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Denn wenn ich damit anfing von der | Denn wenn ich damit anfing von der »Welt« zu reden (und nicht von diesem Baum oder Tisch) was wollte ich anderes als etwas Höheres in meine Worte bannen.] | ||
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man ''weiß'', und nichts dazusetzen, und die Befriedigung, die durch die Erklärung angestrebt wird, ergibt sich von selbst. | man ''weiß'', und nichts dazusetzen, und die Befriedigung, die durch die Erklärung angestrebt wird, ergibt sich von selbst. | ||
Und die Erklärung ist es hier gar nicht, die befriedigt. Wenn Frazer anfängt und uns die Geschichte von dem Waldkönig von Nemi erzählt, so tut er dies in einem Ton, der zeigt, dass er fühlt und uns fühlen lassen will, dass hier etwas Merkwürdiges und Furchtbares geschieht. Die Frage aber | Und die Erklärung ist es hier gar nicht, die befriedigt. Wenn Frazer anfängt und uns die Geschichte von dem Waldkönig von Nemi erzählt, so tut er dies in einem Ton, der zeigt, dass er fühlt und uns fühlen lassen will, dass hier etwas Merkwürdiges und Furchtbares geschieht. Die Frage aber »warum geschieht dies?« wird eigentlich dadurch beantwortet: Weil es furchtbar ist. Das heißt, dasselbe, was uns bei diesem Vorgang furchtbar, großartig, schaurig, tragisch, etc., nichts weniger als trivial und bedeutungslos vorkommt, ''das'' hat diesen Vorgang ins Leben gerufen. | ||
'''(TS 211, p. 314)''' | '''(TS 211, p. 314)''' | ||
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Das Gedränge der Gedanken, die nicht heraus können, weil sich alle vordrängen wollen und so am Ausgang verkeilen. | Das Gedränge der Gedanken, die nicht heraus können, weil sich alle vordrängen wollen und so am Ausgang verkeilen. | ||
Wenn man mit jener Erzählung vom Priesterkönig von Nemi das Wort | Wenn man mit jener Erzählung vom Priesterkönig von Nemi das Wort »die Majestät des Todes« zusammenstellt, so sieht man, dass die beiden Eins sind. | ||
Das Leben des Priesterkönigs stellt das dar, was mit jenem Wort gemeint ist. | Das Leben des Priesterkönigs stellt das dar, was mit jenem Wort gemeint ist. | ||
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Die religiösen Handlungen, oder das religiöse Leben des Priesterkönigs ist von keiner andern Art, als jede echt religiöse Handlung heute, etwa ein Geständnis der Sünden. Auch dieses lässt sich | Die religiösen Handlungen, oder das religiöse Leben des Priesterkönigs ist von keiner andern Art, als jede echt religiöse Handlung heute, etwa ein Geständnis der Sünden. Auch dieses lässt sich »''erklären''« und lässt sich nicht erklären. | ||
In effigie verbrennen. Das Bild der Geliebten küssen. Das basiert ''natürlich nicht'' auf einem Glauben an eine bestimmte Wirkung auf den Gegenstand, den das Bild darstellt. Es bezweckt eine Befriedigung und erreicht sie auch. Oder vielmehr, es ''bezweckt'' gar nichts; wir handeln eben so und fühlen uns dann befriedigt. | In effigie verbrennen. Das Bild der Geliebten küssen. Das basiert ''natürlich nicht'' auf einem Glauben an eine bestimmte Wirkung auf den Gegenstand, den das Bild darstellt. Es bezweckt eine Befriedigung und erreicht sie auch. Oder vielmehr, es ''bezweckt'' gar nichts; wir handeln eben so und fühlen uns dann befriedigt. | ||
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Eindruck zu machen. Aber nicht vielleicht | Eindruck zu machen. Aber nicht vielleicht »weil er sich's nicht erklären kann« (der dumme Aberglaube unserer Zeit) — denn wird es durch eine »Erklärung« weniger eindrucksvoll? — | ||
Die Magie in | Die Magie in »Alice in Wonderland« beim Trocknen durch Vorlesen des Trockensten was es gibt. | ||
Bei der magischen Heilung einer Krankheit ''bedeutet'' man ihr, sie möge den Patienten verlassen. | Bei der magischen Heilung einer Krankheit ''bedeutet'' man ihr, sie möge den Patienten verlassen. | ||
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Wenn man es für selbstverständlich hält, dass sich der Mensch an seiner Phantasie vergnügt, so bedenke man, dass diese Phantasie nicht wie ein gemaltes Bild oder ein plastisches Modell ist, sondern ein kompliziertes Gebilde aus heterogenen Bestandteilen: Wörtern und Bildern. | Wenn man es für selbstverständlich hält, dass sich der Mensch an seiner Phantasie vergnügt, so bedenke man, dass diese Phantasie nicht wie ein gemaltes Bild oder ein plastisches Modell ist, sondern ein kompliziertes Gebilde aus heterogenen Bestandteilen: Wörtern und Bildern. | ||
Man wird dann das Operieren mit Schrift- und Lautzeichen nicht mehr in Gegensatz stellen zu dem Operieren mit | Man wird dann das Operieren mit Schrift- und Lautzeichen nicht mehr in Gegensatz stellen zu dem Operieren mit »Vorstellungsbildern« der Ereignisse. | ||
Wir müssen die ganze Sprache durchpflügen. | Wir müssen die ganze Sprache durchpflügen. | ||
Frazer: ―... That these observances are dictated by fear of the ghost of the slain seems certain; ... | Frazer: ―... That these observances are dictated by fear of the ghost of the slain seems certain; ... »Aber warum gebraucht Frazer denn das Wort ―ghost«? Er versteht also sehr wohl diesen Aberglauben, da er ihn uns mit einem ihm geläufigen abergläubischen Wort erklärt. Oder vielmehr, er hätte daraus sehen können, dass auch in uns etwas für jene Handlungsweisen der Wilden spricht. — Wenn ich, der ich nicht glaube, dass es irgendwo menschlich-übermenschliche Wesen gibt, die man Götter nennen kann — wenn ich sage: »ich fürchte die Rache der Götter«, so zeigt das, dass ich damit etwas meinen (kann), oder einer Empfindung Ausdruck geben kann, die nicht notwendig | ||
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Identifizierung der eigenen Götter mit Göttern andrer Völker. Man überzeugt sich davon, dass die Namen die gleiche Bedeutung haben. | Identifizierung der eigenen Götter mit Göttern andrer Völker. Man überzeugt sich davon, dass die Namen die gleiche Bedeutung haben. | ||
»Und so deutet das Chor auf ein geheimes Gesetz« möchte man zu der Frazerschen Tatsachensammlung sagen. Dieses Gesetz, diese Idee ''kann'' ich nun durch eine Entwicklungshypothese ausdrücken // darstellen// oder auch, analog dem Schema einer Pflanze, durch das Schema einer religiösen Zeremonie, oder aber durch die Gruppierung des Tatsachenmaterials allein, in einer »''übersichtlichen''« Darstellung. | |||
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Beziehung der Kreisform zur Ellipse dadurch illustrieren wollte // illustrierte //, dass man eine Ellipse allmählich in einen Kreis überführt; ''aber nicht um zu behaupten, dass eine gewisse Ellipse tatsächlich, historisch, aus einem Kreis entstanden wäre'' (Entwicklungshypothese), sondern nur um unser Auge für einen formalen Zusammenhang zu schärfen. | Beziehung der Kreisform zur Ellipse dadurch illustrieren wollte // illustrierte //, dass man eine Ellipse allmählich in einen Kreis überführt; ''aber nicht um zu behaupten, dass eine gewisse Ellipse tatsächlich, historisch, aus einem Kreis entstanden wäre'' (Entwicklungshypothese), sondern nur um unser Auge für einen formalen Zusammenhang zu schärfen. | ||
Aber auch die Entwicklungshypothese kann ich als weiter Nichts sehen, als die | Aber auch die Entwicklungshypothese kann ich als weiter Nichts sehen, als die »eine« Einkleidung eines formalen Zusammenhangs. | ||
'''(TS 211, p. 322)''' | '''(TS 211, p. 322)''' | ||
Ich möchte sagen: nichts zeigt unsere Verwandtschaft mit jenen Wilden besser, als dass Frazer ein ihm und uns so geläufiges Wort wie | Ich möchte sagen: nichts zeigt unsere Verwandtschaft mit jenen Wilden besser, als dass Frazer ein ihm und uns so geläufiges Wort wie »ghost« oder »shade« bei der Hand hat, um die Ansichten dieser Leute zu beschreiben. | ||
'''(TS 211, p. 250)''' | '''(TS 211, p. 250)''' | ||
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(Das ist ja doch etwas anderes, als wenn er etwa beschriebe, die Wilden bildeten // bilden // sich ein, dass ihnen ihr Kopf herunterfällt, wenn sie einen Feind erschlagen haben. Hier hätte ''unsere Beschreibung'' nichts Abergläubisches oder Magisches an sich.) | (Das ist ja doch etwas anderes, als wenn er etwa beschriebe, die Wilden bildeten // bilden // sich ein, dass ihnen ihr Kopf herunterfällt, wenn sie einen Feind erschlagen haben. Hier hätte ''unsere Beschreibung'' nichts Abergläubisches oder Magisches an sich.) | ||
Ja, diese Sonderbarkeit bezieht sich nur auf die Ausdrücke | Ja, diese Sonderbarkeit bezieht sich nur auf die Ausdrücke »ghost« und »shade«, und es wird viel zu wenig Aufhebens davon gemacht, dass wir das Wort »Seele«, »Geist« (»pirit«) zu unserem eigenen gebildeten Vokabular zählen. Dagegen ist eine Kleinigkeit, dass wir nicht glauben, dass unsere Seele isst und trinkt. | ||
In unserer Sprache ist eine ganze Mythologie niedergelegt. | In unserer Sprache ist eine ganze Mythologie niedergelegt. | ||
Austreiben des Todes oder Umbringen des Todes; aber anderseits wird er als Gerippe dargestellt, also selbst in gewissem Sinne tot. | Austreiben des Todes oder Umbringen des Todes; aber anderseits wird er als Gerippe dargestellt, also selbst in gewissem Sinne tot. »As dead as death«. ‚Nichts ist so tot wie der Tod; nichts so schön wie die Schönheit selbst‘. Das Bild, worunter man sich hier die Realität denkt ist, dass die Schönheit, der Tod, etc. die reine (konzentrierte) Substanz ist »die reinen (konzentrierten) Substanzen sind«, während sie in einem schönen Gegenstand als Beimischung | ||
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vorhanden ist | vorhanden ist »sind«. — Und erkenne ich hier nicht meine eigenen Betrachtungen über ‚Gegenstand‘ und ‚Komplex‘? | ||
'''(TS 211, p. 251)''' | '''(TS 211, p. 251)''' | ||
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Man könnte sagen | Man könnte sagen »jeder Aussicht ist ein Reiz abzugewinnen«, aber das wäre falsch. Richtig ist es, zu sagen, jede Aussicht ist bedeutsam für den der sie bedeutsam sieht (das heißt aber nicht, sie anders sieht als sie ist). Ja, in diesem Sinne, ist jede Aussicht gleich bedeutsam. | ||
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Wenn es einem Menschen freigestellt wäre «↓ sich» in einen Baum eines Waldes geboren zu werden | Wenn es einem Menschen freigestellt wäre «↓ sich» in einen Baum eines Waldes geboren zu werden »gebären zu lassen«: so gäbe es Solche, die sich den schönsten oder höchsten Baum aussuchen würden, solche die sich den kleinsten wählten und solche die sich einen Durchschnitts- oder minderen Durchschnittsbaum wählen würden, und zwar meine ich nicht aus Philiströsität, sondern aus eben dem Grund, oder der Art von Grund, warum sich der Andre den höchsten gewählt hat. Dass das Gefühl welches wir für unser Leben | ||
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Ich glaube, das Charakteristische des primitiven Menschen ist es, dass er nicht aus ''Meinungen'' handelt (dagegen Frazer). Ich lese unter vielen ähnlichen Beispielen von einem Regen-König in Afrika zu dem die Leute um Regen bitten, ''wenn die Regenperiode kommt''. Aber das heißt doch, dass sie nicht eigentlich meinen, er könne Regen machen, sonst würden sie es in den trockenen Perioden des Jahres, in der das Land | Ich glaube, das Charakteristische des primitiven Menschen ist es, dass er nicht aus ''Meinungen'' handelt (dagegen Frazer). Ich lese unter vielen ähnlichen Beispielen von einem Regen-König in Afrika zu dem die Leute um Regen bitten, ''wenn die Regenperiode kommt''. Aber das heißt doch, dass sie nicht eigentlich meinen, er könne Regen machen, sonst würden sie es in den trockenen Perioden des Jahres, in der das Land »a parched and arid desert« ist, machen. Denn wenn man annimmt, dass die Leute einmal aus Dummheit dieses Amt des Regenkönigs eingesetzt haben, so ist es doch gewiss klar, dass sie schon vorher die Erfahrung hatten, dass im März der Regen beginnt und sie hätten dann den Regenkönig für den übrigen Teil des Jahres funktionieren lassen. Oder auch so: Gegen morgen, wenn die Sonne aufgehen will, werden von den Menschen Riten des Tagwerdens zelebriert, aber nicht in der Nacht, sondern da brennen sie einfach Lampen. | ||
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[Wenn ich über etwas wütend bin, so schlage ich manchmal mit meinem Stock auf die Erde oder an einen Baum, etc. Aber ich glaube doch nicht, dass die Erde schuld ist, oder das Schlagen etwas helfen kann. | [Wenn ich über etwas wütend bin, so schlage ich manchmal mit meinem Stock auf die Erde oder an einen Baum, etc. Aber ich glaube doch nicht, dass die Erde schuld ist, oder das Schlagen etwas helfen kann. »Ich lasse meinen Zorn aus«. Und dieser Art sind alle Riten. Solche Handlungen kann man Instinkt | ||
'''(MS 110, p. 297)''' | '''(MS 110, p. 297)''' | ||
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-Handlungen nennen. — Und eine historische Erklärung, etwa dass ich früher oder meine Vorfahren früher geglaubt haben, das Schlagen der Erde helfe etwas, sind Spiegelfechtereien, denn sie sind überflüssige Annahmen, die ''nichts'' erklären. Wichtig ist die Ähnlichkeit des Aktes mit einem Akt der Züchtigung, aber mehr als diese Ähnlichkeit ist nichts zu konstatieren. | -Handlungen nennen. — Und eine historische Erklärung, etwa dass ich früher oder meine Vorfahren früher geglaubt haben, das Schlagen der Erde helfe etwas, sind Spiegelfechtereien, denn sie sind überflüssige Annahmen, die ''nichts'' erklären. Wichtig ist die Ähnlichkeit des Aktes mit einem Akt der Züchtigung, aber mehr als diese Ähnlichkeit ist nichts zu konstatieren. | ||
Ist ein solches Phänomen einmal mit einem Instinkt, den ich selber besitze, in Verbindung gebracht, so ist eben dies die gewünschte | Ist ein solches Phänomen einmal mit einem Instinkt, den ich selber besitze, in Verbindung gebracht, so ist eben dies die gewünschte »ersehnte« Erklärung; d.h. die welche das besondere puzzlement »diese besondere Schwierigkeit« löst. Und eine Betrachtung »weitere Forschung« über die Geschichte meines Instinkts bewegt sich nun auf andern Bahnen. | ||
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Kein geringer Grund d.h. überhaupt kein ''Grund'' kann es gewesen sein, was gewisse Menschenrassen den Eichbaum verehren ließ, sondern nur das, dass sie und die Eiche in einer Lebensgemeinschaft | Kein geringer Grund d.h. überhaupt kein ''Grund'' kann es gewesen sein, was gewisse Menschenrassen den Eichbaum verehren ließ, sondern nur das, dass sie und die Eiche in einer Lebensgemeinschaft »Symbiose« vereinigt waren, also nicht aus Wahl sondern wie der Floh und der Hund «↓ in ihrer Entstehung vereinigt». (Entwickelten die Flöhe einen Ritus, er würde sich auf den Hund beziehen.) {mit einander entstanden} | ||
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»A network of prohibitions and observances of which the intention is not to contribute to his dignity...« Das ist wahr und falsch. Freilich nicht die Würde des Schutzes der Person wohl aber die — sozusagen — natürliche Heiligkeit der Gottheit in ihm.] | |||
So einfach es klingt: der Unterschied zwischen Magie und Wissenschaft kann dahin ausgedrückt werden, dass | So einfach es klingt: der Unterschied zwischen Magie und Wissenschaft kann dahin ausgedrückt werden, dass | ||
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Nichts spricht dafür, warum das Feuer mit solchem Nimbus umgeben sein sollte. Und, wie seltsam, was heißt es eigentlich | Nichts spricht dafür, warum das Feuer mit solchem Nimbus umgeben sein sollte. Und, wie seltsam, was heißt es eigentlich »es schien vom Himmel gekommen zu sein«? von welchem Himmel. Nein, es ist gar nicht selbstverständlich, dass das Feuer so betrachtet wird; — aber es wird eben so betrachtet. | ||
'''(MS 143, p. 10)''' | '''(MS 143, p. 10)''' | ||
Line 353: | Line 353: | ||
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Hier scheint die Hypothese erst der Sache Tiefe zu geben. Und man kann sich an die Erklärung des seltsamen Verhältnisses von Siegfried und Brunhild im neueren Nibelungenlied erinnern. Nämlich dass Siegfried Brunhilde schon früher einmal gesehen zu haben scheint. Es ist nun klar, dass, was diesem Gebrauch Tiefe gibt, sein ''Zusammenhang'' mit dem Verbrennen eines Menschen ist. Wenn es bei irgendeinem Fest Sitte wäre, dass Menschen (wie beim Roß-und- Reiter-Spiel) auf einander reiten, so würden wir darin nichts sehen als eine Form des Tragens, die an das Reiten des Menschen auf einem Pferd erinnert; — wüssten wir aber, dass es unter vielen Völkern Sitte gewesen wäre «↓ etwa» Sklaven als Reittiere zu benützen und so beritten gewisse Feste zu feiern, so würden wir jetzt in dem harmlosen Gebrauch unserer Zeit etwas Tieferes und weniger Harmloses entdecken. | Hier scheint die Hypothese erst der Sache Tiefe zu geben. Und man kann sich an die Erklärung des seltsamen Verhältnisses von Siegfried und Brunhild im neueren Nibelungenlied erinnern. Nämlich dass Siegfried Brunhilde schon früher einmal gesehen zu haben scheint. Es ist nun klar, dass, was diesem Gebrauch Tiefe gibt, sein ''Zusammenhang'' mit dem Verbrennen eines Menschen ist. Wenn es bei irgendeinem Fest Sitte wäre, dass Menschen (wie beim Roß-und- Reiter-Spiel) auf einander reiten, so würden wir darin nichts sehen als eine Form des Tragens, die an das Reiten des Menschen auf einem Pferd erinnert; — wüssten wir aber, dass es unter vielen Völkern Sitte gewesen wäre «↓ etwa» Sklaven als Reittiere zu benützen und so beritten gewisse Feste zu feiern, so würden wir jetzt in dem harmlosen Gebrauch unserer Zeit etwas Tieferes und weniger Harmloses entdecken. »sehen«. »finden«. Die Frage ist: haftet dieses — sagen wir — Finstere dem Gebrauch des Beltane Feuers wie er vor 100 Jahren geübt wurde (an sich) an, oder nur dann, wenn die Hypothese seiner Entstehung sich bewahrheiten sollte. Ich glaube, es ist offenbar die innere | ||
'''(MS 143, p. 11)''' | '''(MS 143, p. 11)''' | ||
Natur des | Natur des »neuzeitlichen« Gebrauchs selbst, die uns finster anmutet, und die uns bekannten Tatsachen von Menschenopfern weisen nur die Richtung, in der wir den Gebrauch ansehen sollen. Wenn ich von | ||
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Hier sieht etwas aus wie die Überreste eines Losens. Und durch diesen Aspekt gewinnt es plötzlich Tiefe. Würden wir erfahren, dass der Kuchen mit den Knöpfen in einem bestimmten Fall etwa | Hier sieht etwas aus wie die Überreste eines Losens. Und durch diesen Aspekt gewinnt es plötzlich Tiefe. Würden wir erfahren, dass der Kuchen mit den Knöpfen in einem bestimmten Fall etwa »ursprünglich« zu Ehren eines Knopfmachers »zu seinem Geburtstag« gebacken worden sei und sich der Gebrauch dann in der Gegend erhalten habe, so würde dieser Gebrauch tatsächlich alles »Tiefe« verlieren, es sei denn, dass es in seiner gegenwärtigen Form an sich liegt. Aber man sagt in so einem Fall oft: »dieser Gebrauch ist ''offenbar'' uralt«. Woher weiß man das? Ist es nur weil man historisches Zeugnis über derartige alte Gebräuche hat? Oder hat es noch einen andern Grund, einen den man durch Interpretation gewinnt? Aber auch, wenn die vorzeitliche Herkunft des Gebrauchs und die Abstammung von einem finstern Gebrauch historisch erwiesen ist, so ist es doch möglich, dass der Gebrauch heute ''gar nichts'' mehr Finsteres an sich hat, dass nichts von dem vorzeitlichen Grauen an ihm hängen geblieben ist. Vielleicht wird er heute nur mehr von Kindern geübt, die im Kuchenbacken und Verzieren mit Knöpfen wetteifern. | ||
'''(MS 143, p. 13)''' | '''(MS 143, p. 13)''' | ||
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Dann liegt das Tiefe also nur im Gedanken an jene Abstammung. Aber diese kann doch ganz unsicher sein und man möchte sagen: | Dann liegt das Tiefe also nur im Gedanken an jene Abstammung. Aber diese kann doch ganz unsicher sein und man möchte sagen: | ||
»wozu sich über eine so unsichere Sache Sorgen machen ›sorgen‹« (wie eine rückwärts schauende Kluge Else). Aber solche Sorgen sind es nicht. — Vor allem: woher die Sicherheit dass ein solcher Gebrauch uralt sein muss (was sind unsre Daten, was ist die Verifikation)? Aber haben wir denn eine Sicherheit, können wir uns nicht darin irren und des Irrtums «↓ historisch» überführt werden? | |||
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Gewiss, aber es bleibt dann noch immer etwas, dessen wir sicher sind. Wir würden «↓ dann» sagen | Gewiss, aber es bleibt dann noch immer etwas, dessen wir sicher sind. Wir würden «↓ dann» sagen »Gut in diesem einen Fall mag die Herkunft anders sein, aber im allgemeinen ist sie sicher die vorzeitliche«. Was uns dafür ''Evidenz'' ist, das muss die Tiefe dieser Annahme enthalten. Und diese Evidenz ist wieder eine «↓ nicht- hypothetische» psychologische. Wenn ich nämlich sage: das Tiefe an diesem Gebrauch liegt in seiner Herkunft, ''wenn'' es sich so zugetragen hat. So <s>muss</s> liegt also entweder das Tiefe in dem Gedanken an so eine Herkunft oder das Tiefe ist «↓ selbst» nur hypothetisch und man kann nur sagen: ''Wenn'' es sich so zugetragen | ||
'''(MS 143, p. 14)''' | '''(MS 143, p. 14)''' | ||
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Gebräuche {eines solchen Gebrauchs}. | Gebräuche {eines solchen Gebrauchs}. | ||
Es ist, wenn ich so einen Gebrauch sehe, von ihm höre, wie wenn ich einen Mann sehe, wie er bei | Es ist, wenn ich so einen Gebrauch sehe, von ihm höre, wie wenn ich einen Mann sehe, wie er bei »Gelegenheit« geringfügigem Anlass streng mit einem andern spricht, und aus dem Ton «↓ der Stimme» und dem Gesicht merke, dass dieser Mann bei gegebenem Anlass furchtbar sein kann. Der Eindruck, den ich hier erhalte, kann ein sehr tiefer und außerordentlich ernster sein. | ||
Die ''Umgebung'' einer Handlungsweise. | Die ''Umgebung'' einer Handlungsweise. | ||
Eine <s>Annahme</s> Überzeugung liegt jedenfalls den Annahmen über den Ursprung des Beltanefestes — z.B. — zu Grunde; die ist, dass solche Feste | Eine <s>Annahme</s> Überzeugung liegt jedenfalls den Annahmen über den Ursprung des Beltanefestes — z.B. — zu Grunde; die ist, dass solche Feste nicht von einem Menschen, sozusagen aufs Geratewohl, | ||
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Man könnte auch so sagen: Wer uns mit der Erzählung vom Beltanefest einen Eindruck machen wollte, brauchte jedenfalls die Hypothese von seiner Herkunft nicht zu äußern, sondern er brauchte uns nur das Material (das zu dieser Hypothese führt) vorlegen und nichts weiter dazu sagen. Nun möchte man vielleicht sagen: | Man könnte auch so sagen: Wer uns mit der Erzählung vom Beltanefest einen Eindruck machen wollte, brauchte jedenfalls die Hypothese von seiner Herkunft nicht zu äußern, sondern er brauchte uns nur das Material (das zu dieser Hypothese führt) vorlegen und nichts weiter dazu sagen. Nun möchte man vielleicht sagen: | ||
»Freilich, weil der Hörer, oder Leser, den Schluss selber ziehen wird!« Aber muss er diesen Schluss explizite ziehen? Also, überhaupt ziehen? Und was ist es denn für ein Schluss? Dass das oder jenes ''wahrscheinlich'' ist?! Und wenn er den Schluss selber ziehen kann, <s>warum</s> wie soll ihm der Schluss einen Eindruck machen? Was ihm den Eindruck macht, muss doch das sein, was ''er'' nicht gemacht hat! Impressioniert ihn also erst die geäußerte <s>oder</s> <s>jede</s> Hypothese (ob von ihm oder andern geäußert) oder schon das Material zu ihr? | |||
'''(MS 143, p. 17)''' | '''(MS 143, p. 17)''' | ||
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sondern um einen gemeinsamen Geist. Und man könnte alle diese Zeremonien selber erfinden (erdichten). Und der Geist, aus dem man sie erfände, wäre eben ihr gemeinsamer Geist. | sondern um einen gemeinsamen Geist. Und man könnte alle diese Zeremonien selber erfinden (erdichten). Und der Geist, aus dem man sie erfände, wäre eben ihr gemeinsamer Geist. | ||
641. Die Verbindung von Krankheit und Schmutz. | 641. Die Verbindung von Krankheit und Schmutz. »Von einer Krankheit reinigen«. | ||
Es liefert eine einfache kindliche Theorie der Krankheit, dass sie ein Schmutz ist, der abgewaschen werden kann. | Es liefert eine einfache kindliche Theorie der Krankheit, dass sie ein Schmutz ist, der abgewaschen werden kann. | ||
Wie es | Wie es »infantile Sexualtheorien gibt«, so überhaupt infantile Theorien. Das heißt aber nicht, dass alles was ein Kind tut ''aus'' einer | ||
'''(MS 143, p. 22)''' | '''(MS 143, p. 22)''' | ||
Line 473: | Line 473: | ||
'''(MS 143, p. 25)''' | '''(MS 143, p. 25)''' | ||
680 | 680 »soul-stone« Da sieht man, wie eine solche Hypothese arbeitet. | ||
'''(MS 143, p. 26)''' | '''(MS 143, p. 26)''' | ||
Line 483: | Line 483: | ||
'''(MS 143, p. 27)''' | '''(MS 143, p. 27)''' | ||
Augen unwürdig, lächerlich, aussehen macht, uns allen Willen rauben kann, uns zu verteidigen. Wie verlegen werden wir manchmal — oder doch viele Menschen (ich)— durch unsere physische oder ästhetische Inferiorität. | Augen unwürdig, lächerlich, aussehen macht, uns allen Willen rauben kann, uns zu verteidigen. Wie verlegen werden wir manchmal — oder doch viele Menschen (ich) — durch unsere physische oder ästhetische Inferiorität. | ||
'''(MS 143, p. 28)'''] | '''(MS 143, p. 28)'''] |