Tagebücher 1914-1916: Difference between revisions

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Er bildet ihn logisch ab.
Er bildet ihn logisch ab.


Nur so kann ''der Satz'' wahr oder falsch sein: nur dadurch kann er mit der Wirklichkeit übereinstimmen oder nicht übereinstimmen, daß er ''ein Bild'' eines Sachverhaltes ist. ''[Vgl.'' 4.06.]
Nur so kann ''der Satz'' wahr oder falsch sein: nur dadurch kann er mit der Wirklichkeit übereinstimmen oder nicht übereinstimmen, daß er ''ein Bild'' eines Sachverhaltes ist. [''Vgl.'' 4.06.]




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5. 3. 15.
5. 3. 15.


Die Menschheit hat immer geahnt, daß es ein Gebiet von Fragen geben muß, worin die Antworten – a  priori – symmetrisch und zu einem abgeschlossenen, regelmäßigen Gebilde vereint-liegen. ''[S.'' 5 .4541.]
Die Menschheit hat immer geahnt, daß es ein Gebiet von Fragen geben muß, worin die Antworten – a  priori – symmetrisch und zu einem abgeschlossenen, regelmäßigen Gebilde vereint-liegen. [''S.'' 5 .4541.]


(Je älter ein Wort ist, desto tiefer reicht es.)
(Je älter ein Wort ist, desto tiefer reicht es.)
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14.5. 15.
14.5. 15.


Die Sprache ist ein Teil unseres Organismus und nicht weniger kompliziert als dieser. ''[Vgl.'' 4.002.]
Die Sprache ist ein Teil unseres Organismus und nicht weniger kompliziert als dieser. [''Vgl.'' 4.002.]


Das alte Problem von Komplex und Tatsache.
Das alte Problem von Komplex und Tatsache.
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Die Komplex-Theorie drückt sich in Sätzen aus wie dieser: "Wenn ein Satz wahr ist, dann  existiert Etwas";  es scheint  ein Unterschied zu sein zwischen der Tatsache, welche der Satz ausdrückt: a steht in der Relation R zu b, und dem Komplex: ''a in der Relation R zu b'', welcher eben dasjenige ist, welches "existiert", wenn jener Satz wahr ist: Es scheint, als könnten wir dieses Etwas ''bezeichnen,'' und zwar mit einem eigentlichen "zusammengesetzten Zeichen". – Die Gefühle, die sich in diesen Sätzen ausdrücken, sind ganz natürlich und ungekünstelt; es muß ihnen also eine Wahrheit zu Grunde liegen. Aber welche?
Die Komplex-Theorie drückt sich in Sätzen aus wie dieser: "Wenn ein Satz wahr ist, dann  existiert Etwas";  es scheint  ein Unterschied zu sein zwischen der Tatsache, welche der Satz ausdrückt: a steht in der Relation R zu b, und dem Komplex: ''a in der Relation R zu b'', welcher eben dasjenige ist, welches "existiert", wenn jener Satz wahr ist: Es scheint, als könnten wir dieses Etwas ''bezeichnen,'' und zwar mit einem eigentlichen "zusammengesetzten Zeichen". – Die Gefühle, die sich in diesen Sätzen ausdrücken, sind ganz natürlich und ungekünstelt; es muß ihnen also eine Wahrheit zu Grunde liegen. Aber welche?


Soviel ist klar, daß ein Komplex nur durch seine Beschreibung gegeben sein kann; und  diese stimmen  oder  nicht stimmen  wird.  ''[S.'' 3.24.]
Soviel ist klar, daß ein Komplex nur durch seine Beschreibung gegeben sein kann; und  diese stimmen  oder  nicht stimmen  wird.  [''S.'' 3.24.]


Der Satz, in welchem von einem Komplex die Rede ist, wird, wenn dieser nicht existiert, nicht  unsinnig sondern  einfach  falsch sein1  ''[S.'' 3.24.]
Der Satz, in welchem von einem Komplex die Rede ist, wird, wenn dieser nicht existiert, nicht  unsinnig sondern  einfach  falsch sein1  [''S.'' 3.24.]




Line 1,579: Line 1,579:
Es gibt wirklich nur eine Weltseele, welche ich vorzüglich ''mein'' Seele nenne, und als welche allein ich das erfasse, was ich die Seelen anderer nenne.
Es gibt wirklich nur eine Weltseele, welche ich vorzüglich ''mein'' Seele nenne, und als welche allein ich das erfasse, was ich die Seelen anderer nenne.


Die vorige Bemerkung gibt den Schlüssel zur Entscheidung, inwieweit der Solipsismus eine Wahrheit ist. ''[S.'' 5.62.]
Die vorige Bemerkung gibt den Schlüssel zur Entscheidung, inwieweit der Solipsismus eine Wahrheit ist. [''S.'' 5.62.]


Schon lange war es mir bewußt, daß ich ein Buch schreiben könnte "Was für eine Welt ich vorfand". ''[Vgl.'' 5.631.]
Schon lange war es mir bewußt, daß ich ein Buch schreiben könnte "Was für eine Welt ich vorfand". [''Vgl.'' 5.631.]


Haben wir nicht eben das Gefühl von der Einfachen Relation, welches uns immer als Hauptgrund für die Annahmen der Existenz "einfacher Gegenstände" vorschwebt, haben wir nicht dieses selbe Gefühl, wenn wir an die Relation zwischen Namen und komplexem
Haben wir nicht eben das Gefühl von der Einfachen Relation, welches uns immer als Hauptgrund für die Annahmen der Existenz "einfacher Gegenstände" vorschwebt, haben wir nicht dieses selbe Gefühl, wenn wir an die Relation zwischen Namen und komplexem
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Erscheint uns das Gesichtsbild eines minimum visibile wirklich als unteilbar? Was Ausdehnung hat, ist teilbar. Gibt es Teile in unserem Gesichtsbild, die ''keine'' Ausdehnung haben? Etwa die der Fixsterne? –
Erscheint uns das Gesichtsbild eines minimum visibile wirklich als unteilbar? Was Ausdehnung hat, ist teilbar. Gibt es Teile in unserem Gesichtsbild, die ''keine'' Ausdehnung haben? Etwa die der Fixsterne? –


Der Trieb zum Mystischen kommt von der Unbefriedigtheit unserer Wünsche durch die Wissenschaft. Wir ''fühlen,'' daß selbst wenn alle ''möglichen'' wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, ''unser Problem noch gar nicht berührt ist.'' Freilich bleibt dann eben keine Frage mehr; und eben dies ist die Antwort. ''[Vgl.'' 6.52.]
Der Trieb zum Mystischen kommt von der Unbefriedigtheit unserer Wünsche durch die Wissenschaft. Wir ''fühlen,'' daß selbst wenn alle ''möglichen'' wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, ''unser Problem noch gar nicht berührt ist.'' Freilich bleibt dann eben keine Frage mehr; und eben dies ist die Antwort. [''Vgl.'' 6.52.]


Die Tautologie wird von ''jedem'' Satz bejaht; die Kontradiktion von jedem verneint. (Man könnte ja an jeden Satz, ohne seinen Sinn zu ändern, irgend eine Tautologie mit "und" anhängen und ebenso die Verneinung einer Kontradiktion.)              .
Die Tautologie wird von ''jedem'' Satz bejaht; die Kontradiktion von jedem verneint. (Man könnte ja an jeden Satz, ohne seinen Sinn zu ändern, irgend eine Tautologie mit "und" anhängen und ebenso die Verneinung einer Kontradiktion.)


Und "ohne seinen Sinn zu ändern" heißt: ohne das ''Wesentltche'' am
Und "ohne seinen Sinn zu ändern" heißt: ohne das ''Wesentltche'' am Zeichen selbst zu ändern. Denn man kann das ''Zeichen'' nicht ändern, ohne seinen Sinn zu ändern. [''Vgl.'' 4.465.]
 
Zeichen selbst zu ändern. Denn man kann das ''Zeichen'' nicht ändern, ohne seinen Sinn zu ändern. ''[Vgl.'' 4.465.]


"aRa" ''muß'' Sinn haben, wenn "aRb" Sinn hat.
"aRa" ''muß'' Sinn haben, wenn "aRb" Sinn hat.
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Das Gegenstück zum Satze bilden die Gegenstände.
Das Gegenstück zum Satze bilden die Gegenstände.


Die Gegenstände kann ich nur ''nennen.'' Zeichen vertreten sie. ''[S.'' 3.221.]
Die Gegenstände kann ich nur ''nennen.'' Zeichen vertreten sie. [''S.'' 3.221.]




27. 5. 15.
27. 5. 15.


Ich kann nur ''von'' ihnen sprechen, sie aussprechen kann ich nicht. ''[S.'' 3.221.]
Ich kann nur ''von'' ihnen sprechen, sie aussprechen kann ich nicht. [''S.'' 3.221.]


"Aber könnte es nicht etwas geben, was durch einen ''Satz.'' sich nicht ausdrücken läßt (und auch kein Gegenstand ist)?" Das ließe sich eben dann durch die ''Sprache'' nicht ausdrücken; und wir können auch nicht darnach ''fragen.''
"Aber könnte es nicht etwas geben, was durch einen ''Satz.'' sich nicht ausdrücken läßt (und auch kein Gegenstand ist)?" Das ließe sich eben dann durch die ''Sprache'' nicht ausdrücken; und wir können auch nicht darnach ''fragen.''
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Woher dies Gefühl: "Allem, was ich sehe, dieser Landschaft, dem Fliegen der Samen in der Luft, all diesem kann ich einen Namen zuordnen; ja, was, wenn nicht dieses, sollten wir Namen benennen"?!
Woher dies Gefühl: "Allem, was ich sehe, dieser Landschaft, dem Fliegen der Samen in der Luft, all diesem kann ich einen Namen zuordnen; ja, was, wenn nicht dieses, sollten wir Namen benennen"?!


Namen kennzeichnen die Gemeinsamkeit ''einer'' Form und ''eines'' Inhalts. – Sie kennzeichnen erst ''mit'' ihrer syntaktischen Verwendung zusammen ''eine bestimmte'' logische Form. ''[Vgl.'' 3.327.]
Namen kennzeichnen die Gemeinsamkeit ''einer'' Form und ''eines'' Inhalts. – Sie kennzeichnen erst ''mit'' ihrer syntaktischen Verwendung zusammen ''eine bestimmte'' logische Form. [''Vgl.'' 3.327.]




Line 1,737: Line 1,735:
Aber geht es nicht so: Wenn p aus q folgt, aber nicht q aus p, dann sagt q mehr als p?
Aber geht es nicht so: Wenn p aus q folgt, aber nicht q aus p, dann sagt q mehr als p?


Nun aber folgt aus einer Tautologie gar nichts. – Sie aber folgt  aus jedem Satz. ''[Vgl.'' 5.142.]
Nun aber folgt aus einer Tautologie gar nichts. – Sie aber folgt  aus jedem Satz. [''Vgl.'' 5.142.]


Analoges gilt von ihrem Gegenteil.
Analoges gilt von ihrem Gegenteil.
Line 1,743: Line 1,741:
Aber wie! Wäre da die Kontradiktion nicht der vielsagendste Satz? Aus "p.~p" folgt ja nicht nur "p" sondern auch "~p"! Aus ihnen folgt jeder Satz und sie folgen aus keinem!? Aber ich kann doch aus einer Kontradiktion nichts schließen, eben ''weil'' sie eine Kontradiktion ist!
Aber wie! Wäre da die Kontradiktion nicht der vielsagendste Satz? Aus "p.~p" folgt ja nicht nur "p" sondern auch "~p"! Aus ihnen folgt jeder Satz und sie folgen aus keinem!? Aber ich kann doch aus einer Kontradiktion nichts schließen, eben ''weil'' sie eine Kontradiktion ist!


Aber wenn die Kontradiktion die Klasse ''aller Sätze'' ist, so wird die Tautologie das Gemeinsame aller Klassen von Sätzen, welche nichts Gemeinsames haben, und verschwindet gänzlich. ''[Vgl.'' 5.143.]
Aber wenn die Kontradiktion die Klasse ''aller Sätze'' ist, so wird die Tautologie das Gemeinsame aller Klassen von Sätzen, welche nichts Gemeinsames haben, und verschwindet gänzlich. [''Vgl.'' 5.143.]


"p ∨ ~p" wäre also nur scheinbar ein Zeichen.  In  Wirklichkeit aber die Auflösung des Satzes.
"p ∨ ~p" wäre also nur scheinbar ein Zeichen.  In  Wirklichkeit aber die Auflösung des Satzes.


Die Tautologie verschwindet sozusagen innerhalb aller Sätze, die Kontradiktion außerhalb aller Sätze. ''[S.'' 5.143.]
Die Tautologie verschwindet sozusagen innerhalb aller Sätze, die Kontradiktion außerhalb aller Sätze. [''S.'' 5.143.]


Bei diesen Betrachtungen scheine ich übrigens immer unbewußt vom Elementarsatz auszugehen. –
Bei diesen Betrachtungen scheine ich übrigens immer unbewußt vom Elementarsatz auszugehen. –


Die Kontradiktion ist die äußere Grenze der Sätze; kein Satz bejaht sie. Die Tautologie ist ihr substanzloser Mittelpunkt. (Man kann den Mittelpunkt einer Kreisfläche als deren innere Begrenzung auffassen.) ''[Vgl.'' 5.143.]
Die Kontradiktion ist die äußere Grenze der Sätze; kein Satz bejaht sie. Die Tautologie ist ihr substanzloser Mittelpunkt. (Man kann den Mittelpunkt einer Kreisfläche als deren innere Begrenzung auffassen.) [''Vgl.'' 5.143.]


(Das erlösende Wort ist übrigens hier noch nicht gesprochen.)
(Das erlösende Wort ist übrigens hier noch nicht gesprochen.)
Line 1,812: Line 1,810:
Dadurch daß ich an "p" das "~" hänge, tritt der  Satz in  eine andere Satzklasse.
Dadurch daß ich an "p" das "~" hänge, tritt der  Satz in  eine andere Satzklasse.


Jeder Satz hat nur ein Negativ; ... Es gibt nur einen Satz der ganz außerhalb von "p" liegt. ''[Vgl.'' 5.513.]
Jeder Satz hat nur ein Negativ; ... Es gibt nur einen Satz der ganz außerhalb von "p" liegt. [''Vgl.'' 5.513.]


Man könnte auch so sagen: Der Satz, welcher p und ~p bejaht, wird von allen Sätzen verneint; der Satz, welcher p oder ~p bejaht, wird von allen Sätzen bejaht.
Man könnte auch so sagen: Der Satz, welcher p und ~p bejaht, wird von allen Sätzen verneint; der Satz, welcher p oder ~p bejaht, wird von allen Sätzen bejaht.
Line 1,836: Line 1,834:
8. 6. 15.
8. 6. 15.


Jeder "mathematische Satz" ist ein in Zeichen dargestellter Modus ponens. (Und es ist klar, daß man den Modus ponens nicht in einem Satz ausdrücken kann.) ''[Vgl.'' 6.1264.]
Jeder "mathematische Satz" ist ein in Zeichen dargestellter Modus ponens. (Und es ist klar, daß man den Modus ponens nicht in einem Satz ausdrücken kann.) [''Vgl.'' 6.1264.]


Die Gemeinsamkeit der Grenze von p und ~p drückt sich dadurch aus, daß das Negativ eines Satzes nur mit Hilfe eben dieses bestimmt wird. Wir sagen ja eben: das Negativ eines Satzes ist der Satz, welcher ... und nun folgt die Beziehung von zu p. –
Die Gemeinsamkeit der Grenze von p und ~p drückt sich dadurch aus, daß das Negativ eines Satzes nur mit Hilfe eben dieses bestimmt wird. Wir sagen ja eben: das Negativ eines Satzes ist der Satz, welcher ... und nun folgt die Beziehung von zu p. –
Line 1,868: Line 1,866:
"p.r ∨ ~r"
"p.r ∨ ~r"


was immer q und r besagen mag: Alle Tautologien besagen dasselbe. (Nämlich nichts.) ''[Vgl.'' 5.43.]
was immer q und r besagen mag: Alle Tautologien besagen dasselbe. (Nämlich nichts.) [''Vgl.'' 5.43.]


Aus der letzten Erklärung der Verneinung folgt, daß alle von p allein abhängigen Sätze, welche p nicht bejahen – und nur solche – p verneinen. Also sind "p v ~p" und "p.~p" keine Sätze, denn das erste Zeichen bejaht weder noch verneint es p, und das zweite müßte beide bejahen.
Aus der letzten Erklärung der Verneinung folgt, daß alle von p allein abhängigen Sätze, welche p nicht bejahen – und nur solche – p verneinen. Also sind "p v ~p" und "p.~p" keine Sätze, denn das erste Zeichen bejaht weder noch verneint es p, und das zweite müßte beide bejahen.


Da ich nun aber doch p ∨ ~p  und p.~p hinschreiben  kann, zumal  in Verbindung mit anderen Sätzen, so muß klar gestellt werden, welche Rolle diese Scheinsätze nun, besonders ''in'' jenen Verbindungen, spielen. Denn sie sind natürlich nicht als ein völlig bedeutungsloses Anhängsel – wie  etwa  ein  bedeutungsloser  Name – zu behandeln. Sie gehören vielmehr mit in den Symbolismus-wie die "o" in der Arithmetik. ''[Vgl.'' 4.4611.]
Da ich nun aber doch p ∨ ~p  und p.~p hinschreiben  kann, zumal  in Verbindung mit anderen Sätzen, so muß klar gestellt werden, welche Rolle diese Scheinsätze nun, besonders ''in'' jenen Verbindungen, spielen. Denn sie sind natürlich nicht als ein völlig bedeutungsloses Anhängsel – wie  etwa  ein  bedeutungsloser  Name – zu behandeln. Sie gehören vielmehr mit in den Symbolismus-wie die "o" in der Arithmetik. [''Vgl.'' 4.4611.]


Da ist es klar, daß  p ∨ ~p die Rolle eines wahren  Satzes spielt, der aber ''zero'' sagt.
Da ist es klar, daß  p ∨ ~p die Rolle eines wahren  Satzes spielt, der aber ''zero'' sagt.
Line 1,990: Line 1,988:
Ob nicht die Darstellung durch unzerlegbare Namen ''nur ein System'' ist?
Ob nicht die Darstellung durch unzerlegbare Namen ''nur ein System'' ist?


Alles, was ich will, ist ja nur vollständige Zerlegtheit ''meines Sinnes''!! Mit anderen Worten, der Satz muß vollkommen artikuliert sein. Alles, was sein Sinn mit einem anderen Sinn gemeinsam hat, muß im Satz separat enthalten sein. Kommen Verallgemeinerungen vor, so müssen die Formen der  besonderen  Fälle ersichtlich sein. – Und es ist klar, daß diese Forderung berechtigt ist, sonst kann der Satz überhaupt kein Bild von ''irgend etwas'' sein. ''[Vgl.'' 3.251.]
Alles, was ich will, ist ja nur vollständige Zerlegtheit ''meines Sinnes''!! Mit anderen Worten, der Satz muß vollkommen artikuliert sein. Alles, was sein Sinn mit einem anderen Sinn gemeinsam hat, muß im Satz separat enthalten sein. Kommen Verallgemeinerungen vor, so müssen die Formen der  besonderen  Fälle ersichtlich sein. – Und es ist klar, daß diese Forderung berechtigt ist, sonst kann der Satz überhaupt kein Bild von ''irgend etwas'' sein. [''Vgl.'' 3.251.]


Denn wenn im Satze Möglichkeiten ''offen gelassen werden,'' so muß ''eben das bestimmt'' sein: ''was'' offen gelassen wird. Die Verallgemeinerungen der Form – z. B. – müssen bestimmt sein.  Was ich nicht  weiß, das weiß ich nicht, aber der Satz muß mir zeigen, WAS ich weiß. Und ist dann nicht dies Bestimmte, zu dem ich kommen muß, gerade einfach in dem Sinn, der mir immer vorgeschwebt hat? Es ist sozusagen das Harte.
Denn wenn im Satze Möglichkeiten ''offen gelassen werden,'' so muß ''eben das bestimmt'' sein: ''was'' offen gelassen wird. Die Verallgemeinerungen der Form – z. B. – müssen bestimmt sein.  Was ich nicht  weiß, das weiß ich nicht, aber der Satz muß mir zeigen, WAS ich weiß. Und ist dann nicht dies Bestimmte, zu dem ich kommen muß, gerade einfach in dem Sinn, der mir immer vorgeschwebt hat? Es ist sozusagen das Harte.
Line 2,005: Line 2,003:
Ist die Zusammengesetztheit eines Gegenstandes für den Sinn eines Satzes bestimmend, dann muß sie soweit im Satze abgebildet sein, als sie seinen Sinn bestimmt. Und soweit die  Zusammensetzung  für  ''diesen'' Sinn ''nicht'' bestimmend ist, soweit sind die Gegenstände dieses Satzes ''einfach.'' SIE ''können'' nicht weiter zerlegt werden. –
Ist die Zusammengesetztheit eines Gegenstandes für den Sinn eines Satzes bestimmend, dann muß sie soweit im Satze abgebildet sein, als sie seinen Sinn bestimmt. Und soweit die  Zusammensetzung  für  ''diesen'' Sinn ''nicht'' bestimmend ist, soweit sind die Gegenstände dieses Satzes ''einfach.'' SIE ''können'' nicht weiter zerlegt werden. –


Die Forderung der einfachen Dinge ''ist'' die Forderung der Bestimmtheit des Sinnes. ''[Vgl.'' 3.23.]
Die Forderung der einfachen Dinge ''ist'' die Forderung der Bestimmtheit des Sinnes. [''Vgl.'' 3.23.]


Denn rede ich etwa von dieser Uhr und meine damit etwas Komplexes, und es kommt auf die Zusammensetzung nicht an, so wird im Satz eine Verallgemeinerung auftreten, und ihre Grundformen werden, ''soweit sie überhaupt gegeben sind,'' vollkommen bestimmt sein.
Denn rede ich etwa von dieser Uhr und meine damit etwas Komplexes, und es kommt auf die Zusammensetzung nicht an, so wird im Satz eine Verallgemeinerung auftreten, und ihre Grundformen werden, ''soweit sie überhaupt gegeben sind,'' vollkommen bestimmt sein.
Line 2,048: Line 2,046:
Das Aufstellen einer Art logischen Inventars, wie ich mir das früher vorstellte, scheint es doch wohl nicht zu geben.
Das Aufstellen einer Art logischen Inventars, wie ich mir das früher vorstellte, scheint es doch wohl nicht zu geben.


Die Bestandteile des Satzes müssen einfach sein = Der Satz muß vollkommen artikuliert sein. ''[Vgl.'' 3.251.]
Die Bestandteile des Satzes müssen einfach sein = Der Satz muß vollkommen artikuliert sein. [''Vgl.'' 3.251.]


Nun SCHEINT dies aber den Tatsachen zu widersprechen? –
Nun SCHEINT dies aber den Tatsachen zu widersprechen? –
Line 2,130: Line 2,128:
Es scheint immer so, als ob es komplexe Gegenstände gäbe, die als einfache fungieren und dann auch ''wirklich'' einfache, wie die materiellen Punkte der Physik, etc.
Es scheint immer so, als ob es komplexe Gegenstände gäbe, die als einfache fungieren und dann auch ''wirklich'' einfache, wie die materiellen Punkte der Physik, etc.


Daß ein Name einen komplexen Gegenstand bezeichnet sieht man aus einer Unbestimmtheit in den Sätzen, in welchen er vorkommt die eben von der Allgemeinheit solcher Sätze herrührt. Wir ''wissen'', durch diesen Satz ist noch nicht alles bestimmt. Die Allgemeinheitsbezeichnung ''enthält'' ja ein Urbild. ''[Vgl.'' 3.24.]
Daß ein Name einen komplexen Gegenstand bezeichnet sieht man aus einer Unbestimmtheit in den Sätzen, in welchen er vorkommt die eben von der Allgemeinheit solcher Sätze herrührt. Wir ''wissen'', durch diesen Satz ist noch nicht alles bestimmt. Die Allgemeinheitsbezeichnung ''enthält'' ja ein Urbild. [''Vgl.'' 3.24.]


Alle unsichtbaren Massen etc. etc. müssen unter die Allgemeinheitsbezeichnung kommen.
Alle unsichtbaren Massen etc. etc. müssen unter die Allgemeinheitsbezeichnung kommen.
Line 2,173: Line 2,171:
15. 4. 16.
15. 4. 16.


Nur was wir selbst konstruieren, können wir voraussehen! ''[S.'' 5.556.]
Nur was wir selbst konstruieren, können wir voraussehen! [''S.'' 5.556.]


Aber wo bleibt da der Begriff des einfachen Gegenstandes? Dieser Begriff kommt hier überhaupt noch nicht in Betracht.
Aber wo bleibt da der Begriff des einfachen Gegenstandes? Dieser Begriff kommt hier überhaupt noch nicht in Betracht.
Line 2,208: Line 2,206:
26. 4. 16.
26. 4. 16.


So und nur so ist das Fortschreiten von einer Type zur anderen möglich. ''[Vgl.'' 5.252]
So und nur so ist das Fortschreiten von einer Type zur anderen möglich. [''Vgl.'' 5.252]


Und man kann sagen, alle Typen stehen in Hierarchien.
Und man kann sagen, alle Typen stehen in Hierarchien.
Line 2,260: Line 2,258:
Daß ich in ihr stehe, wie mein Auge in seinem Gesichtsfeld.
Daß ich in ihr stehe, wie mein Auge in seinem Gesichtsfeld.


Daß etwas an ihr problematisch ist, was wir ihren Sinn nennen. Daß dieser Sinn nicht in ihr liegt sondern außer ihr. ''[Vgl.'' 6.41.] Daß das Leben die Welt ist. ''[Vgl.'' 5.621.]
Daß etwas an ihr problematisch ist, was wir ihren Sinn nennen. Daß dieser Sinn nicht in ihr liegt sondern außer ihr. [''Vgl.'' 6.41.] Daß das Leben die Welt ist. [''Vgl.'' 5.621.]


Daß mein Wille die Welt durchdringt. Daß mein Wille gut oder böse ist.
Daß mein Wille die Welt durchdringt. Daß mein Wille gut oder böse ist.
Line 2,281: Line 2,279:
Auch wenn alles, was wir wünschen, geschähe, so wäre das doch  nur sozusagen eine Gnade des Schicksals, denn es ist kein logischer Zusammenhang zwischen Willen und Welt, der dies verbürgte, und den angenommenen physikalischen könnten wir doch nicht wieder wollen. [6.374.]
Auch wenn alles, was wir wünschen, geschähe, so wäre das doch  nur sozusagen eine Gnade des Schicksals, denn es ist kein logischer Zusammenhang zwischen Willen und Welt, der dies verbürgte, und den angenommenen physikalischen könnten wir doch nicht wieder wollen. [6.374.]


Wenn das gute oder böse Wollen eine  Wirkung  auf die Welt  hat, so kann es sie nur auf die Grenzen der Welt haben, nicht auf die Tatsachen, auf das, was durch die Sprache nicht abgebildet, sondern nur in der Sprache gezeigt werden kann. ''[Vgl.'' 6.43.]
Wenn das gute oder böse Wollen eine  Wirkung  auf die Welt  hat, so kann es sie nur auf die Grenzen der Welt haben, nicht auf die Tatsachen, auf das, was durch die Sprache nicht abgebildet, sondern nur in der Sprache gezeigt werden kann. [''Vgl.'' 6.43.]


Kurz, die ''Welt'' muß dann dadurch überhaupt eine andere werden. ''[S.'' 6.43.]
Kurz, die ''Welt'' muß dann dadurch überhaupt eine andere werden. [''S.'' 6.43.]


Sie muß sozusagen als Ganzes zunehmen oder abnehmen. Wie durch Dazukommen oder Wegfallen eines Sinnes. ''[Vgl.'' 6.43.]
Sie muß sozusagen als Ganzes zunehmen oder abnehmen. Wie durch Dazukommen oder Wegfallen eines Sinnes. [''Vgl.'' 6.43.]


Wie auch beim Tod die  Welt sich  nicht  ändert, sondern  aufhört zu sein. [6.431.]
Wie auch beim Tod die  Welt sich  nicht  ändert, sondern  aufhört zu sein. [6.431.]
Line 2,296: Line 2,294:
Oder man könnte auch so sagen, der erfüllt den Zweck des Daseins, der keinen Zweck außer dem Leben mehr braucht. Das heißt nämlich, der befriedigt ist.
Oder man könnte auch so sagen, der erfüllt den Zweck des Daseins, der keinen Zweck außer dem Leben mehr braucht. Das heißt nämlich, der befriedigt ist.


Die Lösung des Problems des Lebens merkt man am Verschwinden dieses Problems. ''[S.'' 6.521.]
Die Lösung des Problems des Lebens merkt man am Verschwinden dieses Problems. [''S.'' 6.521.]


Kann man aber so leben, daß das Leben aufhört, problematisch zu sein? Daß man im Ewigen ''lebt'' und nicht in der Zeit?
Kann man aber so leben, daß das Leben aufhört, problematisch zu sein? Daß man im Ewigen ''lebt'' und nicht in der Zeit?
Line 2,303: Line 2,301:
7. 7. 16.
7. 7. 16.


Ist nicht dies der Grund, warum Menschen, denen der Sinn des Lebens nach langen Zweifeln klar wurde, warum diese dann nicht sagen konnten, worin dieser Sinn bestand. ''[S.'' 6.521.]
Ist nicht dies der Grund, warum Menschen, denen der Sinn des Lebens nach langen Zweifeln klar wurde, warum diese dann nicht sagen konnten, worin dieser Sinn bestand. [''S.'' 6.521.]


Wenn ich mir eine "''Art'' von Gegenständen" denken kann, ohne zu wissen, ob es solche Gegenstände gibt, so muß ich mir ihr Urbild konstruiert haben.
Wenn ich mir eine "''Art'' von Gegenständen" denken kann, ohne zu wissen, ob es solche Gegenstände gibt, so muß ich mir ihr Urbild konstruiert haben.
Line 2,340: Line 2,338:
Für das Leben in der Gegenwart gibt es keinen Tod.
Für das Leben in der Gegenwart gibt es keinen Tod.


Der Tod ist kein Ereignis des Lebens. Er ist keine Tatsache  der Welt. ''[Vgl.'' 6.4311.]
Der Tod ist kein Ereignis des Lebens. Er ist keine Tatsache  der Welt. [''Vgl.'' 6.4311.]


Wenn man unter Ewigkeit nicht unendliche Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, dann kann  man sagen,  daß  der ewig  lebt, der in der Gegenwart lebt. ''[S.'' 6.4311.]
Wenn man unter Ewigkeit nicht unendliche Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, dann kann  man sagen,  daß  der ewig  lebt, der in der Gegenwart lebt. [''S.'' 6.4311.]


Um glücklich zu leben, muß ich in Übereinstimmung sein mit der Welt. Und dies ''heißt'' ja "glücklich sein".
Um glücklich zu leben, muß ich in Übereinstimmung sein mit der Welt. Und dies ''heißt'' ja "glücklich sein".
Line 2,380: Line 2,378:
Wenn alle bestimmten Gegenstände gegeben sind, sind "alle Gegenstände" gegeben.
Wenn alle bestimmten Gegenstände gegeben sind, sind "alle Gegenstände" gegeben.


Kurz, mit den bestimmten Gegenständen sind alle Gegenstände gegeben. ''[Vgl.'' 5.524.]
Kurz, mit den bestimmten Gegenständen sind alle Gegenstände gegeben. [''Vgl.'' 5.524.]


Wenn es Gegenstände gibt, gibt es damit auch "alle Gegenstände". ''[Vgl.'' 5.524.]
Wenn es Gegenstände gibt, gibt es damit auch "alle Gegenstände". [''Vgl.'' 5.524.]


Darum muß sich auch die Einheit der Elementarsätze und der allgemeinen Sätze herstellen lassen.
Darum muß sich auch die Einheit der Elementarsätze und der allgemeinen Sätze herstellen lassen.
Line 2,434: Line 2,432:
Die Ethik handelt nicht von der Welt. Die Ethik muß eine Bedingung der Welt sein, wie die Logik.
Die Ethik handelt nicht von der Welt. Die Ethik muß eine Bedingung der Welt sein, wie die Logik.


Ethik und Aesthetik sind Eins. ''[S.'' 6.421.]
Ethik und Aesthetik sind Eins. [''S.'' 6.421.]




29. 7. 16.
29. 7. 16.


Denn daß der Wunsch mit seiner Erfüllung in keinem logischen Zusammenhang steht, ist eine logische Tatsache. Und daß die Welt  des Glücklichen eine ''andere'' ist als die Welt des Unglücklichen, ist auch klar. ''[Vgl.'' 6.43.]
Denn daß der Wunsch mit seiner Erfüllung in keinem logischen Zusammenhang steht, ist eine logische Tatsache. Und daß die Welt  des Glücklichen eine ''andere'' ist als die Welt des Unglücklichen, ist auch klar. [''Vgl.'' 6.43.]


Ist sehen eine Tätigkeit?
Ist sehen eine Tätigkeit?
Line 2,461: Line 2,459:
Man scheint nicht mehr sagen zu können als: Lebe glücklich!
Man scheint nicht mehr sagen zu können als: Lebe glücklich!


Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die des Unglücklichen. ''[S.'' 6.43.]
Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die des Unglücklichen. [''S.'' 6.43.]


Die Welt des Glücklichen ist ''eine glückliche Welt.''
Die Welt des Glücklichen ist ''eine glückliche Welt.''
Line 2,488: Line 2,486:
Dies Merkmal kann kein physisches, sondern nur ein metaphysisches, ein transcendentes sein.
Dies Merkmal kann kein physisches, sondern nur ein metaphysisches, ein transcendentes sein.


Die Ethik ist transcendent. ''[S.'' 6.421.]
Die Ethik ist transcendent. [''S.'' 6.421.]




Line 2,512: Line 2,510:
Denn es muß für die Existenz der Ethik gleich bleiben, ob es  auf der Welt lebende Materie gibt oder nicht. Und es ist klar, daß eine Welt, in der nur tote Materie ist, an sich weder gut noch böse ist, also kann auch die Welt der Lebewesen an  sich weder  gut noch  böse sein.
Denn es muß für die Existenz der Ethik gleich bleiben, ob es  auf der Welt lebende Materie gibt oder nicht. Und es ist klar, daß eine Welt, in der nur tote Materie ist, an sich weder gut noch böse ist, also kann auch die Welt der Lebewesen an  sich weder  gut noch  böse sein.


Gut und Böse tritt erst durch das ''Subjekt'' ein. Und das Subjekt gehört nicht zur Welt, sondern ist eine Grenze der Welt. ''[Vgl.'' 5.632.]
Gut und Böse tritt erst durch das ''Subjekt'' ein. Und das Subjekt gehört nicht zur Welt, sondern ist eine Grenze der Welt. [''Vgl.'' 5.632.]


Man könnte (Schopenhauerisch) sagen: Die  Welt  der Vorstellung ist weder gut noch böse, sondern das wollende Subjekt.
Man könnte (Schopenhauerisch) sagen: Die  Welt  der Vorstellung ist weder gut noch böse, sondern das wollende Subjekt.
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Ist nicht am Ende das vorstellende Subjekt bloßer Aberglaube?
Ist nicht am Ende das vorstellende Subjekt bloßer Aberglaube?


Wo in der Welt ist ein metaphysisches Subjekt zu merken? ''[S.'' 5.633.]
Wo in der Welt ist ein metaphysisches Subjekt zu merken? [''S.'' 5.633.]


Du sagst, es verhält sich hier ganz wie bei Auge und Gesichtsfeld. Aber das Auge siehst du wirklich ''nicht. [S.'' 5.633.]
Du sagst, es verhält sich hier ganz wie bei Auge und Gesichtsfeld. Aber das Auge siehst du wirklich ''nicht. [S.'' 5.633.]


Und ich glaube, daß nichts am Gesichtsfeld darauf schließen läßt, daß es von einem Auge gesehen wird. ''[Vgl.'' 5.633.]
Und ich glaube, daß nichts am Gesichtsfeld darauf schließen läßt, daß es von einem Auge gesehen wird. [''Vgl.'' 5.633.]




5. 8. 16.
5. 8. 16.


Das vorstellende Subjekt ist wohl leerer Wahn. Das wollende Subjekt aber gibt es. ''[Vgl.'' 5.631.]
Das vorstellende Subjekt ist wohl leerer Wahn. Das wollende Subjekt aber gibt es. [''Vgl.'' 5.631.]


Wäre der Wille nicht, so gäbe es auch nicht jenes Zentrum der Welt, das wir das Ich nennen, und das der Träger der Ethik ist.
Wäre der Wille nicht, so gäbe es auch nicht jenes Zentrum der Welt, das wir das Ich nennen, und das der Träger der Ethik ist.
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Jedem Gegenstand stehe ich objektiv gegenüber. Dem Ich nicht.
Jedem Gegenstand stehe ich objektiv gegenüber. Dem Ich nicht.


Es gibt also  wirklich  eine  Art und  Weise, wie in  der Philosophie ''in einem nicht psychologischen Sinne '' vom Ich  die Rede sein  kann und muß. ''[Vgl.'' 5.641.]
Es gibt also  wirklich  eine  Art und  Weise, wie in  der Philosophie ''in einem nicht psychologischen Sinne '' vom Ich  die Rede sein  kann und muß. [''Vgl.'' 5.641.]




12. 8. 16.
12. 8. 16.


Das Ich tritt in die Philosophie dadurch ein, daß die Welt ''meine'' Welt ist. ''[S.'' 5.641.]
Das Ich tritt in die Philosophie dadurch ein, daß die Welt ''meine'' Welt ist. [''S.'' 5.641.]


Das Gesichtsfeld hat nämlich nicht etwa eine solche Form:
Das Gesichtsfeld hat nämlich nicht etwa eine solche Form:
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[5.6331.]
[5.6331.]


Das hängt damit zusammen, daß kein Teil unserer Erfahrung  a  priori ist. ''[S.'' 5.634.]
Das hängt damit zusammen, daß kein Teil unserer Erfahrung  a  priori ist. [''S.'' 5.634.]


Alles, was wir sehen, könnte auch anders sein.
Alles, was wir sehen, könnte auch anders sein.


Alles, was wir überhaupt beschreiben können, könnte auch anders sein. ''[S.'' 5.634.]
Alles, was wir überhaupt beschreiben können, könnte auch anders sein. [''S.'' 5.634.]


13. 8. 16.
13. 8. 16.
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Fragen wir z. B. warum, so  taucht sofort der Gedanke auf: Nun wir würden eben Teilchen, die sich an zwei Orten befänden, verschiedene nennen, und das scheint alles wieder aus der Struktur des
Fragen wir z. B. warum, so  taucht sofort der Gedanke auf: Nun wir würden eben Teilchen, die sich an zwei Orten befänden, verschiedene nennen, und das scheint alles wieder aus der Struktur des


Raumes und der Teilchen zu folgen. ''[Vgl.'' 6.3751.]
Raumes und der Teilchen zu folgen. [''Vgl.'' 6.3751.]




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Es ist wahr: der Mensch ''ist'' der Mikrokosmos:
Es ist wahr: der Mensch ''ist'' der Mikrokosmos:


Ich bin meine Welt. ''[Vgl.'' 5.63.]
Ich bin meine Welt. [''Vgl.'' 5.63.]




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Und dann wäre er freilich auch den unbelebten Dingen gemeinsam.
Und dann wäre er freilich auch den unbelebten Dingen gemeinsam.


Der Weg, den ich gegangen bin, ist der: Der Idealismus scheidet aus der Welt als unik die Menschen aus, der Solipsismus scheidet mich allein aus, und endlich sehe ich, daß auch ich zur übrigen Welt gehöre, auf der einen Seite bleibt also ''nichts'' übrig, auf der anderen als unik ''die Welt.'' So führt der Idealismus streng durchdacht  zum Realismus. ''[Vgl.'' 5.64.]
Der Weg, den ich gegangen bin, ist der: Der Idealismus scheidet aus der Welt als unik die Menschen aus, der Solipsismus scheidet mich allein aus, und endlich sehe ich, daß auch ich zur übrigen Welt gehöre, auf der einen Seite bleibt also ''nichts'' übrig, auf der anderen als unik ''die Welt.'' So führt der Idealismus streng durchdacht  zum Realismus. [''Vgl.'' 5.64.]




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Trotzdem aber ist es wahr, daß ich das Subjekt nicht sehe.
Trotzdem aber ist es wahr, daß ich das Subjekt nicht sehe.


Es ist wahr, daß das erkennende Subjekt  nicht in der Welt ist, daß  es kein erkennendes Subjekt gibt. ''[Vgl.'' 5.631.]
Es ist wahr, daß das erkennende Subjekt  nicht in der Welt ist, daß  es kein erkennendes Subjekt gibt. [''Vgl.'' 5.631.]


Ich kann mir jedenfalls vorstellen, daß ich den Willensakt ausführe, um meinen Arm zu heben, aber mein Arm sich nicht bewegt. (Eine Sehne sei etwa gerissen.) Ja, aber, wird man sagen, die Sehne bewegt sich doch, und dies zeigt eben, daß sich mein Willensakt auf die Sehne und nicht auf den Arm bezogen hat. Aber sehen wir weiter und nehmen an, auch die Sehne bewegte sich nicht und so fort. Wir würden dann dazu kommen, daß sich der Willensakt überhaupt nicht auf einen Körper bezieht, daß es also im gewöhnlichen Sinne des Wortes keinen Willensakt gibt.
Ich kann mir jedenfalls vorstellen, daß ich den Willensakt ausführe, um meinen Arm zu heben, aber mein Arm sich nicht bewegt. (Eine Sehne sei etwa gerissen.) Ja, aber, wird man sagen, die Sehne bewegt sich doch, und dies zeigt eben, daß sich mein Willensakt auf die Sehne und nicht auf den Arm bezogen hat. Aber sehen wir weiter und nehmen an, auch die Sehne bewegte sich nicht und so fort. Wir würden dann dazu kommen, daß sich der Willensakt überhaupt nicht auf einen Körper bezieht, daß es also im gewöhnlichen Sinne des Wortes keinen Willensakt gibt.
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Man könnte die Argumente auch so einführen, daß  sie  nur auf einer Seite des Gleichheitszeichens auftreten. Also immer analog "(∃x).φx.x = a" statt "φa".
Man könnte die Argumente auch so einführen, daß  sie  nur auf einer Seite des Gleichheitszeichens auftreten. Also immer analog "(∃x).φx.x = a" statt "φa".


Die richtige Methode in  der Philosophie  wäre  eigentlich die, nichts zu sagen, als was sich sagen läßt, also Naturwissenschaftliches, also etwas, was mit Philosophie nichts zu tun hat, und dann immer, wenn ein anderer etwas Metaphysisches sagen wollte, ihm nachweisen, daß er gewissen Zeichen in seinen Sätzen keine Bedeutung gegeben hat. ''[S.'' 6.53.]
Die richtige Methode in  der Philosophie  wäre  eigentlich die, nichts zu sagen, als was sich sagen läßt, also Naturwissenschaftliches, also etwas, was mit Philosophie nichts zu tun hat, und dann immer, wenn ein anderer etwas Metaphysisches sagen wollte, ihm nachweisen, daß er gewissen Zeichen in seinen Sätzen keine Bedeutung gegeben hat. [''S.'' 6.53.]


Diese Methode wäre für den anderen unbefriedigend (er hätte nicht das Gefühl, daß wir ihn Philosophie lehrten), aber sie wäre die einzig richtige. [''S.'' 6.53.]
Diese Methode wäre für den anderen unbefriedigend (er hätte nicht das Gefühl, daß wir ihn Philosophie lehrten), aber sie wäre die einzig richtige. [''S.'' 6.53.]