Bemerkungen über die Farben: Difference between revisions

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154. "Kann man sich nicht denken, daß Menschen eine andere Farbengeometrie hätten als wir?" – D.h. doch: Kann man sich nicht Menschen mit andern Farbbegriffen denken als den unsern; und das heißt wieder: Kann man sich nicht vorstellen, daß Menschen unsre Farbbegriffe ''nicht'' haben, und daß sie Begriffe ''haben'', die mit unsern Farbbegriffen in solcher Weise verwandt sind, daß wir sie auch "Farbbegriffe" nennen möchten?
154. "Kann man sich nicht denken, daß Menschen eine andere Farbengeometrie hätten als wir?" – D.h. doch: Kann man sich nicht Menschen mit andern Farbbegriffen denken als den unsern; und das heißt wieder: Kann man sich nicht vorstellen, daß Menschen unsre Farbbegriffe ''nicht'' haben, und daß sie Begriffe ''haben'', die mit unsern Farbbegriffen in solcher Weise verwandt sind, daß wir sie auch "Farbbegriffe" nennen möchten?
155. Wenn Menschen gewöhnt wären, immer nur grüne Quadrate und rote Kreise zu sehen, so könnten sie einen grünen Kreis mit Mißtrauen wie eine Mißgeburt betrachten und z.B. sogar sagen, es sei ''eigentlich'' ein Rotkreis, habe aber etwas von einem ...
Wenn Menschen nur Formfarbbegriffe hätten, so hätten sie also ein eigenes Wort für rotes Quadrat und ein eigenes für roten Kreis und eins für grünen Kreis, etc. Sehen sie aber nun eine neue ''grüne'' Figur, soll ihnen da keine Ähnlichkeit mit dem grünen Kreis, etc., auffallen? Und soll ihnen keine Ähnlichkeit zwischen grünem und rotem Kreis auffallen? Aber wie will ich, daß es sich zeige, daß ihnen die Ähnlichkeit auffällt?
Sie könnten ''z.B.'' einen Begriff des Zusammenpassens' haben; und dennoch nicht darauf verfallen, Farbwörter zu gebrauchen.
Es gibt ja auch Stämme, die nur bis 5 zählen, und diese haben wahrscheinlich die Notwendigkeit nicht empfunden, zu beschreiben, was so nicht zu beschreiben ist.
156. Runge: "Schwarz schmutzt". Das heißt, es nimmt der Farbe die ''Buntheit'', aber was heißt das? Schwarz nimmt der Farbe die Leuchtkraft. Aber ist das etwas Logisches, oder etwas Psychologisches? Es gibt ein leuchtendes Rot, ein leuchtendes Blau etc., aber kein leuchtendes Schwarz. Schwarz ist die dunkelste der Farben. Man sagt "tief schwarz", aber nicht "tief weiß".
'Ein leuchtendes Rot' heißt aber nicht ein ''helles'' Rot. Auch ein dunkles Rot kann leuchten. Aber eine Farbe leuchtet durch ihre ''Umgebung'', in ihrer Umgebung.
Grau aber leuchtet nicht.
Nun scheint aber Schwarz eine Farbe zu trüben, Dunkelheit jedoch nicht. Ein Rubin also könnte danach immer dunkler werden, ohne doch je trüb zu werden, würde er aber schwarzrot, so würde er trüb. Nun, Schwarz ist eine Oberflächenfarbe. Das Dunkel nennt man keine Farbe. Im Gemälde ''kann'' das Dunkel auch durch Schwarz dargestellt werden.
Der Unterschied zwischen Schwarz und, etwa einem dunkeln Violett ist ähnlich dem zwischen dem Klang der großen Trommel und dem Klang einer Pauke. Vom ersten sagt man, es sei ein Geräusch, kein Ton. Es ist matt und ganz schwarz.
157. Sich dein Zimmer am späten Abend an, wenn Farben kaum mehr zu unterschieden sind; und nun mach Licht und male was du im Dämmerlicht gesehen hast. Es gibt Bilder von Gegenden oder Räumen im Halbdunkel: Aber wie vergleicht man die Farben auf so einem Bild mit den im Halbdunkel gesehenen? Wie verschieden ist diese Vergleichung von der zweier Farbmuster, die ich zugleich vor mir habe und zum Vergleich aneinander lege!
158. Was läßt sich dafür sagen, daß Grün eine primäre Farbe ist und keine Mischfarbe von Blau und Gelb? Wäre diese Antwort richtig hier: "Man kann das nur direkt erkennen, indem man die Farben betrachtet"? Aber wie weiß ich, daß ich dasselbe mit den Worten "primäre Farbe" meine wie ein Andrer, der auch geneigt ist, Grün cine primäre Farbe zu nennen? Nein, hier gibt es Sprachspiele, die diese Frage entscheiden.
Es gibt ein mehr oder weniger bläuliches (oder gelbliches) Grün und es gibt die Aufgabe, zu einem gegebenen Gelblichgrün (oder Blaugrün) ein weniger gelbliches (oder bläuliches) zu mischen, oder aus einer Anzahl von Farbmustern auszuwählen. Ein weniger gelbliches ist aber kein bläulicheres Grün (u.u.), und es gibt auch die Aufgabe, ein Grün zu wählen – oder zu mischen – das weder gelblich noch bläulich ist. Und ich sage "oder zu mischen", weil ein Grün dadurch nicht zugleich gelblich und bläulich, weil es etwa durch ein Mischen von Gelb und Blau zustandekommt.
159. Denke daran, daß in einer glatten weißen Fläche Dinge sich spiegeln können, deren Spiegelbilder also hinter der Flache zu liegen scheinen und in ''gewissem'' Sinn durch sie gesehen werden.
160. Wenn ich von einem Papier sage, es sei rein weiß und es würde Schnee danebengehalten und es sähe nun grau aus, so würde ich es in seiner normalen Umgebung und für die gewöhnlichen Zwecke weiß, nicht hellgrau nennen. Es könnte sein, daß ich, im Laboratorium etwa, einen andern in ''gewissem'' Sinn verfeinerten Begriff von Weiß verwendete. (Wie ich dort manchmal auch einen verfeinerten Begriff der 'genauen' Zeitbestimmung verwende.)
161. Die reinen satten Farben haben eine ihnen spezifische wesentliche relative Helligkeit. Gelb z.B. ist heller als Rot. Ist Rot heller als Blau? Ich weiß es nicht.