Tagebücher 1914-1916: Difference between revisions

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10. 6. 15.
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''<nowiki>''</nowiki>p.q ∨ ~q" ist von "q"'' NICHT ''abhängig''!!
''"p.q ∨ ~q" ist von "q"'' NICHT ''abhängig''!!


''Ganze Sätze'' verschwinden!
''Ganze Sätze'' verschwinden!
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Was ist mein Grundgedanke, wenn ich von den einfachen Gegen­ständen rede? Genügen nicht am Ende die 'zusammengesetzten Gegenstände' gerade den Anforderungen, die ich scheinbar an jene stelle? Gebe ich diesem Buch einen Namen "N" und rede  nun von  N, ist nicht das Verhältnis von N zu jenem 'zusammengesetzten Gegen­ stand', zu jenen Formen und Inhalten ''wesentlich'' dasselbe, welches ich nur zwischen Namen und einfachem Gegenstand dachte?
Was ist mein Grundgedanke, wenn ich von den einfachen Gegen­ständen rede? Genügen nicht am Ende die 'zusammengesetzten Gegenstände' gerade den Anforderungen, die ich scheinbar an jene stelle? Gebe ich diesem Buch einen Namen "N" und rede  nun von  N, ist nicht das Verhältnis von N zu jenem 'zusammengesetzten Gegen­ stand', zu jenen Formen und Inhalten ''wesentlich'' dasselbe, welches ich nur zwischen Namen und einfachem Gegenstand dachte?


Denn wohlgemerkt: wenn auch der Name <nowiki>''</nowiki>N" bei weiterer Analyse verschwindet, so deutet er doch ''Ein Gemeinsames'' an.
Denn wohlgemerkt: wenn auch der Name "N" bei weiterer Analyse verschwindet, so deutet er doch ''Ein Gemeinsames'' an.


Wie steht es aber mit der Bedeutung der Namen außerhalb des Satzzusammenhanges?
Wie steht es aber mit der Bedeutung der Namen außerhalb des Satzzusammenhanges?
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Wie ist das, wenn sich Sätze der Wahrheit nähern?
Wie ist das, wenn sich Sätze der Wahrheit nähern?


Aber die Logik, wie sie etwa in den <nowiki>''</nowiki>Principia Mathematica"  steht, läßt sich ganz gut auf unsere gewöhnlichen Sätze anwenden.  Z.B. aus "Alle Menschen sind sterblich" und "Sokrates ist ein Mensch" folgt nach dieser Logik "Sokrates ist sterblich", was offenbar  richtig ist, obwohl ich, ebenso offenbar, nicht weiß, welche Struktur das Ding Sokrates oder die Eigenschaft der Sterblichkeit hat. Diese fungieren eben hier als einfache Gegenstände.
Aber die Logik, wie sie etwa in den "Principia Mathematica"  steht, läßt sich ganz gut auf unsere gewöhnlichen Sätze anwenden.  Z.B. aus "Alle Menschen sind sterblich" und "Sokrates ist ein Mensch" folgt nach dieser Logik "Sokrates ist sterblich", was offenbar  richtig ist, obwohl ich, ebenso offenbar, nicht weiß, welche Struktur das Ding Sokrates oder die Eigenschaft der Sterblichkeit hat. Diese fungieren eben hier als einfache Gegenstände.


Offenbar garantiert schon der Umstand, der es möglich macht, daß gewisse Formen durch eine Definition in einen Namen projiziert werden, dafür, daß dieser Name dann auch wie ein wirklicher behandelt werden kann.
Offenbar garantiert schon der Umstand, der es möglich macht, daß gewisse Formen durch eine Definition in einen Namen projiziert werden, dafür, daß dieser Name dann auch wie ein wirklicher behandelt werden kann.
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Wie meine Vorstellung die Welt ist, so ist mein Wille der Weltwille.  
Wie meine Vorstellung die Welt ist, so ist mein Wille der Weltwille.  


20. 10. 16.
20. 10. 16.


Es ist klar, daß mein Gesichtsraum der Länge nach anders beschaffen ist, als der Breite nach.<references />
Es ist klar, daß mein Gesichtsraum der Länge nach anders beschaffen ist, als der Breite nach.
 
Es verhält sich nicht so, daß ich mich einfach überall bemerke, wo ich etwas sehe, sondern ich befinde mich auch immer in einem bestimmten Punkt meines Gesichtsraumes, mein Gesichtsraum hat also quasi eine Form.
 
Trotzdem aber ist es wahr, daß ich das Subjekt nicht sehe.
 
Es ist wahr, daß das erkennende Subjekt  nicht in der Welt ist, daß  es kein erkennendes Subjekt gibt. ''[Vgl.'' 5.631.]
 
Ich kann mir jedenfalls vorstellen, daß ich den Willensakt ausführe, um meinen Arm zu heben, aber mein Arm sich nicht bewegt. (Eine Sehne sei etwa gerissen.) Ja, aber, wird man sagen, die Sehne bewegt sich doch, und dies zeigt eben, daß sich mein Willensakt auf die Sehne und nicht auf den Arm bezogen hat. Aber sehen wir weiter und nehmen an, auch die Sehne bewegte sich nicht und so fort. Wir würden dann dazu kommen, daß sich der Willensakt überhaupt nicht auf einen Körper bezieht, daß es also im gewöhnlichen Sinne des Wortes keinen Willensakt gibt.
 
Das künstlerische Wunder ist, daß es die Welt gibt. Daß es das gibt, was es gibt.
 
Ist das das Wesen der künstlerischen Betrachtungsweise, daß sie die Welt mit glücklichem Auge betrachtet?
 
Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst.<ref>Schiller, ''Wallensteins Lager, Prolog.'' (Herausg.)</ref>
 
 
21. 10. 16.
 
Denn etwas ist wohl an der Auffassung, als sei das Schöne der Zweck der Kunst.
 
Und das Schöne ist eben das, was glücklich macht.
 
 
29. 10. 16.
 
Könnte man nicht sagen: die Allgemeinheit ist der Zusammensetzung ebensowenig koordiniert wie die Tatsache dem Ding?
 
Beide Arten von Operationszeichen müssen oder können im Satz nebeneinander vorkommen.
 
 
4. 11. 16.
 
Ist der Wille eine Stellungnahme zur Welt?
 
Der Wille scheint sich immer auf eine Vorstellung beziehen zu müssen. Wir können uns z. B. nicht vorstellen, daß wir einen Willensakt ausgeführt hätten, ohne gespürt zu haben, daß wir ihn ausgeführt haben.
 
Es könnte sonst etwa die Frage entstehen, ob er schon ''ganz'' ausgeführt sei.
 
Es ist sozusagen klar, daß wir für den Willen einen Halt in der Welt brauchen.
 
Der Wille ist eine Stellungnahme des Subjekts zur Welt. Das Subjekt ist das wollende Subjekt.
 
Haben die Gefühle, die mich von dem Vorgang eines Willensakts überzeugen, irgend eine besondere Eigenschaft, die sie von anderen Vorstellungen unterscheidet?
 
Es scheint nein!
 
Dann wäre es aber denkbar, daß ich etwa darauf käme, daß z. B. dieser Sessel direkt meinem Willen folgt.
 
Ist das möglich?
 
Bei dem  Zeichnen des Vierecks [[File:Illustrazione 4.11.16.png|40px|link=]] im Spiegel bemerkt man, daß man es nur ausführen kann, wenn man vom Gesichtsbild ganz absieht und nur das Muskelgefühl zu  Hilfe nimmt.  Also handelt es sich hier doch um zwei ganz verschiedene Willensakte. Der eine bezieht sich auf den Gesichtsteil der Welt, der andere auf den Teil des Muskelgefühls.
 
Haben wir mehr als erfahrungsmäßige Evidenz, daß es sich  in beiden Fällen um die Bewegung desselben Körperteils handelt?
 
Verhält es sich also so, daß ich meine Handlungen mit meinem Willen begleite?
 
Aber wie kann ich dann voraussagen – und das kann ich doch  in einem gewissen Sinne – daß ich in 5 Minuten meinen Arm  heben werde? Daß ich dies wollen werde?
 
Es ist klar: Es ist unmöglich zu wollen, ohne nicht schon den Willensakt auszuführen.
 
Der Willensakt ist nicht die Ursache der Handlung, sondern die Handlung selbst.
 
Man kann nicht wollen, ohne zu tun.
 
Wenn der Wille ein Objekt in der Welt haben muß, so kann es auch die beabsichtigte Handlung sein.
 
Und der Wille muß ein Objekt haben.<references />