstückchen auf einem schwarzen Grund (z.B.) besondere Namen zu geben. | ||
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12.4 | 12.4 | ||
127. 'Die Farben', das sind nicht Dinge, die bestimmte Eigenschaften haben, so daß man ohne weiteres nach Farben suchen, sich Farben vorstellen könnte, die wir noch nicht kennen, oder uns jemand vorstellen können, der andere kennt als wir. Es ist schon möglich, daß wir unter gewissen Umständen sagen würden, | 127. 'Die Farben', das sind nicht Dinge, die bestimmte Eigenschaften haben, so daß man ohne weiteres nach Farben suchen, sich Farben vorstellen könnte, die wir noch nicht kennen, oder uns jemand vorstellen können, der andere kennt als wir. Es ist schon möglich, daß wir unter gewissen Umständen sagen würden, Leute kennten Farben, die wir nicht kennen, aber gezwungen sind wir zu diesem Ausdruck nicht. Denn es ist nicht gesagt, was wir als ausreichende Analogien zu unsern Farben ansehen sollen, um das sagen zu können. Es ist hier ähnlich, wie wenn man von infrarotem '''Licht''<nowiki/>' spricht; es ist guter Grund dafür, es zu tun, aber man kann dies auch für einen Mißbrauch erklären. | ||
Und ähnlich geht es mit meinem Begriffe: 'im Körper des Andern Schmerzen haben'. | Und ähnlich geht es mit meinem Begriffe: 'im Körper des Andern Schmerzen haben'. | ||
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132. In einer bestimmten Bedeutung von "weiß" ist Weiß die hellste aller Farben. | 132. In einer bestimmten Bedeutung von "weiß" ist Weiß die hellste aller Farben. | ||
In einem Bild, in welchem ein Stück weißes Papier seine | In einem Bild, in welchem ein Stück weißes Papier seine Helligkeit vom blauen Himmel kriegt, ist dieser heller als das Weiße. Und doch ist, in anderm Sinne, Blau die dunklere, Weiß die hellere Farbe (Goethe). Von einem Weiß und einem Blau auf der Palette, wäre dies heller als jenes. Auf der Palette ist das Weiß die hellste Farbe. | ||
133. Ich mag mir ein bestimmtes Grau-grün so einprägen, daß ich es ohne ein Muster immer richtig wiedererkenne. Das reine Rot (Blau etc.) aber kann ich mir sozusagen immer wieder konstruieren. Es ist eben ein Rot, welches weder auf die eine noch auf die andre Seite neigt, und ich erkenne es ohne ein Muster, wie z.B. den rechten Winkel im Gegensatz zu einem beliebigen spitzen oder stumpfen. | 133. Ich mag mir ein bestimmtes Grau-grün so einprägen, daß ich es ohne ein Muster immer richtig wiedererkenne. Das reine Rot (Blau etc.) aber kann ich mir sozusagen immer wieder konstruieren. Es ist eben ein Rot, welches weder auf die eine noch auf die andre Seite neigt, und ich erkenne es ohne ein Muster, wie z.B. den rechten Winkel im Gegensatz zu einem beliebigen spitzen oder stumpfen. | ||
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157. Sich dein Zimmer am späten Abend an, wenn Farben kaum mehr zu unterschieden sind; und nun mach Licht und male was du im Dämmerlicht gesehen hast. Es gibt Bilder von Gegenden oder Räumen im Halbdunkel: Aber wie vergleicht man die Farben auf so einem Bild mit den im Halbdunkel gesehenen? Wie verschieden ist diese Vergleichung von der zweier Farbmuster, die ich zugleich vor mir habe und zum Vergleich aneinander lege! | 157. Sich dein Zimmer am späten Abend an, wenn Farben kaum mehr zu unterschieden sind; und nun mach Licht und male was du im Dämmerlicht gesehen hast. Es gibt Bilder von Gegenden oder Räumen im Halbdunkel: Aber wie vergleicht man die Farben auf so einem Bild mit den im Halbdunkel gesehenen? Wie verschieden ist diese Vergleichung von der zweier Farbmuster, die ich zugleich vor mir habe und zum Vergleich aneinander lege! | ||
158. Was läßt sich dafür sagen, daß Grün eine primäre Farbe ist und keine Mischfarbe von Blau und Gelb? Wäre diese Antwort richtig hier: "Man kann das nur direkt erkennen, indem man die Farben betrachtet"? Aber wie weiß ich, daß ich dasselbe mit den Worten "primäre Farbe" meine wie ein Andrer, der auch geneigt ist, Grün | 158. Was läßt sich dafür sagen, daß Grün eine primäre Farbe ist und keine Mischfarbe von Blau und Gelb? Wäre diese Antwort richtig hier: "Man kann das nur direkt erkennen, indem man die Farben betrachtet"? Aber wie weiß ich, daß ich dasselbe mit den Worten "primäre Farbe" meine wie ein Andrer, der auch geneigt ist, Grün eine primäre Farbe zu nennen? Nein, hier gibt es Sprachspiele, die diese Frage entscheiden. | ||
Es gibt ein mehr oder weniger bläuliches (oder gelbliches) Grün und es gibt die Aufgabe, zu einem gegebenen Gelblichgrün (oder Blaugrün) ein weniger gelbliches (oder bläuliches) zu mischen, oder aus einer Anzahl von Farbmustern auszuwählen. Ein weniger gelbliches ist aber kein bläulicheres Grün (u.u.), und es gibt auch die Aufgabe, ein Grün zu wählen – oder zu mischen – das weder gelblich noch bläulich ist. Und ich sage "oder zu mischen", weil ein Grün dadurch nicht zugleich gelblich und bläulich, weil es etwa durch ein Mischen von Gelb und Blau zustandekommt. | Es gibt ein mehr oder weniger bläuliches (oder gelbliches) Grün und es gibt die Aufgabe, zu einem gegebenen Gelblichgrün (oder Blaugrün) ein weniger gelbliches (oder bläuliches) zu mischen, oder aus einer Anzahl von Farbmustern auszuwählen. Ein weniger gelbliches ist aber kein bläulicheres Grün (u.u.), und es gibt auch die Aufgabe, ein Grün zu wählen – oder zu mischen – das weder gelblich noch bläulich ist. Und ich sage "oder zu mischen", weil ein Grün dadurch nicht zugleich gelblich und bläulich, weil es etwa durch ein Mischen von Gelb und Blau zustandekommt. | ||
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162. Wer den Begriff der Zwischenfarben erhalten hat, seine Technik beherrscht, wer also zu gegebenen Farbtönen weiblichere, gelblichere, bläulichere finden, oder mischen kann, u.s.f., den fordere man nun auf, ein rötliches Grün zu wählen oder zu mischen. | 162. Wer den Begriff der Zwischenfarben erhalten hat, seine Technik beherrscht, wer also zu gegebenen Farbtönen weiblichere, gelblichere, bläulichere finden, oder mischen kann, u.s.f., den fordere man nun auf, ein rötliches Grün zu wählen oder zu mischen. | ||
163. Wem ein Rötlichgrün bekannt wäre, der sollte im Stande sein, | 163. Wem ein Rötlichgrün bekannt wäre, der sollte im Stande sein, eine Farbenreihe herzustellen, die mit Rot anfinge, mit Grün endet und, auch für uns, etwa einen kontinuierlichen Übergang zwischen ihnen bildet. Es könnte sich dann zeigen, daß dort, wo wir etwa jedesmal den gleichen Ton von Braun sähen, er einmal Braun, einmal Rötlichgrün sähe. Daß er z.B. zwei chemische Verbindungen, die für uns die gleiche Farbe hätten, nach der Farbe unterscheiden könnte und die eine "ein Braun", die andre ein "Rötlichgrün" nennte. | ||
164. Um die Phänomene der Rotgrünblindheit zu beschreiben, brauche ich nur zu sagen, was der Rotgrünblinde ''nicht'' erlernen kann; um aber die Phänomene des normalen Sehens' zu beschreiben, müßte ich aufzählen, was wir tun ''können''. | 164. Um die Phänomene der Rotgrünblindheit zu beschreiben, brauche ich nur zu sagen, was der Rotgrünblinde ''nicht'' erlernen kann; um aber die Phänomene des normalen Sehens' zu beschreiben, müßte ich aufzählen, was wir tun ''können''. | ||
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Und was ist ein 'Baum' und was 'sehen'? | Und was ist ein 'Baum' und was 'sehen'? | ||
166. Man kann z.B. sagen: ''So'' handelt der Mensch mit einer Binde vor den Augen, und ''so'' der Sehende ohne Binde. Mit einer Binde reagiert er so und so, ohne Binde geht er schnell auf der Gasse, begrüßt seine Bekannten, nickt Diesem und Jenem zu, vermeidet beim Überqueren leicht die Wagen und Zweiräder, usw., usw. Schon den Neugeborenen erkennt man als | 166. Man kann z.B. sagen: ''So'' handelt der Mensch mit einer Binde vor den Augen, und ''so'' der Sehende ohne Binde. Mit einer Binde reagiert er so und so, ohne Binde geht er schnell auf der Gasse, begrüßt seine Bekannten, nickt Diesem und Jenem zu, vermeidet beim Überqueren leicht die Wagen und Zweiräder, usw., usw. Schon den Neugeborenen erkennt man als Sehenden daran, daß er Bewegungen mit den Augen folgt. Etc. etc. – Die Frage ist: Von wem soll die Beschreibung verstanden werden? Nur vom Sehenden, oder auch vom Blinden? | ||
Es ist z.B. sinnvoll zu sagen "Der Sehende unterscheidet mit den Augen einen unreifen Apfel von einem reifen". Aber ''nicht'': "Der Sehende unterscheidet einen grünen von einem roten Apfel." Denn was ist 'rot' und 'grün'? | Es ist z.B. sinnvoll zu sagen "Der Sehende unterscheidet mit den Augen einen unreifen Apfel von einem reifen". Aber ''nicht'': "Der Sehende unterscheidet einen grünen von einem roten Apfel." Denn was ist 'rot' und 'grün'? | ||
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175. Die Frage ist: Wie muß unser Gesichtsbild beschaffen sein, wenn es uns ein durchsichtiges Medium zeigen soll? Wie muß z.B. die Farbe des Mediums zur Geltung kommen? Sprechen wir physikalisch – obwohl es uns hier nicht unmittelbar auf Gesetze der Physik ankommt – so müßte durch ein rein grünes Glas alles mehr oder weniger dunkel Grün ausschauen. Der hellste Ton wäre der des Mediums. Was man dadurch sieht, hat also Ähnlichkeit mit einer Photographie. Überträgt man das auf's weiße Glas, so sollte alles wieder wie photographiert ausschauen, aber in Tönen zwischen Weiß und Schwarz. Und warum sollte man so ein Glas, – wenn es eins gäbe – nicht ''weiß'' nennen wollen? Spricht irgend etwas dagegen, bricht die Analogie mit anders gefärbten Gläsern irgendwo zusammen? | 175. Die Frage ist: Wie muß unser Gesichtsbild beschaffen sein, wenn es uns ein durchsichtiges Medium zeigen soll? Wie muß z.B. die Farbe des Mediums zur Geltung kommen? Sprechen wir physikalisch – obwohl es uns hier nicht unmittelbar auf Gesetze der Physik ankommt – so müßte durch ein rein grünes Glas alles mehr oder weniger dunkel Grün ausschauen. Der hellste Ton wäre der des Mediums. Was man dadurch sieht, hat also Ähnlichkeit mit einer Photographie. Überträgt man das auf's weiße Glas, so sollte alles wieder wie photographiert ausschauen, aber in Tönen zwischen Weiß und Schwarz. Und warum sollte man so ein Glas, – wenn es eins gäbe – nicht ''weiß'' nennen wollen? Spricht irgend etwas dagegen, bricht die Analogie mit anders gefärbten Gläsern irgendwo zusammen? | ||
176. Ein grüner Glaswürfel | 176. Ein grüner Glaswürfel sieht, wenn er vor uns liegt, grün aus: Der Gesamteindruck ist grün; so sollte also der des weißen Würfels weiß sein. | ||
177. Wo muß der Würfel weiß erscheinen, damit wir ihn weiß und durchsichtig nennen können? | 177. Wo muß der Würfel weiß erscheinen, damit wir ihn weiß und durchsichtig nennen können? | ||
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182. Ist z.B. das Papier rosa, lila, himmelblau, so wird man sich das Glas etwa trübe denken, aber man könnte auch ein nur schwach rötliches etc. klares Glas meinen. Darum wird manchmal etwas farbloses "weiß" gennant. | 182. Ist z.B. das Papier rosa, lila, himmelblau, so wird man sich das Glas etwa trübe denken, aber man könnte auch ein nur schwach rötliches etc. klares Glas meinen. Darum wird manchmal etwas farbloses "weiß" gennant. | ||
183. Die Farbe eines durchsichtigen Glases, könnte man sagen, sei die, in welcher eine weiße Lichtquelle, dadurch | 183. Die Farbe eines durchsichtigen Glases, könnte man sagen, sei die, in welcher eine weiße Lichtquelle, dadurch gesehen, erscheint. | ||
Ungetrübt ''weiß'' aber erscheint diese durch ein ''farbloses'' Glas. | Ungetrübt ''weiß'' aber erscheint diese durch ein ''farbloses'' Glas. | ||
184. Im Kino ist es oft möglich die Vorgänge im Film so zu | 184. Im Kino ist es oft möglich die Vorgänge im Film so zu sehen, als lägen sie hinter der Leinwandebene und diese sei durchsichtig wie eine Glastafel. Zugleich aber würde sie den Vorgängen ihre Farbe nehmen und nur Weiß, Grau und Schwarz durchlassen. Nun ist man aber nicht versucht, sie eine durchsichtige ''weiße'' Glastafel zu nennen. | ||
Wie würde man denn Dinge durch eine grüne Glastafel sehen? ''Ein'' Unterschied wäre natürlich, daß diese den Unterschied zwischen hell und dunkel vermindern würde, während jene andre diesen Unterschied nicht berühren soll. Eine 'graue durchsichtige' Tafel würde ihn dann etwa vermindern. | Wie würde man denn Dinge durch eine grüne Glastafel sehen? ''Ein'' Unterschied wäre natürlich, daß diese den Unterschied zwischen hell und dunkel vermindern würde, während jene andre diesen Unterschied nicht berühren soll. Eine 'graue durchsichtige' Tafel würde ihn dann etwa vermindern. | ||
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Daß aber etwas 'leuchtend aussehen' kann, das macht die Verteilung der Helligkeiten im Gesehenen, aber es gibt auch ein 'etwas ''als'' leuchtend sehen', man kann unter gewissen Umständen, reflektiertes Licht für das Licht eines leuchtenden Körpers halten. | Daß aber etwas 'leuchtend aussehen' kann, das macht die Verteilung der Helligkeiten im Gesehenen, aber es gibt auch ein 'etwas ''als'' leuchtend sehen', man kann unter gewissen Umständen, reflektiertes Licht für das Licht eines leuchtenden Körpers halten. | ||
225. Ich könnte also etwas ''jetzt'' als schwach leuchtend, ''jetzt'' als grau | 225. Ich könnte also etwas ''jetzt'' als schwach leuchtend, ''jetzt'' als grau sehen. | ||
226. Was man als leuchtend sieht, sieht man nicht als grau. Wohl aber kann man es als weiß sehen. | 226. Was man als leuchtend sieht, sieht man nicht als grau. Wohl aber kann man es als weiß sehen. | ||
227. Man redet von einem 'dunkelroten Schein', aber nicht | 227. Man redet von einem 'dunkelroten Schein', aber nicht von einem 'schwarzroten'. | ||
228. Es gibt einen ''Eindruck'' des Leuchtens. | 228. Es gibt einen ''Eindruck'' des Leuchtens. | ||
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244. Grau und schwach erleuchtetes oder leuchtendes Weiß kann in ''einem'' Sinne die gleiche Farbe sein, denn wenn ich dieses ''male'', muß ich vielleicht auf der Palette jenes mischen. | 244. Grau und schwach erleuchtetes oder leuchtendes Weiß kann in ''einem'' Sinne die gleiche Farbe sein, denn wenn ich dieses ''male'', muß ich vielleicht auf der Palette jenes mischen. | ||
245. Ob ich etwas als grau oder als weiß | 245. Ob ich etwas als grau oder als weiß sehe, kann davon abhängen, wie ich die Dinge um mich beleuchtet sehe. In einem Zusammenhang ist die Farbe für mich weiß in schlechter Beleuchtung, im andern grau in guter Beleuchtung | ||
246. Der Eimer, den ich vor mir sehe, ist glänzend weiß glasiert, ich könnte ihn unmöglich "grau" nennen oder sagen: "Ich sehe eigentlich grau". Aber er hat ein Glanzlicht, das weit heller ist als seine übrige Fläche, und, da er rund ist, geht er vom Licht allmählich in den Schatten über, ohne doch anders gefärbt zu erscheinen. | 246. Der Eimer, den ich vor mir sehe, ist glänzend weiß glasiert, ich könnte ihn unmöglich "grau" nennen oder sagen: "Ich sehe eigentlich grau". Aber er hat ein Glanzlicht, das weit heller ist als seine übrige Fläche, und, da er rund ist, geht er vom Licht allmählich in den Schatten über, ohne doch anders gefärbt zu erscheinen. | ||
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260. Was man den "farbigen" Gesamteindruck einer Oberfläche nennen kann, ist nicht etwa eine Art arithmetisches Mittel aller Farben der Oberfläche. | 260. Was man den "farbigen" Gesamteindruck einer Oberfläche nennen kann, ist nicht etwa eine Art arithmetisches Mittel aller Farben der Oberfläche. | ||
261. [ "Ich sehe (höre fühle etc) X" | 261. [ "Ich sehe (höre fühle etc.) X" | ||
"Ich beobachte X" | "Ich beobachte X" | ||
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265. Ich male die Aussicht von meinem Fenster; eine bestimmte Stelle, bestimmt durch ihre Lage in der Architektur eines Hauses, male ich mit Ocker. Ich sage “Diese Stelle sehe ich in dieser Farbe." | 265. Ich male die Aussicht von meinem Fenster; eine bestimmte Stelle, bestimmt durch ihre Lage in der Architektur eines Hauses, male ich mit Ocker. Ich sage “Diese Stelle sehe ich in dieser Farbe." | ||
Das bedeutet nicht, daß ich an dieser Stelle die Farbe Ocker | Das bedeutet nicht, daß ich an dieser Stelle die Farbe Ocker sehe, denn der Farbstoff mag, so umgeben, mir viel heller oder dunkler oder rötlicher (etc.) als Ocker erscheinen. | ||
Ich kann etwa sagen "So, wie ich sie hier (mit Ocker) gemalt habe, sehe ich diese Stelle, nämlich als ein stark rötliches Gelb." | Ich kann etwa sagen "So, wie ich sie hier (mit Ocker) gemalt habe, sehe ich diese Stelle, nämlich als ein stark rötliches Gelb." | ||
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Wie aber, wenn man von mir verlangte, den ''genauen'' Farbton anzugeben, der mir hier erscheint? Wie soll ich ihn angeben und wie bestimmen? Man könnte z.B. von mir verlangen, daß ich ein Farbmuster, ein rechteckiges Stück Papier von dieser Farbe, herstelle. Ich sage nicht, daß so ein Vergleich ohne jedes Interesse ist, aber er zeigt, daß nicht von vornherein klar ist, wie Farbtöne zu vergleichen sind, und also: was hier "Farbengleichheit" bedeutet. | Wie aber, wenn man von mir verlangte, den ''genauen'' Farbton anzugeben, der mir hier erscheint? Wie soll ich ihn angeben und wie bestimmen? Man könnte z.B. von mir verlangen, daß ich ein Farbmuster, ein rechteckiges Stück Papier von dieser Farbe, herstelle. Ich sage nicht, daß so ein Vergleich ohne jedes Interesse ist, aber er zeigt, daß nicht von vornherein klar ist, wie Farbtöne zu vergleichen sind, und also: was hier "Farbengleichheit" bedeutet. | ||
266. Denken wir uns ein Gemälde in kleine Stücke von annähernd gleichmäßiger Färbung | 266. Denken wir uns ein Gemälde in kleine Stücke von annähernd gleichmäßiger Färbung zerschnitten und diese Stücke dann als Steine eines Zusammenlegspieles verwendet. Auch dort, wo ein solcher Stein nicht einfarbig ist, soll er keine räumliche Form andeuten, sondern als flacher Farbfleck erscheinen. Erst im Zusammenhang mit den andern wird er ein Stück Himmel, ein Schatten, ein Glanz, eine konkave oder konvexe Fläche etc. | ||
267. Man könnte also sagen, dies Zusammenlegspiel zeige die eigentlichen Farben der Stellen des Bildes. | 267. Man könnte also sagen, dies Zusammenlegspiel zeige die eigentlichen Farben der Stellen des Bildes. | ||
268. Man könnte geneigt sein, zu glauben, eine Analyse unsrer Farbbegriffe führe am Ende zu den Farben von Stellen unsres Gesichtsfelds, die von jeder räumlichen oder physikalischen Deutung unabhängig wären, denn hier gebe es weder Beleuchtung noch Schatten, noch Glanz, noch Durchsichtigkeit oder | 268. Man könnte geneigt sein, zu glauben, eine Analyse unsrer Farbbegriffe führe am Ende zu den Farben von Stellen unsres Gesichtsfelds, die von jeder räumlichen oder physikalischen Deutung unabhängig wären, denn hier gebe es weder Beleuchtung noch Schatten, noch Glanz, noch Durchsichtigkeit oder Undurchsichtigkeit, etc. | ||
269. Was uns als einfärbiger heller Strich ohne Breite auf dunklem Grunde erscheint, kann weiß aussehen, aber nicht grau. (?) Ein Planet könnte nicht hellgrau aussehen. | 269. Was uns als einfärbiger heller Strich ohne Breite auf dunklem Grunde erscheint, kann weiß aussehen, aber nicht grau. (?) Ein Planet könnte nicht hellgrau aussehen. | ||
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270. Würde man aber nicht unter Umständen den Punkt oder den Strich als grau ''deuten''? (Denke an eine Photographie.) | 270. Würde man aber nicht unter Umständen den Punkt oder den Strich als grau ''deuten''? (Denke an eine Photographie.) | ||
271. Sehe ich wirklich die Haare des Jungen auf der Photographie blond?! – | 271. Sehe ich wirklich die Haare des Jungen auf der Photographie blond?! – Sehe ich sie grau? | ||
''Schließe'' ich nur, daß, was auf dem Bild so ausschaut, in Wirklichkeit blond sein muß? | ''Schließe'' ich nur, daß, was auf dem Bild so ausschaut, in Wirklichkeit blond sein muß? | ||
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272. 'Dunkelrot' und 'Schwarzrot sind nicht gleichartige Begriffe. Ein Rubin kann in der Durchsicht dunkelrot erscheinen, aber, wenn er klar ist, nicht schwarzrot. Der Maler mag ihn durch einen schwarzroten Fleck darstellen, aber im Bild wird dieser Fleck nicht schwarzrot wirken. Er wird mit Tiefe gesehen, sowie das Flache drei dimensional erscheint. | 272. 'Dunkelrot' und 'Schwarzrot sind nicht gleichartige Begriffe. Ein Rubin kann in der Durchsicht dunkelrot erscheinen, aber, wenn er klar ist, nicht schwarzrot. Der Maler mag ihn durch einen schwarzroten Fleck darstellen, aber im Bild wird dieser Fleck nicht schwarzrot wirken. Er wird mit Tiefe gesehen, sowie das Flache drei dimensional erscheint. | ||
273. Im Film, wie auf der Photographie, sehen Gesicht und Haare nicht ''grau'' aus, sie machen einen ganz natürlichen Eindruck; Speisen auf einer Schüssel dagegen | 273. Im Film, wie auf der Photographie, sehen Gesicht und Haare nicht ''grau'' aus, sie machen einen ganz natürlichen Eindruck; Speisen auf einer Schüssel dagegen sehen im Film oft grau und darum unappetitlich aus. | ||
274. Was heißt es aber, Haar sehe auf der Photographie blond aus? Wie zeigt sich's daß es so ''aussieht'' und auf die Farbe nicht nur ''geschlossen'' wird? Welche unsrer Reaktionen läßt uns das sagen? – Sicht denn ein Kopf in Stein oder Gips nicht weiß aus? | 274. Was heißt es aber, Haar sehe auf der Photographie blond aus? Wie zeigt sich's daß es so ''aussieht'' und auf die Farbe nicht nur ''geschlossen'' wird? Welche unsrer Reaktionen läßt uns das sagen? – Sicht denn ein Kopf in Stein oder Gips nicht weiß aus? | ||
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280. Kann man sagen 'Farbenblindheit' (oder 'Blindheit') sei ein Phänomen, 'Sehen' nicht? | 280. Kann man sagen 'Farbenblindheit' (oder 'Blindheit') sei ein Phänomen, 'Sehen' nicht? | ||
Das wurde etwa heißen: "Ich sehe" ist eine Äußerung, "Ich bin blind" nicht. Aber das ist doch nicht wahr. Man hält mich auf der Straße oft für blind. Ich könnte einem, der es tut, sagen "Ich | Das wurde etwa heißen: "Ich sehe" ist eine Äußerung, "Ich bin blind" nicht. Aber das ist doch nicht wahr. Man hält mich auf der Straße oft für blind. Ich könnte einem, der es tut, sagen "Ich sehe", d.h.: ich bin nicht blind. | ||
281. Man könnte sagen: Es ist ein Phänomen, daß es Leute gibt, die das und das nicht erlernen können. Dies Phänomen ist die Farbenblindheit. – Sie wäre also eine Unfähigkeit; das | 281. Man könnte sagen: Es ist ein Phänomen, daß es Leute gibt, die das und das nicht erlernen können. Dies Phänomen ist die Farbenblindheit. – Sie wäre also eine Unfähigkeit; das Sehen aber die Fähigkeit. | ||
282. Ich sage dem B, der nicht Schach spielen kann: "A kann Schach nicht erlernen". B kann das verstehen. – Aber nun sage ich Einem, der überhaupt nicht im Stande ist irgend ein Spiel zu erlernen, der und der könne ein Spiel nicht erlernen. Was weiß jener vom Wesen eines Spiels? Kann er z.B. nicht einen gänzlich falschen Begriff von einem Spiel haben? Nun, er mag verstehen, man könne weder ihn noch den Andern zu einer Unterhaltung einladen, weil sie keine Spiele spielen können. | 282. Ich sage dem B, der nicht Schach spielen kann: "A kann Schach nicht erlernen". B kann das verstehen. – Aber nun sage ich Einem, der überhaupt nicht im Stande ist irgend ein Spiel zu erlernen, der und der könne ein Spiel nicht erlernen. Was weiß jener vom Wesen eines Spiels? Kann er z.B. nicht einen gänzlich falschen Begriff von einem Spiel haben? Nun, er mag verstehen, man könne weder ihn noch den Andern zu einer Unterhaltung einladen, weil sie keine Spiele spielen können. | ||
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289. Ich könnte auch Einen genau nachmachen, der eine Multiplikation rechnet, ohne selbst das Multiplizieren erlernen zu können. | 289. Ich könnte auch Einen genau nachmachen, der eine Multiplikation rechnet, ohne selbst das Multiplizieren erlernen zu können. | ||
Und ich könnte dann Andre nicht multiplizieren lehren, obwohl es denkbar wäre, daß ich den Anstoß dazu | Und ich könnte dann Andre nicht multiplizieren lehren, obwohl es denkbar wäre, daß ich den Anstoß dazu gäbe, daß Einer es erlernt. | ||
290. Ein Farbenblinder kann offenbar die Prüfung schildern, bei der seine Farbenblindheit zu Tage kam. Und was er hernach schildern kann, das hätte er auch erfinden können. | 290. Ein Farbenblinder kann offenbar die Prüfung schildern, bei der seine Farbenblindheit zu Tage kam. Und was er hernach schildern kann, das hätte er auch erfinden können. | ||
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293. Man könnte sagen, die Begriffe der Menschen zeigen, worauf es ihnen ankommt und worauf nicht. Aber nicht als ''erklärte'' das die besondern Begriffe, die sie haben. Es soll nur die Auffassung ausschließen, als hätten wir richtige, andre Leute falsche Begriffe. (Es gibt einen Übergang von einem Rechenfehler zu einer andern Art des Rechnens.) | 293. Man könnte sagen, die Begriffe der Menschen zeigen, worauf es ihnen ankommt und worauf nicht. Aber nicht als ''erklärte'' das die besondern Begriffe, die sie haben. Es soll nur die Auffassung ausschließen, als hätten wir richtige, andre Leute falsche Begriffe. (Es gibt einen Übergang von einem Rechenfehler zu einer andern Art des Rechnens.) | ||
294. Wenn Blinde, wie sie es gern tun, vom blauen Himmel und anderen spezifisch visuellen Erscheinungen reden, sagt der | 294. Wenn Blinde, wie sie es gern tun, vom blauen Himmel und anderen spezifisch visuellen Erscheinungen reden, sagt der Sehende oft "Wer weiß, was er sich darunter vorstellt". Warum sagt er es aber nicht von jedem andern Sehenden? Es ist natürlich überhaupt ein falscher Ausdruck. | ||
295. Das, worüber ich so langwierig schreibe, kann einem Andern mit unverdorbenerem Verstande selbstverständlich sein. | 295. Das, worüber ich so langwierig schreibe, kann einem Andern mit unverdorbenerem Verstande selbstverständlich sein. | ||
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312. Ich weiß jedesmal, nur immer etwas anderes? ''Freilich'', – aber die Sprachspiele sind weit verschiedener, als es uns bei diesen Sätzen zu Bewußtsein kommt. | 312. Ich weiß jedesmal, nur immer etwas anderes? ''Freilich'', – aber die Sprachspiele sind weit verschiedener, als es uns bei diesen Sätzen zu Bewußtsein kommt. | ||
313. "Die Welt der physikalischen Gegenstände und die Welt des Bewußtseins." Was weiß ich von ''dieser''? Was mich meine Sinne lehren? Also, wie das ist, wenn man sieht, hört, fühlt etc. etc. – Aber lerne ich das wirklich? Oder lerne ich wie das ist, wenn ''ich jetzt'' sehe, höre etc, und ''glaube'', daß es auch früher so war? | 313. "Die Welt der physikalischen Gegenstände und die Welt des Bewußtseins." Was weiß ich von ''dieser''? Was mich meine Sinne lehren? Also, wie das ist, wenn man sieht, hört, fühlt etc. etc. – Aber lerne ich das wirklich? Oder lerne ich wie das ist, wenn ''ich jetzt'' sehe, höre etc., und ''glaube'', daß es auch früher so war? | ||
314. Was ist eigentlich die '<nowiki/>''Welt''' des Bewußtseins? Da möchte ich sagen: "Was in meinem Geist vorgeht, jetzt in ihm vorgeht, was ich | 314. Was ist eigentlich die '<nowiki/>''Welt''' des Bewußtseins? Da möchte ich sagen: "Was in meinem Geist vorgeht, jetzt in ihm vorgeht, was ich sehe, höre, ...." Könnten wir das nicht vereinfachen und sagen: "Was ich jetzt sehe." – | ||
315. Die Frage ist offenbar: Wie vergleichen wir physikalische Gegenstände – wie Erlebnisse? | 315. Die Frage ist offenbar: Wie vergleichen wir physikalische Gegenstände – wie Erlebnisse? | ||
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318. Ich beobachte diesen Fleck. "Jetzt ist er ''so''" – dabei zeige ich etwa auf ein Bild. Ich mag ständig das gleiche ''beobachten'' und was ich ''sehe'', mag dabei gleichbleiben, oder sich ändern. Was ich beobachte und was ich sehe hat nicht die gleiche Art der Identität. Denn die Worte "dieser Fleck" z.B. lassen die Art der Identität, die ich meine, nicht erkennen. | 318. Ich beobachte diesen Fleck. "Jetzt ist er ''so''" – dabei zeige ich etwa auf ein Bild. Ich mag ständig das gleiche ''beobachten'' und was ich ''sehe'', mag dabei gleichbleiben, oder sich ändern. Was ich beobachte und was ich sehe hat nicht die gleiche Art der Identität. Denn die Worte "dieser Fleck" z.B. lassen die Art der Identität, die ich meine, nicht erkennen. | ||
319. "Die Psychologie beschreibt die Phänomene der Farbenblindheit und auch des normalen Sehens." Was sind die 'Phänomene der Farbenblindheit'? Doch die Reaktionen des Farbenblinden, durch die er sich vom Normalen unterscheidet. Doch nicht ''alle'' Reaktionen des Farbenblinden, z.B. auch die, durch welche er sich vom Blinden unterscheidet. – Kann ich den Blinden lehren, was Sehen ist, oder kann ich den Sehenden dies lehren? Das heißt nichts. Was heißt es denn: das ''Sehen'' zu beschreiben? Aber ich kann Menschen die Bedeutung der Worte "blind" und " | 319. "Die Psychologie beschreibt die Phänomene der Farbenblindheit und auch des normalen Sehens." Was sind die 'Phänomene der Farbenblindheit'? Doch die Reaktionen des Farbenblinden, durch die er sich vom Normalen unterscheidet. Doch nicht ''alle'' Reaktionen des Farbenblinden, z.B. auch die, durch welche er sich vom Blinden unterscheidet. – Kann ich den Blinden lehren, was Sehen ist, oder kann ich den Sehenden dies lehren? Das heißt nichts. Was heißt es denn: das ''Sehen'' zu beschreiben? Aber ich kann Menschen die Bedeutung der Worte "blind" und "sehend" lehren und zwar lernt sie der Sehende, wie der Blinde. Weiß denn der Blinde, wie das ist, wenn man sieht? Aber weiß es der Sehende?! Weiß er auch, wie es ist, Bewußtsein zu haben? | ||
Aber kann nicht der Psychologe den Unterschied zwischen dem Benehmen des Sehenden und des Blinden beobachten? (Der Meteorologe den Unterschied zwischen Regen und Trockenheit?) Man könnte doch z.B. den Unterschied des Benehmens beobachten von Ratten, denen man die Barthaare genommen hat, und von unverstümmelten. Und das könnte man nennen vielleicht, die Rolle dieses Tastapparates zu beschreiben – {{Check}}Das Leben der Blinden ist anders als das Leben der Sehenden. | Aber kann nicht der Psychologe den Unterschied zwischen dem Benehmen des Sehenden und des Blinden beobachten? (Der Meteorologe den Unterschied zwischen Regen und Trockenheit?) Man könnte doch z.B. den Unterschied des Benehmens beobachten von Ratten, denen man die Barthaare genommen hat, und von unverstümmelten. Und das könnte man nennen vielleicht, die Rolle dieses Tastapparates zu beschreiben – {{Check}}Das Leben der Blinden ist anders als das Leben der Sehenden. | ||
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321. "Du siehst den Baum, der Blinde sieht ihn nicht." Das müßte ich einem Sehenden sagen. Und also einem Blinden: "Du siehst den Baum nicht, wir sehen ihn"? Wie wäre das, wenn der Blinde zu sehen glaubte, oder ich glaubte, ich könnte nicht sehen? | 321. "Du siehst den Baum, der Blinde sieht ihn nicht." Das müßte ich einem Sehenden sagen. Und also einem Blinden: "Du siehst den Baum nicht, wir sehen ihn"? Wie wäre das, wenn der Blinde zu sehen glaubte, oder ich glaubte, ich könnte nicht sehen? | ||
322. Ist es ein Phänomen, daß ich den Baum | 322. Ist es ein Phänomen, daß ich den Baum sehe? Es ist eins, daß ich dies richtig als Baum erkenne, daß ich nicht blind bin. | ||
323. "Ich sehe einen Baum" als Äußerung des visuellen Eindrucks, ist es die Beschreibung eines Phänomens? ''Welches'' Phänomens? Wie kann ich Einem dies erklären? | 323. "Ich sehe einen Baum" als Äußerung des visuellen Eindrucks, ist es die Beschreibung eines Phänomens? ''Welches'' Phänomens? Wie kann ich Einem dies erklären? | ||
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Nicht der Psychologe lehrt mich den Gebrauch des Wortes "sehen". | Nicht der Psychologe lehrt mich den Gebrauch des Wortes "sehen". | ||
338. Wenn der Psychologe uns mitteilt "Es gibt Menschen, welche sehen", so können wir ihn fragen "Und was nennst du 'Menschen, welche | 338. Wenn der Psychologe uns mitteilt "Es gibt Menschen, welche sehen", so können wir ihn fragen "Und was nennst du 'Menschen, welche sehen'?" Darauf wäre die Antwort von der Art "Menschen, die unter den und den Umständen so und so reagieren, sich so und so benehmen". "Sehen" wäre ein Fachwort des Psychologen, das er uns erklärt. Sehen ist dann etwas, was er an dem Menschen beobachtet hat. | ||
339. Wir lernen die Ausdrücke "ich sehe ...", "er sieht ..." etc. gebrauchen, ehe wir zwischen Sehen und Blindheit unterscheiden lernen. | 339. Wir lernen die Ausdrücke "ich sehe ...", "er sieht ..." etc. gebrauchen, ehe wir zwischen Sehen und Blindheit unterscheiden lernen. | ||
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343. Wenn ich Einem mitteile, ich sei nicht blind, ist das eine Beobachtung? Ich kann ihn jedenfalls durch mein Benehmen davon überzeugen. | 343. Wenn ich Einem mitteile, ich sei nicht blind, ist das eine Beobachtung? Ich kann ihn jedenfalls durch mein Benehmen davon überzeugen. | ||
344. Ein Blinder könnte leicht herausfinden, ob auch ich blind | 344. Ein Blinder könnte leicht herausfinden, ob auch ich blind sei; indem er z.B. eine bestimmte Handbewegung macht und mich fragt, was er getan hat. | ||
345. Können wir uns nicht einen blinden Volkstamm denken? Könnte er nicht unter besondern Bedingungen lebensfähig sein? Und könnte es nicht als Ausnahme Sehende geben? | 345. Können wir uns nicht einen blinden Volkstamm denken? Könnte er nicht unter besondern Bedingungen lebensfähig sein? Und könnte es nicht als Ausnahme Sehende geben? |