Logisch-philosophische Abhandlung: Difference between revisions

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Wir können das allgemeine Glied der Formenreihe bestimmen, indem wir ihr erstes Glied angeben und die allgemeine Form der Operation, welche das folgende Glied aus dem vorher- gehenden Satz erzeugt.
Wir können das allgemeine Glied der Formenreihe bestimmen, indem wir ihr erstes Glied angeben und die allgemeine Form der Operation, welche das folgende Glied aus dem vorher- gehenden Satz erzeugt.
4.1274 Die Frage nach der Existenz eines formalen Begriffes ist unsinnig. Denn kein Satz kann eine solche Frage beantworten.
(Man kann also z. B. nicht fragen: „Gibt es unanalysierbare Subjekt-Prädikatsätze?“)
4.121           Die logischen Formen sind zahl l o s.
Darum gibt es in der Logik keine ausgezeichneten Zahlen und darum gibt es keinen philosophischen Monismus oder Dualismus, etc.
4.2 Der Sinn des Satzes ist seine Übereinstimmung, und Nichtüber- einstimmung mit den Möglichkeiten des Bestehens und Nicht- bestehens der Sachverhalte.
4.21 Der einfachste Satz, der Elementarsatz, behauptet das Bestehen eines Sachverhaltes.
4.211 Ein Zeichen des Elementarsatzes ist es, dass kein Elementarsatz mit ihm in Widerspruch stehen kann.
4.22 Der Elementarsatz besteht aus Namen. Er ist ein Zusammen- hang, eine Verkettung, von Namen.
4.221 Es ist offenbar, dass wir bei der Analyse der Sätze auf Elemen- tarsätze kommen müssen, die aus Namen in unmittelbarer Ver- bindung bestehen.
Es frägt sich hier, wie kommt der Satzverband zustande.
4.2211 Auch wenn die Welt unendlich komplex ist, so dass jede Tatsache aus unendlich vielen Sachverhalten besteht und jeder Sachver- halt aus unendlich vielen Gegenständen zusammengesetzt ist, auch dann müsste es Gegenstände und Sachverhalte geben.
4.23               Der Name kommt im Satz nur im Zusammenhange des Elemen- tarsatzes vor.
4.24               Die Namen sind die einfachen Symbole, ich deute sie durch ein- zelne Buchstaben („''x''“, „''y''“, „''z''“) an.
Den Elementarsatz schreibe ich als Funktion der Namen in der Form: „''fx''“, „''φ''(''x, y'')“, etc.
Oder ich deute ihn durch die Buchstaben ''p'', ''q'', ''r'' an.
4.241           Gebrauche ich zwei Zeichen in ein und derselben Bedeutung, so drücke ich dies aus, indem ich zwischen beide das Zeichen „=“ setze.
„''a'' = ''b''“ heisst also: das Zeichen „''a''“ ist durch das Zeichen „''b''“ ersetzbar.
(Führe ich durch eine Gleichung ein neues Zeichen „''b''“ ein, indem ich bestimme, es solle ein bereits bekanntes Zeichen „''a''“ er- setzen, so schreibe ich die Gleichung—Definition—(wie Russell) in der Form „''a'' = ''b'' Def.“. Die Definition ist eine Zeichenregel.)
4.242          Ausdrücke von der Form „''a'' = ''b''“ sind also nur Behelfe der Dar- stellung; sie sagen nichts über die Bedeutung der Zeichen „''a''“, „''b''“ aus.
4.243          Können wir zwei Namen verstehen, ohne zu wissen, ob sie das- selbe Ding oder zwei verschiedene Dinge bezeichnen?—Können wir einen Satz, worin zwei Namen vorkommen, verstehen, ohne zu wissen, ob sie Dasselbe oder Verschiedenes bedeuten?
Kenne ich etwa die Bedeutung eines englischen und eines gleichbedeutenden deutschen Wortes, so ist es unmöglich, dass ich nicht weiss, dass die beiden gleichbedeutend sind; es ist un- möglich, dass ich sie nicht ineinander übersetzen kann.
Ausdrücke wie „''a'' = ''a''“, oder von diesen abgeleitete, sind weder Elementarsätze, noch sonst sinnvolle Zeichen. (Dies wird sich später zeigen.)
4.25               Ist der Elementarsatz wahr, so besteht der Sachverhalt; ist der Elementarsatz falsch, so besteht der Sachverhalt nicht.
4.26               Die Angabe aller wahren Elementarsätze beschreibt die Welt vollständig. Die Welt ist vollständig beschrieben durch die An- gaben aller Elementarsätze plus der Angabe, welche von ihnen wahr und welche falsch sind.
4.27               Bezüglich des Bestehens und Nichtbestehens von ''n'' Sachverhalten gibt es <math>K_n = \sum_{v=0}^n \binom{n}{v}</math> Möglichkeiten.