Bemerkungen über Frazers “The Golden Bough”: Difference between revisions

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<p id="ii-teil" style="text-align: center; font-size: 125%;">'''II. Teil'''</p>
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Dies ist natürlich nicht so, dass das Volk glaubt, der Herrscher habe diese Kräfte, der Herrscher aber sehr wohl weiß, dass er sie nicht hat oder es nur dann nicht weiß, wenn er ein Schwachkopf oder Narr ist. Sondern die Notion von seiner Kraft ist natürlich schon so eingerichtet, dass sie mit der Erfahrung – des Volkes und seiner – übereinstimmen kann. Dass dabei irgend eine Heuchelei eine Rolle spielt {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=1}} ist nur wahr, sofern sie überhaupt bei dem meisten, was Menschen tun, nahe liegt.
Dies ist natürlich nicht so, dass das Volk glaubt, der Herrscher habe diese Kräfte, der Herrscher aber sehr wohl weiß, dass er sie nicht hat oder es nur dann nicht weiß, wenn er ein Schwachkopf oder Narr ist. Sondern die Notion von seiner Kraft ist natürlich schon so eingerichtet, dass sie mit der Erfahrung – des Volkes und seiner – übereinstimmen kann. Dass dabei irgend eine Heuchelei eine Rolle spielt {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=2}} ist nur wahr, sofern sie überhaupt bei dem meisten, was Menschen tun, nahe liegt.


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Wenn ein Mensch in unserer (oder doch meiner) Gesellschaft zu viel lacht, so presse ich halb unwillkürlich die Lippen zusammen, als glaubte ich, die seinen dadurch zusammenhalten zu können. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=2}}
Wenn ein Mensch in unserer (oder doch meiner) Gesellschaft zu viel lacht, so presse ich halb unwillkürlich die Lippen zusammen, als glaubte ich, die seinen dadurch zusammenhalten zu können. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=3}}


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Der Unsinn ist hier, dass Frazer es so darstellt, als hätten diese Völker eine vollkommen falsche (ja wahnsinnige) Vorstellung vom Laufe der Natur, während sie nur eine merkwürdige Interpretation der Phänomene besitzen. D.h. ihre Naturkenntnis, wenn sie sie niederschrieben, würde von der unsern sich nicht ''fundamental'' unterscheiden. Nur ihre ''Magie'' ist anders. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=3}}
Der Unsinn ist hier, dass Frazer es so darstellt, als hätten diese Völker eine vollkommen falsche (ja wahnsinnige) Vorstellung vom Laufe der Natur, während sie nur eine merkwürdige Interpretation der Phänomene besitzen. D.h. ihre Naturkenntnis, wenn sie sie niederschrieben, würde von der unsern sich nicht ''fundamental'' unterscheiden. Nur ihre ''Magie'' ist anders.


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»A network of prohibitions and observances of which the intention is not to contribute to his dignity...« Das ist wahr und falsch. Freilich nicht die Würde des Schutzes der Person wohl aber die – sozusagen – natürliche Heiligkeit der Gottheit in ihm.]
»A network of prohibitions and observances of which the intention is not to contribute to his dignity...« Das ist wahr und falsch. Freilich nicht die Würde des Schutzes der Person wohl aber die – sozusagen – natürliche Heiligkeit der Gottheit in ihm.]


So einfach es klingt: der Unterschied zwischen Magie und Wissenschaft kann dahin ausgedrückt werden, dass {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=4}} es in der Wissenschaft einen Fortschritt gibt, aber nicht in der Magie. Die Magie hat keine Richtung der Entwicklung, die in ihr selbst liegt.
So einfach es klingt: der Unterschied zwischen Magie und Wissenschaft kann dahin ausgedrückt werden, dass {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=5}} es in der Wissenschaft einen Fortschritt gibt, aber nicht in der Magie. Die Magie hat keine Richtung der Entwicklung, die in ihr selbst liegt.


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Wieviel mehr Wahrheit darin, dass der Seele dieselbe Multiplizität gegeben wird wie dem Leib als in einer modernen verwässerten Theorie.


Wie viel mehr Wahrheit darin, dass der Seele dieselbe Multiplizität gegeben wird wie dem Leib als in einer modernen verwässerten Theorie.
Frazer merkt nicht, dass wir da Platos und Schopenhauers Lehre vor uns haben.


Frazer merkt nicht, dass wir da Platos und Schopenhauers Lehre vor uns haben. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=6}}
{{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=7}} Alle kindlichen (infantilen) Theorien finden wir in der heutigen Philosophie wieder; nur nicht mit dem Gewinnenden des Kindlichen.


Alle kindlichen (infantilen) Theorien finden wir in der heutigen Philosophie wieder; nur nicht mit dem Gewinnenden des Kindlichen. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=7}}]
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Das Auffallendste schiene mir außer den Ähnlichkeiten die Verschiedenheit aller dieser Riten zu sein. Es ist eine Mannigfaltigkeit von Gesichtern mit gemeinsamen Zügen die da und dort immer wieder auftauchen. Und was man tun möchte, ist Linien ziehen, die die gemeinsamen Bestandteile verbinden. Es fehlt dann noch ein Teil der Betrachtung und es ist der, welcher dieses Bild mit unsern eigenen Gefühlen und Gedanken in Verbindung bringt. Dieser Teil gibt der Betrachtung ihre Tiefe.


Das Auffallendste schiene mir außer den Ähnlichkeiten die Verschiedenheit aller dieser Riten zu sein. Es ist eine Mannigfaltigkeit von Gesichtern mit gemeinsamen Zügen die da und dort immer wieder auftauchen. Und was man tun möchte, ist Linien ziehen, die die gemeinsamen Bestandteile verbinden. Es fehlt dann noch ein Teil der Betrachtung und es ist der, welcher dieses Bild mit unsern eigenen Gefühlen und Gedanken in Verbindung bringt. Dieser Teil gibt der Betrachtung ihre Tiefe. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=8}}
{{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=9}} In allen diesen Gebräuchen sieht man allerdings etwas, der Ideenassoziation ''Ähnliches'' und mit ihr Verwandtes. Man könnte von einer Assoziation der Gebräuche reden.


In allen diesen Gebräuchen sieht man allerdings etwas, der Ideenassoziation ''Ähnliches'' und mit ihr Verwandtes. Man könnte von einer Assoziation der Gebräuche reden. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=9}}
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Nichts spricht dafür, warum das Feuer mit solchem Nimbus umgeben sein sollte. Und, wie seltsam, was heißt es eigentlich »es schien vom Himmel gekommen zu sein«? von welchem Himmel. Nein, es ist gar nicht selbstverständlich, dass das Feuer so betrachtet wird; – aber es wird eben so betrachtet.


Nichts spricht dafür, warum das Feuer mit solchem Nimbus umgeben sein sollte. Und, wie seltsam, was heißt es eigentlich »es schien vom Himmel gekommen zu sein«? von welchem Himmel. Nein, es ist gar nicht selbstverständlich, dass das Feuer so betrachtet wird; – aber es wird eben so betrachtet. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=10}}
{{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=11}} Hier scheint die Hypothese erst der Sache Tiefe zu geben. Und man kann sich an die Erklärung des seltsamen Verhältnisses von Siegfried und Brunhild im neueren Nibelungenlied erinnern. Nämlich dass Siegfried Brunhilde schon früher einmal gesehen zu haben scheint. Es ist nun klar, dass, was diesem Gebrauch Tiefe gibt, sein ''Zusammenhang'' mit dem Verbrennen eines Menschen ist. Wenn es bei irgendeinem Fest Sitte wäre, dass Menschen (wie beim Roß-und-Reiter-Spiel) auf einander reiten, so würden wir darin nichts sehen als eine Form des Tragens, die an das Reiten des Menschen auf einem Pferd erinnert; – wüssten wir aber, dass es unter vielen Völkern Sitte gewesen wäre «↓ etwa» Sklaven als Reittiere zu benützen und so beritten gewisse Feste zu feiern, so würden wir jetzt in dem harmlosen Gebrauch unserer Zeit etwas Tieferes und weniger Harmloses {{udashed|entdecken. »sehen«. »finden«.}} Die Frage ist: haftet dieses – sagen wir – Finstere dem Gebrauch des Beltane Feuers wie er vor 100 Jahren geübt wurde (an sich) an, oder nur dann, wenn die Hypothese seiner Entstehung sich bewahrheiten sollte. Ich glaube, es ist offenbar die innere {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=12}} Natur des »neuzeitlichen« Gebrauchs selbst, die uns finster anmutet, und die uns bekannten Tatsachen von Menschenopfern weisen nur die Richtung, in der wir den Gebrauch ansehen sollen. Wenn ich von der inneren Natur des Gebrauchs rede, meine ich alle Umstände, in denen er geübt wird, und die in dem Bericht von so einem Fest nicht enthalten sind, da sie nicht sowohl in bestimmten Handlungen bestehen, die das Fest charakterisieren, als in dem was man den Geist des Festes nennen könnte, welcher beschrieben würde, indem man z.B. die Art von Leuten beschriebe, die daran teilnehmen, ihre übrige Handlungsweise, d.h. ihren Charakter; die Art der Spiele, die sie sonst spielen. Und man würde dann sehen, dass das Finstere im Charakter dieser Menschen selbst liegt.


Hier scheint die Hypothese erst der Sache Tiefe zu geben. Und man kann sich an die Erklärung des seltsamen Verhältnisses von Siegfried und Brunhild im neueren Nibelungenlied erinnern. Nämlich dass Siegfried Brunhilde schon früher einmal gesehen zu haben scheint. Es ist nun klar, dass, was diesem Gebrauch Tiefe gibt, sein ''Zusammenhang'' mit dem Verbrennen eines Menschen ist. Wenn es bei irgendeinem Fest Sitte wäre, dass Menschen (wie beim Roß-und-Reiter-Spiel) auf einander reiten, so würden wir darin nichts sehen als eine Form des Tragens, die an das Reiten des Menschen auf einem Pferd erinnert; – wüssten wir aber, dass es unter vielen Völkern Sitte gewesen wäre «↓ etwa» Sklaven als Reittiere zu benützen und so beritten gewisse Feste zu feiern, so würden wir jetzt in dem harmlosen Gebrauch unserer Zeit etwas Tieferes und weniger Harmloses {{udashed|entdecken. »sehen«. »finden«.}} Die Frage ist: haftet dieses – sagen wir – Finstere dem Gebrauch des Beltane Feuers wie er vor 100 Jahren geübt wurde (an sich) an, oder nur dann, wenn die Hypothese seiner Entstehung sich bewahrheiten sollte. Ich glaube, es ist offenbar die innere {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=11}} Natur des »neuzeitlichen« Gebrauchs selbst, die uns finster anmutet, und die uns bekannten Tatsachen von Menschenopfern weisen nur die Richtung, in der wir den Gebrauch ansehen sollen. Wenn ich von der inneren Natur des Gebrauchs rede, meine ich alle Umstände, in denen er geübt wird, und die in dem Bericht von so einem Fest nicht enthalten sind, da sie nicht sowohl in bestimmten Handlungen bestehen, die das Fest charakterisieren, als in dem was man den Geist des Festes nennen könnte, welcher beschrieben würde, indem man z.B. die Art von Leuten beschriebe, die daran teilnehmen, ihre übrige Handlungsweise, d.h. ihren Charakter; die Art der Spiele, die sie sonst spielen. Und man würde dann sehen, dass das Finstere im Charakter dieser Menschen selbst liegt. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=12}}
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Hier sieht etwas aus wie die Überreste eines Losens. Und durch diesen Aspekt gewinnt es plötzlich Tiefe. Würden wir erfahren, dass der Kuchen mit den Knöpfen in einem bestimmten Fall etwa »ursprünglich« zu Ehren eines Knopfmachers »zu seinem Geburtstag« gebacken worden sei und sich der Gebrauch dann in der Gegend erhalten habe, so würde dieser Gebrauch tatsächlich alles »Tiefe« verlieren, es sei denn, dass es in seiner gegenwärtigen Form an sich liegt. Aber man sagt in so einem Fall oft: »dieser Gebrauch ist ''offenbar'' uralt«. Woher weiß man das? Ist es nur weil man historisches Zeugnis über derartige alte Gebräuche hat? Oder hat es noch einen andern Grund, einen den man durch Interpretation gewinnt? Aber auch, wenn die vorzeitliche Herkunft des Gebrauchs und die Abstammung von einem finstern Gebrauch historisch erwiesen ist, so ist es doch möglich, dass der Gebrauch heute ''gar nichts'' mehr Finsteres an sich hat, dass nichts von dem vorzeitlichen Grauen an ihm hängen geblieben ist. Vielleicht wird er heute nur mehr von Kindern geübt, die im Kuchenbacken und Verzieren mit Knöpfen wetteifern.


Hier sieht etwas aus wie die Überreste eines Losens. Und durch diesen Aspekt gewinnt es plötzlich Tiefe. Würden wir erfahren, dass der Kuchen mit den Knöpfen in einem bestimmten Fall etwa »ursprünglich« zu Ehren eines Knopfmachers »zu seinem Geburtstag« gebacken worden sei und sich der Gebrauch dann in der Gegend erhalten habe, so würde dieser Gebrauch tatsächlich alles »Tiefe« verlieren, es sei denn, dass es in seiner gegenwärtigen Form an sich liegt. Aber man sagt in so einem Fall oft: »dieser Gebrauch ist ''offenbar'' uralt«. Woher weiß man das? Ist es nur weil man historisches Zeugnis über derartige alte Gebräuche hat? Oder hat es noch einen andern Grund, einen den man durch Interpretation gewinnt? Aber auch, wenn die vorzeitliche Herkunft des Gebrauchs und die Abstammung von einem finstern Gebrauch historisch erwiesen ist, so ist es doch möglich, dass der Gebrauch heute ''gar nichts'' mehr Finsteres an sich hat, dass nichts von dem vorzeitlichen Grauen an ihm hängen geblieben ist. Vielleicht wird er heute nur mehr von Kindern geübt, die im Kuchenbacken und Verzieren mit Knöpfen wetteifern. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=13}}
{{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=14}} Dann liegt das Tiefe also nur im Gedanken an jene Abstammung. Aber diese kann doch ganz unsicher sein und man möchte sagen: »wozu sich über eine so unsichere Sache Sorgen machen ›sorgen‹« (wie eine rückwärts schauende Kluge Else). Aber solche Sorgen sind es nicht. – Vor allem: woher die Sicherheit dass ein solcher Gebrauch uralt sein muss (was sind unsre Daten, was ist die Verifikation)? Aber haben wir denn eine Sicherheit, können wir uns nicht darin irren und des Irrtums «↓ historisch» überführt werden? Gewiss, aber es bleibt dann noch immer etwas, dessen wir sicher sind. Wir würden «↓ dann» sagen »Gut in diesem einen Fall mag die Herkunft anders sein, aber im allgemeinen ist sie sicher die vorzeitliche«. Was uns dafür ''Evidenz'' ist, das muss die Tiefe dieser Annahme enthalten. Und diese Evidenz ist wieder eine «↓ nicht- hypothetische» psychologische. Wenn ich nämlich sage: das Tiefe an diesem Gebrauch liegt in seiner Herkunft, ''wenn'' es sich so zugetragen hat. So <s>muss</s> liegt also entweder das Tiefe in dem Gedanken an so eine Herkunft oder das Tiefe ist «↓ selbst» nur hypothetisch und man kann nur sagen: ''Wenn'' es sich so zugetragen {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=15}} hat, so war das eine finstere tiefe Geschichte. Ich will sagen: Das Finstere, Tiefe liegt nicht darin, dass es sich mit der Geschichte dieses Gebrauches so verhalten hat, denn vielleicht hat es sich gar nicht so verhalten; auch nicht darin, dass es sich vielleicht oder wahrscheinlich so verhalten hat, sondern in dem, was mir Grund gibt, das anzunehmen. Ja woher überhaupt das Tiefe und Finstere im Menschenopfer. Denn sind es nur die Leiden des Opfers die uns den Eindruck machen? Krankheiten aller Art, die mit ebensoviel Leiden verbunden sind, rufen diesen Eindruck ''doch'' nicht hervor. Nein, dies Tiefe und Finstere versteht sich nicht von selbst, wenn wir nur die Geschichte der äußeren Handlung erfahren, sondern ''wir'' tragen es wieder hinein aus einer Erfahrung in unserm Innern.


Dann liegt das Tiefe also nur im Gedanken an jene Abstammung. Aber diese kann doch ganz unsicher sein und man möchte sagen: »wozu sich über eine so unsichere Sache Sorgen machen ›sorgen‹« (wie eine rückwärts schauende Kluge Else). Aber solche Sorgen sind es nicht. – Vor allem: woher die Sicherheit dass ein solcher Gebrauch uralt sein muss (was sind unsre Daten, was ist die Verifikation)? Aber haben wir denn eine Sicherheit, können wir uns nicht darin irren und des Irrtums «↓ historisch» überführt werden? Gewiss, aber es bleibt dann noch immer etwas, dessen wir sicher sind. Wir würden «↓ dann» sagen »Gut in diesem einen Fall mag die Herkunft anders sein, aber im allgemeinen ist sie sicher die vorzeitliche«. Was uns dafür ''Evidenz'' ist, das muss die Tiefe dieser Annahme enthalten. Und diese Evidenz ist wieder eine «↓ nicht- hypothetische» psychologische. Wenn ich nämlich sage: das Tiefe an diesem Gebrauch liegt in seiner Herkunft, ''wenn'' es sich so zugetragen hat. So <s>muss</s> liegt also entweder das Tiefe in dem Gedanken an so eine Herkunft oder das Tiefe ist «↓ selbst» nur hypothetisch und man kann nur sagen: ''Wenn'' es sich so zugetragen {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=14}} hat, so war das eine finstere tiefe Geschichte. Ich will sagen: Das Finstere, Tiefe liegt nicht darin, dass es sich mit der Geschichte dieses Gebrauches so verhalten hat, denn vielleicht hat es sich gar nicht so verhalten; auch nicht darin, dass es sich vielleicht oder wahrscheinlich so verhalten hat, sondern in dem, was mir Grund gibt, das anzunehmen. Ja woher überhaupt das Tiefe und Finstere im Menschenopfer. Denn sind es nur die Leiden des Opfers die uns den Eindruck machen? Krankheiten aller Art, die mit ebensoviel Leiden verbunden sind, rufen diesen Eindruck ''doch'' nicht hervor. Nein, dies Tiefe und Finstere versteht sich nicht von selbst, wenn wir nur die Geschichte der äußeren Handlung erfahren, sondern ''wir'' tragen es wieder hinein aus einer Erfahrung in unserm Innern.
Die Tatsache, dass das Los durch einen Kuchen gezogen wird, hat (auch) etwas besonders {{udashed|Schreckliches}} (beinahe wie der Verrat durch einen Kuss), und dass uns das besonders schrecklich anmutet, hat wieder eine wesentliche Bedeutung für die Untersuchung solcher Ge-{{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=16}}bräuche {eines solchen Gebrauchs}.
 
Die Tatsache, dass das Los durch einen Kuchen gezogen wird, hat (auch) etwas besonders {{udashed|Schreckliches}} (beinahe wie der Verrat durch einen Kuss), und dass uns das besonders schrecklich anmutet, hat wieder eine wesentliche Bedeutung für die Untersuchung solcher {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=15}} Gebräuche {eines solchen Gebrauchs}.


Es ist, wenn ich so einen Gebrauch sehe, von ihm höre, wie wenn ich einen Mann sehe, wie er bei »Gelegenheit« geringfügigem Anlass streng mit einem andern spricht, und aus dem Ton «↓ der Stimme» und dem Gesicht merke, dass dieser Mann bei gegebenem Anlass furchtbar sein kann. Der Eindruck, den ich hier erhalte, kann ein sehr tiefer und außerordentlich ernster sein.
Es ist, wenn ich so einen Gebrauch sehe, von ihm höre, wie wenn ich einen Mann sehe, wie er bei »Gelegenheit« geringfügigem Anlass streng mit einem andern spricht, und aus dem Ton «↓ der Stimme» und dem Gesicht merke, dass dieser Mann bei gegebenem Anlass furchtbar sein kann. Der Eindruck, den ich hier erhalte, kann ein sehr tiefer und außerordentlich ernster sein.
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Eine {{udashed|<s>Annahme</s>}} Überzeugung liegt jedenfalls den Annahmen über den Ursprung des Beltanefestes – z.B. – zu Grunde; die ist, dass solche Feste nicht von einem Menschen, sozusagen aufs Geratewohl, erfunden werden, sondern eine unendlich viel breitere Basis brauchen, um sich zu erhalten. Wollte ich ein Fest erfinden, so würde es baldigst aussterben oder aber auf solcher Weise modifiziert werden, dass es einem allgemeinen Hang der Leute entspricht.
Eine {{udashed|<s>Annahme</s>}} Überzeugung liegt jedenfalls den Annahmen über den Ursprung des Beltanefestes – z.B. – zu Grunde; die ist, dass solche Feste nicht von einem Menschen, sozusagen aufs Geratewohl, erfunden werden, sondern eine unendlich viel breitere Basis brauchen, um sich zu erhalten. Wollte ich ein Fest erfinden, so würde es baldigst aussterben oder aber auf solcher Weise modifiziert werden, dass es einem allgemeinen Hang der Leute entspricht.


Was aber wehrt sich dagegen anzunehmen, das Beltanefest sei immer in der gegenwärtigen (oder jüngstvergangenen) Form gefeiert worden? Man möchte sagen: Es ist zu sinnlos, um so erfunden worden {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=16}} zu sein. Ist es nicht, wie wenn ich eine Ruine sehe und sage: das muss einmal ein Haus gewesen sein, denn niemand würde einen so beschaffenen Haufen behauener und unregelmäßiger Steine errichten? Und wenn gefragt würde: Woher weißt du das, so könnte ich nur sagen: Meine Erfahrung mit den Menschen lehrt es mich. Ja selbst da, wo sie wirklich Ruinen bauen, nehmen sie die Formen von eingestürzten Häusern her.
Was aber wehrt sich dagegen anzunehmen, das Beltanefest sei immer in der gegenwärtigen (oder jüngstvergangenen) Form gefeiert worden? Man möchte sagen: Es ist zu sinnlos, um so erfunden worden {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=17}} zu sein. Ist es nicht, wie wenn ich eine Ruine sehe und sage: das muss einmal ein Haus gewesen sein, denn niemand würde einen so beschaffenen Haufen behauener und unregelmäßiger Steine errichten? Und wenn gefragt würde: Woher weißt du das, so könnte ich nur sagen: Meine Erfahrung mit den Menschen lehrt es mich. Ja selbst da, wo sie wirklich Ruinen bauen, nehmen sie die Formen von eingestürzten Häusern her.


Man könnte auch so sagen: Wer uns mit der Erzählung vom Beltanefest einen Eindruck machen wollte, brauchte jedenfalls die Hypothese von seiner Herkunft nicht zu äußern, sondern er brauchte uns nur das Material (das zu dieser Hypothese führt) vorlegen und nichts weiter dazu sagen. Nun möchte man vielleicht sagen: »Freilich, weil der Hörer, oder Leser, den Schluss selber ziehen wird!« Aber muss er diesen Schluss explizite ziehen? Also, überhaupt ziehen? Und was ist es denn für ein Schluss? Dass das oder jenes ''wahrscheinlich'' ist?! Und wenn er den Schluss selber ziehen kann, <s>warum</s> wie soll ihm der Schluss einen Eindruck machen? Was ihm den Eindruck macht, muss doch das sein, was ''er'' nicht gemacht hat! Impressioniert ihn also erst die geäußerte <s>oder</s> <s>jede</s> Hypothese (ob von ihm oder andern geäußert) oder schon das Material zu ihr? {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=17}}
Man könnte auch so sagen: Wer uns mit der Erzählung vom Beltanefest einen Eindruck machen wollte, brauchte jedenfalls die Hypothese von seiner Herkunft nicht zu äußern, sondern er brauchte uns nur das Material (das zu dieser Hypothese führt) vorlegen und nichts weiter dazu sagen. Nun möchte man vielleicht sagen: »Freilich, weil der Hörer, oder Leser, den Schluss selber ziehen wird!« Aber muss er diesen Schluss explizite ziehen? Also, überhaupt ziehen? Und was ist es denn für ein Schluss? Dass das oder jenes ''wahrscheinlich'' ist?! Und wenn er den Schluss selber ziehen kann, <s>warum</s> wie soll ihm der Schluss einen Eindruck machen? Was ihm den Eindruck macht, muss doch das sein, was ''er'' nicht gemacht hat! Impressioniert ihn also erst die geäußerte <s>oder</s> <s>jede</s> Hypothese (ob von ihm oder andern geäußert) oder schon das Material zu ihr?


Aber könnte ich da nicht ebenso gut fragen: Wenn ich sehe, wie einer umgebracht wird, – impressioniert mich da einfach, was ich sehe, oder erst die Hypothese, dass hier ein Mensch umgebracht wird?
{{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=18}} Aber könnte ich da nicht ebenso gut fragen: Wenn ich sehe, wie einer umgebracht wird, – impressioniert mich da einfach, was ich sehe, oder erst die Hypothese, dass hier ein Mensch umgebracht wird?


Aber es ist ja nicht einfach der Gedanke an die mögliche Herkunft des Beltanefestes, welcher den Eindruck mit sich führt, sondern, was man die ungeheure Wahrscheinlichkeit dieses Gedankens nennt. Als das, was vom Material hergenommen ist.
Aber es ist ja nicht einfach der Gedanke an die mögliche Herkunft des Beltanefestes, welcher den Eindruck mit sich führt, sondern, was man die ungeheure Wahrscheinlichkeit dieses Gedankens nennt. Als das, was vom Material hergenommen ist.


So wie das Beltanefest auf uns gekommen ist, ist es ja ein Schauspiel und ähnlich wie wenn Kinder Räuber spielen. Aber doch nicht so. Denn wenn es auch abgekartet ist, dass die Partei, die das Opfer rettet, gewinnt, so hat doch was geschieht noch immer einen Temperamentszusatz, den die bloße schauspielerische Darstellung nicht hat. – Aber auch wenn es sich bloß um eine ganz kühle Darstellung handelte, würden wir uns doch beunruhigt fragen: was soll diese Darstellung, was ist ihr ''Sinn''?! Und sie könnte uns abgesehen von jeder Deutung dann durch ihre eigentümliche Sinnlosigkeit beunruhigen. (Was zeigt, welcher Art der Grund so einer Beunruhigung sein kann.) Würde nun etwa eine harmlose Deutung gegeben: Das {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=18}} Los werde einfach geworfen, damit man das Vergnügen hätte, jemandem damit drohen zu können, ins Feuer geworfen zu werden, was nicht angenehm sei; so wird das Beltanefest allerdings viel ähnlicher einem jener Belustigungen, wo einer der Gesellschaft gewisse Grausamkeiten zu erdulden hat, und die, so wie sie sind, ein Bedürfnis befriedigen. Und das Beltanefest würde durch so eine Erklärung auch wirklich jedes Geheimnisvolle verlieren, wenn es eben nicht selbst in der Handlung wie in der Stimmung von solchen gewöhnlichen Räuberspielen etc. abwiche.
So wie das Beltanefest auf uns gekommen ist, ist es ja ein Schauspiel und ähnlich wie wenn Kinder Räuber spielen. Aber doch nicht so. Denn wenn es auch abgekartet ist, dass die Partei, die das Opfer rettet, gewinnt, so hat doch was geschieht noch immer einen Temperamentszusatz, den die bloße schauspielerische Darstellung nicht hat. – Aber auch wenn es sich bloß um eine ganz kühle Darstellung handelte, würden wir uns doch beunruhigt fragen: was soll diese Darstellung, was ist ihr ''Sinn''?! Und sie könnte uns abgesehen von jeder Deutung dann durch ihre eigentümliche Sinnlosigkeit beunruhigen. (Was zeigt, welcher Art der Grund so einer Beunruhigung sein kann.) Würde nun etwa eine harmlose Deutung gegeben: Das {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=19}} Los werde einfach geworfen, damit man das Vergnügen hätte, jemandem damit drohen zu können, ins Feuer geworfen zu werden, was nicht angenehm sei; so wird das Beltanefest allerdings viel ähnlicher einem jener Belustigungen, wo einer der Gesellschaft gewisse Grausamkeiten zu erdulden hat, und die, so wie sie sind, ein Bedürfnis befriedigen. Und das Beltanefest würde durch so eine Erklärung auch wirklich jedes Geheimnisvolle verlieren, wenn es eben nicht selbst in der Handlung wie in der Stimmung von solchen gewöhnlichen Räuberspielen etc. abwiche.


Ebenso, dass Kinder an gewissen Tagen einen Strohmann verbrennen, auch wenn dafür keine Erklärung gegeben würde, könnte uns beunruhigen. Seltsam dass ''ein Mensch'' festlich «↓ von ihnen» verbrannt werden sollte! Ich will sagen: die Lösung ist nicht beunruhigender als das Rätsel.
Ebenso, dass Kinder an gewissen Tagen einen Strohmann verbrennen, auch wenn dafür keine Erklärung gegeben würde, könnte uns beunruhigen. Seltsam dass ''ein Mensch'' festlich «↓ von ihnen» verbrannt werden sollte! Ich will sagen: die Lösung ist nicht beunruhigender als das Rätsel.


Warum soll es aber nicht wirklich nur (oder doch zum Teil) der ''Gedanke'' sein, der mir den Eindruck gibt? Sind denn Vorstellungen nicht furchtbar? Kann mir bei dem Gedanken, dass der Kuchen mit den Knöpfen einmal dazu gedient hat, das Todesopfer auszulosen, nicht schaurig zumute werden? Hat nicht der ''Gedanke'' {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=19}} etwas Furchtbares? – Ja, aber das, was ich in jenen Erzählungen sehe, gewinnen sie doch durch die Evidenz, auch durch solche, die damit nicht unmittelbar verbunden zu sein scheint, durch den Gedanken an den Menschen und seine Vergangenheit, durch all das Seltsame, das ich in mir und dem andern sehe, gesehen und gehört habe. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=20}}
Warum soll es aber nicht wirklich nur (oder doch zum Teil) der ''Gedanke'' sein, der mir den Eindruck gibt? Sind denn Vorstellungen nicht furchtbar? Kann mir bei dem Gedanken, dass der Kuchen mit den Knöpfen einmal dazu gedient hat, das Todesopfer auszulosen, nicht schaurig zumute werden? Hat nicht der ''Gedanke'' {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=20}} etwas Furchtbares? – Ja, aber das, was ich in jenen Erzählungen sehe, gewinnen sie doch durch die Evidenz, auch durch solche, die damit nicht unmittelbar verbunden zu sein scheint, durch den Gedanken an den Menschen und seine Vergangenheit, durch all das Seltsame, das ich in mir und dem andern sehe, gesehen und gehört habe.


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Das kann man sich sehr gut denken – und als Grund wäre etwa angegeben worden, dass die Schutzheiligen sonst gegeneinander ziehen würden und dass nur einer die Sache dirigieren könne. Aber auch das wohl nur eine ({{udashed|nachträgliche}}) Ausdeutung des Instinkts.
Das kann man sich sehr gut denken – und als Grund wäre etwa angegeben worden, dass die Schutzheiligen sonst gegeneinander ziehen würden und dass nur einer die Sache dirigieren könne. Aber auch das wohl nur eine ({{udashed|nachträgliche}}) Ausdeutung des Instinkts.


Alle diese ''verschiedenen'' Gebräuche zeigen, dass es sich hier nicht um die Abstammung des einen vom andern handelt, {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=21}} sondern um einen gemeinsamen Geist. Und man könnte alle diese Zeremonien selber erfinden (erdichten). Und der Geist, aus dem man sie erfände, wäre eben ihr gemeinsamer Geist.
Alle diese ''verschiedenen'' Gebräuche zeigen, dass es sich hier nicht um die Abstammung des einen vom andern handelt, {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=22}} sondern um einen gemeinsamen Geist. Und man könnte alle diese Zeremonien selber erfinden (erdichten). Und der Geist, aus dem man sie erfände, wäre eben ihr gemeinsamer Geist.


641. Die Verbindung von Krankheit und Schmutz. »Von einer Krankheit reinigen«.
641. Die Verbindung von Krankheit und Schmutz. »Von einer Krankheit reinigen«.
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Es liefert eine einfache kindliche Theorie der Krankheit, dass sie ein Schmutz ist, der abgewaschen werden kann.
Es liefert eine einfache kindliche Theorie der Krankheit, dass sie ein Schmutz ist, der abgewaschen werden kann.


Wie es »infantile Sexualtheorien gibt«, so überhaupt infantile Theorien. Das heißt aber nicht, dass alles was ein Kind tut ''aus'' einer {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=22}} infantilen Theorie als seinem Grund hervorgegangen ist.
Wie es »infantile Sexualtheorien gibt«, so überhaupt infantile Theorien. Das heißt aber nicht, dass alles was ein Kind tut ''aus'' einer {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=23}} infantilen Theorie als seinem Grund hervorgegangen ist.


Das Richtige und Interessante ist nicht zu sagen, das ist aus dem hervorgegangen, sondern: es könnte so hervorgegangen sein. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=23}}
Das Richtige und Interessante ist nicht zu sagen, das ist aus dem hervorgegangen, sondern: es könnte so hervorgegangen sein.


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Dass das Feuer zur Reinigung gebraucht wurde, ist klar. Aber nichts kann wahrscheinlicher sein, als dass die denkenden Menschen Reinigungszeremonien, auch wo sie ursprünglich nur als solche gedacht gewesen wären, später mit der Sonne in Zusammenhang gebracht haben. Wenn sich einem Menschen ein Gedanke aufdrängt (Feuer-Reinigung) und einem ein anderer {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=24}} (Feuer-Sonne), was kann wahrscheinlicher sein, als dass sich einem Menschen beide Gedanken aufdrängen werden. Die Gelehrten, die immer ''eine'' Theorie haben möchten!!!
Dass das Feuer zur Reinigung gebraucht wurde, ist klar. Aber nichts kann wahrscheinlicher sein, als dass die denkenden Menschen Reinigungszeremonien, auch wo sie ursprünglich nur als solche gedacht gewesen wären, später mit der Sonne in Zusammenhang gebracht haben. Wenn sich einem Menschen ein Gedanke aufdrängt (Feuer-Reinigung) und einem ein anderer {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=25}} (Feuer-Sonne), was kann wahrscheinlicher sein, als dass sich einem Menschen beide Gedanken aufdrängen werden. Die Gelehrten, die immer ''eine'' Theorie haben möchten!!!


Die ''gänzliche'' Zerstörung durch das Feuer anders als durch Zerschlagen Zerreißen etc. muss den Menschen aufgefallen sein.
Die ''gänzliche'' Zerstörung durch das Feuer anders als durch Zerschlagen Zerreißen etc. muss den Menschen aufgefallen sein.


Auch wenn man nichts von einer solchen Verbindung des Reinigung und Sonne Gedankens wüsste, könnte man annehmen, dass er irgendwo wird aufgetreten sein. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=25}}
Auch wenn man nichts von einer solchen Verbindung des Reinigung und Sonne Gedankens wüsste, könnte man annehmen, dass er irgendwo wird aufgetreten sein.


680 »soul-stone« Da sieht man, wie eine solche Hypothese arbeitet. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=26}}
{{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=26}} 680 »soul-stone« Da sieht man, wie eine solche Hypothese arbeitet.


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Das würde darauf deuten, dass hier eine Wahrheit zu Grunde liegt und kein Aberglaube. (Freilich ist es dem dummen Wissenschaftler gegenüber leicht, in den Geist des Widerspruchs zu verfallen.) Aber es kann sehr wohl sein, dass der völlig enthaarte Leib uns in irgend einem Sinne den Selbstrespekt zu verlieren verleitet.
Das würde darauf deuten, dass hier eine Wahrheit zu Grunde liegt und kein Aberglaube. (Freilich ist es dem dummen Wissenschaftler gegenüber leicht, in den Geist des Widerspruchs zu verfallen.) Aber es kann sehr wohl sein, dass der völlig enthaarte Leib uns in irgend einem Sinne den Selbstrespekt zu verlieren verleitet.
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(Brüder Karamasoff)
(Brüder Karamasoff)


Es ist gar kein Zweifel, dass eine Verstümmelung, die uns in unseren {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=27}} Augen unwürdig, lächerlich, aussehen macht, uns allen Willen rauben kann, uns zu verteidigen. Wie verlegen werden wir manchmal – oder doch viele Menschen (ich) – durch unsere physische oder ästhetische Inferiorität. {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=28}}]
Es ist gar kein Zweifel, dass eine Verstümmelung, die uns in unseren {{Frazer MS reference|Ms or Ts=Ms |number=143 |page=28}} Augen unwürdig, lächerlich, aussehen macht, uns allen Willen rauben kann, uns zu verteidigen. Wie verlegen werden wir manchmal – oder doch viele Menschen (ich) – durch unsere physische oder ästhetische Inferiorität.
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