Bemerkungen über die Farben: Difference between revisions

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Ja, man spricht gar nicht von einem 'weißlichen Schein'!
Ja, man spricht gar nicht von einem 'weißlichen Schein'!


{{ParFarben|part=2 |paragraph=15}} Wenn bei einer gewissen Beleuchtung alles weiblich aussähe, so würden wir nicht schließen, das Leuchtende müsse weiß ausschaun.
{{ParFarben|part=2 |paragraph=15}} Wenn bei einer gewissen Beleuchtung alles weißlich aussähe, so würden wir nicht schließen, das Leuchtende müsse weiß ausschaun.


{{ParFarben|part=2 |paragraph=16}} Die phänomenologische Analyse (wie sie z.B. Goethe wollte) ist eine Begriffsanalyse und kann der Physik weder {{check|##}}beistimmen, noch widersprechen.
{{ParFarben|part=2 |paragraph=16}} Die phänomenologische Analyse (wie sie z.B. Goethe wollte) ist eine Begriffsanalyse und kann der Physik weder {{check|##}}beistimmen, noch widersprechen.


{{ParFarben|part=2 |paragraph=17}} Wie aber, wenn es irgendwo so wäre: das Licht eines weißglühenden Körpers ließe die Sachen hell aber weiblich, also farbschwach, erscheinen, das Licht eines rotglühenden rötlich, etc.? (Nur eine unsichtbare, dem Auge nicht wahrnehmbare Quelle, ließe sie in Farben leuchten.)
{{ParFarben|part=2 |paragraph=17}} Wie aber, wenn es irgendwo so wäre: das Licht eines weißglühenden Körpers ließe die Sachen hell aber weißlich, also farbschwach, erscheinen, das Licht eines rotglühenden rötlich, etc.? (Nur eine unsichtbare, dem Auge nicht wahrnehmbare Quelle, ließe sie in Farben leuchten.)


{{ParFarben|part=2 |paragraph=18}} Ja, wie wenn die Dinge nur dann in ihren Farben leuchteten, wenn, in unserm Sinne, ''kein'' Licht auf sie fällt, wenn z.B. der Himmel ''schwarz'' wäre? Könnte man dann nicht sagen: nur bei schwarzem Licht erscheinen uns die vollen Farben?
{{ParFarben|part=2 |paragraph=18}} Ja, wie wenn die Dinge nur dann in ihren Farben leuchteten, wenn, in unserm Sinne, ''kein'' Licht auf sie fällt, wenn z.B. der Himmel ''schwarz'' wäre? Könnte man dann nicht sagen: nur bei schwarzem Licht erscheinen uns die vollen Farben?
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{{ParFarben|part=3 |paragraph=161}} Die reinen satten Farben haben eine ihnen spezifische wesentliche relative Helligkeit. Gelb z.B. ist heller als Rot. Ist Rot heller als Blau? Ich weiß es nicht.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=161}} Die reinen satten Farben haben eine ihnen spezifische wesentliche relative Helligkeit. Gelb z.B. ist heller als Rot. Ist Rot heller als Blau? Ich weiß es nicht.


{{ParFarben|part=3 |paragraph=162}} Wer den Begriff der Zwischenfarben erhalten hat, seine Technik beherrscht, wer also zu gegebenen Farbtönen weiblichere, gelblichere, bläulichere finden, oder mischen kann, u.s.f., den fordere man nun auf, ein rötliches Grün zu wählen oder zu mischen.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=162}} Wer den Begriff der Zwischenfarben erhalten hat, seine Technik beherrscht, wer also zu gegebenen Farbtönen weißlichere, gelblichere, bläulichere finden, oder mischen kann, u.s.f., den fordere man nun auf, ein rötliches Grün zu wählen oder zu mischen.


{{ParFarben|part=3 |paragraph=163}} Wem ein Rötlichgrün bekannt wäre, der sollte im Stande sein, eine Farbenreihe herzustellen, die mit Rot anfinge, mit Grün endet und, auch für uns, etwa einen kontinuierlichen Übergang zwischen ihnen bildet. Es könnte sich dann zeigen, daß dort, wo wir etwa jedesmal den gleichen Ton von Braun sähen, er einmal Braun, einmal Rötlichgrün sähe. Daß er z.B. zwei chemische Verbindungen, die für uns die gleiche Farbe hätten, nach der Farbe unterscheiden könnte und die eine "ein Braun", die andre ein "Rötlichgrün" nennte.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=163}} Wem ein Rötlichgrün bekannt wäre, der sollte im Stande sein, eine Farbenreihe herzustellen, die mit Rot anfinge, mit Grün endet und, auch für uns, etwa einen kontinuierlichen Übergang zwischen ihnen bildet. Es könnte sich dann zeigen, daß dort, wo wir etwa jedesmal den gleichen Ton von Braun sähen, er einmal Braun, einmal Rötlichgrün sähe. Daß er z.B. zwei chemische Verbindungen, die für uns die gleiche Farbe hätten, nach der Farbe unterscheiden könnte und die eine "ein Braun", die andre ein "Rötlichgrün" nennte.
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{{ParFarben|part=3 |paragraph=192}} Jedes gefärbte Medium verdunkelt, was dadurch gesehen wird, es schluckt Licht: Soll nun mein weißes Glas auch verdunkeln? und je dicker es ist, desto mehr? Aber es soll ja Weiß weiß lassen: So wäre ja das 'weiße Glas' eigentlich ein dunkles Glas.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=192}} Jedes gefärbte Medium verdunkelt, was dadurch gesehen wird, es schluckt Licht: Soll nun mein weißes Glas auch verdunkeln? und je dicker es ist, desto mehr? Aber es soll ja Weiß weiß lassen: So wäre ja das 'weiße Glas' eigentlich ein dunkles Glas.


{{ParFarben|part=3 |paragraph=193}} Wenn Grün dadurch weißlich wird, warum wird Grau nicht weiblicher und warum dann Schwarz nicht zu Grau?
{{ParFarben|part=3 |paragraph=193}} Wenn Grün dadurch weißlich wird, warum wird Grau nicht weißlicher und warum dann Schwarz nicht zu Grau?


{{ParFarben|part=3 |paragraph=194}} Das gefärbte Glas darf doch die Dinge hinter ihm nicht aufhellen: was soll also z.B. mit etwas Grünem geschehen? Soll ich es als ein Graugrün sehen? Wie soll also etwas Grünes dadurch gesehen werden? Weißlich grün?
{{ParFarben|part=3 |paragraph=194}} Das gefärbte Glas darf doch die Dinge hinter ihm nicht aufhellen: was soll also z.B. mit etwas Grünem geschehen? Soll ich es als ein Graugrün sehen? Wie soll also etwas Grünes dadurch gesehen werden? Weißlich grün?


{{ParFarben|part=3 |paragraph=195}} Würden alle Farben weiblich, so würde das Bild mehr und mehr an Tiefe verlieren.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=195}} Würden alle Farben weißlich, so würde das Bild mehr und mehr an Tiefe verlieren.


{{ParFarben|part=3 |paragraph=196}} Grau ist nicht schlecht beleuchtetes Weiß, Dunkelgrün nicht schlecht beleuchtetes Hellgrün.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=196}} Grau ist nicht schlecht beleuchtetes Weiß, Dunkelgrün nicht schlecht beleuchtetes Hellgrün.
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{{ParFarben|part=3 |paragraph=204}} Soll es sein, als hätte man Weiß, oder als hätte man Grau zu seinen Farben gemischt?
{{ParFarben|part=3 |paragraph=204}} Soll es sein, als hätte man Weiß, oder als hätte man Grau zu seinen Farben gemischt?


{{ParFarben|part=3 |paragraph=205}} Könnte nicht ein Glas Weiß, Schwarz und Grau unverändert lassen und die übrigen Farben weiblich färben? Und käme so etwas nicht am nächsten dem Weißen und Durchsichtigen? Die Wirkung würde dann sein wie eine Photographie, welche eine Spur der natürlichen Farben noch beibehält. Der Dunkelheitsgrad jeder Farbe müßte aber gewahrt und gewiß nicht ''vermindert'' werden.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=205}} Könnte nicht ein Glas Weiß, Schwarz und Grau unverändert lassen und die übrigen Farben weißlich färben? Und käme so etwas nicht am nächsten dem Weißen und Durchsichtigen? Die Wirkung würde dann sein wie eine Photographie, welche eine Spur der natürlichen Farben noch beibehält. Der Dunkelheitsgrad jeder Farbe müßte aber gewahrt und gewiß nicht ''vermindert'' werden.


{{ParFarben|part=3 |paragraph=206}} Soviel kann ich verstehen, daß eine physikalische Theorie (wie die Newtons) die Probleme, die Goethe bewegten, nicht lösen kann, wenn auch er selbst sie nicht gelöst hat.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=206}} Soviel kann ich verstehen, daß eine physikalische Theorie (wie die Newtons) die Probleme, die Goethe bewegten, nicht lösen kann, wenn auch er selbst sie nicht gelöst hat.
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{{ParFarben|part=3 |paragraph=211}} Und es ist merkwürdig, daß das Weiße manchmal auf gleicher Stufe mit den andern reinen Farben erscheint (Flaggen), und manchmal wieder nicht.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=211}} Und es ist merkwürdig, daß das Weiße manchmal auf gleicher Stufe mit den andern reinen Farben erscheint (Flaggen), und manchmal wieder nicht.


Warum nennt man z.B. ein weibliches Grün oder Rot "nicht ''satt''"? Warum ''schwächt'' das Weiß diese Farben, aber nicht das Gelb? Liegt das an der Psychologie (der Wirkung) der Farben, oder an ihrer Logik? Nun, daß man gewisse Wörter wie "satt", "schmutzig" etc. verwendet, beruht auf Psychologischem; daß man aber überhaupt eine scharfe Unterscheidung macht, deutet auf Begriffliches.
Warum nennt man z.B. ein weißliches Grün oder Rot "nicht ''satt''"? Warum ''schwächt'' das Weiß diese Farben, aber nicht das Gelb? Liegt das an der Psychologie (der Wirkung) der Farben, oder an ihrer Logik? Nun, daß man gewisse Wörter wie "satt", "schmutzig" etc. verwendet, beruht auf Psychologischem; daß man aber überhaupt eine scharfe Unterscheidung macht, deutet auf Begriffliches.


{{ParFarben|part=3 |paragraph=212}} Hängt das damit zusammen, daß Weiß ''alle'' Gegensätze nach und nach aufhebt, während Rot das nicht tut?
{{ParFarben|part=3 |paragraph=212}} Hängt das damit zusammen, daß Weiß ''alle'' Gegensätze nach und nach aufhebt, während Rot das nicht tut?
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{{ParFarben|part=3 |paragraph=230}} 'Urphänomen' ist z.B. was Freud an den einfachen Wunschträumen zu erkennen glaubte. Das Urphänomen ist eine vorgefaßte Idee, die von uns Besitz ergreift.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=230}} 'Urphänomen' ist z.B. was Freud an den einfachen Wunschträumen zu erkennen glaubte. Das Urphänomen ist eine vorgefaßte Idee, die von uns Besitz ergreift.


{{ParFarben|part=3 |paragraph=231}} Erschiene mir in der Nacht ein Gespenst, so könnte es mit einem schwachen weiblichen Schein leuchten; sähe es aber grau aus, so müßte das Licht von woanders zu kommen scheinen.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=231}} Erschiene mir in der Nacht ein Gespenst, so könnte es mit einem schwachen weißlichen Schein leuchten; sähe es aber grau aus, so müßte das Licht von woanders zu kommen scheinen.


{{ParFarben|part=3 |paragraph=232}} Die Psychologie, wenn sie vom Schein spricht, verbindet Schein mit Sein. Wir aber können vom Schein allein sprechen, oder wir verbinden Schein und Schein.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=232}} Die Psychologie, wenn sie vom Schein spricht, verbindet Schein mit Sein. Wir aber können vom Schein allein sprechen, oder wir verbinden Schein und Schein.
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Wenn schon 'Weiß' ein Begriff ist, der sich nur auf eine visuelle Oberfläche bezieht, warum gibt es dann nicht einen dem 'Weiß' verwandten Farbbegriff, der sich auf Durchsichtiges bezieht?
Wenn schon 'Weiß' ein Begriff ist, der sich nur auf eine visuelle Oberfläche bezieht, warum gibt es dann nicht einen dem 'Weiß' verwandten Farbbegriff, der sich auf Durchsichtiges bezieht?


{{ParFarben|part=3 |paragraph=243}} Ein Medium, durch welches ein schwarz und weißes Muster (Schachbrett) unverändert erscheint, wird man nicht weiß gefärbt nennen wollen, auch wenn es die übrigen Farben ins Weibliche verändert.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=243}} Ein Medium, durch welches ein schwarz und weißes Muster (Schachbrett) unverändert erscheint, wird man nicht weiß gefärbt nennen wollen, auch wenn es die übrigen Farben ins Weißliche verändert.


{{ParFarben|part=3 |paragraph=244}} Grau und schwach erleuchtetes oder leuchtendes Weiß kann in ''einem'' Sinne die gleiche Farbe sein, denn wenn ich dieses ''male'', muß ich vielleicht auf der Palette jenes mischen.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=244}} Grau und schwach erleuchtetes oder leuchtendes Weiß kann in ''einem'' Sinne die gleiche Farbe sein, denn wenn ich dieses ''male'', muß ich vielleicht auf der Palette jenes mischen.
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{{ParFarben|part=3 |paragraph=249}} Man möchte sagen: Beimischung von Rot verdünnt die Farben nicht, Beimischung von Weiß verdünnt sie.
{{ParFarben|part=3 |paragraph=249}} Man möchte sagen: Beimischung von Rot verdünnt die Farben nicht, Beimischung von Weiß verdünnt sie.


Anderseits empfindet man Rosa oder ein weibliches Blau nicht immer als verdünnt.
Anderseits empfindet man Rosa oder ein weißliches Blau nicht immer als verdünnt.


{{ParFarben|part=3 |paragraph=250}} Kann man sagen: "Leuchtendes Grau ist Weiß"?
{{ParFarben|part=3 |paragraph=250}} Kann man sagen: "Leuchtendes Grau ist Weiß"?