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75. Ich kann auf den Verlauf meiner Schmerzen achten; aber nicht ebenso auf den meines Glaubens, meiner Übersetzung oder meines Wissens. | 75. Ich kann auf den Verlauf meiner Schmerzen achten; aber nicht ebenso auf den meines Glaubens, meiner Übersetzung oder meines Wissens. | ||
76. Man kann die Fortdauer einer Erscheinung durch ununterbrochene Beobachtung feststellen oder durch Proben. Das Beobachten der Dauer kann ununterbrochen oder unterbrochen sein. | |||
77. Wie beobachte ich mein Wissen, meine Meinungen? Und andererseits, ein Nachbild, einen Schmerz? Gibt es ein ununterbrochenes Beobachten meiner Fähigkeit die Multiplikation .... auszuführen? | |||
78. Ist "Ich hoffe ...." eine Beschreibung eines Seelenzustandes? Ein Seelenzustand hat eine Dauer. "Ich habe den ganzen Tag gehofft....", ist also so eine Beschreibung. Sage ich aber einem "Ich hoffe, du kommst"—wie, wenn er mich fragte "Wie lange hoffst du es"? Ist die Antwort: "Ich hoffe, während ich's sage"? Angenommen ich hätte auf diese Frage irgend eine Antwort, wäre sie nicht für den Zweck der Worte "Ich hoffe, du wirst kommen" ganz irrelevant? | |||
79. Man sagt "Ich hoffe, du wirst kommen", aber nicht "Ich glaube, ich hoffe, du wirst kommen"; wohl aber wäre es möglich zu sagen: "Ich glaube, ich hoffe noch immer, er werde kommen". | |||
80. Was ist die Vergangenheitsform von "Nicht wahr, du kommst!"? | |||
81. Wo es echte Dauer gibt, da kann man einem sagen: "Merk auf und gib mir ein Zeichen, wenn das Bild, das Erlebte, das Geräusch etc. sich ändert." | |||
Es gibt da überhaupt ein Aufmerken. Während man nicht das Vergessen des Gewußten und dergleichen mit der Aufmerksamkeit verfolgen kann. [''Randbemerleng:'' Stimmt nicht, denn man kann auch die eigenen Vorstellungen nicht mit der Aufmerksamkeit verfolgen.] | |||
82. Denk an das Sprachspiel: Bestimm mit der Stoppuhr, wie lange der Eindruck dauert. Man könnte so nicht die Dauer des Wissens, Könnens, Verstehens bestimmen. | |||
83. "Aber die Verschiedenheit von Wissen und Hören liegt doch nicht einfach in so einem Merkmal, wie die Art ihrer Dauer. Sie sind doch ganz und gar grundverschieden!" Freilich. Aber man kann eben nicht sagen: "''Wisse'' und ''höre'', und du wirst den Unterschied merken!" | |||
84. "Schmerz ist ein Bewußtseinszustand, Verstehen nicht."—"Nun, ich ''fühle'' eben das Verstehen nicht."—Aber diese Erklärung taugt nichts. Es wäre auch keine Erklärung zu sagen: Was man in irgend einem Sinne ''fühlt'', sei ein Bewußtseinszustand. Das hiebe ja nur: Bewußtseinszustand = Gefühl. (Man hätte nur ein Wort durch ein anderes ersetzt.) | |||
85. Man sagt wohl überhaupt kaum, man habe etwas seit gestern "ununterbrochen" geglaubt, verstanden oder beabsichtigt. Eine Unterbrechung des Glaubens wäre eine Zeit des Unglaubens, nicht z. B. die Abwendung der Aufmerksamkeit von dem Geglaubten, z. B. der Schlaf. | |||
(Unterschied zwischen 'knowing' und 'being aware of'.) | |||
86. Das Wichtigste ist hier dies: es besteht ein Unterschied; man merkt den Unterschied 'der ein kategorischer ist'—ohne sagen zu können, worin er besteht. Das ist der Fall, in dem man gewöhnlich sagt, man erkenne den Unterschied eben durch Introspektion. | |||
87. Das ist wohl der Punkt, an dem man sagt, man könne dem ''Andern'' eben nur die Form mitteilen, nicht aber den Inhalt.—So redet man also zu sich selbst ''über den Inhalt''.——Wie 'beziehen' sich aber meine Worte auf den mir bewußten Inhalt? und zu welchem Zweck? | |||
88. Es ist sehr merkwürdig, daß die ''Vorgänge'' beim Denken uns so gut wie nie interessieren. Es ist merkwürdig, aber nicht seltsam. | |||
89. (Gedanken, gleichsam nur Winke.) | |||
Ist es hier nicht wie beim Kunstrechner?—Er hat richtig gerechnet, wenn das Richtige herauskam. Was in ihm vorging, kann er vielleicht selbst nicht sagen. Und hörten wir's, so erschiene es vielleicht wie ein seltsames ''Zerrbild'' einer Rechnung. | |||
90. Was weiß ich von den inneren Vorgängen Eines, der mit Aufmerksamkeit einen Satz liest? Und kann er mir sie beschreiben, nachdem er's getan hat; und ist, was er etwa beschreibt, eben der charakteristische Vorgang der Aufmerksamkeit? | |||
91. Frage: Welche Wirkung will ich erzielen, wenn ich Einem sage "Lies aufmerksam!"? Etwa, daß ihm das und jenes auffällt, er davon berichten kann.—Wieder könnte man, glaube ich, sagen, daß, wer einen Satz mit Aufmerksamkeit liest, oft von Vorgängen in seinem Geist, Vorstellungen etwa, wird berichten können. Aber das heißt nicht, daß diese Vorgänge "Aufmerksamkeit" hießen. | |||
92. "Hast du den Satz denkend gelesen?"—"Ja, ich habe ihn denkend gelesen; jedes Wort war mir wichtig." | |||
Das ist nicht das gewöhnliche Erlebnis. Man hört sich für gewöhnlich nicht halb erstaunt etwas reden; folgt der eigenen Rede nicht mit der Aufmerksamkeit; denn man redet für gewöhnlich eben willkürlich, nicht unwillkürlich. | |||
93. Wenn ein sonst normaler Mensch unter normalen Umständen ein normales Gespräch führt, und ich gefragt würde, wie sich in so einem Falle der Denkende vom Nichtdenkenden unterschiede,——ich wüßte nicht zu antworten. Und ich könnte ''gewiß nicht'' sagen, daß der Unterschied in etwas liegt, was während des Sprechens vor sich ginge oder nicht vor sich ginge. | |||
94. Die Grenzlinie zwischen 'denken' und 'nicht denken', die hier gezogen würde, liefe zwischen zwei Zuständen, die sich rch nichts einem Spiel der Vorstellungen auch nur Ähnliches unterschieden. (Denn das Spiel der Vorstellungen ist ja doch das Vorbild, wonach man sich das Denken denken möchte.) | |||
95. Nur unter ganz speziellen Umständen tritt die Frage auf, ob denkend geredet wurde oder nicht. | |||
96. Ja, wenn man von einer ''Erfahrung'' des Denkens spricht, so ist die Erfahrung des Redens so gut wie jede andere. Aber der Begriff 'denken' ist kein Erfahrungsbegriff. Denn man vergleicht Gedanken nicht, wie man Erfahrungen vergleicht. | |||
97. Was man nachmacht, ist etwa der Ton der Rede, die Miene und dergleichen, und das genügt uns. Das beweist, daß ''hier'' die wichtigen Begleitphänomene der Rede liegen. | |||
98. Sagen wir, es denke ''jeder'', der sinnvoll spricht? Z. B. der Bauende im Sprachspiel No.2? Könnten wir uns nicht das Bauen und Rufen der Wörter etc. in einer Umgebung denken, in der wir es mit einem Denken nicht im entferntesten in Zusammenhang brachten? |