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248. (Etwas, was auf den ersten Blick ausschaut wie ein Satz und keiner ist.) Der folgende Vorschlag zur Konstruktion einer Straßenwalze wurde mir einmal mitgeteilt. Der Motor befindet sich im Innern der hohlen Walze. Die Kurbelwelle läuft durch die Mitte der Walze und ist an beiden Enden durch Speichen mit dem Walzenrand verbunden. Der Zylinder des Motors ist an der Innenseite der Walze befestigt. Auf den ersten Blick sieht diese Konstruktion wie eine Maschine aus. Aber sie ist ein starres System, und der Kolben kann sich im Zylinder nicht aus und ein bewegen. Wir haben ihn der Bewegungsmöglichkeit beraubt und wissen es nicht. | 248. (Etwas, was auf den ersten Blick ausschaut wie ein Satz und keiner ist.) Der folgende Vorschlag zur Konstruktion einer Straßenwalze wurde mir einmal mitgeteilt. Der Motor befindet sich im Innern der hohlen Walze. Die Kurbelwelle läuft durch die Mitte der Walze und ist an beiden Enden durch Speichen mit dem Walzenrand verbunden. Der Zylinder des Motors ist an der Innenseite der Walze befestigt. Auf den ersten Blick sieht diese Konstruktion wie eine Maschine aus. Aber sie ist ein starres System, und der Kolben kann sich im Zylinder nicht aus und ein bewegen. Wir haben ihn der Bewegungsmöglichkeit beraubt und wissen es nicht. | ||
249. "Nichts leichter, als sich einen 4-dimensionalen Würfel vorstellen! Er schaut so aus:<ref>Im Original findet man keine Zeichnung: der Leser möge sich etwas Passendes aus denken. Es gibt verschiedene Möglichkeiten; wir haben eine Zeichnung von <span class=plainlinks>[https://commons.wikimedia.org/wiki/User:A2569875 A2569875]</span> benutzt. Herausg.</ref> | 249. "Nichts leichter, als sich einen 4-dimensionalen Würfel vorstellen! Er schaut so aus:<ref>Im Original findet man keine Zeichnung: der Leser möge sich etwas Passendes aus denken. Es gibt verschiedene Möglichkeiten; wir haben eine Zeichnung von <span class=plainlinks>[https://commons.wikimedia.org/wiki/User:A2569875 A2569875]</span> (<span class=plainlinks>[https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en CC BY-SA]</span>) benutzt. Herausg.</ref> | ||
[[File:Zettel 249.gif|center|link=https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Net_of_tesseract.gif|class=comfy]] | [[File:Zettel 249.gif|center|link=https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Net_of_tesseract.gif|class=comfy]] | ||
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nur mit 4 Ausdehnungen?" | nur mit 4 Ausdehnungen?"—Nein; das ''meine'' ich nicht!——Was aber meine ich? Was ist mein Bild? Nun, der 4-dimensionale Würfel, wie du ihn gezeichnet hast, ist es ''nicht''! Ich habe jetzt als Bild nur die ''Worte'' und die Ablehnung alles dessen, was du mir zeigen kannst. | ||
250. Sind die Rosen rot im Finstern? | |||
250. Sind die Rosen rot im Finstern?—Man kann an die Rose im Finstern als rot denken.— | |||
(Daß man sich etwas 'denken' kann, sagt nicht, daß es Sinn hat, es zu sagen.) | (Daß man sich etwas 'denken' kann, sagt nicht, daß es Sinn hat, es zu sagen.) | ||
251. "Die Annahme, daß dieser | |||
252. "Ich kann mir sehr wohl vorstellen, daß einer so handelt und doch nichts Schandbares in der Handlung | 251. "Die Annahme, daß dieser Mensch—der sich ganz normal benimmt—dennoch blind ist, hat doch Sinn!"—D. h.: 'es ist doch eine Annahme', 'ich kann doch so etwas wirklich annehmen'. Und das heißt: ich mache mir doch ein Bild von dem, was ich annehme. Wohl, aber geht es weiter? Wenn ich die Annahme, daß einer blind ist, unter andern Umständen mache, bestätige ich mir doch nie, daß diese Annahme wirklich Sinn hat. Und daß ich mir dabei wirklich etwas denke, ein Bild habe, spielt dann gar keine Rolle. Dieses Bild wird erst hier wichtig, wo es sozusagen der einzige Anhaltspunkt dafür ist, daß ich wirklich eine Annahme gemacht habe. Ja es ist alles, was von der Annahme hier noch übrig ist. | ||
252. "Ich kann mir sehr wohl vorstellen, daß einer so handelt und doch nichts Schandbares in der Handlung sieht."—Und nun folgt eine Beschreibung, wie man sich das vorzustellen habe. | |||
"Ich kann mir eine menschliche Gesellschaft vorstellen, in welcher es als unanständig gilt zu rechnen, außer zum Zeitvertreib." Das heißt ungefähr soviel wie: ich könnte mir dies Bild leicht weiter ausmalen. | "Ich kann mir eine menschliche Gesellschaft vorstellen, in welcher es als unanständig gilt zu rechnen, außer zum Zeitvertreib." Das heißt ungefähr soviel wie: ich könnte mir dies Bild leicht weiter ausmalen. | ||
253. "Ich habe tatsächlich nie gesehen, daß ein schwarzer Fleck allmählich heller wird, bis er weiß ist, dann das Weiß immer rötlicher, bis er rot ist. Aber ich weiß, daß es möglich ist, weil ich es mir vorstellen kann." | 253. "Ich habe tatsächlich nie gesehen, daß ein schwarzer Fleck allmählich heller wird, bis er weiß ist, dann das Weiß immer rötlicher, bis er rot ist. Aber ich weiß, daß es möglich ist, weil ich es mir vorstellen kann." | ||
254. (Wenn man mit jemandem über eine Zeiteinteilung redet, so geschieht es oft, daß man die Uhr zieht, nicht um zu sehen, wievel Uhr es ist, sondern um sich ein Bild der überdachten Einteilung machen zu können.) | 254. (Wenn man mit jemandem über eine Zeiteinteilung redet, so geschieht es oft, daß man die Uhr zieht, nicht um zu sehen, wievel Uhr es ist, sondern um sich ein Bild der überdachten Einteilung machen zu können.) |