Logisch-philosophische Abhandlung: Difference between revisions

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(Sehe ich erst auf die Ecken ''a'' und nur flüchtig auf ''b'', so erscheint ''a'' vorne; und umgekehrt.)
(Sehe ich erst auf die Ecken ''a'' und nur flüchtig auf ''b'', so erscheint ''a'' vorne; und umgekehrt.)


5.55               Wir müssen nun die Frage nach allen möglichen Formen der Elementarsätze a priori beantworten.


<references />
Der Elementarsatz besteht aus Namen. Da wir aber die Anzahl der Namen von verschiedener Bedeutung nicht angeben können, so können wir auch nicht die Zusammensetzung des Elementarsatzes angeben.
 
5.551  Unser Grundsatz ist, dass jede Frage, die sich überhaupt durch die Logik entscheiden lässt, sich ohne weiteres entscheiden las- sen muss.
 
(Und wenn wir in die Lage kommen, ein solches Problem durch Ansehen der Welt beantworten zu müssen, so zeigt dies, dass wir auf grundfalscher Fährte sind.)
 
5.552                             Die „Erfahrung“, die wir zum Verstehen der Logik brauchen, ist nicht die, dass sich etwas so und so verhält, sondern, dass etwas i s t: aber das ist eben ke i n e Erfahrung.
 
Die Logik ist vo r jeder Erfahrung—dass etwas s o ist. Sie ist vor dem Wie, nicht vor dem Was.
 
5.5521 Und wenn dies nicht so wäre, wie könnten wir die Logik anwen- den? Man könnte sagen: Wenn es eine Logik gäbe, auch wenn es keine Welt gäbe, wie könnte es dann eine Logik geben, da es eine Welt gibt.
 
5.553                             Russell sagte, es gäbe einfache Relationen zwischen verschie- denen Anzahlen von Dingen (Individuals). Aber zwischen wel- chen Anzahlen? Und wie soll sich das entscheiden?—Durch die Erfahrung?
 
(Eine ausgezeichnete Zahl gibt es nicht.)
 
5.554                             Die Angabe jeder speziellen Form wäre vollkommen willkürlich.
 
5.5541 Es soll sich a priori angeben lassen, ob ich z. B. in die Lage kommen kann, etwas mit dem Zeichen einer 27-stelligen Rela- tion bezeichnen zu müssen.
 
5.5542 Dürfen wir denn aber überhaupt so fragen? Können wir eine Zeichenform aufstellen und nicht wissen, ob ihr etwas entspre- chen könne?
 
Hat die Frage einen Sinn: Was muss s e i n, damit etwas der-Fall-sein kann?
 
5.555                             Es ist klar, wir haben vom Elementarsatz einen Begriff, abge- sehen von seiner besonderen logischen Form.
 
Wo man aber Symbole nach einem System bilden kann, dort ist dieses System das logisch wichtige und nicht die ein- zelnen Symbole.
 
Und wie wäre es auch möglich, dass ich es in der Logik mit Formen zu tun hätte, die ich erfinden kann; sondern mit dem muss ich es zu tun haben, was es mir möglich macht, sie zu erfinden.
 
5.556 Eine Hierarchie der Formen der Elementarsätze kann es nicht geben. Nur was wir selbst konstruieren, können wir vorausse- hen.
 
5.5561 Die empirische Realität ist begrenzt durch die Gesamtheit der Gegenstände. Die Grenze zeigt sich wieder in der Gesamtheit der Elementarsätze.
 
Die Hierarchien sind, und müssen unabhängig von der Rea- lität sein.
 
5.5562 Wissen wir aus rein logischen Gründen, dass es Elementarsätze geben muss, dann muss es jeder wissen, der die Sätze in ihrer unanalysierten Form versteht.
 
5.5563 Alle Sätze unserer Umgangssprache sind tatsächlich, so wie  sie sind, logisch vollkommen geordnet.—Jenes Einfachste, was wir hier angeben sollen, ist nicht ein Gleichnis der Wahrheit, sondern die volle Wahrheit selbst.
 
(Unsere Probleme sind nicht abstrakt, sondern vielleicht die konkretesten, die es gibt.)
 
5.557  Die A nwe n d u n g der Logik entscheidet darüber, welche Elementarsätze es gibt.
 
Was in der Anwendung liegt, kann die Logik nicht voraus- nehmen.
 
Das ist klar: Die Logik darf mit ihrer Anwendung nicht kollidieren.
 
Aber die Logik muss sich mit ihrer Anwendung berühren.
 
Also dürfen die Logik und ihre Anwendung einander nicht übergreifen.
 
5.5571    Wenn ich die Elementarsätze nicht a priori angeben kann, dann muss es zu offenbarem Unsinn führen, sie angeben zu wollen.
 
5.6          D i e   G r e n z e n   m e i n e r   S p r a ch e bedeuten die Grenzen meiner Welt.
 
5.61               Die Logik erfüllt die Welt; die Grenzen der Welt sind auch ihre Grenzen.
 
Wir können also in der Logik nicht sagen: Das und das gibt es in der Welt, jenes nicht.
 
Das würde nämlich scheinbar voraussetzen, dass wir gewisse Möglichkeiten ausschliessen und dies kann nicht der Fall sein, da sonst die Logik über die Grenzen der Welt hinaus müsste; wenn sie nämlich diese Grenzen auch von der anderen Seite betrachten könnte.
 
Was wir nicht denken können, das können wir nicht den- ken; wir können also auch nicht s a g e n, was wir nicht denken können.
 
5.62              Diese Bemerkung gibt den Schlüssel zur Entscheidung der Fra- ge, inwieweit der Solipsismus eine Wahrheit ist.
 
Was der Solipsismus nämlich m e i n t, ist ganz richtig, nur lässt es sich nicht s a g e n, sondern es zeigt sich.
 
Dass die Welt m e i n e Welt ist, das zeigt sich darin, dass die Grenzen d e r Sprache (der Sprache, die allein ich verstehe) die Grenzen m e i n e r Welt bedeuten.
 
5.621      Die Welt und das Leben sind Eins.
 
5.63       Ich bin meine Welt. (Der Mikrokosmos.)
 
5.631      Das denkende, vorstellende, Subjekt gibt es nicht.
 
Wenn ich ein Buch schriebe „Die Welt, wie ich sie vor- fand“, so wäre darin auch über meinen Leib zu berichten und zu sagen, welche Glieder meinem Willen unterstehen und wel- che nicht etc., dies ist nämlich eine Methode, das Subjekt zu isolieren, oder vielmehr zu zeigen, dass es in einem wichtigen Sinne kein Subjekt gibt: Von ihm allein nämlich könnte in die- sem Buche n i cht die Rede sein.—
 
5.632 Das Subjekt gehört nicht zur Welt, sondern es ist eine Grenze der Welt.
 
5.633 Wo in der Welt ist ein metaphysisches Subjekt zu merken?
 
Du sagst, es verhält sich hier ganz, wie mit Auge und Ge- sichtsfeld. Aber das Auge siehst du wirklich n i ch t.
 
Und nichts a m G e s i cht s f e l d lässt darauf schliessen, dass es von einem Auge gesehen wird.
 
5.6331 Das Gesichtsfeld hat nämlich nicht etwa eine solche Form:<references />