Tagebücher 1914-1916: Difference between revisions

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Mein Fehler liegt offenbar in einer falschen Auffassung der logischen Abbildung durch den Satz.
Mein Fehler liegt offenbar in einer falschen Auffassung der logischen Abbildung durch den Satz.
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Am eigentlichen Satzzeichen muß geradesoviel zu unterscheiden sein, als am Sachverhalt zu unterscheiden ist. Darin besteht ihre Identität. [''Vgl.'' 4.04.]
Am eigentlichen Satzzeichen muß geradesoviel zu unterscheiden sein, als am Sachverhalt zu unterscheiden ist. Darin besteht ihre Identität. [''Vgl.'' 4.04.]
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Der Satz ist einem hypothetischen Sachverhalt zugeordnet. Dieser Sachverhalt ist durch seine Beschreibung gegeben. Der Satz ist die Beschreibung eines Sachverhalts. [''S.'' 4.02.3.]
Der Satz ist einem hypothetischen Sachverhalt zugeordnet. Dieser Sachverhalt ist durch seine Beschreibung gegeben. Der Satz ist die Beschreibung eines Sachverhalts. [''S.'' 4.023.]


Wie die Beschreibung eines Gegenstandes nach seinen externen Eigenschaften, so beschreibt der Satz die Tatsache nach ihren internen Eigenschaften. [''S.'' 4.023.]
Wie die Beschreibung eines Gegenstandes nach seinen externen Eigenschaften, so beschreibt der Satz die Tatsache nach ihren internen Eigenschaften. [''S.'' 4.023.]
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Die logischen Scheinfunktionen ''sind'' Operationen.
Die logischen Scheinfunktionen ''sind'' Operationen.


Nur Operationen können verschwinden! [''Vgl.'' 5.2.54.]
Nur Operationen können verschwinden! [''Vgl.'' 5.254.]


Der negative Satz schließt die Wirklichkeit aus.
Der negative Satz schließt die Wirklichkeit aus.
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Das subjektive Universum.
Das subjektive Universum.


Statt die logischen Operationen im Satz an dessen Teilsätzen zu vollziehen können wir diesen auch ''Marken'' zuordnen und t ihnen operieren.' Dann ist ''einem'' Satzbild ein mit ihm in kompliziertester Weise zusammenhängendes Markensternbild zugeordnet.
Statt die logischen Operationen im Satz an dessen Teilsätzen zu vollziehen können wir diesen auch ''Marken'' zuordnen und mit ihnen operieren. Dann ist ''einem'' Satzbild ein mit ihm in kompliziertester Weise zusammenhängendes Markensternbild zugeordnet.


:<math>(aRb, cSd, \phi e) ((p \lor q).r : \supset : q.r . \equiv . p \lor r)</math>
:<math>(aRb, cSd, \phi e) ((p \lor q).r : \supset : q.r . \equiv . p \lor r)</math>
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Wir glauben nicht a ''priori'' an ein Erhaltungsgesetz, sondern wir ''wissen'' a priori die Möglichkeit seiner logischen Form. [6.33.]
Wir glauben nicht ''a priori'' an ein Erhaltungsgesetz, sondern wir ''wissen'' a priori die Möglichkeit seiner logischen Form. [6.33.]


Alle jene a priori gewissen Sätze, wie der Satz vom Grunde, von der Kontinuität in der Natur, etc., etc., alle diese sind aprioristische Einsichten bezüglich der möglichen Formgebung der Sätze der Wissenschaft. [''Vgl.'' 6.34.]
Alle jene a priori gewissen Sätze, wie der Satz vom Grunde, von der Kontinuität in der Natur, etc., etc., alle diese sind aprioristische Einsichten bezüglich der möglichen Formgebung der Sätze der Wissenschaft. [''Vgl.'' 6.34.]
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Da die Sprache in ''internen '' Relationen zur Welt steht, so bestimmt ''sie'' und diese Relationen die logische Möglichkeit der Tatsachen.
Da die Sprache in ''internen '' Relationen zur Welt steht, so bestimmt ''sie'' und diese Relationen die logische Möglichkeit der Tatsachen. Haben wir ein bedeutungsvolles Zeichen, so muß es in einer bestimmten internen Relation zu einem Gebilde stehen. Zeichen und Relation bestimmen eindeutig die logische Form des Bezeichneten.
 
Haben wir ein bedeutungsvolles Zeichen, so muß es in einer bestimmten internen Relation zu einem Gebilde stehen. Zeichen und Relation bestimmen eindeutig die logische Form des Bezeichneten.


Aber kann nicht irgend ein so genanntes Ding mit irgend einem solchen auf ein und dieselbe Weise zugeordnet werden?
Aber kann nicht irgend ein so genanntes Ding mit irgend einem solchen auf ein und dieselbe Weise zugeordnet werden?
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Es scheint immer, als ob es etwas gäbe, was man ''als Ding betrachten könne, andererseits'' wirkliche einfache Dinge.
Es scheint immer, als ob es etwas gäbe, was man ''als Ding betrachten könne, andererseits'' wirkliche einfache Dinge.


Es ist klar: Weder ein Bleistiftstrich noch ein Dampfschiff s d einfach: Besteht zwischen diesen beiden wirklich eine logische Äquivalenz?
Es ist klar: Weder ein Bleistiftstrich noch ein Dampfschiff sind einfach: Besteht zwischen diesen beiden wirklich eine logische Äquivalenz?


"Gesetze", wie der Satz vom Grunde etc., handeln vom Netz, nicht von dem, was das Netz beschreibt. [''S''. 6.35.]
"Gesetze", wie der Satz vom Grunde etc., handeln vom Netz, nicht von dem, was das Netz beschreibt. [''S''. 6.35.]
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Die Willensfreiheit besteht darin, daß zukünftige Ereignisse jetzt nicht ''gewußt'' werden ''können.'' Nur dann könnten wir sie wissen, wenn die Kausalität eine INNERE Notwendigkeit wäre – wie etwa die des logischen Schlusses. – Der Zusammenhang von Wissen und Gewußtem ist ''der'' der logischen Notwendigkeit. [''S''. 5.1362.]
Die Willensfreiheit besteht darin, daß zukünftige Ereignisse jetzt nicht ''gewußt'' werden ''können.'' Nur dann könnten wir sie wissen, wenn die Kausalität eine INNERE Notwendigkeit wäre – wie etwa die des logischen Schlusses. – Der Zusammenhang von Wissen und Gewußtem ist ''der'' der logischen Notwendigkeit. [''S''. 5.1362.]


Ich darf mich nicht um die Sprache kümmern brauchen. Das Nicht-Stimmen ist ähnlich wie die Nicht-Identität.
Ich darf mich nicht um die Sprache kümmern brauchen.
 
Das Nicht-Stimmen ist ähnlich wie die Nicht-Identität.




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Denn Zweifel kann nur bestehen, wo eine Frage besteht; eine Frage kann nur bestehen, wo eine Antwort besteht, und diese nur, wo etwas ''gesagt'' werden ''kann.'' [''S.'' 6.51.]
Denn Zweifel kann nur bestehen, wo eine Frage besteht; eine Frage kann nur bestehen, wo eine Antwort besteht, und diese nur, wo etwas ''gesagt'' werden ''kann.'' [''S.'' 6.51.]


Alle Theorien, die besagen: "Es ''muß'' sich doch so verhalte , sonst könnten wir ja nicht philosophieren" oder "sonst könnten wir doch nicht leben" etc., etc., müssen natürlich verschwinden.
Alle Theorien, die besagen: "Es ''muß'' sich doch so verhalten, sonst könnten wir ja nicht philosophieren" oder "sonst könnten wir doch nicht leben" etc., etc., müssen natürlich verschwinden.


Meine Methode ist es nicht, das Harte vom Weichen zu scheiden, sondern die Härte des Weichen zu sehen.
Meine Methode ist es nicht, das Harte vom Weichen zu scheiden, sondern die Härte des Weichen zu sehen.
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Die Klasse aller Zeichen, die sowohl p als auch q bejahen, ist das Zeichen für p.q. Die Klasse aller Zeichen, die entweder p oder q bejahen, ist der Satz "p ∨ q". [''Vgl.'' 5.513.]
Die Klasse aller Zeichen, die sowohl p als auch q bejahen, ist das Zeichen für p.q. Die Klasse aller Zeichen, die entweder p oder q bejahen, ist der Satz "p ∨ q". [''Vgl.'' 5.513.]
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Man kann nicht sagen, daß sowohl Tautologien als Kontradiktionen ''nichts'' sagen in dem Sinne, daß sie etwa beide Nullpunkte in der Skala der Sätze wären. Denn zum Mindesten sind sie ''entgegengesetzte'' Pole.
Man kann nicht sagen, daß sowohl Tautologien als Kontradiktionen ''nichts'' sagen in dem Sinne, daß sie etwa beide Nullpunkte in der Skala der Sätze wären. Denn zum Mindesten sind sie ''entgegengesetzte'' Pole.
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Die Bedeutung unserer Sätze aber ist nicht unendlich kompliziert.
Die Bedeutung unserer Sätze aber ist nicht unendlich kompliziert.


Der Satz ist das Bild der Tatsache. Ich kann von einer Tatsache verschiedene Bilder entwerfen. (Dazu dienen mir die logischen Operationen.) Aber das für di ''Tatsache'' Charakteristische in diesen Bildern wird in allen dasselbe sein und von nur nicht abhängen.
Der Satz ist das Bild der Tatsache. Ich kann von einer Tatsache verschiedene Bilder entwerfen. (Dazu dienen mir die logischen Operationen.) Aber das für die ''Tatsache'' Charakteristische in diesen Bildern wird in allen dasselbe sein und von mir nicht abhängen.


Mit der Zeichenklasse des Satzes "p" ist bereits die Klasse "~p" etc., etc., gegeben. Wie es auch sein muß.
Mit der Zeichenklasse des Satzes "p" ist bereits die Klasse "~p" etc., etc., gegeben. Wie es auch sein muß.
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Ist die logische Summe zweier Tautologien eine Ta1:1tologie im ersten Sinne? Gibt es wirklich die Dualität: Tautologie-Kontradiktion?
Ist die logische Summe zweier Tautologien eine Tautologie im ersten Sinne? Gibt es wirklich die Dualität: Tautologie-Kontradiktion?


Unser Einfaches IST: das Einfachste, was wir kennen. – Das Einfachste zu dem unsere Analyse vordringen kann – es braucht nur als Urbild, als Variable in unseren Sätzen zu erscheinen – ''dies'' ist das Einfache, welches wir meinen und suchen.
Unser Einfaches IST: das Einfachste, was wir kennen. – Das Einfachste zu dem unsere Analyse vordringen kann – es braucht nur als Urbild, als Variable in unseren Sätzen zu erscheinen – ''dies'' ist das Einfache, welches wir meinen und suchen.
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Dürfen wir einen Teil des Raumes als Ding betrachten? Dies tun wir offenbar in gewissem Sinne immer, wo wir von den räumlichen Dingen reden.
Dürfen wir einen Teil des Raumes als Ding betrachten? Dies tun wir offenbar in gewissem Sinne immer, wo wir von den räumlichen Dingen reden.


Es scheint nämlich – zum mindesten so weit ich jetzt sehen kann – mit dem Wegschaffen von Namen durch Definitionen nicht getan zu sein: die komplexen räumlichen Gegenstände, zum Beispiel, schein n mir in irgend einem Sinn wesentlich Dinge zu sein – ich sehe sie, sozusagen, als Dinge – und ihre Bezeichnung vermittelst Namen scheint mehr zu sein als ein bloß sprachlicher Trick. Die räumlichen zusammengesetzten Gegenstände – z. B. – erscheinen – wie es scheint – wirklich als Dinge.
Es scheint nämlich – zum mindesten so weit ich jetzt sehen kann – mit dem Wegschaffen von Namen durch Definitionen nicht getan zu sein: die komplexen räumlichen Gegenstände, zum Beispiel, scheinen mir in irgend einem Sinn wesentlich Dinge zu sein – ich sehe sie, sozusagen, als Dinge – und ihre Bezeichnung vermittelst Namen scheint mehr zu sein als ein bloß sprachlicher Trick. Die räumlichen zusammengesetzten Gegenstände – z. B. – erscheinen – wie es scheint – wirklich als Dinge.


Aber was bedeutet das alles?
Aber was bedeutet das alles?
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Soviel ist klar, daß ein Komplex nur durch seine Beschreibung gegeben sein kann; und diese stimmen oder nicht stimmen wird. [''S.'' 3.24.]
Soviel ist klar, daß ein Komplex nur durch seine Beschreibung gegeben sein kann; und diese stimmen oder nicht stimmen wird. [''S.'' 3.24.]


Der Satz, in welchem von einem Komplex die Rede ist, wird, wenn dieser nicht existiert, nicht unsinnig sondern einfach falsch sein1 [''S.'' 3.24.]
Der Satz, in welchem von einem Komplex die Rede ist, wird, wenn dieser nicht existiert, nicht unsinnig sondern einfach falsch sein! [''S.'' 3.24.]




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Schon lange war es mir bewußt, daß ich ein Buch schreiben könnte "Was für eine Welt ich vorfand". [''Vgl.'' 5.631.]
Schon lange war es mir bewußt, daß ich ein Buch schreiben könnte "Was für eine Welt ich vorfand". [''Vgl.'' 5.631.]


Haben wir nicht eben das Gefühl von der Einfachen Relation, welches uns immer als Hauptgrund für die Annahmen der Existenz "einfacher Gegenstände" vorschwebt, haben wir nicht dieses selbe Gefühl, wenn wir an die Relation zwischen Namen und komplexem
Haben wir nicht eben das Gefühl von der Einfachen Relation, welches uns immer als Hauptgrund für die Annahmen der Existenz "einfacher Gegenstände" vorschwebt, haben wir nicht dieses selbe Gefühl, wenn wir an die Relation zwischen Namen und komplexem Gegenstand denken?


Gegenstand denken?
Nehmen wir an der komplexe Gegenstand sei dies Buch; es heiße "A". Dann zeigt doch das Vorkommen des "A" Satz das Vorkommen des Buches in der Tatsache an. ''Er löst sich eben auch bei der Analyse nicht willkürlich auf, so daß etwa seine Auflösung in jedem Satzgefüge eine gänzlich verschiedene wäre''. [''S''. 3.3442.]
 
Nehmen wir an der komplexe Gegenstand sei dies Buch; es heiße "A". Dann zeigt doch das Vorkommen des "A" Satz das Vorkommen des Buches in der Tatsache an. ''Er löst steh eben auch bei der Analyse nicht willkürlich auf, so daß etwa seine Auflösung in jedem Satzgefüge eine gänzlich verschiedene wäre''. [''S''. 3.3442.]


Und so wie das Vorkommen eines Ding-Namens in verschiedenen Sätzen so zeigt das Vorkommen des Namens zusammengesetzter Gegenstände die Gemeinsamkeit einer Form und eines Inhalts.
Und so wie das Vorkommen eines Ding-Namens in verschiedenen Sätzen so zeigt das Vorkommen des Namens zusammengesetzter Gegenstände die Gemeinsamkeit einer Form und eines Inhalts.
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Wenn wir auch die einfachen Gegenstände nicht aus der Anschauung kennen; die komplexen Gegenstände ''kennen'' wir aus der Anschauung, wir wissen aus der Anschauung, daß sie komplex sind. – Und daß sie zuletzt aus einfachen Dingen bestehen müssen? Wir nehmen zum Beispiel aus unserem Gesichtsfeld eine Teil heraus, wir sehen, daß er noch immer komplex ist, daß ein Teil von ''ihm'' noch immer komplex aber schon einfacher ist, u.s.w. –
Wenn wir auch die einfachen Gegenstände nicht aus der Anschauung kennen; die komplexen Gegenstände ''kennen'' wir aus der Anschauung, wir wissen aus der Anschauung, daß sie komplex sind. – Und daß sie zuletzt aus einfachen Dingen bestehen müssen? Wir nehmen zum Beispiel aus unserem Gesichtsfeld einen Teil heraus, wir sehen, daß er noch immer komplex ist, daß ein Teil von ''ihm'' noch immer komplex aber schon einfacher ist, u.s.w. –


Ist es denkbar, daß wir – z. B. – ''sehen'', daß ''alle Punkte einer Fläche gelb sind'', ohne irgend ''einen'' Punkt dieser Fläche zu sehen? Fast scheint es so.
Ist es denkbar, daß wir – z. B. – ''sehen'', daß ''alle Punkte einer Fläche gelb sind'', ohne irgend ''einen'' Punkt dieser Fläche zu sehen? Fast scheint es so.
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Aber wie ist dies Maß Vielsagendheit zu finden?
Aber wie ist dies Maß Vielsagendheit zu finden?


Es ist jedenfalls vorhanden; und unsere Theorie ''muß'' es zum Aus­ druck bringen können.
Es ist jedenfalls vorhanden; und unsere Theorie ''muß'' es zum Aus­druck bringen können.




Line 1,862: Line 1,863:
Jeder "mathematische Satz" ist ein in Zeichen dargestellter Modus ponens. (Und es ist klar, daß man den Modus ponens nicht in einem Satz ausdrücken kann.) [''Vgl.'' 6.1264.]
Jeder "mathematische Satz" ist ein in Zeichen dargestellter Modus ponens. (Und es ist klar, daß man den Modus ponens nicht in einem Satz ausdrücken kann.) [''Vgl.'' 6.1264.]


Die Gemeinsamkeit der Grenze von p und ~p drückt sich dadurch aus, daß das Negativ eines Satzes nur mit Hilfe eben dieses bestimmt wird. Wir sagen ja eben: das Negativ eines Satzes ist der Satz, welcher ... und nun folgt die Beziehung von zu p. –
Die Gemeinsamkeit der Grenze von p und ~p drückt sich dadurch aus, daß das Negativ eines Satzes nur mit Hilfe eben dieses bestimmt wird. Wir sagen ja eben: das Negativ eines Satzes ist der Satz, welcher ... und nun folgt die Beziehung von ~p zu p. –




Line 1,886: Line 1,887:
Schon das, daß "p.q ∨ ~q" von "q" unabhängig ist, obwohl es das Schriftzeichen "q" offenbar enthält, zeigt uns, wie Zeichen von der Form η ∨ ~η scheinbar, aber doch nur ''scheinbar'' existieren können.
Schon das, daß "p.q ∨ ~q" von "q" unabhängig ist, obwohl es das Schriftzeichen "q" offenbar enthält, zeigt uns, wie Zeichen von der Form η ∨ ~η scheinbar, aber doch nur ''scheinbar'' existieren können.


Dies kommt natürlich daher, daß diese Zusammenstellung "p ∨ ~p' zwar äußerlich möglich ist, aber nicht den Bedingungen genügt unter welchen ein solcher Komplex ''etwas sagt'', also ein Satz ist.
Dies kommt natürlich daher, daß diese Zusammenstellung "p ∨ ~p" zwar äußerlich möglich ist, aber nicht den Bedingungen genügt unter welchen ein solcher Komplex ''etwas sagt'', also ein Satz ist.


"p.q ∨ ~q" sagt dasselbe wie  
"p.q ∨ ~q" sagt dasselbe wie  
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Man könnte aber die Frage auch so vorbringen: Es scheint, daß die Idee des EINFACHEN in der des Komplexen und in der Idee der Analyse bereits enthalten liegt, so zwar, daß wir ganz absehend von irgend­ welchen Beispielen einfacher Gegenstände oder von Sätzen, in welchen von solchen die Rede ist, zu dieser Idee kommen und die Existenz der einfachen Gegenstände als eine logische Notwendigkeit – a priori – einsehen.
Man könnte aber die Frage auch so vorbringen: Es scheint, daß die Idee des EINFACHEN in der des Komplexen und in der Idee der Analyse bereits enthalten liegt, so zwar, daß wir ganz absehend von irgend­ welchen Beispielen einfacher Gegenstände oder von Sätzen, in welchen von solchen die Rede ist, zu dieser Idee kommen und die Existenz der einfachen Gegenstände als eine logische Notwendigkeit – a priori – einsehen.


Es hat also den Anschein, daß sich die Existenz der einfachen Gegenstände zu der der komplexen so verhält, wie der Sinn von zum Sinn von p: Der ''einfache'' Gegenstand sei im komplexen ''präjudiziert.''
Es hat also den Anschein, daß sich die Existenz der einfachen Gegenstände zu der der komplexen so verhält, wie der Sinn von ~p zum Sinn von p: Der ''einfache'' Gegenstand sei im komplexen ''präjudiziert.''




Line 2,133: Line 2,134:
Kann man davon reden oder nicht, daß ein Satz einen mehr oder weniger scharfen Sinn hat??
Kann man davon reden oder nicht, daß ein Satz einen mehr oder weniger scharfen Sinn hat??


Es scheint klar, daß das, was wir MEINEN, immer "''scharf''" sein muß. Unser Aus ruck dessen, was wir meinen, kann wieder nur richtig oder falsch sein. Und nun können noch die Worte konsequent oder inkonsequent angewendet sein. Eine andere Möglichkeit scheint es nicht zu geben.
Es scheint klar, daß das, was wir MEINEN, immer "''scharf''" sein muß. Unser Ausdruck dessen, was wir meinen, kann wieder nur richtig oder falsch sein. Und nun können noch die Worte konsequent oder inkonsequent angewendet sein. Eine andere Möglichkeit scheint es nicht zu geben.


Wenn ich z. B. sage "der Tisch ist einen Meter lang", so ist es höchst fraglich, was ich damit meine. Aber ich meine wohl "der Abstand DIESER zwei Punkte ist ein Meter, und die Punkte gehören zum Tisch".
Wenn ich z. B. sage "der Tisch ist einen Meter lang", so ist es höchst fraglich, was ich damit meine. Aber ich meine wohl "der Abstand DIESER zwei Punkte ist ein Meter, und die Punkte gehören zum Tisch".
Line 2,152: Line 2,153:
Es fungiert als einfacher Gegenstand. (Was heißt das?)
Es fungiert als einfacher Gegenstand. (Was heißt das?)


''Set Zusammensetzung'' wird vollkommen ''gleichgültig.'' Sie verschwindet uns aus den Augen.
''Seine Zusammensetzung'' wird vollkommen ''gleichgültig''. Sie verschwindet uns aus den Augen.


Es scheint immer so, als ob es komplexe Gegenstände gäbe, die als einfache fungieren und dann auch ''wirklich'' einfache, wie die materiellen Punkte der Physik, etc.
Es scheint immer so, als ob es komplexe Gegenstände gäbe, die als einfache fungieren und dann auch ''wirklich'' einfache, wie die materiellen Punkte der Physik, etc.
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Es ist also auch ''dem'' UNBEFANGENEN ''Geist'' klar, daß der Sinn des Satzes "die Uhr liegt auf dem Tisch" komplizierter ist als der Satz selbst.
Es ist also auch ''dem'' UNBEFANGENEN ''Geist'' klar, daß der Sinn des Satzes "die Uhr liegt auf dem Tisch" komplizierter ist als der Satz selbst.
Die Abmachungen unserer Sprache sind außerordentlich kompliziert. Es wird enorm viel zu jedem Satz dazugedacht, was nicht gesagt wird. (Diese Abmachungen sind ganz wie die "Conventions" Whiteheads. Sie sind wohl Definitionen mit ''einer gewissen Allgemeinheit der Form''.) [''Vgl.'' 4.002.]
Die Abmachungen unserer Sprache sind außerordentlich kompliziert. Es wird enorm viel zu jedem Satz dazugedacht, was nicht gesagt wird. (Diese Abmachungen sind ganz wie die "Conventions" Whiteheads. Sie sind wohl Definitionen mit ''einer gewissen Allgemeinheit der Form''.) [''Vgl.'' 4.002.]


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Nenne ich z.B. irgend einen Stab "A", eine Kugel "B", so kann ich von A sagen, es lehnt an der Wand, aber nicht von B. Hier macht sich die interne Natur von A und B bemerkbar.
Nenne ich z.B. irgend einen Stab "A", eine Kugel "B", so kann ich von A sagen, es lehnt an der Wand, aber nicht von B. Hier macht sich die interne Natur von A und B bemerkbar.


Wenn ein Name einen Gegenstand bezeichnet, so steht er damit in einer Beziehung zu , die ganz von der logischen Art des Gegenstandes bedingt ist und diese wieder charakterisiert.
Wenn ein Name einen Gegenstand bezeichnet, so steht er damit in einer Beziehung zu ihm, die ganz von der logischen Art des Gegenstandes bedingt ist und diese wieder charakterisiert.


Und das ist klar, daß der Gegenstand eine bestimmte logische Art haben muß, er ist so zusammengesetzt oder so einfach als er eben ist.
Und das ist klar, daß der Gegenstand eine bestimmte logische Art haben muß, er ist so zusammengesetzt oder so einfach als er eben ist.
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Jedes Ding bedingt die ganze logische Welt, sozusagen den ganzen logischen Raum.
Jedes Ding bedingt die ganze logische Welt, sozusagen den ganzen logischen Raum.


(Es drängt sie der danke auf): Das Ding sub specie aeternitatis gesehen 1st das Ding mit dem ganzen logischen Raum gesehen.
(Es drängt sich der Gedanke auf): Das Ding sub specie aeternitatis gesehen ist das Ding mit dem ganzen logischen Raum gesehen.




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Worauf stützt sich die Möglichkeit der Operation?
Worauf stützt sich die Möglichkeit der Operation?


Auf den allgemeinen Begriff der strukturellen .Ähnlichkeit.
Auf den allgemeinen Begriff der strukturellen Ähnlichkeit.


Wie ich z. B. die Elementarsätze auffasse, muß ihnen etwas gemeinsam sein; sonst könnte ich überhaupt nicht kollektiv von ihnen allen als den "Elementarsätzen" sprechen.
Wie ich z. B. die Elementarsätze auffasse, muß ihnen etwas gemeinsam sein; sonst könnte ich überhaupt nicht kollektiv von ihnen allen als den "Elementarsätzen" sprechen.