Statische Darstellung des Tractatus in Baumstruktur
Ludwig Wittgenstein
Logisch-philosophische Abhandlung (statische Darstellung in Baumstruktur)
Der Text dieser digitalen Ausgabe ist eine Reproduktion von L. Wittgenstein. Tractatus Logico-Philosophicus. Herausgegeben von C. K. Ogden und F. P. Ramsey, Kegan Paul, Trench, Trubner & Co., 1922. Diese Darstellung des Tractatus in Baumstruktur wurde von David G. Stern entwickelt (Ludwig Wittgenstein. "Tractatus Logico-Philosophicus": three parallel tree-structured editions. Herausgegeben von David G. Stern, Nordic Wittgenstein Review, N. 11, 2023). Wir bedanken uns herzlich bei David Sterne, welcher uns freundlicherweise diese Darstellung zur VerfĂŒgung gestellt hat. Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt fĂŒr das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Ludwig Wittgenstein
Logisch-philosophische Abhandlung
Dem Andenken meines Freundes
DAVID H. PINSENT
gewidmet
KĂŒrnberger.
Vorwort
Dieses Buch wird vielleicht nur der verstehen, der die Gedanken, die darin ausgedrĂŒckt sind â oder doch Ă€hnliche Gedanken â schon selbst einmal gedacht hat. â Es ist also kein Lehrbuch. â Sein Zweck wĂ€re erreicht, wenn es Einem, der es mit VerstĂ€ndnis liest VergnĂŒgen bereitete.
Das Buch behandelt die philosophischen Probleme und zeigt â wie ich glaube â dass die Fragestellung dieser Probleme auf dem MissverstĂ€ndnis der Logik unserer Sprache beruht. Man könnte den ganzen Sinn des Buches etwa in die Worte fassen: Was sich ĂŒberhaupt sagen lĂ€sst, lĂ€sst sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darĂŒber muss man schweigen.
Das Buch will also dem Denken eine Grenze ziehen, oder vielmehr â nicht dem Denken, sondern dem Ausdruck der Gedanken: Denn um dem Denken eine Grenze zu ziehen, mĂŒssten wir beide Seiten dieser Grenze denken können (wir mĂŒssten also denken können, was sich nicht denken lĂ€sst).
Die Grenze wird also nur in der Sprache gezogen werden können und was jenseits der Grenze liegt, wird einfach Unsinn sein.
Wieweit meine Bestrebungen mit denen anderer Philosophen zusammenfallen, will ich nicht beurteilen. Ja, was ich hier geschrieben habe macht im Einzelnen ĂŒberhaupt nicht den Anspruch auf Neuheit; und darum gebe ich auch keine Quellen an, weil es mir gleichgĂŒltig ist, ob das was ich gedacht habe, vor mir schon ein anderer gedacht hat.
Nur das will ich erwÀhnen, dass ich den grossartigen Werken Freges und den Arbeiten meines Freundes Herrn Bertrand Russell einen grossen Teil der Anregung zu meinen Gedanken schulde.
Wenn diese Arbeit einen Wert hat, so besteht er in Zweierlei. Erstens darin, dass in ihr Gedanken ausgedrĂŒckt sind, und dieser Wert wird umso grösser sein, je besser die Gedanken ausgedrĂŒckt sind. Je mehr der Nagel auf den Kopf getroffen ist. â Hier bin ich mir bewusst, weit hinter dem Möglichen zurĂŒckgeblieben zu sein. Einfach darum, weil meine Kraft zur BewĂ€ltigung der Aufgabe zu gering ist. â Mögen andere kommen und es besser machen.
Dagegen scheint mir die Wahrheit der hier mitgeteilten Gedanken unantastbar und definitiv. Ich bin also der Meinung, die Probleme im Wesentlichen endgĂŒltig gelöst zu haben. Und wenn ich mich hierin nicht irre, so besteht nun der Wert dieser Arbeit zweitens darin, dass sie zeigt, wie wenig damit getan ist, dass diese Probleme gelöst sind.
L. W.
Wien, 1918.
2 â Was der Fall ist, die Tatsache, ist das Bestehen von Sachverhalten.
3 â Das logische Bild der Tatsachen ist der Gedanke.
4 â Der Gedanke ist der sinnvolle Satz.
5 â Der Satz ist eine Wahrheitsfunktion der ElementarsĂ€tze.
(Der Elementarsatz ist eine Wahrheitsfunktion seiner selbst.)
7 Wovon man nicht sprechen kann, darĂŒber muss man schweigen.
1 Die Welt ist alles, was der Fall ist.[1]
1.1 Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge.
1.11 Die Welt ist durch die Tatsachen bestimmt und dadurch, dass es alle Tatsachen sind.
1.12 Denn, die Gesamtheit der Tatsachen bestimmt, was der Fall ist und auch, was alles nicht der Fall ist.
1.13 Die Tatsachen im logischen Raum sind die Welt.
1.2 Die Welt zerfÀllt in Tatsachen.
1.21 Eines kann der Fall sein oder nicht der Fall sein und alles ĂŒbrige gleich bleiben.
2 Was der Fall ist, die Tatsache, ist das Bestehen von Sachverhalten.
2.01 â Der Sachverhalt ist eine Verbindung von GegenstĂ€nden. (Sachen, Dingen.)
2.02 â Der Gegenstand ist einfach.
2.03 â Im Sachverhalt hĂ€ngen die GegenstĂ€nde ineinander, wie die Glieder einer Kette.
2.04 Die Gesamtheit der bestehenden Sachverhalte ist die Welt.
2.05 Die Gesamtheit der bestehenden Sachverhalte bestimmt auch, welche Sachverhalte nicht bestehen.
2.06 â Das Bestehen und Nichtbestehen von Sachverhalten ist die Wirklichkeit.
(Das Bestehen von Sachverhalten nennen wir auch eine positive, das Nichtbestehen eine negative Tatsache.)
2.01 Der Sachverhalt ist eine Verbindung von GegenstÀnden. (Sachen, Dingen.)
2.011 Es ist dem Ding wesentlich, der Bestandteil eines Sachverhaltes sein zu können.
2.012 â In der Logik ist nichts zufĂ€llig: Wenn das Ding im Sachverhalt vorkommen kann, so muss die Möglichkeit des Sachverhaltes im Ding bereits prĂ€judiziert sein.
2.013 â Jedes Ding ist, gleichsam, in einem Raume möglicher Sachverhalte. Diesen Raum kann ich mir leer denken, nicht aber das Ding ohne den Raum.
2.014 â Die GegenstĂ€nde enthalten die Möglichkeit aller Sachlagen.
2.012 In der Logik ist nichts zufÀllig: Wenn das Ding im Sachverhalt vorkommen kann, so muss die Möglichkeit des Sachverhaltes im Ding bereits prÀjudiziert sein.
2.0121 Es erschiene gleichsam als Zufall, wenn dem Ding, das allein fĂŒr sich bestehen könnte, nachtrĂ€glich eine Sachlage passen wĂŒrde.
Wenn die Dinge in Sachverhalten vorkommen können, so muss dies schon in ihnen liegen.
(Etwas Logisches kann nicht nur-möglich sein. Die Logik handelt von jeder Möglichkeit und alle Möglichkeiten sind ihre Tatsachen.)
Wie wir uns rĂ€umliche GegenstĂ€nde ĂŒberhaupt nicht ausserhalb des Raumes, zeitliche nicht ausserhalb der Zeit denken können, so können wir uns keinen Gegenstand ausserhalb der Möglichkeit seiner Verbindung mit anderen denken.
Wenn ich mir den Gegenstand im Verbande des Sachverhalts denken kann, so kann ich ihn nicht ausserhalb der Möglichkeit dieses Verbandes denken.
2.0122 Das Ding ist selbstÀndig, insofern es in allen möglichen Sachlagen vorkommen kann, aber diese Form der SelbstÀndigkeit ist eine Form des Zusammenhangs mit dem Sachverhalt, eine Form der UnselbstÀndigkeit. (Es ist unmöglich, dass Worte in zwei verschiedenen Weisen auftreten, allein und im Satz.)
2.0123 Wenn ich den Gegenstand kenne, so kenne ich auch sÀmtliche Möglichkeiten seines Vorkommens in Sachverhalten.
(Jede solche Möglichkeit muss in der Natur des Gegenstandes liegen.)
Es kann nicht nachtrÀglich eine neue Möglichkeit gefunden werden.
2.01231 Um einen Gegenstand zu kennen, muss ich zwar nicht seine externen â aber ich muss alle seine internen Eigenschaften kennen.
2.0124 Sind alle GegenstÀnde gegeben, so sind damit auch alle möglichen Sachverhalte gegeben.
2.013 Jedes Ding ist, gleichsam, in einem Raume möglicher Sachverhalte. Diesen Raum kann ich mir leer denken, nicht aber das Ding ohne den Raum.
2.0131 Der rÀumliche Gegenstand muss im unendlichen Raume liegen. (Der Raumpunkt ist eine Argumentstelle.)
Der Fleck im Gesichtsfeld muss zwar nicht rot sein, aber eine Farbe muss er haben: er hat sozusagen den Farbenraum um sich. Der Ton muss eine Höhe haben, der Gegenstand des Tastsinnes eine HÀrte u. s. w.
2.014 Die GegenstÀnde enthalten die Möglichkeit aller Sachlagen.
2.0141 Die Möglichkeit seines Vorkommens in Sachverhalten, ist die Form des Gegenstandes.
2.02 Der Gegenstand ist einfach.
2.0201 Jede Aussage ĂŒber Komplexe lĂ€sst sich in eine Aussage ĂŒber deren Bestandteile und in diejenigen SĂ€tze zerlegen, welche die Komplexe vollstĂ€ndig beschreiben.
2.02 Der Gegenstand ist einfach.
2.021 â Die GegenstĂ€nde bilden die Substanz der Welt. Darum können sie nicht zusammengesetzt sein.
2.022 Es ist offenbar, dass auch eine von der wirklichen noch so verschieden gedachte Welt Etwas â eine Form â mit der wirklichen gemein haben muss.
2.023 â Diese feste Form besteht eben aus den GegenstĂ€nden.
2.024 Die Substanz ist das, was unabhÀngig von dem was der Fall ist, besteht.
2.025 â Sie ist Form und Inhalt.
2.026 Nur wenn es GegenstÀnde gibt, kann es eine feste Form der Welt geben.
2.027 â Das Feste, das Bestehende und der Gegenstand sind Eins.
2.021 Die GegenstÀnde bilden die Substanz der Welt. Darum können sie nicht zusammengesetzt sein.
2.0211 HĂ€tte die Welt keine Substanz, so wĂŒrde, ob ein Satz Sinn hat, davon abhĂ€ngen, ob ein anderer Satz wahr ist.
2.0212 Es wÀre dann unmöglich, ein Bild der Welt (wahr oder falsch) zu entwerfen.
2.023 Diese feste Form besteht eben aus den GegenstÀnden.
2.0231 Die Substanz der Welt kann nur eine Form und keine materiellen Eigenschaften bestimmen. Denn diese werden erst durch die SĂ€tze dargestellt â erst durch die Konfiguration der GegenstĂ€nde gebildet.
2.0232 BeilÀufig gesprochen: Die GegenstÀnde sind farblos.
2.0233 Zwei GegenstĂ€nde von der gleichen logischen Form sind â abgesehen von ihren externen Eigenschaften â von einander nur dadurch unterschieden, dass sie verschieden sind.
2.02331 Entweder ein Ding hat Eigenschaften, die kein anderes hat, dann kann man es ohneweiteres durch eine Beschreibung aus den anderen herausheben, und darauf hinweisen; oder aber, es gibt mehrere Dinge, die ihre sĂ€mtlichen Eigenschaften gemeinsam haben, dann ist es ĂŒberhaupt unmöglich auf eines von ihnen zu zeigen.
Denn, ist das Ding durch nichts hervorgehoben, so kann ich es nicht hervorheben, denn sonst ist es eben hervorgehoben.
2.025 Sie ist Form und Inhalt.
2.0251 Raum, Zeit und Farbe (FÀrbigkeit) sind Formen der GegenstÀnde.
2.027 Das Feste, das Bestehende und der Gegenstand sind Eins.
2.0271 Der Gegenstand ist das Feste, Bestehende; die Konfiguration ist das Wechselnde, UnbestÀndige.
2.0272 Die Konfiguration der GegenstÀnde bildet den Sachverhalt.
2.03 Im Sachverhalt hÀngen die GegenstÀnde ineinander, wie die Glieder einer Kette.
2.031 Im Sachverhalt verhalten sich die GegenstÀnde in bestimmter Art und Weise zueinander.
2.032 Die Art und Weise, wie die GegenstÀnde im Sachverhalt zusammenhÀngen, ist die Struktur des Sachverhaltes.
2.033 Die Form ist die Möglichkeit der Struktur.
2.034 Die Struktur der Tatsache besteht aus den Strukturen der Sachverhalte.
2.06 Das Bestehen und Nichtbestehen von Sachverhalten ist die Wirklichkeit.
(Das Bestehen von Sachverhalten nennen wir auch eine positive, das Nichtbestehen eine negative Tatsache.)
2.061 Die Sachverhalte sind von einander unabhÀngig.
2.062 Aus dem Bestehen oder Nichtbestehen eines Sachverhaltes kann nicht auf das Bestehen oder Nichtbestehen eines anderen geschlossen werden.
2.063 Die gesamte Wirklichkeit ist die Welt.
2 Was der Fall ist, die Tatsache, ist das Bestehen von Sachverhalten.
2.1 â Wir machen uns Bilder der Tatsachen.
2.2 â Das Bild hat mit dem Abgebildeten die logische Form der Abbildung gemein.
2.1 Wir machen uns Bilder der Tatsachen.
2.11 Das Bild stellt die Sachlage im logischen Raume, das Bestehen und Nichtbestehen von Sachverhalten vor.
2.12 Das Bild ist ein Modell der Wirklichkeit.
2.13 â Den GegenstĂ€nden entsprechen im Bilde die Elemente des Bildes.
2.14 â Das Bild besteht darin, dass sich seine Elemente in bestimmter Art und Weise zu einander verhalten.
2.15 â Dass sich die Elemente des Bildes in bestimmter Art und Weise zu einander verhalten stellt vor, dass sich die Sachen so zu einander verhalten.
Dieser Zusammenhang der Elemente des Bildes heisse seine Struktur und ihre Möglichkeit seine Form der Abbildung.
2.16 â Die Tatsache muss um Bild zu sein, etwas mit dem Abgebildeten gemeinsam haben.
2.17 â Was das Bild mit der Wirklichkeit gemein haben muss, um sie auf seine Art und Weise â richtig oder falsch â abbilden zu können, ist seine Form der Abbildung.
2.18 â Was jedes Bild, welcher Form immer, mit der Wirklichkeit gemein haben muss, um sie ĂŒberhaupt â richtig oder falsch â abbilden zu können, ist die logische Form, das ist, die Form der Wirklichkeit.
2.19 Das logische Bild kann die Welt abbilden.
2.13 Den GegenstÀnden entsprechen im Bilde die Elemente des Bildes.
2.131 Die Elemente des Bildes vertreten im Bild die GegenstÀnde.
2.14 Das Bild besteht darin, dass sich seine Elemente in bestimmter Art und Weise zu einander verhalten.
2.141 Das Bild ist eine Tatsache.
2.15 Dass sich die Elemente des Bildes in bestimmter Art und Weise zu einander verhalten stellt vor, dass sich die Sachen so zu einander verhalten.
Dieser Zusammenhang der Elemente des Bildes heisse seine Struktur und ihre Möglichkeit seine Form der Abbildung.
2.151 Die Form der Abbildung ist die Möglichkeit, dass sich die Dinge so zu einander verhalten, wie die Elemente des Bildes.
2.1511 Das Bild ist so mit der Wirklichkeit verknĂŒpft; es reicht bis zu ihr.
2.1512 Es ist wie ein Massstab an die Wirklichkeit angelegt.
2.15121 Nur die Ă€ussersten Punkte der Teilstriche berĂŒhren den zu messenden Gegenstand.
2.1513 Nach dieser Auffassung gehört also zum Bilde auch noch die abbildende Beziehung, die es zum Bild macht.
2.1514 Die abbildende Beziehung besteht aus den Zuordnungen der Elemente des Bildes und der Sachen.
2.1515 Diese Zuordnungen sind gleichsam die FĂŒhler der Bildelemente, mit denen das Bild die Wirklichkeit berĂŒhrt.
2.16 Die Tatsache muss um Bild zu sein, etwas mit dem Abgebildeten gemeinsam haben.
2.161 In Bild und Abgebildetem muss etwas identisch sein, damit das eine ĂŒberhaupt ein Bild des anderen sein kann.
2.17 Was das Bild mit der Wirklichkeit gemein haben muss, um sie auf seine Art und Weise â richtig oder falsch â abbilden zu können, ist seine Form der Abbildung.
2.171 Das Bild kann jede Wirklichkeit abbilden, deren Form es hat. Das rÀumliche Bild alles RÀumliche, das farbige alles Farbige, etc.
2.172 Seine Form der Abbildung aber, kann das Bild nicht abbilden; es weist sie auf.
2.173 Das Bild stellt sein Objekt von ausserhalb dar (sein Standpunkt ist seine Form der Darstellung), darum stellt das Bild sein Objekt richtig oder falsch dar.
2.174 Das Bild kann sich aber nicht ausserhalb seiner Form der Darstellung stellen.
2.18 Was jedes Bild, welcher Form immer, mit der Wirklichkeit gemein haben muss, um sie ĂŒberhaupt â richtig oder falsch â abbilden zu können, ist die logische Form, das ist, die Form der Wirklichkeit.
2.181 Ist die Form der Abbildung die logische Form, so heisst das Bild das logische Bild.
2.182 Jedes Bild ist auch ein logisches. (Dagegen ist z. B. nicht jedes Bild ein rÀumliches.)
2.2 Das Bild hat mit dem Abgebildeten die logische Form der Abbildung gemein.
2.201 Das Bild bildet die Wirklichkeit ab, indem es eine Möglichkeit des Bestehens und Nichtbestehens von Sachverhalten darstellt.
2.202 Das Bild stellt eine mögliche Sachlage im logischen Raume dar.
2.203 Das Bild enthÀlt die Möglichkeit der Sachlage, die es darstellt.
2.2 Das Bild hat mit dem Abgebildeten die logische Form der Abbildung gemein.
2.21 Das Bild stimmt mit der Wirklichkeit ĂŒberein oder nicht; es ist richtig oder unrichtig, wahr oder falsch.
2.22 Das Bild stellt dar, was es darstellt, unabhÀngig von seiner Wahr- oder Falschheit, durch die Form der Abbildung.
2.221 Was das Bild darstellt, ist sein Sinn.
2.222 In der Ăbereinstimmung oder NichtĂŒbereinstimmung seines Sinnes mit der Wirklichkeit, besteht seine Wahrheit oder Falschheit.
2.223 Um zu erkennen, ob das Bild wahr oder falsch ist, mĂŒssen wir es mit der Wirklichkeit vergleichen.
2.224 Aus dem Bild allein ist nicht zu erkennen, ob es wahr oder falsch ist.
2.225 Ein a priori wahres Bild gibt es nicht.
3 Das logische Bild der Tatsachen ist der Gedanke.
3.001 âEin Sachverhalt ist denkbarâ heisst: Wir können uns ein Bild von ihm machen.
3 Das logische Bild der Tatsachen ist der Gedanke.
3.01 Die Gesamtheit der wahren Gedanken sind ein Bild der Welt.
3.02 Der Gedanke enthÀlt die Möglichkeit der Sachlage die er denkt. Was denkbar ist, ist auch möglich.
3.03 Wir können nichts Unlogisches denken, weil wir sonst unlogisch denken mĂŒssten.
3.031 Man sagte einmal, dass Gott alles schaffen könne, nur nichts, was den logischen Gesetzen zuwider wĂ€re. â Wir könnten nĂ€mlich von einer âunlogischenâ Welt nicht sagen, wie sie aussĂ€he.
3.032 Etwas âder Logik widersprechendesâ in der Sprache darstellen, kann man ebensowenig, wie in der Geometrie eine den Gesetzen des Raumes widersprechende Figur durch ihre Koordinaten darstellen; oder die Koordinaten eines Punktes angeben, welcher nicht existiert.
3.0321 Wohl können wir einen Sachverhalt rÀumlich darstellen, welcher den Gesetzen der Physik, aber keinen, der den Gesetzen der Geometrie zuwiderliefe.
3.04 Ein a priori richtiger Gedanke wÀre ein solcher, dessen Möglichkeit seine Wahrheit bedingte.
3.05 Nur so könnten wir a priori wissen, dass ein Gedanke wahr ist, wenn aus dem Gedanken selbst (ohne Vergleichsobjekt) seine Wahrheit zu erkennen wÀre.
3 Das logische Bild der Tatsachen ist der Gedanke.
3.1 â Im Satz drĂŒckt sich der Gedanke sinnlich wahrnehmbar aus.
3.2 â Im Satze kann der Gedanke so ausgedrĂŒckt sein, dass den GegenstĂ€nden des Gedankens Elemente des Satzzeichens entsprechen.
3.3 â Nur der Satz hat Sinn; nur im Zusammenhange des Satzes hat ein Name Bedeutung.
3.4 â Der Satz bestimmt einen Ort im logischen Raum. Die Existenz dieses logischen Ortes ist durch die Existenz der Bestandteile allein verbĂŒrgt, durch die Existenz des sinnvollen Satzes.
3.5 Das angewandte, gedachte, Satzzeichen ist der Gedanke.
3.1 Im Satz drĂŒckt sich der Gedanke sinnlich wahrnehmbar aus.
3.11 Wir benĂŒtzen das sinnlich wahrnehmbare Zeichen (Laut- oder Schriftzeichen etc.) des Satzes als Projektion der möglichen Sachlage.
Die Projektionsmethode ist das Denken des Satz-Sinnes.
3.12 Das Zeichen, durch welches wir den Gedanken ausdrĂŒcken, nenne ich das Satzzeichen. Und der Satz ist das Satzzeichen in seiner projektiven Beziehung zur Welt.
3.13 Zum Satz gehört alles, was zur Projektion gehört; aber nicht das Projizierte.
Also die Möglichkeit des Projizierten, aber nicht dieses selbst.
Im Satz ist also sein Sinn noch nicht enthalten, wohl aber die Möglichkeit ihn auszudrĂŒcken.
(âDer Inhalt des Satzesâ heisst der Inhalt des sinnvollen Satzes.)
Im Satz ist die Form seines Sinnes enthalten, aber nicht dessen Inhalt.
3.14 â Das Satzzeichen besteht darin, dass sich seine Elemente, die Wörter, in ihm auf bestimmte Art und Weise zu einander verhalten.
Das Satzzeichen ist eine Tatsache.
3.14 Das Satzzeichen besteht darin, dass sich seine Elemente, die Wörter, in ihm auf bestimmte Art und Weise zu einander verhalten.
Das Satzzeichen ist eine Tatsache.
3.141 Der Satz ist kein Wörtergemisch. â (Wie das musikalische Thema kein Gemisch von Tönen.)
Der Satz ist artikuliert.
3.142 Nur Tatsachen können einen Sinn ausdrĂŒcken, eine Klasse von Namen kann es nicht.
3.143 Dass das Satzzeichen eine Tatsache ist, wird durch die gewöhnliche Ausdrucksform der Schrift oder des Druckes verschleiert.
Denn im gedruckten Satz z. B. sieht das Satzzeichen nicht wesentlich verschieden aus vom Wort.
(So war es möglich, dass Frege den Satz einen zusammengesetzten Namen nannte.)
3.1431 Sehr klar wird das Wesen des Satzzeichens, wenn wir es uns, statt aus Schriftzeichen, aus rĂ€umlichen GegenstĂ€nden (etwa Tischen, StĂŒhlen, BĂŒchern) zusammengesetzt denken.
Die gegenseitige rĂ€umliche Lage dieser Dinge drĂŒckt dann den Sinn des Satzes aus.
3.1432 Nicht: âDas komplexe Zeichen âaRbâ sagt, dass a in der Beziehung R zu b stehtâ, sondern: Dass âaâ in einer gewissen Beziehung zu âbâ steht, sagt, dass aRb.
3.144 Sachlagen kann man beschreiben, nicht benennen.
(Namen gleichen Punkten, SĂ€tze Pfeilen, sie haben Sinn.)
3.2 Im Satze kann der Gedanke so ausgedrĂŒckt sein, dass den GegenstĂ€nden des Gedankens Elemente des Satzzeichens entsprechen.
3.201 Diese Elemente nenne ich âeinfache Zeichenâ und den Satz âvollstĂ€ndig analysiertâ.
3.202 Die im Satze angewandten einfachen Zeichen heissen Namen.
3.203 Der Name bedeutet den Gegenstand. Der Gegenstand ist seine Bedeutung. (âAâ ist dasselbe Zeichen wie âAâ.)
3.2 Im Satze kann der Gedanke so ausgedrĂŒckt sein, dass den GegenstĂ€nden des Gedankens Elemente des Satzzeichens entsprechen.
3.21 Der Konfiguration der einfachen Zeichen im Satzzeichen entspricht die Konfiguration der GegenstÀnde in der Sachlage.
3.22 â Der Name vertritt im Satz den Gegenstand.
3.23 Die Forderung der Möglichkeit der einfachen Zeichen ist die Forderung der Bestimmtheit des Sinnes.
3.24 Der Satz, welcher vom Komplex handelt, steht in interner Beziehung zum Satze, der von dessen Bestandteil handelt.
Der Komplex kann nur durch seine Beschreibung gegeben sein, und diese wird stimmen oder nicht stimmen. Der Satz, in welchem von einem Komplex die Rede ist, wird, wenn dieser nicht existiert, nicht unsinnig, sondern einfach falsch sein.
Dass ein Satzelement einen Komplex bezeichnet, kann man aus einer Unbestimmtheit in den SÀtzen sehen, worin es vorkommt. Wir wissen, durch diesen Satz ist noch nicht alles bestimmt. (Die Allgemeinheitsbezeichnung enthÀlt ja ein Urbild.)
Die Zusammenfassung des Symbols eines Komplexes in ein einfaches Symbol kann durch eine Definition ausgedrĂŒckt werden.
3.25 â Es gibt eine und nur eine vollstĂ€ndige Analyse des Satzes.
3.26 â Der Name ist durch keine Definition weiter zu zergliedern: er ist ein Urzeichen.
3.22 Der Name vertritt im Satz den Gegenstand.
3.221 Die GegenstÀnde kann ich nur nennen. Zeichen vertreten sie. Ich kann nur von ihnen sprechen, sie aussprechen kann ich nicht. Ein Satz kann nur sagen, wie ein Ding ist, nicht was es ist.
3.25 Es gibt eine und nur eine vollstÀndige Analyse des Satzes.
3.251 Der Satz drĂŒckt auf bestimmte, klar angebbare Weise aus, was er ausdrĂŒckt: Der Satz ist artikuliert.
3.26 Der Name ist durch keine Definition weiter zu zergliedern: er ist ein Urzeichen.
3.261 Jedes definierte Zeichen bezeichnet ĂŒber jene Zeichen, durch welche es definiert wurde; und die Definitionen weisen den Weg.
Zwei Zeichen, ein Urzeichen, und ein durch Urzeichen definiertes, können nicht auf dieselbe Art und Weise bezeichnen. Namen kann man nicht durch Definitionen auseinanderlegen. (Kein Zeichen, welches allein, selbstÀndig eine Bedeutung hat.)
3.262 Was in den Zeichen nicht zum Ausdruck kommt, das zeigt ihre Anwendung. Was die Zeichen verschlucken, das spricht ihre Anwendung aus.
3.263 Die Bedeutungen von Urzeichen können durch ErlÀuterungen erklÀrt werden. ErlÀuterungen sind SÀtze, welche die Urzeichen enthalten. Sie können also nur verstanden werden, wenn die Bedeutungen dieser Zeichen bereits bekannt sind.
3.3 Nur der Satz hat Sinn; nur im Zusammenhange des Satzes hat ein Name Bedeutung.
3.31 â Jeden Teil des Satzes, der seinen Sinn charakterisiert, nenne ich einen Ausdruck (ein Symbol).
(Der Satz selbst ist ein Ausdruck.)
Ausdruck ist alles, fĂŒr den Sinn des Satzes wesentliche, was SĂ€tze miteinander gemein haben können.
Der Ausdruck kennzeichnet eine Form und einen Inhalt.
3.32 â Das Zeichen ist das sinnlich Wahrnehmbare am Symbol.
3.33 â In der logischen Syntax darf nie die Bedeutung eines Zeichens eine Rolle spielen; sie muss sich aufstellen lassen, ohne dass dabei von der Bedeutung eines Zeichens die Rede wĂ€re, sie darf nur die Beschreibung der AusdrĂŒcke voraussetzen.
3.34 â Der Satz besitzt wesentliche und zufĂ€llige ZĂŒge.
ZufĂ€llig sind die ZĂŒge, die von der besonderen Art der Hervorbringung des Satzzeichens herrĂŒhren. Wesentlich diejenigen, welche allein den Satz befĂ€higen, seinen Sinn auszudrĂŒcken.
3.31 Jeden Teil des Satzes, der seinen Sinn charakterisiert, nenne ich einen Ausdruck (ein Symbol).
(Der Satz selbst ist ein Ausdruck.)
Ausdruck ist alles, fĂŒr den Sinn des Satzes wesentliche, was SĂ€tze miteinander gemein haben können.
Der Ausdruck kennzeichnet eine Form und einen Inhalt.
3.311 Der Ausdruck setzt die Formen aller SĂ€tze voraus, in welchen er vorkommen kann. Er ist das gemeinsame charakteristische Merkmal einer Klasse von SĂ€tzen.
3.312 Er wird also dargestellt durch die allgemeine Form der SĂ€tze, die er charakterisiert.
Und zwar wird in dieser Form der Ausdruck konstant und alles ĂŒbrige variabel sein.
3.313 Der Ausdruck wird also durch eine Variable dargestellt, deren Werte die SĂ€tze sind, die den Ausdruck enthalten.
(Im Grenzfall wird die Variable zur Konstanten, der Ausdruck zum Satz.)
Ich nenne eine solche Variable âSatzvariableâ.
3.314 Der Ausdruck hat nur im Satz Bedeutung. Jede Variable lÀsst sich als Satzvariable auffassen.
(Auch der variable Name.)
3.315 Verwandeln wir einen Bestandteil eines Satzes in eine Variable, so gibt es eine Klasse von SĂ€tzen, welche sĂ€mtlich Werte des so entstandenen variablen Satzes sind. Diese Klasse hĂ€ngt im allgemeinen noch davon ab, was wir, nach willkĂŒrlicher Ăbereinkunft, mit Teilen jenes Satzes meinen. Verwandeln wir aber alle jene Zeichen, deren Bedeutung willkĂŒrlich bestimmt wurde, in Variable, so gibt es nun noch immer eine solche Klasse. Diese aber ist nun von keiner Ăbereinkunft abhĂ€ngig, sondern nur noch von der Natur des Satzes. Sie entspricht einer logischen Form â einem logischen Urbild.
3.316 Welche Werte die Satzvariable annehmen darf, wird festgesetzt.
Die Festsetzung der Werte ist die Variable.
3.317 Die Festsetzung der Werte der Satzvariablen ist die Angabe der SĂ€tze, deren gemeinsames Merkmal die Variable ist.
Die Festsetzung ist eine Beschreibung dieser SĂ€tze.
Die Festsetzung wird also nur von Symbolen, nicht von deren Bedeutung handeln.
Und nur dies ist der Festsetzung wesentlich, dass sie nur eine Beschreibung von Symbolen ist und nichts ĂŒber das Bezeichnete aussagt.
Wie die Beschreibung der SĂ€tze geschieht, ist unwesentlich.
3.318 Den Satz fasse ich â wie Frege und Russell â als Funktion der in ihm enthaltenen AusdrĂŒcke auf.
3.32 Das Zeichen ist das sinnlich Wahrnehmbare am Symbol.
3.321 Zwei verschiedene Symbole können also das Zeichen (Schriftzeichen oder Lautzeichen etc.) miteinander gemein haben â sie bezeichnen dann auf verschiedene Art und Weise.
3.322 Es kann nie das gemeinsame Merkmal zweier GegenstĂ€nde anzeigen, dass wir sie mit demselben Zeichen, aber durch zwei verschiedene Bezeichnungsweisen bezeichnen. Denn das Zeichen ist ja willkĂŒrlich. Man könnte also auch zwei verschiedene Zeichen wĂ€hlen, und wo bliebe dann das Gemeinsame in der Bezeichnung.
3.323 In der Umgangssprache kommt es ungemein hĂ€ufig vor, dass dasselbe Wort auf verschiedene Art und Weise bezeichnet â also verschiedenen Symbolen angehört â, oder, dass zwei Wörter, die auf verschiedene Art und Weise bezeichnen, Ă€usserlich in der gleichen Weise im Satze angewandt werden.
So erscheint das Wort âistâ als Kopula, als Gleichheitszeichen und als Ausdruck der Existenz; âexistierenâ als intransitives Zeitwort wie âgehenâ; âidentischâ als Eigenschaftswort; wir reden von Etwas, aber auch davon, dass etwas geschieht.
(Im Satze âGrĂŒn ist grĂŒnâ â wo das erste Wort ein Personenname, das letzte ein Eigenschaftswort ist â haben diese Worte nicht einfach verschiedene Bedeutung, sondern es sind verschiedene Symbole.)
3.324 So entstehen leicht die fundamentalsten Verwechslungen (deren die ganze Philosophie voll ist).
3.325 Um diesen IrrtĂŒmern zu entgehen, mĂŒssen wir eine Zeichensprache verwenden, welche sie ausschliesst, indem sie nicht das gleiche Zeichen in verschiedenen Symbolen, und Zeichen, welche auf verschiedene Art bezeichnen, nicht Ă€usserlich auf die gleiche Art verwendet. Eine Zeichensprache also, die der logischen Grammatik â der logischen Syntax â gehorcht.
(Die Begriffsschrift Fregeâs und Russellâs ist eine solche Sprache, die allerdings noch nicht alle Fehler ausschliesst.)
3.326 Um das Symbol am Zeichen zu erkennen, muss man auf den sinnvollen Gebrauch achten.
3.327 Das Zeichen bestimmt erst mit seiner logisch-syntaktischen Verwendung zusammen eine logische Form.
3.328 Wird ein Zeichen nicht gebraucht, so ist es bedeutungslos. Das ist der Sinn der Devise Occams.
(Wenn sich alles so verhÀlt als hÀtte ein Zeichen Bedeutung, dann hat es auch Bedeutung.)
3.33 In der logischen Syntax darf nie die Bedeutung eines Zeichens eine Rolle spielen; sie muss sich aufstellen lassen, ohne dass dabei von der Bedeutung eines Zeichens die Rede wĂ€re, sie darf nur die Beschreibung der AusdrĂŒcke voraussetzen.
3.331 Von dieser Bemerkung sehen wir in Russellâs âTheory of typesâ hinĂŒber: Der Irrtum Russellâs zeigt sich darin, dass er bei der Aufstellung der Zeichenregeln von der Bedeutung der Zeichen reden musste.
3.332 Kein Satz kann etwas ĂŒber sich selbst aussagen, weil das Satzzeichen nicht in sich selbst enthalten sein kann, (das ist die ganze âTheory of typesâ).
3.333 Eine Funktion kann darum nicht ihr eigenes Argument sein, weil das Funktionszeichen bereits das Urbild seines Arguments enthÀlt und es sich nicht selbst enthalten kann.
Nehmen wir nĂ€mlich an, die Funktion F (fx) könnte ihr eigenes Argument sein; dann gĂ€be es also einen Satz: âF (F (fx))â und in diesem mĂŒssen die Ă€ussere Funktion F und die innere Funktion F verschiedene Bedeutungen haben, denn die innere hat die Form Ï(fx), die Ă€ussere, die Form Ï(Ï(fx)). Gemeinsam ist den beiden Funktionen nur der Buchstabe âF â, der aber allein nichts bezeichnet.
Dies wird sofort klar, wenn wir statt âF (F (u))â schreiben â(âÏ) : F (Ïu) . Ïu = Fuâ.
Hiermit erledigt sich Russellâs Paradox.
3.334 Die Regeln der logischen Syntax mĂŒssen sich von selbst verstehen, wenn man nur weiss, wie ein jedes Zeichen bezeichnet.
3.34 Der Satz besitzt wesentliche und zufĂ€llige ZĂŒge.
ZufĂ€llig sind die ZĂŒge, die von der besonderen Art der Hervorbringung des Satzzeichens herrĂŒhren. Wesentlich diejenigen, welche allein den Satz befĂ€higen, seinen Sinn auszudrĂŒcken.
3.341 Das Wesentliche am Satz ist also das, was allen SĂ€tzen, welche den gleichen Sinn ausdrĂŒcken können, gemeinsam ist.
Und ebenso ist allgemein das Wesentliche am Symbol das, was alle Symbole, die denselben Zweck erfĂŒllen können, gemeinsam haben.
3.3411 Man könnte also sagen: Der eigentliche Name ist das, was alle Symbole, die den Gegenstand bezeichnen, gemeinsam haben. Es wĂŒrde sich so successive ergeben, dass keinerlei Zusammensetzung fĂŒr den Namen wesentlich ist.
3.342 An unseren Notationen ist zwar etwas willkĂŒrlich, aber das ist nicht willkĂŒrlich: Dass, wenn wir etwas willkĂŒrlich bestimmt haben, dann etwas anderes der Fall sein muss. (Dies hĂ€ngt von dem Wesen der Notation ab.)
3.3421 Eine besondere Bezeichnungsweise mag unwichtig sein, aber wichtig ist es immer, dass diese eine mögliche Bezeichnungsweise ist. Und so verhĂ€lt es sich in der Philosophie ĂŒberhaupt: Das Einzelne erweist sich immer wieder als unwichtig, aber die Möglichkeit jedes Einzelnen gibt uns einen Aufschluss ĂŒber das Wesen der Welt.
3.343 Definitionen sind Regeln der Ăbersetzung von einer Sprache in eine andere. Jede richtige Zeichensprache muss sich in jede andere nach solchen Regeln ĂŒbersetzen lassen: Dies ist, was sie alle gemeinsam haben.
3.344 Das, was am Symbol bezeichnet, ist das Gemeinsame aller jener Symbole, durch die das erste den Regeln der logischen Syntax zufolge ersetzt werden kann.
3.3441 Man kann z. B. das Gemeinsame aller Notationen fĂŒr die Wahrheitsfunktionen so ausdrĂŒcken: Es ist ihnen gemeinsam, dass sich alle â z. B. â durch die Notation von ââŒpâ (ânicht pâ) und âp âš qâ (âp oder qâ) ersetzen lassen.
(Hiermit ist die Art und Weise gekennzeichnet, wie eine spezielle mögliche Notation uns allgemeine AufschlĂŒsse geben kann.)
3.3442 Das Zeichen des Komplexes löst sich auch bei der Analyse nicht willkĂŒrlich auf, so dass etwa seine Auflösung in jedem SatzgefĂŒge eine andere wĂ€re.
3.4 Der Satz bestimmt einen Ort im logischen Raum. Die Existenz dieses logischen Ortes ist durch die Existenz der Bestandteile allein verbĂŒrgt, durch die Existenz des sinnvollen Satzes.
3.41 Das Satzzeichen und die logischen Koordinaten: Das ist der logische Ort.
3.411 Der geometrische und der logische Ort stimmen darin ĂŒberein, dass beide die Möglichkeit einer Existenz sind.
3.42 Obwohl der Satz nur einen Ort des logischen Raumes bestimmen darf, so muss doch durch ihn schon der ganze logische Raum gegeben sein.
(Sonst wĂŒrden durch die Verneinung, die logische Summe, das logische Produkt, etc. immer neue Elemente â in Koordination â eingefĂŒhrt.)
(Das logische GerĂŒst um das Bild herum bestimmt den logischen Raum. Der Satz durchgreift den ganzen logischen Raum.)
4 Der Gedanke ist der sinnvolle Satz.
4.001 Die Gesamtheit der SĂ€tze ist die Sprache.
4.002 Der Mensch besitzt die FĂ€higkeit Sprachen zu bauen, womit sich jeder Sinn ausdrĂŒcken lĂ€sst, ohne eine Ahnung davon zu haben, wie und was jedes Wort bedeutet. â Wie man auch spricht, ohne zu wissen, wie die einzelnen Laute hervorgebracht werden.
Die Umgangssprache ist ein Teil des menschlichen Organismus und nicht weniger kompliziert als dieser.
Es ist menschenunmöglich, die Sprachlogik aus ihr unmittelbar zu entnehmen.
Die Sprache verkleidet den Gedanken. Und zwar so, dass man nach der Àusseren Form des Kleides, nicht auf die Form des bekleideten Gedankens schliessen kann; weil die Àussere Form des Kleides nach ganz anderen Zwecken gebildet ist, als danach, die Form des Körpers erkennen zu lassen.
Die stillschweigenden Abmachungen zum VerstÀndnis der Umgangssprache sind enorm kompliziert.
4.003 Die meisten SĂ€tze und Fragen, welche ĂŒber philosophische Dinge geschrieben worden sind, sind nicht falsch, sondern unsinnig. Wir können daher Fragen dieser Art ĂŒberhaupt nicht beantworten, sondern nur ihre Unsinnigkeit feststellen. Die meisten Fragen und SĂ€tze der Philosophen beruhen darauf, dass wir unsere Sprachlogik nicht verstehen.
(Sie sind von der Art der Frage, ob das Gute mehr oder weniger identisch sei als das Schöne.)
Und es ist nicht verwunderlich, dass die tiefsten Probleme eigentlich keine Probleme sind.
4.0031 Alle Philosophie ist âSprachkritikâ. (Allerdings nicht im Sinne Mauthners.) Russellâs Verdienst ist es, gezeigt zu haben, dass die scheinbare logische Form des Satzes nicht seine wirkliche sein muss.
4 Der Gedanke ist der sinnvolle Satz.
4.01 â Der Satz ist ein Bild der Wirklichkeit.
Der Satz ist ein Modell der Wirklichkeit, so wie wir sie uns denken.
4.02 â Dies sehen wir daraus, dass wir den Sinn des Satzzeichens verstehen, ohne dass er uns erklĂ€rt wurde.
4.03 â Ein Satz muss mit alten AusdrĂŒcken einen neuen Sinn mitteilen. Der Satz teilt uns eine Sachlage mit, also muss er wesentlich mit der Sachlage zusammenhĂ€ngen.
Und der Zusammenhang ist eben, dass er ihr logisches Bild ist.
Der Satz sagt nur insoweit etwas aus, als er ein Bild ist.
4.04 â Am Satz muss gerade soviel zu unterscheiden sein, als an der Sachlage die er darstellt.
Die beiden mĂŒssen die gleiche logische (mathematische) Mannigfaltigkeit besitzen. (Vergleiche Hertzâs Mechanik, ĂŒber Dynamische Modelle.)
4.05 Die Wirklichkeit wird mit dem Satz verglichen.
4.06 â Nur dadurch kann der Satz wahr oder falsch sein, indem er ein Bild der Wirklichkeit ist.
4.01 Der Satz ist ein Bild der Wirklichkeit.
Der Satz ist ein Modell der Wirklichkeit, so wie wir sie uns denken.
4.011 Auf den ersten Blick scheint der Satz â wie er etwa auf dem Papier gedruckt steht â kein Bild der Wirklichkeit zu sein, von der er handelt. Aber auch die Notenschrift scheint auf den ersten Blick kein Bild der Musik zu sein, und unsere Lautzeichen- (Buchstaben-)Schrift kein Bild unserer Lautsprache.
Und doch erweisen sich diese Zeichensprachen auch im gewöhnlichen Sinne als Bilder dessen, was sie darstellen.
4.012 Offenbar ist, dass wir einen Satz von der Form âaRbâ als Bild empfinden. Hier ist das Zeichen offenbar ein Gleichnis des Bezeichneten.
4.013 Und wenn wir in das Wesentliche dieser Bildhaftigkeit eindringen, so sehen wir, dass dieselbe durch scheinbare UnregelmĂ€ssigkeiten (wie die Verwendung der ⯠und â in der Notenschrift) nicht gestört wird.
Denn auch diese UnregelmĂ€ssigkeiten bilden das ab, was sie ausdrĂŒcken sollen; nur auf eine andere Art und Weise.
4.014 â Die Grammophonplatte, der musikalische Gedanke, die Notenschrift, die Schallwellen, stehen alle in jener abbildenden internen Beziehung zu einander, die zwischen Sprache und Welt besteht.
Ihnen allen ist der logische Bau gemeinsam.
(Wie im MĂ€rchen die zwei JĂŒnglinge, ihre zwei Pferde und ihre Lilien. Sie sind alle in gewissem Sinne Eins.)
4.015 Die Möglichkeit aller Gleichnisse, der ganzen Bildhaftigkeit unserer Ausdrucksweise, ruht in der Logik der Abbildung.
4.016 Um das Wesen des Satzes zu verstehen, denken wir an die Hieroglyphenschrift, welche die Tatsachen die sie beschreibt abbildet.
Und aus ihr wurde die Buchstabenschrift, ohne das Wesentliche der Abbildung zu verlieren.
4.014 Die Grammophonplatte, der musikalische Gedanke, die Notenschrift, die Schallwellen, stehen alle in jener abbildenden internen Beziehung zu einander, die zwischen Sprache und Welt besteht.
Ihnen allen ist der logische Bau gemeinsam.
(Wie im MĂ€rchen die zwei JĂŒnglinge, ihre zwei Pferde und ihre Lilien. Sie sind alle in gewissem Sinne Eins.)
4.0141 Dass es eine allgemeine Regel gibt, durch die der Musiker aus der Partitur die Symphonie entnehmen kann, durch welche man aus der Linie auf der Grammophonplatte die Symphonie und nach der ersten Regel wieder die Partitur ableiten kann, darin besteht eben die innere Ăhnlichkeit dieser scheinbar so ganz verschiedenen Gebilde. Und jene Regel ist das Gesetz der Projektion, welches die Symphonie in die Notensprache projiziert. Sie ist die Regel der Ăbersetzung der Notensprache in die Sprache der Grammophonplatte.
4.02 Dies sehen wir daraus, dass wir den Sinn des Satzzeichens verstehen, ohne dass er uns erklÀrt wurde.
4.021 Der Satz ist ein Bild der Wirklichkeit: Denn ich kenne die von ihm dargestellte Sachlage, wenn ich den Satz verstehe. Und den Satz verstehe ich, ohne dass mir sein Sinn erklÀrt wurde.
4.022 Der Satz zeigt seinen Sinn.
Der Satz zeigt, wie es sich verhÀlt, wenn er wahr ist. Und er sagt, dass es sich so verhÀlt.
4.023 Die Wirklichkeit muss durch den Satz auf ja oder nein fixiert sein.
Dazu muss sie durch ihn vollstÀndig beschrieben werden. Der Satz ist die Beschreibung eines Sachverhaltes.
Wie die Beschreibung einen Gegenstand nach seinen externen Eigenschaften, so beschreibt der Satz die Wirklichkeit nach ihren internen Eigenschaften.
Der Satz konstruiert eine Welt mit Hilfe eines logischen GerĂŒstes und darum kann man am Satz auch sehen, wie sich alles Logische verhĂ€lt, wenn er wahr ist. Man kann aus einem falschen Satz SchlĂŒsse ziehen.
4.024 Einen Satz verstehen, heisst, wissen was der Fall ist, wenn er wahr ist.
(Man kann ihn also verstehen, ohne zu wissen, ob er wahr ist.)
Man versteht ihn, wenn man seine Bestandteile versteht.
4.025 Die Ăbersetzung einer Sprache in eine andere geht nicht so vor sich, dass man jeden Satz der einen in einen Satz der anderen ĂŒbersetzt, sondern nur die Satzbestandteile werden ĂŒbersetzt.
(Und das Wörterbuch ĂŒbersetzt nicht nur Substantiva, sondern auch Zeit-, Eigenschafts- und Bindewörter etc.; und es behandelt sie alle gleich.)
4.026 Die Bedeutungen der einfachen Zeichen (der Wörter) mĂŒssen uns erklĂ€rt werden, dass wir sie verstehen.
Mit den SÀtzen aber verstÀndigen wir uns.
4.027 Es liegt im Wesen des Satzes, dass er uns einen neuen Sinn mitteilen kann.
4.03 Ein Satz muss mit alten AusdrĂŒcken einen neuen Sinn mitteilen. Der Satz teilt uns eine Sachlage mit, also muss er wesentlich mit der Sachlage zusammenhĂ€ngen.
Und der Zusammenhang ist eben, dass er ihr logisches Bild ist.
Der Satz sagt nur insoweit etwas aus, als er ein Bild ist.
4.031 Im Satz wird gleichsam eine Sachlage probeweise zusammengestellt.
Man kann geradezu sagen: statt, dieser Satz hat diesen und diesen Sinn; dieser Satz stellt diese und diese Sachlage dar.
4.0311 Ein Name steht fĂŒr ein Ding, ein anderer fĂŒr ein anderes Ding und untereinander sind sie verbunden, so stellt das Ganze â wie ein lebendes Bild â den Sachverhalt vor.
4.0312 Die Möglichkeit des Satzes beruht auf dem Prinzip der Vertretung von GegenstÀnden durch Zeichen.
Mein Grundgedanke ist, dass die âlogischen Konstantenâ nicht vertreten. Dass sich die Logik der Tatsachen nicht vertreten lĂ€sst.
4.032 Nur insoweit ist der Satz ein Bild einer Sachlage, als er logisch gegliedert ist.
(Auch der Satz âambuloâ ist zusammengesetzt, denn sein Stamm ergibt mit einer anderen Endung und seine Endung mit einem anderen Stamm, einen anderen Sinn.)
4.04 Am Satz muss gerade soviel zu unterscheiden sein, als an der Sachlage die er darstellt.
Die beiden mĂŒssen die gleiche logische (mathematische) Mannigfaltigkeit besitzen. (Vergleiche Hertzâs Mechanik, ĂŒber Dynamische Modelle.)
4.041 Diese mathematische Mannigfaltigkeit kann man natĂŒrlich nicht selbst wieder abbilden. Aus ihr kann man beim Abbilden nicht heraus.
4.0411 Wollten wir z. B. das, was wir durch â(x).fxâ ausdrĂŒcken, durch Vorsetzen eines Indexes vor âfxâ ausdrĂŒcken â etwa so: âAlg. fxâ, es wĂŒrde nicht genĂŒgen â wir wĂŒssten nicht, was verallgemeinert wurde. Wollten wir es durch einen Index âaâ anzeigen â etwa so: âf (xa)â â es wĂŒrde auch nicht genĂŒgen â wir wĂŒssten nicht den Bereich der Allgemeinheitsbezeichnung.
Wollten wir es durch EinfĂŒhrung einer Marke in die Argumentstellen versuchen â etwa so: â(A, A) . F (A, A)â â es wĂŒrde nicht genĂŒgen â wir könnten die IdentitĂ€t der Variablen nicht feststellen. U. s. w.
Alle diese Bezeichnungsweisen genĂŒgen nicht, weil sie nicht die notwendige mathematische Mannigfaltigkeit haben.
4.0412 Aus demselben Grunde genĂŒgt die idealistische ErklĂ€rung des Sehens der rĂ€umlichen Beziehungen durch die âRaumbrilleâ nicht, weil sie nicht die Mannigfaltigkeit dieser Beziehungen erklĂ€ren kann.
4.06 Nur dadurch kann der Satz wahr oder falsch sein, indem er ein Bild der Wirklichkeit ist.
4.061 Beachtet man nicht, dass der Satz einen von den Tatsachen unabhÀngigen Sinn hat, so kann man leicht glauben, dass wahr und falsch gleichberechtigte Beziehungen von Zeichen und Bezeichnetem sind.
Man könnte dann z. B. sagen, dass âpâ auf die wahre Art bezeichnet, was ââŒpâ auf die falsche Art, etc.
4.062 â Kann man sich nicht mit falschen SĂ€tzen, wie bisher mit wahren, verstĂ€ndigen? Solange man nur weiss, dass sie falsch gemeint sind. Nein! Denn, wahr ist ein Satz, wenn es sich so verhĂ€lt, wie wir es durch ihn sagen; und wenn wir mit âpâ âŒp meinen, und es sich so verhĂ€lt wie wir es meinen, so ist âpâ in der neuen Auffassung wahr und nicht falsch.
4.063 Ein Bild zur ErklĂ€rung des Wahrheitsbegriffes: Schwarzer Fleck auf weissem Papier; die Form des Fleckes kann man beschreiben, indem man fĂŒr jeden Punkt der FlĂ€che angibt, ob er weiss oder schwarz ist. Der Tatsache, dass ein Punkt schwarz ist, entspricht eine positive â der, dass ein Punkt weiss (nicht schwarz) ist, eine negative Tatsache. Bezeichne ich einen Punkt der FlĂ€che (einen Fregeâschen Wahrheitswert), so entspricht dies der Annahme, die zur Beurteilung aufgestellt wird, etc. etc.
Um aber sagen zu können, ein Punkt sei schwarz oder weiss, muss ich vorerst wissen, wann man einen Punkt schwarz und wann man ihn weiss nennt; um sagen zu können: âpâ ist wahr (oder falsch), muss ich bestimmt haben, unter welchen UmstĂ€nden ich âpâ wahr nenne, und damit bestimme ich den Sinn des Satzes.
Der Punkt an dem das Gleichnis hinkt ist nun der: Wir können auf einen Punkt des Papiers zeigen, auch ohne zu wissen, was weiss und schwarz ist; einem Satz ohne Sinn aber entspricht gar nichts, denn er bezeichnet kein Ding (Wahrheitswert) dessen Eigenschaften etwa âfalschâ oder âwahrâ hiessen; das Verbum eines Satzes ist nicht âist wahrâ oder âist falschâ â wie Frege glaubte â, sondern das, was âwahr istâ muss das Verbum schon enthalten.
4.064 â Jeder Satz muss schon einen Sinn haben; die Bejahung kann ihn ihm nicht geben, denn sie bejaht ja gerade den Sinn. Und dasselbe gilt von der Verneinung, etc.
4.062 Kann man sich nicht mit falschen SĂ€tzen, wie bisher mit wahren, verstĂ€ndigen? Solange man nur weiss, dass sie falsch gemeint sind. Nein! Denn, wahr ist ein Satz, wenn es sich so verhĂ€lt, wie wir es durch ihn sagen; und wenn wir mit âpâ âŒp meinen, und es sich so verhĂ€lt wie wir es meinen, so ist âpâ in der neuen Auffassung wahr und nicht falsch.
4.0621 Dass aber die Zeichen âpâ und ââŒpâ das gleiche sagen können, ist wichtig. Denn es zeigt, dass dem Zeichen ââŒâ in der Wirklichkeit nichts entspricht.
Dass in einem Satz die Verneinung vorkommt, ist noch kein Merkmal seines Sinnes (âŒâŒp = p).
Die SĂ€tze âpâ und ââŒpâ haben entgegengesetzten Sinn, aber es entspricht ihnen eine und dieselbe Wirklichkeit.
4.064 Jeder Satz muss schon einen Sinn haben; die Bejahung kann ihn ihm nicht geben, denn sie bejaht ja gerade den Sinn. Und dasselbe gilt von der Verneinung, etc.
4.0641 Man könnte sagen: Die Verneinung bezieht sich schon auf den logischen Ort, den der verneinte Satz bestimmt.
Der verneinende Satz bestimmt einen anderen logischen Ort als der verneinte.
Der verneinende Satz bestimmt einen logischen Ort mit Hilfe des logischen Ortes des verneinten Satzes, indem er jenen als ausserhalb diesem liegend beschreibt.
Dass man den verneinten Satz wieder verneinen kann, zeigt schon, dass das, was verneint wird, schon ein Satz und nicht erst die Vorbereitung zu einem Satze ist.
4 Der Gedanke ist der sinnvolle Satz.
4.1 â Der Satz stellt das Bestehen und Nichtbestehen der Sachverhalte dar.
4.2 â Der Sinn des Satzes ist seine Ăbereinstimmung, und NichtĂŒbereinstimmung mit den Möglichkeiten des Bestehens und Nichtbestehens der Sachverhalte.
4.3 â Die Wahrheitsmöglichkeiten der ElementarsĂ€tze bedeuten die Möglichkeiten des Bestehens und Nichtbestehens der Sachverhalte.
4.4 â Der Satz ist der Ausdruck der Ăbereinstimmung und NichtĂŒbereinstimmung mit den Wahrheitsmöglichkeiten der ElementarsĂ€tze.
4.5 â Nun scheint es möglich zu sein, die allgemeinste Satzform anzugeben: das heisst, eine Beschreibung der SĂ€tze irgendeiner Zeichensprache zu geben, so dass jeder mögliche Sinn durch ein Symbol, auf welches die Beschreibung passt, ausgedrĂŒckt werden kann, und dass jedes Symbol, worauf die Beschreibung passt, einen Sinn ausdrĂŒcken kann, wenn die Bedeutungen der Namen entsprechend gewĂ€hlt werden.
Es ist klar, dass bei der Beschreibung der allgemeinsten Satzform nur ihr Wesentliches beschrieben werden darf, â sonst wĂ€re sie nĂ€mlich nicht die allgemeinste.
Dass es eine allgemeine Satzform gibt, wird dadurch bewiesen, dass es keinen Satz geben darf, dessen Form man nicht hÀtte voraussehen (d. h. konstruieren) können. Die allgemeine Form des Satzes ist: Es verhÀlt sich so und so.
4.1 Der Satz stellt das Bestehen und Nichtbestehen der Sachverhalte dar.
4.11 â Die Gesamtheit der wahren SĂ€tze ist die gesamte Naturwissenschaft (oder die Gesamtheit der Naturwissenschaften).
4.12 â Der Satz kann die gesamte Wirklichkeit darstellen, aber er kann nicht das darstellen, was er mit der Wirklichkeit gemein haben muss, um sie darstellen zu können â die logische Form.
Um die logische Form darstellen zu können, mĂŒssten wir uns mit dem Satze ausserhalb der Logik aufstellen können, das heisst ausserhalb der Welt.
4.11 Die Gesamtheit der wahren SĂ€tze ist die gesamte Naturwissenschaft (oder die Gesamtheit der Naturwissenschaften).
4.111 Die Philosophie ist keine der Naturwissenschaften.
(Das Wort âPhilosophieâ muss etwas bedeuten, was ĂŒber oder unter, aber nicht neben den Naturwissenschaften steht.)
4.112 Der Zweck der Philosophie ist die logische KlÀrung der Gedanken.
Die Philosophie ist keine Lehre, sondern eine TĂ€tigkeit.
Ein philosophisches Werk besteht wesentlich aus ErlÀuterungen.
Das Resultat der Philosophie sind nicht âphilosophische SĂ€tzeâ, sondern das Klarwerden von SĂ€tzen.
Die Philosophie soll die Gedanken, die sonst, gleichsam, trĂŒbe und verschwommen sind, klar machen und scharf abgrenzen.
4.1121 Die Psychologie ist der Philosophie nicht verwandter als irgend eine andere Naturwissenschaft.
Erkenntnistheorie ist die Philosophie der Psychologie.
Entspricht nicht mein Studium der Zeichensprache dem Studium der Denkprozesse, welches die Philosophen fĂŒr die Philosophie der Logik fĂŒr so wesentlich hielten? Nur verwickelten sie sich meistens in unwesentliche psychologische Untersuchungen und eine analoge Gefahr gibt es auch bei meiner Methode.
4.1122 Die Darwinsche Theorie hat mit der Philosophie nicht mehr zu schaffen, als irgend eine andere Hypothese der Naturwissenschaft.
4.113 Die Philosophie begrenzt das bestreitbare Gebiet der Naturwissenschaft.
4.114 Sie soll das Denkbare abgrenzen und damit das Undenkbare.
Sie soll das Undenkbare von innen durch das Denkbare begrenzen.
4.115 Sie wird das Unsagbare bedeuten, indem sie das Sagbare klar darstellt.
4.116 Alles was ĂŒberhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles was sich aussprechen lĂ€sst, lĂ€sst sich klar aussprechen.
4.12 Der Satz kann die gesamte Wirklichkeit darstellen, aber er kann nicht das darstellen, was er mit der Wirklichkeit gemein haben muss, um sie darstellen zu können â die logische Form.
Um die logische Form darstellen zu können, mĂŒssten wir uns mit dem Satze ausserhalb der Logik aufstellen können, das heisst ausserhalb der Welt.
4.121 â Der Satz kann die logische Form nicht darstellen, sie spiegelt sich in ihm.
Was sich in der Sprache spiegelt, kann sie nicht darstellen.
Was sich in der Sprache ausdrĂŒckt, können wir nicht durch sie ausdrĂŒcken.
Der Satz zeigt die logische Form der Wirklichkeit.
Er weist sie auf.
4.122 â Wir können in gewissem Sinne von formalen Eigenschaften der GegenstĂ€nde und Sachverhalte bezw. von Eigenschaften der Struktur der Tatsachen reden und in demselben Sinne von formalen Relationen und Relationen von Strukturen.
(Statt Eigenschaft der Struktur sage ich auch âinterne Eigenschaftâ; statt Relation der Strukturen âinterne Relationâ.
Ich fĂŒhre diese AusdrĂŒcke ein, um den Grund der, bei den Philosophen sehr verbreiteten Verwechslung zwischen den internen Relationen und den eigentlichen (externen) Relationen zu zeigen.)
Das Bestehen solcher interner Eigenschaften und Relationen kann aber nicht durch SÀtze behauptet werden, sondern es zeigt sich in den SÀtzen, welche jene Sachverhalte darstellen und von jenen GegenstÀnden handeln.
4.123 Eine Eigenschaft ist intern, wenn es undenkbar ist, dass ihr Gegenstand sie nicht besitzt.
(Diese blaue Farbe und jene stehen in der internen Relation von heller und dunkler eo ipso. Es ist undenkbar, dass diese beiden GegenstĂ€nde nicht in dieser Relation stĂŒnden.)
(Hier entspricht dem schwankenden Gebrauch der Worte âEigenschaftâ und âRelationâ der schwankende Gebrauch des Wortes âGegenstandâ.)
4.124 â Das Bestehen einer internen Eigenschaft einer möglichen Sachlage wird nicht durch einen Satz ausgedrĂŒckt, sondern es drĂŒckt sich in dem sie darstellenden Satz, durch eine interne Eigenschaft dieses Satzes aus.
Es wÀre ebenso unsinnig, dem Satze eine formale Eigenschaft zuzusprechen, als sie ihm abzusprechen.
4.125 â Das Bestehen einer internen Relation zwischen möglichen Sachlagen drĂŒckt sich sprachlich durch eine interne Relation zwischen den sie darstellenden SĂ€tzen aus.
4.126 In dem Sinne, in welchem wir von formalen Eigenschaften sprechen, können wir nun auch von formalen Begriffen reden.
(Ich fĂŒhre diesen Ausdruck ein, um den Grund der Verwechslung der formalen Begriffe mit den eigentlichen Begriffen, welche die ganze alte Logik durchzieht, klar zu machen.)
Dass etwas unter einen formalen Begriff als dessen Gegenstand fĂ€llt, kann nicht durch einen Satz ausgedrĂŒckt werden. Sondern es zeigt sich an dem Zeichen dieses Gegenstandes selbst. (Der Name zeigt, dass er einen Gegenstand bezeichnet, das Zahlenzeichen, dass es eine Zahl bezeichnet etc.)
Die formalen Begriffe können ja nicht, wie die eigentlichen Begriffe, durch eine Funktion dargestellt werden.
Denn ihre Merkmale, die formalen Eigenschaften, werden nicht durch Funktionen ausgedrĂŒckt.
Der Ausdruck der formalen Eigenschaft ist ein Zug gewisser Symbole.
Das Zeichen der Merkmale eines formalen Begriffes ist also ein charakteristischer Zug aller Symbole, deren Bedeutungen unter den Begriff fallen.
Der Ausdruck des formalen Begriffes also, eine Satzvariable, in welcher nur dieser charakteristische Zug konstant ist.
4.127 â Die Satzvariable bezeichnet den formalen Begriff und ihre Werte die GegenstĂ€nde, welche unter diesen Begriff fallen.
4.128 Die logischen Formen sind zahllos.
Darum gibt es in der Logik keine ausgezeichneten Zahlen und darum gibt es keinen philosophischen Monismus oder Dualismus, etc.
4.121 Der Satz kann die logische Form nicht darstellen, sie spiegelt sich in ihm.
Was sich in der Sprache spiegelt, kann sie nicht darstellen.
Was sich in der Sprache ausdrĂŒckt, können wir nicht durch sie ausdrĂŒcken.
Der Satz zeigt die logische Form der Wirklichkeit.
Er weist sie auf.
4.1211 So zeigt ein Satz âfaâ, dass in seinem Sinn der Gegenstand a vorkommt, zwei SĂ€tze âfaâ und âgaâ, dass in ihnen beiden von demselben Gegenstand die Rede ist.
Wenn zwei SĂ€tze einander widersprechen, so zeigt dies ihre Struktur; ebenso, wenn einer aus dem anderen folgt. U. s. w.
4.1212 Was gezeigt werden kann, kann nicht gesagt werden.
4.1213 Jetzt verstehen wir auch unser GefĂŒhl: dass wir im Besitze einer richtigen logischen Auffassung seien, wenn nur einmal alles in unserer Zeichensprache stimmt.
4.122 Wir können in gewissem Sinne von formalen Eigenschaften der GegenstÀnde und Sachverhalte bezw. von Eigenschaften der Struktur der Tatsachen reden und in demselben Sinne von formalen Relationen und Relationen von Strukturen.
(Statt Eigenschaft der Struktur sage ich auch âinterne Eigenschaftâ; statt Relation der Strukturen âinterne Relationâ.
Ich fĂŒhre diese AusdrĂŒcke ein, um den Grund der, bei den Philosophen sehr verbreiteten Verwechslung zwischen den internen Relationen und den eigentlichen (externen) Relationen zu zeigen.)
Das Bestehen solcher interner Eigenschaften und Relationen kann aber nicht durch SÀtze behauptet werden, sondern es zeigt sich in den SÀtzen, welche jene Sachverhalte darstellen und von jenen GegenstÀnden handeln.
4.1221 Eine interne Eigenschaft einer Tatsache können wir auch einen Zug dieser Tatsache nennen. (In dem Sinn, in welchem wir etwa von GesichtszĂŒgen sprechen.)
4.124 Das Bestehen einer internen Eigenschaft einer möglichen Sachlage wird nicht durch einen Satz ausgedrĂŒckt, sondern es drĂŒckt sich in dem sie darstellenden Satz, durch eine interne Eigenschaft dieses Satzes aus.
Es wÀre ebenso unsinnig, dem Satze eine formale Eigenschaft zuzusprechen, als sie ihm abzusprechen.
4.1241 Formen kann man nicht dadurch von einander unterscheiden, dass man sagt, die eine habe diese, die andere aber jene Eigenschaft; denn dies setzt voraus, dass es einen Sinn habe, beide Eigenschaften von beiden Formen auszusagen.
4.125 Das Bestehen einer internen Relation zwischen möglichen Sachlagen drĂŒckt sich sprachlich durch eine interne Relation zwischen den sie darstellenden SĂ€tzen aus.
4.1251 Hier erledigt sich nun die Streitfrage âob alle Relationen intern oder externâ seien.
4.1252 Reihen, welche durch interne Relationen geordnet sind, nenne ich Formenreihen.
Die Zahlenreihe ist nicht nach einer externen, sondern nach einer internen Relation geordnet.
Ebenso die Reihe der SĂ€tze âaRbâ,
â(âx) : aRx . xRbâ,
â(âx, y) : aRx . xRy . yRbâ, u. s. f.
(Steht b in einer dieser Beziehungen zu a, so nenne ich b einen Nachfolger von a.)
4.127 Die Satzvariable bezeichnet den formalen Begriff und ihre Werte die GegenstÀnde, welche unter diesen Begriff fallen.
4.1271 Jede Variable ist das Zeichen eines formalen Begriffes.
Denn jede Variable stellt eine konstante Form dar, welche alle ihre Werte besitzen, und die als formale Eigenschaft dieser Werte aufgefasst werden kann.
4.1272 So ist der variable Name âxâ das eigentliche Zeichen des Scheinbegriffes Gegenstand.
Wo immer das Wort âGegenstandâ (âDingâ, âSacheâ, etc.) richtig gebraucht wird, wird es in der Begriffsschrift durch den variablen Namen ausgedrĂŒckt.
Zum Beispiel in dem Satz âes gibt 2 GegenstĂ€nde, welche . . . â durch â(âx, y) . . .â.
Wo immer es anders, also als eigentliches Begriffswort gebraucht wird, entstehen unsinnige ScheinsÀtze.
So kann man z. B. nicht sagen âEs gibt GegenstĂ€ndeâ, wie man etwa sagt âEs gibt BĂŒcherâ. Und ebenso wenig âEs gibt 100 GegenstĂ€ndeâ, oder âEs gibt â”0 GegenstĂ€ndeâ.
Und es ist unsinnig, von der Anzahl aller GegenstÀnde zu sprechen.
Dasselbe gilt von den Worten âKomplexâ, âTatsacheâ, âFunktionâ, âZahlâ, etc.
Sie alle bezeichnen formale Begriffe und werden in der Begriffsschrift durch Variable, nicht durch Funktionen oder Klassen dargestellt. (Wie Frege und Russell glaubten.)
AusdrĂŒcke wie â1 ist eine Zahlâ, âes gibt nur Eine Nullâ und alle Ă€hnlichen sind unsinnig.
(Es ist ebenso unsinnig zu sagen âes gibt nur eine 1â, als es unsinnig wĂ€re, zu sagen: 2 + 2 ist um 3 Uhr gleich 4.)
4.12721 Der formale Begriff ist mit einem Gegenstand, der unter ihn fĂ€llt, bereits gegeben. Man kann also nicht GegenstĂ€nde eines formalen Begriffes und den formalen Begriff selbst als Grundbegriffe einfĂŒhren. Man kann also z. B. nicht den Begriff der Funktion, und auch spezielle Funktionen (wie Russell) als Grundbegriffe einfĂŒhren; oder den Begriff der Zahl und bestimmte Zahlen.
4.1273 Wollen wir den allgemeinen Satz: âb ist ein Nachfolger von aâ in der Begriffsschrift ausdrĂŒcken, so brauchen wir hierzu einen Ausdruck fĂŒr das allgemeine Glied der Formenreihe: aRb, (âx) : aRx.xRb, (âx, y) : aRx.xRy.yRb, . . . Das allgemeine Glied einer Formenreihe kann man nur durch eine Variable ausdrĂŒcken, denn der Begriff: Glied dieser Formenreihe, ist ein formaler Begriff. (Dies haben Frege und Russell ĂŒbersehen; die Art und Weise wie sie allgemeine SĂ€tze, wie den obigen ausdrĂŒcken wollen ist daher falsch; sie enthĂ€lt einen circulus vitiosus.)
Wir können das allgemeine Glied der Formenreihe bestimmen, indem wir ihr erstes Glied angeben und die allgemeine Form der Operation, welche das folgende Glied aus dem vorhergehenden Satz erzeugt.
4.1274 Die Frage nach der Existenz eines formalen Begriffes ist unsinnig. Denn kein Satz kann eine solche Frage beantworten.
(Man kann also z. B. nicht fragen: âGibt es unanalysierbare Subjekt-PrĂ€dikatsĂ€tze?â)
4.2 Der Sinn des Satzes ist seine Ăbereinstimmung, und NichtĂŒbereinstimmung mit den Möglichkeiten des Bestehens und Nichtbestehens der Sachverhalte.
4.21 â Der einfachste Satz, der Elementarsatz, behauptet das Bestehen eines Sachverhaltes.
4.22 â Der Elementarsatz besteht aus Namen. Er ist ein Zusammenhang, eine Verkettung, von Namen.
4.23 Der Name kommt im Satz nur im Zusammenhange des Elementarsatzes vor.
4.24 â Die Namen sind die einfachen Symbole, ich deute sie durch einzelne Buchstaben (âxâ, âyâ, âzâ) an.
Den Elementarsatz schreibe ich als Funktion der Namen in der Form: âfxâ, âÏ(x, y)â, etc.
Oder ich deute ihn durch die Buchstaben p, q, r an.
4.25 Ist der Elementarsatz wahr, so besteht der Sachverhalt; ist der Elementarsatz falsch, so besteht der Sachverhalt nicht.
4.26 Die Angabe aller wahren ElementarsÀtze beschreibt die Welt vollstÀndig. Die Welt ist vollstÀndig beschrieben durch die Angaben aller ElementarsÀtze plus der Angabe, welche von ihnen wahr und welche falsch sind.
4.27 BezĂŒglich des Bestehens und Nichtbestehens von n Sachverhalten gibt es
Es können alle Kombinationen der Sachverhalte bestehen, die andern nicht bestehen.
4.28 Diesen Kombinationen entsprechen ebenso viele Möglichkeiten der Wahrheit â und Falschheit â von n ElementarsĂ€tzen.
4.21 Der einfachste Satz, der Elementarsatz, behauptet das Bestehen eines Sachverhaltes.
4.211 Ein Zeichen des Elementarsatzes ist es, dass kein Elementarsatz mit ihm in Widerspruch stehen kann.
4.22 Der Elementarsatz besteht aus Namen. Er ist ein Zusammenhang, eine Verkettung, von Namen.
4.221 Es ist offenbar, dass wir bei der Analyse der SĂ€tze auf ElementarsĂ€tze kommen mĂŒssen, die aus Namen in unmittelbarer Verbindung bestehen.
Es frÀgt sich hier, wie kommt der Satzverband zustande.
4.2211 Auch wenn die Welt unendlich komplex ist, so dass jede Tatsache aus unendlich vielen Sachverhalten besteht und jeder Sachverhalt aus unendlich vielen GegenstĂ€nden zusammengesetzt ist, auch dann mĂŒsste es GegenstĂ€nde und Sachverhalte geben.
4.24 Die Namen sind die einfachen Symbole, ich deute sie durch einzelne Buchstaben (âxâ, âyâ, âzâ) an.
Den Elementarsatz schreibe ich als Funktion der Namen in der Form: âfxâ, âÏ(x, y)â, etc.
Oder ich deute ihn durch die Buchstaben p, q, r an.
4.241 Gebrauche ich zwei Zeichen in ein und derselben Bedeutung, so drĂŒcke ich dies aus, indem ich zwischen beide das Zeichen â=â setze.
âa = bâ heisst also: das Zeichen âaâ ist durch das Zeichen âbâ ersetzbar.
(FĂŒhre ich durch eine Gleichung ein neues Zeichen âbâ ein, indem ich bestimme, es solle ein bereits bekanntes Zeichen âaâ ersetzen, so schreibe ich die Gleichung â Definition â (wie Russell) in der Form âa = b Def.â. Die Definition ist eine Zeichenregel.)
4.242 AusdrĂŒcke von der Form âa = bâ sind also nur Behelfe der Darstellung; sie sagen nichts ĂŒber die Bedeutung der Zeichen âaâ, âbâ aus.
4.243 Können wir zwei Namen verstehen, ohne zu wissen, ob sie dasselbe Ding oder zwei verschiedene Dinge bezeichnen? â Können wir einen Satz, worin zwei Namen vorkommen, verstehen, ohne zu wissen, ob sie Dasselbe oder Verschiedenes bedeuten?
Kenne ich etwa die Bedeutung eines englischen und eines gleichbedeutenden deutschen Wortes, so ist es unmöglich, dass ich nicht weiss, dass die beiden gleichbedeutend sind; es ist unmöglich, dass ich sie nicht ineinander ĂŒbersetzen kann.
AusdrĂŒcke wie âa = aâ, oder von diesen abgeleitete, sind weder ElementarsĂ€tze, noch sonst sinnvolle Zeichen. (Dies wird sich spĂ€ter zeigen.)
4.3 Die Wahrheitsmöglichkeiten der ElementarsÀtze bedeuten die Möglichkeiten des Bestehens und Nichtbestehens der Sachverhalte.
4.31 Die Wahrheitsmöglichkeiten können wir durch Schemata folgender Art darstellen (âWâ bedeutet âwahrâ, âFâ, âfalschâ. Die Reihen der âWâ und âFâ unter der Reihe der ElementarsĂ€tze bedeuten in leichtverstĂ€ndlicher Symbolik deren Wahrheitsmöglichkeiten):
p | q | r |
---|---|---|
W | W | W |
F | W | W |
W | F | W |
W | W | F |
F | F | W |
F | W | F |
W | F | F |
F | F | F |
p | q |
---|---|
W | W |
F | W |
W | F |
F | F |
p |
---|
W |
F |
4.4 Der Satz ist der Ausdruck der Ăbereinstimmung und NichtĂŒbereinstimmung mit den Wahrheitsmöglichkeiten der ElementarsĂ€tze.
4.41 â Die Wahrheitsmöglichkeiten der ElementarsĂ€tze sind die Bedingungen der Wahrheit und Falschheit der SĂ€tze.
4.42 BezĂŒglich der Ăbereinstimmung und NichtĂŒbereinstimmung eines Satzes mit den Wahrheitsmöglichkeiten von n ElementarsĂ€tzen gibt es
4.43 â Die Ăbereinstimmung mit den Wahrheitsmöglichkeiten können wir dadurch ausdrĂŒcken, indem wir ihnen im Schema etwa das Abzeichen âWâ (wahr) zuordnen.
Das Fehlen dieses Abzeichens bedeutet die NichtĂŒbereinstimmung.
4.44 â Das Zeichen, welches durch die Zuordnung jener Abzeichen âWâ und der Wahrheitsmöglichkeiten entsteht, ist ein Satzzeichen.
4.45 FĂŒr n ElementarsĂ€tze gibt es Ln mögliche Gruppen von Wahrheitsbedingungen.
Die Gruppen von Wahrheitsbedingungen, welche zu den Wahrheitsmöglichkeiten einer Anzahl von ElementarsÀtzen gehören, lassen sich in eine Reihe ordnen.
4.46 â Unter den möglichen Gruppen von Wahrheitsbedingungen gibt es zwei extreme FĂ€lle.
In dem einen Fall ist der Satz fĂŒr sĂ€mtliche Wahrheitsmöglichkeiten der ElementarsĂ€tze wahr. Wir sagen, die Wahrheitsbedingungen sind tautologisch.
Im zweiten Fall ist der Satz fĂŒr sĂ€mtliche Wahrheitsmöglichkeiten falsch: Die Wahrheitsbedingungen sind kontradiktorisch.
Im ersten Fall nennen wir den Satz eine Tautologie, im zweiten Fall eine Kontradiktion.
4.41 Die Wahrheitsmöglichkeiten der ElementarsÀtze sind die Bedingungen der Wahrheit und Falschheit der SÀtze.
4.411 Es ist von vornherein wahrscheinlich, dass die EinfĂŒhrung der ElementarsĂ€tze fĂŒr das VerstĂ€ndnis aller anderen Satzarten grundlegend ist. Ja, das VerstĂ€ndnis der allgemeinen SĂ€tze hĂ€ngt fĂŒhlbar von dem der ElementarsĂ€tze ab.
4.43 Die Ăbereinstimmung mit den Wahrheitsmöglichkeiten können wir dadurch ausdrĂŒcken, indem wir ihnen im Schema etwa das Abzeichen âWâ (wahr) zuordnen.
Das Fehlen dieses Abzeichens bedeutet die NichtĂŒbereinstimmung.
4.431 Der Ausdruck der Ăbereinstimmung und NichtĂŒbereinstimmung mit den Wahrheitsmöglichkeiten der ElementarsĂ€tze drĂŒckt die Wahrheitsbedingungen des Satzes aus.
Der Satz ist der Ausdruck seiner Wahrheitsbedingungen.
(Frege hat sie daher ganz richtig als ErklĂ€rung der Zeichen seiner Begriffsschrift vorausgeschickt. Nur ist die ErklĂ€rung des Wahrheitsbegriffes bei Frege falsch: WĂ€ren âdas Wahreâ und âdas Falscheâ wirklich GegenstĂ€nde und die Argumente in âŒp etc. dann wĂ€re nach Fregeâs Bestimmung der Sinn von ââŒpâ keineswegs bestimmt.)
4.44 Das Zeichen, welches durch die Zuordnung jener Abzeichen âWâ und der Wahrheitsmöglichkeiten entsteht, ist ein Satzzeichen.
4.441 Es ist klar, dass dem Komplex der Zeichen âFâ und âWâ kein Gegenstand (oder Komplex von GegenstĂ€nden) entspricht; so wenig, wie den horizontalen und vertikalen Strichen oder den Klammern. â âLogische GegenstĂ€ndeâ gibt es nicht.
Analoges gilt natĂŒrlich fĂŒr alle Zeichen, die dasselbe ausdrĂŒcken wie die Schemata der âWâ und âFâ.
4.442 Es ist z. B.:
â
p | q | |
---|---|---|
W | W | W |
F | W | W |
W | F | |
F | F | W |
â
ein Satzzeichen.
Fregeâs âUrteilsstrichâ â
Ist die Reihenfolge der Wahrheitsmöglichkeiten im Schema durch eine Kombinationsregel ein fĂŒr allemal festgesetzt, dann ist die letzte Kolonne allein schon ein Ausdruck der Wahrheitsbedingungen. Schreiben wir diese Kolonne als Reihe hin, so wird das Satzzeichen zu:
â(WWâW)(p, q)â oder deutlicher â(WWFW)(p, q)â.
(Die Anzahl der Stellen in der linken Klammer ist durch die Anzahl der Glieder in der rechten bestimmt.)
4.46 Unter den möglichen Gruppen von Wahrheitsbedingungen gibt es zwei extreme FÀlle.
In dem einen Fall ist der Satz fĂŒr sĂ€mtliche Wahrheitsmöglichkeiten der ElementarsĂ€tze wahr. Wir sagen, die Wahrheitsbedingungen sind tautologisch.
Im zweiten Fall ist der Satz fĂŒr sĂ€mtliche Wahrheitsmöglichkeiten falsch: Die Wahrheitsbedingungen sind kontradiktorisch.
Im ersten Fall nennen wir den Satz eine Tautologie, im zweiten Fall eine Kontradiktion.
4.461 Der Satz zeigt was er sagt, die Tautologie und die Kontradiktion, dass sie nichts sagen.
Die Tautologie hat keine Wahrheitsbedingungen, denn sie ist bedingungslos wahr; und die Kontradiktion ist unter keiner Bedingung wahr.
Tautologie und Kontradiktion sind sinnlos.
(Wie der Punkt von dem zwei Pfeile in entgegengesetzter Richtung auseinandergehen.)
(Ich weiss z. B. nichts ĂŒber das Wetter, wenn ich weiss, dass es regnet oder nicht regnet.)
4.4611 Tautologie und Kontradiktion sind aber nicht unsinnig; sie gehören zum Symbolismus, und zwar Ă€hnlich wie die â0â zum Symbolismus der Arithmetik.
4.462 Tautologie und Kontradiktion sind nicht Bilder der Wirklichkeit. Sie stellen keine mögliche Sachlage dar. Denn jene lÀsst jede mögliche Sachlage zu, diese keine.
In der Tautologie heben die Bedingungen der Ăbereinstimmung mit der Welt â die darstellenden Beziehungen â einander auf, so dass sie in keiner darstellenden Beziehung zur Wirklichkeit steht.
4.463 Die Wahrheitsbedingungen bestimmen den Spielraum, der den Tatsachen durch den Satz gelassen wird.
(Der Satz, das Bild, das Modell, sind im negativen Sinne wie ein fester Körper, der die Bewegungsfreiheit der anderen beschrÀnkt; im positiven Sinne, wie der von fester Substanz begrenzte Raum, worin ein Körper Platz hat.)
Die Tautologie lĂ€sst der Wirklichkeit den ganzen â unendlichen â logischen Raum; die Kontradiktion erfĂŒllt den ganzen logischen Raum und lĂ€sst der Wirklichkeit keinen Punkt. Keine von beiden kann daher die Wirklichkeit irgendwie bestimmen.
4.464 Die Wahrheit der Tautologie ist gewiss, des Satzes möglich, der Kontradiktion unmöglich.
(Gewiss, möglich, unmöglich: Hier haben wir das Anzeichen jener Gradation, die wir in der Wahrscheinlichkeitslehre brauchen.)
4.465 Das logische Produkt einer Tautologie und eines Satzes sagt dasselbe, wie der Satz. Also ist jenes Produkt identisch mit dem Satz. Denn man kann das Wesentliche des Symbols nicht Àndern, ohne seinen Sinn zu Àndern.
4.466 Einer bestimmten logischen Verbindung von Zeichen entspricht eine bestimmte logische Verbindung ihrer Bedeutungen; jede beliebige Verbindung entspricht nur den unverbundenen Zeichen.
Das heisst, SĂ€tze die fĂŒr jede Sachlage wahr sind, können ĂŒberhaupt keine Zeichenverbindungen sein, denn sonst könnten ihnen nur bestimmte Verbindungen von GegenstĂ€nden entsprechen.
(Und keiner logischen Verbindung entspricht keine Verbindung der GegenstÀnde.)
Tautologie und Kontradiktion sind die GrenzfÀlle der Zeichenverbindung, nÀmlich ihre Auflösung.
4.4661 Freilich sind auch in der Tautologie und Kontradiktion die Zeichen noch mit einander verbunden, d. h. sie stehen in Beziehungen zu einander, aber diese Beziehungen sind bedeutungslos, dem Symbol unwesentlich.
4.5 Nun scheint es möglich zu sein, die allgemeinste Satzform anzugeben: das heisst, eine Beschreibung der SĂ€tze irgendeiner Zeichensprache zu geben, so dass jeder mögliche Sinn durch ein Symbol, auf welches die Beschreibung passt, ausgedrĂŒckt werden kann, und dass jedes Symbol, worauf die Beschreibung passt, einen Sinn ausdrĂŒcken kann, wenn die Bedeutungen der Namen entsprechend gewĂ€hlt werden.
Es ist klar, dass bei der Beschreibung der allgemeinsten Satzform nur ihr Wesentliches beschrieben werden darf, â sonst wĂ€re sie nĂ€mlich nicht die allgemeinste.
Dass es eine allgemeine Satzform gibt, wird dadurch bewiesen, dass es keinen Satz geben darf, dessen Form man nicht hÀtte voraussehen (d. h. konstruieren) können. Die allgemeine Form des Satzes ist: Es verhÀlt sich so und so.
4.51 Angenommen, mir wÀren alle ElementarsÀtze gegeben: Dann lÀsst sich einfach fragen: welche SÀtze kann ich aus ihnen bilden. Und das sind alle SÀtze und so sind sie begrenzt.
4.52 Die SĂ€tze sind Alles, was aus der Gesamtheit aller ElementarsĂ€tze folgt (natĂŒrlich auch daraus, dass es die Gesamtheit aller ist). (So könnte man in gewissem Sinne sagen, dass alle SĂ€tze Verallgemeinerungen der ElementarsĂ€tze sind.)
4.53 Die allgemeine Satzform ist eine Variable.
5 Der Satz ist eine Wahrheitsfunktion der ElementarsÀtze.
(Der Elementarsatz ist eine Wahrheitsfunktion seiner selbst.)
5.01 Die ElementarsÀtze sind die Wahrheitsargumente des Satzes.
5.02 Es liegt nahe, die Argumente von Funktionen mit den Indices von Namen zu verwechseln. Ich erkenne nÀmlich sowohl am Argument wie am Index die Bedeutung des sie enthaltenden Zeichens.
In Russellâs â+câ ist z. B. âcâ ein Index, der darauf hinweist, dass das ganze Zeichen das Additionszeichen fĂŒr Kardinalzahlen ist. Aber diese Bezeichnung beruht auf willkĂŒrlicher Ăbereinkunft und man könnte statt â+câ auch ein einfaches Zeichen wĂ€hlen; in ââŒpâ aber ist âpâ kein Index, sondern ein Argument: der Sinn von ââŒpâ kann nicht verstanden werden, ohne dass vorher der Sinn von âpâ verstanden worden wĂ€re. (Im Namen Julius CĂ€sar ist âJuliusâ ein Index. Der Index ist immer ein Teil einer Beschreibung des Gegenstandes, dessen Namen wir ihn anhĂ€ngen. Z. B. Der CĂ€sar aus dem Geschlechte der Julier.)
Die Verwechslung von Argument und Index liegt, wenn ich mich nicht irre, der Theorie Fregeâs von der Bedeutung der SĂ€tze und Funktionen zugrunde. FĂŒr Frege waren die SĂ€tze der Logik Namen, und deren Argumente die Indices dieser Namen.
5 Der Satz ist eine Wahrheitsfunktion der ElementarsÀtze.
(Der Elementarsatz ist eine Wahrheitsfunktion seiner selbst.)
5.1 â Die Wahrheitsfunktionen lassen sich in Reihen ordnen. Das ist die Grundlage der Wahrscheinlichkeitslehre.
5.2 â Die Strukturen der SĂ€tze stehen in internen Beziehungen zu einander.
5.3 â Alle SĂ€tze sind Resultate von Wahrheitsoperationen mit den ElementarsĂ€tzen.
Die Wahrheitsoperation ist die Art und Weise, wie aus den ElementarsÀtzen die Wahrheitsfunktion entsteht.
Nach dem Wesen der Wahrheitsoperation wird auf die gleiche Weise, wie aus den ElementarsÀtzen ihre Wahrheitsfunktion, aus Wahrheitsfunktionen eine Neue. Jede Wahrheitsoperation erzeugt aus Wahrheitsfunktionen von ElementarsÀtzen wieder eine Wahrheitsfunktion von ElementarsÀtzen, einen Satz. Das Resultat jeder Wahrheitsoperation mit den Resultaten von Wahrheitsoperationen mit ElementarsÀtzen ist wieder das Resultat Einer Wahrheitsoperation mit ElementarsÀtzen.
Jeder Satz ist das Resultat von Wahrheitsoperationen mit ElementarsÀtzen.
5.4 â Hier zeigt es sich, dass es âlogische GegenstĂ€ndeâ, âlogische Konstanteâ (im Sinne Freges und Russells) nicht gibt.
5.5 â Jede Wahrheitsfunktion ist ein Resultat der successiven Anwendung der Operation (â â â â âW)(Ο, . . . .) auf ElementarsĂ€tze.
Diese Operation verneint sÀmtliche SÀtze in der rechten Klammer und ich nenne sie die Negation dieser SÀtze.
5.6 â Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.
5.1 Die Wahrheitsfunktionen lassen sich in Reihen ordnen. Das ist die Grundlage der Wahrscheinlichkeitslehre.
5.101 Die Wahrheitsfunktionen jeder Anzahl von ElementarsÀtzen lassen sich in einem Schema folgender Art hinschreiben:
(WWWW)(p, q) | Tautologie | (Wenn p, so p; und wenn q, so q.) (p â p . q â q) |
(FWWW)(p, q) | in Worten: | Nicht beides p und q. (âŒ(p . q)) |
(WFWW)(p, q) | â â | Wenn q, so p. (q â p) |
(WWFW)(p, q) | â â | Wenn p, so q. (p â q) |
(WWWF)(p, q) | â â | p oder q. (p âš q) |
(FFWW)(p, q) | â â | Nicht q. âŒq |
(FWFW)(p, q) | â â | Nicht p. âŒp |
(FWWF)(p, q) | â â | p oder q, aber nicht beide. (p . âŒq : âš : q . âŒp) |
(WFFW)(p, q) | â â | Wenn p, so q; und wenn q, so p. (p ⥠q) |
(WFWF)(p, q) | â â | p |
(WWFF)(p, q) | â â | q |
(FFFW)(p, q) | â â | Weder p noch q. (âŒp . âŒq) oder (p | q) |
(FFWF)(p, q) | â â | p und nicht q. (p . âŒq) |
(FWFF)(p, q) | â â | q und nicht p. (q . âŒp) |
(WFFF)(p, q) | â â | q und p. (q . p) |
(FFFF)(p, q) | Kontradiktion | (p und nicht p; und q und nicht q.) (p . âŒp . q . âŒq) |
Diejenigen Wahrheitsmöglichkeiten seiner Wahrheitsargumente, welche den Satz bewahrheiten, will ich seine WahrheitsgrĂŒnde nennen.
5.1 Die Wahrheitsfunktionen lassen sich in Reihen ordnen. Das ist die Grundlage der Wahrscheinlichkeitslehre.
5.11 Sind die WahrheitsgrĂŒnde, die einer Anzahl von SĂ€tzen gemeinsam sind, sĂ€mtlich auch WahrheitsgrĂŒnde eines bestimmten Satzes, so sagen wir, die Wahrheit dieses Satzes folge aus der Wahrheit jener SĂ€tze.
5.12 â Insbesondere folgt die Wahrheit eines Satzes âpâ aus der Wahrheit eines anderen âqâ, wenn alle WahrheitsgrĂŒnde des zweiten WahrheitsgrĂŒnde des ersten sind.
5.13 â Dass die Wahrheit eines Satzes aus der Wahrheit anderer SĂ€tze folgt, ersehen wir aus der Struktur der SĂ€tze.
5.14 â Folgt ein Satz aus einem anderen, so sagt dieser mehr als jener, jener weniger als dieser.
5.15 â Ist Wr die Anzahl der WahrheitsgrĂŒnde des Satzes ârâ, Wrs die Anzahl derjenigen WahrheitsgrĂŒnde des Satzes âsâ, die zugleich WahrheitsgrĂŒnde von ârâ sind, dann nennen wir das VerhĂ€ltnis: Wrs : Wr das Mass der Wahrscheinlichkeit, welche der Satz ârâ dem Satz âsâ gibt.
5.12 Insbesondere folgt die Wahrheit eines Satzes âpâ aus der Wahrheit eines anderen âqâ, wenn alle WahrheitsgrĂŒnde des zweiten WahrheitsgrĂŒnde des ersten sind.
5.121 Die WahrheitsgrĂŒnde des einen sind in denen des anderen enthalten; p folgt aus q.
5.122 Folgt p aus q, so ist der Sinn von âpâ im Sinne von âqâ enthalten.
5.123 Wenn ein Gott eine Welt erschafft, worin gewisse SĂ€tze wahr sind, so schafft er damit auch schon eine Welt, in welcher alle ihre FolgesĂ€tze stimmen. Und Ă€hnlich könnte er keine Welt schaffen, worin der Satz âpâ wahr ist, ohne seine sĂ€mtlichen GegenstĂ€nde zu schaffen.
5.124 Der Satz bejaht jeden Satz der aus ihm folgt.
5.1241 âp . qâ ist einer der SĂ€tze, welche âpâ bejahen und zugleich einer der SĂ€tze, welche âqâ bejahen.
Zwei SĂ€tze sind einander entgegengesetzt, wenn es keinen sinnvollen Satz gibt, der sie beide bejaht.
Jeder Satz der einem anderen widerspricht, verneint ihn.
5.13 Dass die Wahrheit eines Satzes aus der Wahrheit anderer SĂ€tze folgt, ersehen wir aus der Struktur der SĂ€tze.
5.131 Folgt die Wahrheit eines Satzes aus der Wahrheit anderer, so drĂŒckt sich dies durch Beziehungen aus, in welchen die Formen jener SĂ€tze zu einander stehen; und zwar brauchen wir sie nicht erst in jene Beziehungen zu setzen, indem wir sie in einem Satze miteinander verbinden, sondern diese Beziehungen sind intern und bestehen, sobald, und dadurch dass, jene SĂ€tze bestehen.
5.1311 Wenn wir von p âš q und âŒp auf q schliessen, so ist hier durch die Bezeichnungsweise die Beziehung der Satzformen von âp âš qâ und ââŒpâ verhĂŒllt. Schreiben wir aber z. B. statt âp âš qâ âp | q . | . p | qâ und statt ââŒpâ âp | pâ (p | q = weder p, noch q), so wird der innere Zusammenhang offenbar.
(Dass man aus (x) . fx auf fa schliessen kann, das zeigt, dass die Allgemeinheit auch im Symbol â(x) . fxâ vorhanden ist.)
5.132 Folgt p aus q, so kann ich von q auf p schliessen; p aus q folgern.
Die Art des Schlusses ist allein aus den beiden SĂ€tzen zu entnehmen.
Nur sie selbst können den Schluss rechtfertigen.
âSchlussgesetzeâ, welche â wie bei Frege und Russell â die SchlĂŒsse rechtfertigen sollen, sind sinnlos, und wĂ€ren ĂŒberflĂŒssig.
5.133 Alles Folgern geschieht a priori.
5.134 Aus einem Elementarsatz lÀsst sich kein anderer folgern.
5.135 Auf keine Weise kann aus dem Bestehen irgend einer Sachlage auf das Bestehen einer, von ihr gÀnzlich verschiedenen Sachlage geschlossen werden.
5.136 Einen Kausalnexus, der einen solchen Schluss rechtfertigte, gibt es nicht.
5.1361 Die Ereignisse der Zukunft können wir nicht aus den gegenwÀrtigen erschliessen.
Der Glaube an den Kausalnexus ist der Aberglaube.
5.1362 Die Willensfreiheit besteht darin, dass zukĂŒnftige Handlungen jetzt nicht gewusst werden können. Nur dann könnten wir sie wissen, wenn die KausalitĂ€t eine innere Notwendigkeit wĂ€re, wie die des logischen Schlusses. â Der Zusammenhang von Wissen und Gewusstem, ist der der logischen Notwendigkeit.
(âA weiss, dass p der Fall istâ ist sinnlos, wenn p eine Tautologie ist.)
5.1363 Wenn daraus, dass ein Satz uns einleuchtet, nicht folgt, dass er wahr ist, so ist das Einleuchten auch keine Rechtfertigung fĂŒr unseren Glauben an seine Wahrheit.
5.14 Folgt ein Satz aus einem anderen, so sagt dieser mehr als jener, jener weniger als dieser.
5.141 Folgt p aus q und q aus p, so sind sie ein und derselbe Satz.
5.142 Die Tautologie folgt aus allen SĂ€tzen: sie sagt Nichts.
5.143 Die Kontradiktion ist das Gemeinsame der SĂ€tze, was kein Satz mit einem anderen gemein hat. Die Tautologie ist das Gemeinsame aller SĂ€tze, welche nichts miteinander gemein haben.
Die Kontradiktion verschwindet sozusagen ausserhalb, die Tautologie innerhalb aller SĂ€tze.
Die Kontradiktion ist die Àussere Grenze der SÀtze, die Tautologie ihr substanzloser Mittelpunkt.
5.15 Ist Wr die Anzahl der WahrheitsgrĂŒnde des Satzes ârâ, Wrs die Anzahl derjenigen WahrheitsgrĂŒnde des Satzes âsâ, die zugleich WahrheitsgrĂŒnde von ârâ sind, dann nennen wir das VerhĂ€ltnis: Wrs : Wr das Mass der Wahrscheinlichkeit, welche der Satz ârâ dem Satz âsâ gibt.
5.151 Sei in einem Schema wie dem obigen in No. 5.101 Wr die Anzahl der âW â im Satze r; Wrs die Anzahl derjenigen âW â im Satze s, die in gleichen Kolonnen mit âW â des Satzes r stehen. Der Satz r gibt dann dem Satze s die Wahrscheinlichkeit: Wrs : Wr.
5.1511 Es gibt keinen besonderen Gegenstand, der den WahrscheinlichkeitssÀtzen eigen wÀre.
5.152 SÀtze, welche keine Wahrheitsargumente mit einander gemein haben, nennen wir von einander unabhÀngig.
Von einander unabhĂ€ngige SĂ€tze (z. B. irgend zwei ElementarsĂ€tze) geben einander die Wahrscheinlichkeit œ.
Folgt p aus q, so gibt der Satz âqâ dem Satz âpâ die Wahrscheinlichkeit 1. Die Gewissheit des logischen Schlusses ist ein Grenzfall der Wahrscheinlichkeit.
(Anwendung auf Tautologie und Kontradiktion.)
5.153 Ein Satz ist an sich weder wahrscheinlich noch unwahrscheinlich. Ein Ereignis trifft ein, oder es trifft nicht ein, ein Mittelding gibt es nicht.
5.154 In einer Urne seien gleichviel weisse und schwarze Kugeln (und keine anderen). Ich ziehe eine Kugel nach der anderen und lege sie wieder in die Urne zurĂŒck. Dann kann ich durch den Versuch feststellen, dass sich die Zahlen der gezogenen schwarzen und weissen Kugeln bei fortgesetztem Ziehen einander nĂ€hern.
Das ist also kein mathematisches Faktum.
Wenn ich nun sage: Es ist gleich wahrscheinlich, dass ich eine weisse Kugel wie eine schwarze ziehen werde, so heisst das: Alle mir bekannten UmstĂ€nde (die hypothetisch angenommenen Naturgesetze mitinbegriffen) geben dem Eintreffen des einen Ereignisses nicht mehr Wahrscheinlichkeit als dem Eintreffen des anderen. Das heisst, sie geben â wie aus den obigen ErklĂ€rungen leicht zu entnehmen ist â jedem die Wahrscheinlichkeit œ.
Was ich durch den Versuch bestÀtige ist, dass das Eintreffen der beiden Ereignisse von den UmstÀnden, die ich nicht nÀher kenne, unabhÀngig ist.
5.155 Die Einheit des Wahrscheinlichkeitssatzes ist: Die UmstĂ€nde â die ich sonst nicht weiter kenne â geben dem Eintreffen eines bestimmten Ereignisses den und den Grad der Wahrscheinlichkeit.
5.156 So ist die Wahrscheinlichkeit eine Verallgemeinerung.
Sie involviert eine allgemeine Beschreibung einer Satzform.
Nur in Ermanglung der Gewissheit gebrauchen wir die Wahrscheinlichkeit. â Wenn wir zwar eine Tatsache nicht vollkommen kennen, wohl aber etwas ĂŒber ihre Form wissen.
(Ein Satz kann zwar ein unvollstÀndiges Bild einer gewissen Sachlage sein, aber er ist immer ein vollstÀndiges Bild.)
Der Wahrscheinlichkeitssatz ist gleichsam ein Auszug aus anderen SĂ€tzen.
5.2 Die Strukturen der SĂ€tze stehen in internen Beziehungen zu einander.
5.21 Wir können diese internen Beziehungen dadurch in unserer Ausdrucksweise hervorheben, dass wir einen Satz als Resultat einer Operation darstellen, die ihn aus anderen SÀtzen (den Basen der Operation) hervorbringt.
5.22 Die Operation ist der Ausdruck einer Beziehung zwischen den Strukturen ihres Resultats und ihrer Basen.
5.23 â Die Operation ist das, was mit dem einen Satz geschehen muss, um aus ihm den anderen zu machen.
5.24 â Die Operation zeigt sich in einer Variablen; sie zeigt, wie man von einer Form von SĂ€tzen zu einer anderen gelangen kann.
Sie bringt den Unterschied der Formen zum Ausdruck. (Und das Gemeinsame zwischen den Basen und dem Resultat der Operation sind eben die Basen.)
5.25 â Das Vorkommen der Operation charakterisiert den Sinn des Satzes nicht.
Die Operation sagt ja nichts aus, nur ihr Resultat, und dies hÀngt von den Basen der Operation ab.
(Operation und Funktion dĂŒrfen nicht miteinander verwechselt werden.)
5.23 Die Operation ist das, was mit dem einen Satz geschehen muss, um aus ihm den anderen zu machen.
5.231 Und das wird natĂŒrlich von ihren formalen Eigenschaften, von der internen Ăhnlichkeit ihrer Formen abhĂ€ngen.
5.232 Die interne Relation, die eine Reihe ordnet, ist Àquivalent mit der Operation, durch welche ein Glied aus dem anderen entsteht.
5.233 Die Operation kann erst dort auftreten, wo ein Satz auf logisch bedeutungsvolle Weise aus einem anderen entsteht. Also dort, wo die logische Konstruktion des Satzes anfÀngt.
5.234 Die Wahrheitsfunktionen der ElementarsÀtze sind Resultate von Operationen, die die ElementarsÀtze als Basen haben. (Ich nenne diese Operationen Wahrheitsoperationen.)
5.2341 Der Sinn einer Wahrheitsfunktion von p ist eine Funktion des Sinnes von p.
Verneinung, logische Addition, logische Multiplikation, etc., etc. sind Operationen.
(Die Verneinung verkehrt den Sinn des Satzes.)
5.24 Die Operation zeigt sich in einer Variablen; sie zeigt, wie man von einer Form von SĂ€tzen zu einer anderen gelangen kann.
Sie bringt den Unterschied der Formen zum Ausdruck. (Und das Gemeinsame zwischen den Basen und dem Resultat der Operation sind eben die Basen.)
5.241 Die Operation kennzeichnet keine Form, sondern nur den Unterschied der Formen.
5.242 Dieselbe Operation, die âqâ aus âpâ macht, macht aus âqâ ârâ u. s. f. Dies kann nur darin ausgedrĂŒckt sein, dass âpâ, âqâ, ârâ, etc. Variable sind, die gewisse formale Relationen allgemein zum Ausdruck bringen.
5.25 Das Vorkommen der Operation charakterisiert den Sinn des Satzes nicht.
Die Operation sagt ja nichts aus, nur ihr Resultat, und dies hÀngt von den Basen der Operation ab.
(Operation und Funktion dĂŒrfen nicht miteinander verwechselt werden.)
5.251 Eine Funktion kann nicht ihr eigenes Argument sein, wohl aber kann das Resultat einer Operation ihre eigene Basis werden.
5.252 Nur so ist das Fortschreiten von Glied zu Glied in einer Formenreihe (von Type zu Type in den Hierarchien Russells und Whiteheads) möglich. (Russell und Whitehead haben die Möglichkeit dieses Fortschreitens nicht zugegeben, aber immer wieder von ihr Gebrauch gemacht.)
5.2521 Die fortgesetzte Anwendung einer Operation auf ihr eigenes Resultat nenne ich ihre successive Anwendung (âO'O'O'aâ ist das Resultat der dreimaligen successiven Anwendung von âO'Οâ auf âaâ).
In einem Àhnlichen Sinne rede ich von der successiven Anwendung mehrerer Operationen auf eine Anzahl von SÀtzen.
5.2522 Das allgemeine Glied einer Formenreihe a, O'a, O'O'a, . . . . schreibe ich daher so: â[a, x, O'x]â. Dieser Klammerausdruck ist eine Variable. Das erste Glied des Klammerausdruckes ist der Anfang der Formenreihe, das zweite die Form eines beliebigen Gliedes x der Reihe und das dritte die Form desjenigen Gliedes der Reihe, welches auf x unmittelbar folgt.
5.2523 Der Begriff der successiven Anwendung der Operation ist Ă€quivalent mit dem Begriff âund so weiterâ.
5.253 Eine Operation kann die Wirkung einer anderen rĂŒckgĂ€ngig machen. Operationen können einander aufheben.
5.254 Die Operation kann verschwinden (z. B. die Verneinung in ââŒâŒpâ, âŒâŒp = p).
5.3 Alle SÀtze sind Resultate von Wahrheitsoperationen mit den ElementarsÀtzen.
Die Wahrheitsoperation ist die Art und Weise, wie aus den ElementarsÀtzen die Wahrheitsfunktion entsteht.
Nach dem Wesen der Wahrheitsoperation wird auf die gleiche Weise, wie aus den ElementarsÀtzen ihre Wahrheitsfunktion, aus Wahrheitsfunktionen eine Neue. Jede Wahrheitsoperation erzeugt aus Wahrheitsfunktionen von ElementarsÀtzen wieder eine Wahrheitsfunktion von ElementarsÀtzen, einen Satz. Das Resultat jeder Wahrheitsoperation mit den Resultaten von Wahrheitsoperationen mit ElementarsÀtzen ist wieder das Resultat Einer Wahrheitsoperation mit ElementarsÀtzen.
Jeder Satz ist das Resultat von Wahrheitsoperationen mit ElementarsÀtzen.
5.31 Die Schemata No. 4.31 haben auch dann eine Bedeutung, wenn âpâ, âqâ, ârâ, etc. nicht ElementarsĂ€tze sind.
Und es ist leicht zu sehen, dass das Satzzeichen in No. 4.442, auch wenn âpâ und âqâ Wahrheitsfunktionen von ElementarsĂ€tzen sind, Eine Wahrheitsfunktion von ElementarsĂ€tzen ausdrĂŒckt.
5.32 Alle Wahrheitsfunktionen sind Resultate der successiven Anwendung einer endlichen Anzahl von Wahrheitsoperationen auf die ElementarsÀtze.
5.4 Hier zeigt es sich, dass es âlogische GegenstĂ€ndeâ, âlogische Konstanteâ (im Sinne Freges und Russells) nicht gibt.
5.41 Denn: Alle Resultate von Wahrheitsoperationen mit Wahrheitsfunktionen sind identisch, welche eine und dieselbe Wahrheitsfunktion von ElementarsÀtzen sind.
5.42 Dass âš, â, etc. nicht Beziehungen im Sinne von rechts und links etc. sind, leuchtet ein.
Die Möglichkeit des kreuzweisen Definierens der logischen âUrzeichenâ Freges und Russells zeigt schon, dass dies keine Urzeichen sind, und schon erst recht, dass sie keine Relationen bezeichnen.
Und es ist offenbar, dass das âââ, welches wir durch ââŒâ und ââšâ definieren, identisch ist mit dem, durch welches wir ââš â mit ââŒâ definieren und dass dieses ââšâ mit dem ersten identisch ist. U. s. w.
5.43 Dass aus einer Tatsache p unendlich viele andere folgen sollten, nĂ€mlich âŒâŒp, âŒâŒâŒâŒp, etc., ist doch von vornherein kaum zu glauben. Und nicht weniger merkwĂŒrdig ist, dass die unendliche Anzahl der SĂ€tze der Logik (der Mathematik) aus einem halben Dutzend âGrundgesetzenâ folgen.
Alle SĂ€tze der Logik sagen aber dasselbe. NĂ€mlich Nichts.
5.44 â Die Wahrheitsfunktionen sind keine materiellen Funktionen.
Wenn man z. B. eine Bejahung durch doppelte Verneinung erzeugen kann, ist dann die Verneinung â in irgend einem Sinn â in der Bejahung enthalten? Verneint ââŒâŒpâ âŒp, oder bejaht es p; oder beides?
Der Satz ââŒâŒpâ handelt nicht von der Verneinung wie von einem Gegenstand; wohl aber ist die Möglichkeit der Verneinung in der Bejahung bereits prĂ€judiziert.
Und gĂ€be es einen Gegenstand, der ââŒâ hiesse, so mĂŒsste ââŒâŒpâ etwas anderes sagen als âpâ. Denn der eine Satz wĂŒrde dann eben von ⌠handeln, der andere nicht.
5.45 â Gibt es logische Urzeichen, so muss eine richtige Logik ihre Stellung zueinander klar machen und ihr Dasein rechtfertigen. Der Bau der Logik aus ihren Urzeichen muss klar werden.
5.46 â Wenn man die logischen Zeichen richtig einfĂŒhrte, so hĂ€tte man damit auch schon den Sinn aller ihrer Kombinationen eingefĂŒhrt; also nicht nur âp âš qâ sondern auch schon ââŒ(p âš âŒq)â etc. etc. Man hĂ€tte damit auch schon die Wirkung aller nur möglichen Kombinationen von Klammern eingefĂŒhrt. Und damit wĂ€re es klar geworden, dass die eigentlichen allgemeinen Urzeichen nicht die âp âš qâ, â(âx) . fxâ, etc. sind, sondern die allgemeinste Form ihrer Kombinationen.
5.47 â Es ist klar, dass alles was sich ĂŒberhaupt von vornherein ĂŒber die Form aller SĂ€tze sagen lĂ€sst, sich aufeinmal sagen lassen muss.
Sind ja schon im Elementarsatze alle logischen Operationen enthalten. Denn âfaâ sagt dasselbe wie â(âx) . fx . x = aâ.
Wo Zusammengesetztheit ist, da ist Argument und Funktion, und wo diese sind, sind bereits alle logischen Konstanten.
Man könnte sagen: Die Eine logische Konstante ist das, was alle SÀtze, ihrer Natur nach, mit einander gemein haben.
Das aber ist die allgemeine Satzform.
5.44 Die Wahrheitsfunktionen sind keine materiellen Funktionen.
Wenn man z. B. eine Bejahung durch doppelte Verneinung erzeugen kann, ist dann die Verneinung â in irgend einem Sinn â in der Bejahung enthalten? Verneint ââŒâŒpâ âŒp, oder bejaht es p; oder beides?
Der Satz ââŒâŒpâ handelt nicht von der Verneinung wie von einem Gegenstand; wohl aber ist die Möglichkeit der Verneinung in der Bejahung bereits prĂ€judiziert.
Und gĂ€be es einen Gegenstand, der ââŒâ hiesse, so mĂŒsste ââŒâŒpâ etwas anderes sagen als âpâ. Denn der eine Satz wĂŒrde dann eben von ⌠handeln, der andere nicht.
5.441 Dieses Verschwinden der scheinbaren logischen Konstanten tritt auch ein, wenn ââŒ(âx) . âŒfxâ dasselbe sagt wie â(x) . fxâ, oder â(âx) . fx . x = aâ dasselbe wie âfaâ.
5.442 Wenn uns ein Satz gegeben ist, so sind mit ihm auch schon die Resultate aller Wahrheitsoperationen, die ihn zur Basis haben, gegeben.
5.45 Gibt es logische Urzeichen, so muss eine richtige Logik ihre Stellung zueinander klar machen und ihr Dasein rechtfertigen. Der Bau der Logik aus ihren Urzeichen muss klar werden.
5.451 Hat die Logik Grundbegriffe, so mĂŒssen sie von einander unabhĂ€ngig sein. Ist ein Grundbegriff eingefĂŒhrt, so muss er in allen Verbindungen eingefĂŒhrt sein, worin er ĂŒberhaupt vorkommt. Man kann ihn also nicht zuerst fĂŒr eine Verbindung, dann noch einmal fĂŒr eine andere einfĂŒhren. Z. B.: Ist die Verneinung eingefĂŒhrt, so mĂŒssen wir sie jetzt in SĂ€tzen von der Form ââŒpâ ebenso verstehen, wie in SĂ€tzen wie ââŒ(p âš q)â, â(âx) . âŒfxâ u. a. Wir dĂŒrfen sie nicht erst fĂŒr die eine Klasse von FĂ€llen, dann fĂŒr die andere einfĂŒhren, denn es bliebe dann zweifelhaft, ob ihre Bedeutung in beiden FĂ€llen die gleiche wĂ€re und es wĂ€re kein Grund vorhanden, in beiden FĂ€llen dieselbe Art der Zeichenverbindung zu benĂŒtzen.
(Kurz, fĂŒr die EinfĂŒhrung der Urzeichen gilt, mutatis mutandis, dasselbe, was Frege (âGrundgesetze der Arithmetikâ) fĂŒr die EinfĂŒhrung von Zeichen durch Definitionen gesagt hat.)
5.452 Die EinfĂŒhrung eines neuen Behelfes in den Symbolismus der Logik muss immer ein folgenschweres Ereignis sein. Kein neuer Behelf darf in die Logik â sozusagen, mit ganz unschuldiger Miene â in Klammern oder unter dem Striche eingefĂŒhrt werden.
(So kommen in den âPrincipia Mathematicaâ von Russell und Whitehead Definitionen und Grundgesetze in Worten vor. Warum hier plötzlich Worte? Dies bedĂŒrfte einer Rechtfertigung. Sie fehlt und muss fehlen, da das Vorgehen tatsĂ€chlich unerlaubt ist.)
Hat sich aber die EinfĂŒhrung eines neuen Behelfes an einer Stelle als nötig erwiesen, so muss man sich nun sofort fragen: Wo muss dieser Behelf nun immer angewandt werden? Seine Stellung in der Logik muss nun erklĂ€rt werden.
5.453 Alle Zahlen der Logik mĂŒssen sich rechtfertigen lassen.
Oder vielmehr: Es muss sich herausstellen, dass es in der Logik keine Zahlen gibt.
Es gibt keine ausgezeichneten Zahlen.
5.454 â In der Logik gibt es kein Nebeneinander, kann es keine Klassifikation geben.
In der Logik kann es nicht Allgemeineres und Spezielleres geben.
5.454 In der Logik gibt es kein Nebeneinander, kann es keine Klassifikation geben.
In der Logik kann es nicht Allgemeineres und Spezielleres geben.
5.4541 Die Lösungen der logischen Probleme mĂŒssen einfach sein, denn sie setzen den Standard der Einfachheit.
Die Menschen haben immer geahnt, dass es ein Gebiet von Fragen geben mĂŒsse, deren Antworten â a priori â symmetrisch, und zu einem abgeschlossenen, regelmĂ€ssigen Gebilde vereint liegen.
Ein Gebiet, in dem der Satz gilt: simplex sigillum veri.
5.46 Wenn man die logischen Zeichen richtig einfĂŒhrte, so hĂ€tte man damit auch schon den Sinn aller ihrer Kombinationen eingefĂŒhrt; also nicht nur âp âš qâ sondern auch schon ââŒ(p âš âŒq)â etc. etc. Man hĂ€tte damit auch schon die Wirkung aller nur möglichen Kombinationen von Klammern eingefĂŒhrt. Und damit wĂ€re es klar geworden, dass die eigentlichen allgemeinen Urzeichen nicht die âp âš qâ, â(âx) . fxâ, etc. sind, sondern die allgemeinste Form ihrer Kombinationen.
5.461 Bedeutungsvoll ist die scheinbar unwichtige Tatsache, dass die logischen Scheinbeziehungen, wie âš und â, der Klammern bedĂŒrfen â im Gegensatz zu den wirklichen Beziehungen.
Die BenĂŒtzung der Klammern mit jenen scheinbaren Urzeichen deutet ja schon darauf hin, dass diese nicht die wirklichen Urzeichen sind. Und es wird doch wohl niemand glauben, dass die Klammern eine selbstĂ€ndige Bedeutung haben.
5.4611 Die logischen Operationszeichen sind Interpunktionen.
5.47 Es ist klar, dass alles was sich ĂŒberhaupt von vornherein ĂŒber die Form aller SĂ€tze sagen lĂ€sst, sich aufeinmal sagen lassen muss.
Sind ja schon im Elementarsatze alle logischen Operationen enthalten. Denn âfaâ sagt dasselbe wie â(âx) . fx . x = aâ.
Wo Zusammengesetztheit ist, da ist Argument und Funktion, und wo diese sind, sind bereits alle logischen Konstanten.
Man könnte sagen: Die Eine logische Konstante ist das, was alle SÀtze, ihrer Natur nach, mit einander gemein haben.
Das aber ist die allgemeine Satzform.
5.471 Die allgemeine Satzform ist das Wesen des Satzes.
5.4711 Das Wesen des Satzes angeben, heisst, das Wesen aller Beschreibung angeben, also das Wesen der Welt.
5.472 Die Beschreibung der allgemeinsten Satzform ist die Beschreibung des einen und einzigen allgemeinen Urzeichens der Logik.
5.473 Die Logik muss fĂŒr sich selber sorgen.
Ein mögliches Zeichen muss auch bezeichnen können. Alles was in der Logik möglich ist, ist auch erlaubt. (âSokrates ist identischâ heisst darum nichts, weil es keine Eigenschaft gibt, die âidentischâ heisst. Der Satz ist unsinnig, weil wir eine willkĂŒrliche Bestimmung nicht getroffen haben, aber nicht darum, weil das Symbol an und fĂŒr sich unerlaubt wĂ€re.)
Wir können uns, in gewissem Sinne, nicht in der Logik irren.
5.4731 Das Einleuchten, von dem Russell so viel sprach, kann nur dadurch in der Logik entbehrlich werden, dass die Sprache selbst jeden logischen Fehler verhindert. â Dass die Logik a priori ist, besteht darin, dass nicht unlogisch gedacht werden kann.
5.4732 Wir können einem Zeichen nicht den unrechten Sinn geben.
5.47321 Occams Devise ist natĂŒrlich keine willkĂŒrliche, oder durch ihren praktischen Erfolg gerechtfertigte, Regel: Sie besagt, dass unnötige Zeicheneinheiten nichts bedeuten.
Zeichen, die Einen Zweck erfĂŒllen, sind logisch Ă€quivalent, Zeichen, die keinen Zweck erfĂŒllen, logisch bedeutungslos.
5.4733 Frege sagt: Jeder rechtmÀssig gebildete Satz muss einen Sinn haben; und ich sage: Jeder mögliche Satz ist rechtmÀssig gebildet, und wenn er keinen Sinn hat, so kann das nur daran liegen, dass wir einigen seiner Bestandteile keine Bedeutung gegeben haben.
(Wenn wir auch glauben, es getan zu haben.)
So sagt âSokrates ist identischâ darum nichts, weil wir dem Wort âidentischâ als Eigenschaftswort keine Bedeutung gegeben haben. Denn, wenn es als Gleichheitszeichen auftritt, so symbolisiert es auf ganz andere Art und Weise â die bezeichnende Beziehung ist eine andere, â also ist auch das Symbol in beiden FĂ€llen ganz verschieden; die beiden Symbole haben nur das Zeichen zufĂ€llig miteinander gemein.
5.474 Die Anzahl der nötigen Grundoperationen hÀngt nu r von unserer Notation ab.
5.475 Es kommt nur darauf an, ein Zeichensystem von einer bestimmten Anzahl von Dimensionen â von einer bestimmten mathematischen Mannigfaltigkeit â zu bilden.
5.476 Es ist klar, dass es sich hier nicht um eine Anzahl von Grundbegriffen handelt, die bezeichnet werden mĂŒssen, sondern um den Ausdruck einer Regel.
5.5 Jede Wahrheitsfunktion ist ein Resultat der successiven Anwendung der Operation (â â â â âW)(Ο, . . . .) auf ElementarsĂ€tze.
Diese Operation verneint sÀmtliche SÀtze in der rechten Klammer und ich nenne sie die Negation dieser SÀtze.
5.501 Einen Klammerausdruck, dessen Glieder SĂ€tze sind, deute ich â wenn die Reihenfolge der Glieder in der Klammer gleichgĂŒltig ist â durch ein Zeichen von der Form â
(Hat also Ο etwa die 3 Werte P, Q, R, so ist
Die Werte der Variablen werden festgesetzt.
Die Festsetzung ist die Beschreibung der SĂ€tze, welche die Variable vertritt.
Wie die Beschreibung der Glieder des Klammerausdruckes geschieht, ist unwesentlich.
Wir können drei Arten der Beschreibung unterscheiden: 1. Die direkte AufzĂ€hlung. In diesem Fall können wir statt der Variablen einfach ihre konstanten Werte setzen. 2. Die Angabe einer Funktion fx, deren Werte fĂŒr alle Werte von x die zu beschreibenden SĂ€tze sind. 3. Die Angabe eines formalen Gesetzes, nach welchem jene SĂ€tze gebildet sind. In diesem Falle sind die Glieder des Klammerausdrucks sĂ€mtliche Glieder einer Formenreihe.
5.502 Ich schreibe also statt â(â â â â âW)(Ο, . . . .)â â
5.503 Da sich offenbar leicht ausdrĂŒcken lĂ€sst, wie mit dieser Operation SĂ€tze gebildet werden können und wie SĂ€tze mit ihr nicht zu bilden sind, so muss dies auch einen exakten Ausdruck finden können.
5.5 Jede Wahrheitsfunktion ist ein Resultat der successiven Anwendung der Operation (â â â â âW)(Ο, . . . .) auf ElementarsĂ€tze.
Diese Operation verneint sÀmtliche SÀtze in der rechten Klammer und ich nenne sie die Negation dieser SÀtze.
5.51 â Hat Ο nur einen Wert, so ist
5.52 â Sind die Werte von Ο sĂ€mtliche Werte einer Funktion fx fĂŒr alle Werte von x, so wird
5.53 â Gleichheit des Gegenstandes drĂŒcke ich durch Gleichheit des Zeichens aus, und nicht mit Hilfe eines Gleichheitszeichens. Verschiedenheit der GegenstĂ€nde durch Verschiedenheit der Zeichen.
5.54 â In der allgemeinen Satzform kommt der Satz im Satze nur als Basis der Wahrheitsoperationen vor.
5.55 â Wir mĂŒssen nun die Frage nach allen möglichen Formen der ElementarsĂ€tze a priori beantworten.
Der Elementarsatz besteht aus Namen. Da wir aber die Anzahl der Namen von verschiedener Bedeutung nicht angeben können, so können wir auch nicht die Zusammensetzung des Elementarsatzes angeben.
5.51 Hat Ο nur einen Wert, so ist
5.511 Wie kann die allumfassende, weltspiegelnde Logik so spezielle Haken und Manipulationen gebrauchen? Nur, indem sich alle diese zu einem unendlich feinen Netzwerk, zu dem grossen Spiegel, verknĂŒpfen.
5.512 ââŒpâ ist wahr, wenn âpâ falsch ist. Also in dem wahren Satz ââŒpâ ist âpâ ein falscher Satz. Wie kann ihn nun der Strich ââŒâ mit der Wirklichkeit zum Stimmen bringen?
Das, was in ââŒpâ verneint, ist aber nicht das ââŒâ, sondern dasjenige, was allen Zeichen dieser Notation, welche p verneinen, gemeinsam ist.
Also die gemeinsame Regel, nach welcher ââŒpâ, ââŒâŒâŒpâ, ââŒp âš âŒpâ, ââŒp . âŒpâ, etc. etc. (ad inf.) gebildet werden. Und dies Gemeinsame spiegelt die Verneinung wider.
5.513 Man könnte sagen: Das Gemeinsame aller Symbole, die sowohl p als q bejahen, ist der Satz âp . qâ. Das Gemeinsame aller Symbole, die entweder p oder q bejahen, ist der Satz âp âš qâ.
Und so kann man sagen: Zwei SĂ€tze sind einander entgegengesetzt, wenn sie nichts miteinander gemein haben, und: Jeder Satz hat nur ein Negativ, weil es nur einen Satz gibt, der ganz ausserhalb seiner liegt.
Es zeigt sich so auch in Russells Notation, dass âq : p âš âŒpâ dasselbe sagt wie âqâ; dass âp âš âŒpâ nichts sagt.
5.514 Ist eine Notation festgelegt, so gibt es in ihr eine Regel, nach der alle p verneinenden SÀtze gebildet werden, eine Regel, nach der alle p bejahenden SÀtze gebildet werden, eine Regel, nach der alle p oder q bejahenden SÀtze gebildet werden, u. s. f. Diese Regeln sind den Symbolen Àquivalent und in ihnen spiegelt sich ihr Sinn wider.
5.515 â Es muss sich an unseren Symbolen zeigen, dass das, was durch ââšâ, â.â, etc. miteinander verbunden ist, SĂ€tze sein mĂŒssen.
Und dies ist auch der Fall, denn das Symbol âpâ und âqâ setzt ja selbst das ââšâ, ââŒâ, etc. voraus. Wenn das Zeichen âpâ in âpâš qâ nicht fĂŒr ein komplexes Zeichen steht, dann kann es allein nicht Sinn haben; dann können aber auch die mit âpâ gleichsinnigen Zeichen âp âš pâ, âp . pâ, etc. keinen Sinn haben. Wenn aber âp âš pâ keinen Sinn hat, dann kann auch âp âš qâ keinen Sinn haben.
5.515 Es muss sich an unseren Symbolen zeigen, dass das, was durch ââšâ, â.â, etc. miteinander verbunden ist, SĂ€tze sein mĂŒssen.
Und dies ist auch der Fall, denn das Symbol âpâ und âqâ setzt ja selbst das ââšâ, ââŒâ, etc. voraus. Wenn das Zeichen âpâ in âpâš qâ nicht fĂŒr ein komplexes Zeichen steht, dann kann es allein nicht Sinn haben; dann können aber auch die mit âpâ gleichsinnigen Zeichen âp âš pâ, âp . pâ, etc. keinen Sinn haben. Wenn aber âp âš pâ keinen Sinn hat, dann kann auch âp âš qâ keinen Sinn haben.
5.5151 Muss das Zeichen des negativen Satzes mit dem Zeichen des positiven gebildet werden? Warum sollte man den negativen Satz nicht durch eine negative Tatsache ausdrĂŒcken können. (Etwa: Wenn âaâ nicht in einer bestimmten Beziehung zu âbâ steht, könnte das ausdrĂŒcken, dass aRb nicht der Fall ist.)
Aber auch hier ist ja der negative Satz indirekt durch den positiven gebildet.
Der positive Satz muss die Existenz des negativen Satzes voraussetzen und umgekehrt.
5.52 Sind die Werte von Ο sĂ€mtliche Werte einer Funktion fx fĂŒr alle Werte von x, so wird
5.521 Ich trenne den Begriff Alle von der Wahrheitsfunktion.
Frege und Russell haben die Allgemeinheit in Verbindung mit dem logischen Produkt oder der logischen Summe eingefĂŒhrt. So wurde es schwer, die SĂ€tze â(âx) . fxâ und â(x) . fxâ, in welchen beide Ideen beschlossen liegen, zu verstehen.
5.522 Das EigentĂŒmliche der Allgemeinheitsbezeichnung ist erstens, dass sie auf ein logisches Urbild hinweist, und zweitens, dass sie Konstante hervorhebt.
5.523 Die Allgemeinheitsbezeichnung tritt als Argument auf.
5.524 Wenn die GegenstÀnde gegeben sind, so sind uns damit auch schon alle GegenstÀnde gegeben.
Wenn die ElementarsÀtze gegeben sind, so sind damit auch alle ElementarsÀtze gegeben.
5.525 Es ist unrichtig, den Satz â(âx) . fxâ â wie Russell dies tut â in Worten durch âfx ist möglichâ wiederzugeben.
Gewissheit, Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer Sachlage wird nicht durch einen Satz ausgedrĂŒckt, sondern dadurch, dass ein Ausdruck eine Tautologie, ein sinnvoller Satz, oder eine Kontradiktion ist.
Jener PrÀzedenzfall, auf den man sich immer berufen möchte, muss schon im Symbol selber liegen.
5.526 Man kann die Welt vollstÀndig durch vollkommen verallgemeinerte SÀtze beschreiben, das heisst also, ohne irgend einen Namen von vornherein einem bestimmten Gegenstand zuzuordnen.
Um dann auf die gewöhnliche Ausdrucksweise zu kommen, muss man einfach nach einem Ausdruck âes gibt ein und nur ein x, welches . . . .â sagen: Und dies x ist a.
5.5261 Ein vollkommen verallgemeinerter Satz ist, wie jeder andere Satz zusammengesetzt. (Dies zeigt sich daran, dass wir in â(âx, Ï).Ïxâ âÏâ und âxâ getrennt erwĂ€hnen mĂŒssen. Beide stehen unabhĂ€ngig in bezeichnenden Beziehungen zur Welt, wie im unverallgemeinerten Satz.)
Kennzeichen des zusammengesetzten Symbols: Es hat etwas mit anderen Symbolen gemeinsam.
5.5262 Es verÀndert ja die Wahr- oder Falschheit jedes Satzes etwas am allgemeinen Bau der Welt. Und der Spielraum, welcher ihrem Bau durch die Gesamtheit der ElementarsÀtze gelassen wird, ist eben derjenige, welchen die ganz allgemeinen SÀtze begrenzen.
(Wenn ein Elementarsatz wahr ist, so ist damit doch jedenfalls Ein Elementarsatz mehr wahr.)
5.53 Gleichheit des Gegenstandes drĂŒcke ich durch Gleichheit des Zeichens aus, und nicht mit Hilfe eines Gleichheitszeichens. Verschiedenheit der GegenstĂ€nde durch Verschiedenheit der Zeichen.
5.5301 Dass die IdentitĂ€t keine Relation zwischen GegenstĂ€nden ist, leuchtet ein. Dies wird sehr klar, wenn man z. B. den Satz â(x) : fx. â .x = aâ betrachtet. Was dieser Satz sagt, ist einfach, dass nur a der Funktion f genĂŒgt, und nicht, dass nur solche Dinge der Funktion f genĂŒgen, welche eine gewisse Beziehung zu a haben.
Man könnte nun freilich sagen, dass eben nur a diese Beziehung zu a habe, aber um dies auszudrĂŒcken, brauchten wir das Gleichheitszeichen selber.
5.5302 Russells Definition von â=â genĂŒgt nicht; weil man nach ihr nicht sagen kann, dass zwei GegenstĂ€nde alle Eigenschaften gemeinsam haben. (Selbst wenn dieser Satz nie richtig ist, hat er doch Sinn.)
5.5303 BeilÀufig gesprochen: Von zwei Dingen zu sagen, sie seien identisch, ist ein Unsinn, und von Einem zu sagen, es sei identisch mit sich selbst, sagt gar nichts.
5.53 Gleichheit des Gegenstandes drĂŒcke ich durch Gleichheit des Zeichens aus, und nicht mit Hilfe eines Gleichheitszeichens. Verschiedenheit der GegenstĂ€nde durch Verschiedenheit der Zeichen.
5.531 Ich schreibe also nicht âf (a, b) . a = bâ, sondern âf (a, a)â (oder âf (b, b)â). Und nicht âf (a, b) . âŒa = bâ, sondern âf (a, b)â.
5.532 Und analog: Nicht â(âx, y) . f (x, y) . x = yâ, sondern â(âx) . f (x, x)â; und nicht â(âx, y) . f (x, y) . âŒx = yâ, sondern â(âx, y) . f (x, y)â.
(Also statt des Russellâschen â(âx, y) . f (x, y)â: â(âx, y) . f (x, y) . âš . (âx) . f (x, x)â.)
5.5321 Statt â(x) : fx â x = aâ schreiben wir also z. B. â(âx) . fx. â .fa : âŒ(âx, y) . fx . fyâ.
Und der Satz ânur Ein x befriedigt f ()â lautet: â(âx) . fx : âŒ(âx, y) . fx . fyâ.
5.533 Das Gleichheitszeichen ist also kein wesentlicher Bestandteil der Begriffsschrift.
5.534 Und nun sehen wir, dass ScheinsĂ€tze wie: âa = aâ, âa = b . b = c. â a = câ, â(x) . x = xâ, â(âx) . x = aâ, etc. sich in einer richtigen Begriffsschrift gar nicht hinschreiben lassen.
5.535 Damit erledigen sich auch alle Probleme, die an solche ScheinsĂ€tze geknĂŒpft waren.
Alle Probleme, die Russells âAxiom of infinityâ mit sich bringt, sind schon hier zu lösen.
Das, was das Axiom of infinity sagen soll, wĂŒrde sich in der Sprache dadurch ausdrĂŒcken, dass es unendlich viele Namen mit verschiedener Bedeutung gĂ€be.
5.5351 Es gibt gewisse FĂ€lle, wo man in Versuchung gerĂ€t, AusdrĂŒcke von der Form âa = aâ oder âp â pâ u. dgl. zu benĂŒtzen. Und zwar geschieht dies, wenn man von dem Urbild: Satz, Ding, etc. reden möchte. So hat Russell in den âPrinciples of Mathematicsâ den Unsinn âp ist ein Satzâ in Symbolen durch âp â pâ wiedergegeben und als Hypothese vor gewisse SĂ€tze gestellt, damit deren Argumentstellen nur von SĂ€tzen besetzt werden könnten.
(Es ist schon darum Unsinn, die Hypothese p â p vor einen Satz zu stellen, um ihm Argumente der richtigen Form zu sichern, weil die Hypothese fĂŒr einen Nicht-Satz als Argument nicht falsch, sondern unsinnig wird, und weil der Satz selbst durch die unrichtige Gattung von Argumenten unsinnig wird, also sich selbst ebenso gut, oder so schlecht, vor den unrechten Argumenten bewahrt, wie die zu diesem Zweck angehĂ€ngte sinnlose Hypothese.)
5.5352 Ebenso wollte man âEs gibt keine Dingeâ ausdrĂŒcken durch ââŒ(âx) . x = xâ. Aber selbst wenn dies ein Satz wĂ€re, â wĂ€re er nicht auch wahr, wenn es zwar âDinge gĂ€beâ, aber diese nicht mit sich selbst identisch wĂ€ren?
5.54 In der allgemeinen Satzform kommt der Satz im Satze nur als Basis der Wahrheitsoperationen vor.
5.541 Auf den ersten Blick scheint es, als könne ein Satz in einem anderen auch auf andere Weise vorkommen.
Besonders in gewissen Satzformen der Psychologie, wie âA glaubt, dass p der Fall istâ, oder âA denkt pâ, etc.
Hier scheint es nĂ€mlich oberflĂ€chlich, als stĂŒnde der Satz p zu einem Gegenstand A in einer Art von Relation.
(Und in der modernen Erkenntnistheorie (Russell, Moore, etc.) sind jene SĂ€tze auch so aufgefasst worden.)
5.542 Es ist aber klar, dass âA glaubt, dass pâ, âA denkt pâ, âA sagt pâ von der Form ââpâ sagt pâ sind: Und hier handelt es sich nicht um eine Zuordnung von einer Tatsache und einem Gegenstand, sondern um die Zuordnung von Tatsachen durch Zuordnung ihrer GegenstĂ€nde.
5.5421 Dies zeigt auch, dass die Seele â das Subjekt, etc. â wie sie in der heutigen oberflĂ€chlichen Psychologie aufgefasst wird, ein Unding ist.
Eine zusammengesetzte Seele wÀre nÀmlich keine Seele mehr.
5.5422 Die richtige ErklĂ€rung der Form des Satzes âA urteilt pâ muss zeigen, dass es unmöglich ist, einen Unsinn zu urteilen. (Russells Theorie genĂŒgt dieser Bedingung nicht.)
5.5423 Einen Komplex wahrnehmen, heisst, wahrnehmen, dass sich seine Bestandteile so und so zu einander verhalten.
Dies erklÀrt wohl auch, dass man die Figur

auf zweierlei Art als WĂŒrfel sehen kann; und alle Ă€hnlichen Erscheinungen. Denn wir sehen eben wirklich zwei verschiedene Tatsachen.
(Sehe ich erst auf die Ecken a und nur flĂŒchtig auf b, so erscheint a vorne; und umgekehrt.)
5.55 Wir mĂŒssen nun die Frage nach allen möglichen Formen der ElementarsĂ€tze a priori beantworten.
Der Elementarsatz besteht aus Namen. Da wir aber die Anzahl der Namen von verschiedener Bedeutung nicht angeben können, so können wir auch nicht die Zusammensetzung des Elementarsatzes angeben.
5.551 Unser Grundsatz ist, dass jede Frage, die sich ĂŒberhaupt durch die Logik entscheiden lĂ€sst, sich ohne weiteres entscheiden lassen muss.
(Und wenn wir in die Lage kommen, ein solches Problem durch Ansehen der Welt beantworten zu mĂŒssen, so zeigt dies, dass wir auf grundfalscher FĂ€hrte sind.)
5.552 Die âErfahrungâ, die wir zum Verstehen der Logik brauchen, ist nicht die, dass sich etwas so und so verhĂ€lt, sondern, dass etwas ist: aber das ist eben keine Erfahrung.
Die Logik ist vor jeder Erfahrung â dass etwas so ist. Sie ist vor dem Wie, nicht vor dem Was.
5.5521 Und wenn dies nicht so wÀre, wie könnten wir die Logik anwenden? Man könnte sagen: Wenn es eine Logik gÀbe, auch wenn es keine Welt gÀbe, wie könnte es dann eine Logik geben, da es eine Welt gibt.
5.553 Russell sagte, es gĂ€be einfache Relationen zwischen verschiedenen Anzahlen von Dingen (Individuals). Aber zwischen welchen Anzahlen? Und wie soll sich das entscheiden? â Durch die Erfahrung?
(Eine ausgezeichnete Zahl gibt es nicht.)
5.554 Die Angabe jeder speziellen Form wĂ€re vollkommen willkĂŒrlich.
5.5541 Es soll sich a priori angeben lassen, ob ich z. B. in die Lage kommen kann, etwas mit dem Zeichen einer 27-stelligen Relation bezeichnen zu mĂŒssen.
5.5542 DĂŒrfen wir denn aber ĂŒberhaupt so fragen? Können wir eine Zeichenform aufstellen und nicht wissen, ob ihr etwas entsprechen könne?
Hat die Frage einen Sinn: Was muss sein, damit etwas der-Fall-sein kann?
5.555 Es ist klar, wir haben vom Elementarsatz einen Begriff, abgesehen von seiner besonderen logischen Form.
Wo man aber Symbole nach einem System bilden kann, dort ist dieses System das logisch wichtige und nicht die einzelnen Symbole.
Und wie wÀre es auch möglich, dass ich es in der Logik mit Formen zu tun hÀtte, die ich erfinden kann; sondern mit dem muss ich es zu tun haben, was es mir möglich macht, sie zu erfinden.
5.556 Eine Hierarchie der Formen der ElementarsÀtze kann es nicht geben. Nur was wir selbst konstruieren, können wir voraussehen.
5.5561 Die empirische RealitÀt ist begrenzt durch die Gesamtheit der GegenstÀnde. Die Grenze zeigt sich wieder in der Gesamtheit der ElementarsÀtze.
Die Hierarchien sind, und mĂŒssen unabhĂ€ngig von der RealitĂ€t sein.
5.5562 Wissen wir aus rein logischen GrĂŒnden, dass es ElementarsĂ€tze geben muss, dann muss es jeder wissen, der die SĂ€tze in ihrer unanalysierten Form versteht.
5.5563 Alle SĂ€tze unserer Umgangssprache sind tatsĂ€chlich, so wie sie sind, logisch vollkommen geordnet. â Jenes Einfachste, was wir hier angeben sollen, ist nicht ein Gleichnis der Wahrheit, sondern die volle Wahrheit selbst.
(Unsere Probleme sind nicht abstrakt, sondern vielleicht die konkretesten, die es gibt.)
5.557 Die Anwendung der Logik entscheidet darĂŒber, welche ElementarsĂ€tze es gibt.
Was in der Anwendung liegt, kann die Logik nicht vorausnehmen.
Das ist klar: Die Logik darf mit ihrer Anwendung nicht kollidieren.
Aber die Logik muss sich mit ihrer Anwendung berĂŒhren.
Also dĂŒrfen die Logik und ihre Anwendung einander nicht ĂŒbergreifen.
5.5571 Wenn ich die ElementarsĂ€tze nicht a priori angeben kann, dann muss es zu offenbarem Unsinn fĂŒhren, sie angeben zu wollen.
5.6 Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.
5.61 Die Logik erfĂŒllt die Welt; die Grenzen der Welt sind auch ihre Grenzen.
Wir können also in der Logik nicht sagen: Das und das gibt es in der Welt, jenes nicht.
Das wĂŒrde nĂ€mlich scheinbar voraussetzen, dass wir gewisse Möglichkeiten ausschliessen und dies kann nicht der Fall sein, da sonst die Logik ĂŒber die Grenzen der Welt hinaus mĂŒsste; wenn sie nĂ€mlich diese Grenzen auch von der anderen Seite betrachten könnte.
Was wir nicht denken können, das können wir nicht denken; wir können also auch nicht sagen, was wir nicht denken können.
5.62 â Diese Bemerkung gibt den SchlĂŒssel zur Entscheidung der Frage, inwieweit der Solipsismus eine Wahrheit ist.
Was der Solipsismus nÀmlich meint, ist ganz richtig, nur lÀsst es sich nicht sagen, sondern es zeigt sich.
Dass die Welt meine Welt ist, das zeigt sich darin, dass die Grenzen der Sprache (der Sprache, die allein ich verstehe) die Grenzen meiner Welt bedeuten.
5.63 â Ich bin meine Welt. (Der Mikrokosmos.)
5.64 â Hier sieht man, dass der Solipsismus, streng durchgefĂŒhrt, mit dem reinen Realismus zusammenfĂ€llt. Das Ich des Solipsismus schrumpft zum ausdehnungslosen Punkt zusammen, und es bleibt die ihm koordinierte RealitĂ€t.
5.62 Diese Bemerkung gibt den SchlĂŒssel zur Entscheidung der Frage, inwieweit der Solipsismus eine Wahrheit ist.
Was der Solipsismus nÀmlich meint, ist ganz richtig, nur lÀsst es sich nicht sagen, sondern es zeigt sich.
Dass die Welt meine Welt ist, das zeigt sich darin, dass die Grenzen der Sprache (der Sprache, die allein ich verstehe) die Grenzen meiner Welt bedeuten.
5.621 Die Welt und das Leben sind Eins.
5.63 Ich bin meine Welt. (Der Mikrokosmos.)
5.631 Das denkende, vorstellende, Subjekt gibt es nicht.
Wenn ich ein Buch schriebe âDie Welt, wie ich sie vorfandâ, so wĂ€re darin auch ĂŒber meinen Leib zu berichten und zu sagen, welche Glieder meinem Willen unterstehen und welche nicht etc., dies ist nĂ€mlich eine Methode, das Subjekt zu isolieren, oder vielmehr zu zeigen, dass es in einem wichtigen Sinne kein Subjekt gibt: Von ihm allein nĂ€mlich könnte in diesem Buche nicht die Rede sein. â
5.632 Das Subjekt gehört nicht zur Welt, sondern es ist eine Grenze der Welt.
5.633 Wo in der Welt ist ein metaphysisches Subjekt zu merken?
Du sagst, es verhÀlt sich hier ganz, wie mit Auge und Gesichtsfeld. Aber das Auge siehst du wirklich nicht.
Und nichts am Gesichtsfeld lÀsst darauf schliessen, dass es von einem Auge gesehen wird.
5.6331 Das Gesichtsfeld hat nÀmlich nicht etwa eine solche Form:

5.634 Das hÀngt damit zusammen, dass kein Teil unserer Erfahrung auch a priori ist.
Alles, was wir sehen, könnte auch anders sein.
Alles, was wir ĂŒberhaupt beschreiben können, könnte auch anders sein.
Es gibt keine Ordnung der Dinge a priori.
5.64 Hier sieht man, dass der Solipsismus, streng durchgefĂŒhrt, mit dem reinen Realismus zusammenfĂ€llt. Das Ich des Solipsismus schrumpft zum ausdehnungslosen Punkt zusammen, und es bleibt die ihm koordinierte RealitĂ€t.
5.641 Es gibt also wirklich einen Sinn, in welchem in der Philosophie nicht-psychologisch vom Ich die Rede sein kann.
Das Ich tritt in die Philosophie dadurch ein, dass die âWelt meine Welt istâ.
Das philosophische Ich ist nicht der Mensch, nicht der menschliche Körper, oder die menschliche Seele, von der die Psychologie handelt, sondern das metaphysische Subjekt, die Grenze â nicht ein Teil der Welt.
6 Die allgemeine Form der Wahrheitsfunktion ist:
Dies ist die allgemeine Form des Satzes.
6.001 Dies sagt nichts anderes, als dass jeder Satz ein Resultat der successiven Anwendung der Operation
6.002 Ist die allgemeine Form gegeben, wie ein Satz gebaut ist, so ist damit auch schon die allgemeine Form davon gegeben, wie aus einem Satz durch eine Operation ein anderer erzeugt werden kann.
6 Die allgemeine Form der Wahrheitsfunktion ist:
Dies ist die allgemeine Form des Satzes.
6.01 Die allgemeine Form der Operation
Das ist die allgemeinste Form des Ăberganges von einem Satz zum anderen.
6.02 Und so kommen wir zu den Zahlen: Ich definiere
Nach diesen Zeichenregeln schreiben wir also die Reihe
so:
Also schreibe ich statt â
â
Und definiere:
(u. s. f.)
6.021 Die Zahl ist der Exponent einer Operation.
6.022 Der Zahlbegriff ist nichts anderes, als das Gemeinsame aller Zahlen, die allgemeine Form der Zahl.
Der Zahlbegriff ist die variable Zahl.
Und der Begriff der Zahlengleichheit ist die allgemeine Form aller speziellen Zahlengleichheiten.
6.03 Die allgemeine Form der ganzen Zahl ist:
6.031 Die Theorie der Klassen ist in der Mathematik ganz ĂŒberflĂŒssig.
Dies hÀngt damit zusammen, dass die Allgemeinheit, welche wir in der Mathematik brauchen, nicht die zufÀllige ist.
6 Die allgemeine Form der Wahrheitsfunktion ist:
Dies ist die allgemeine Form des Satzes.
6.1 â Die SĂ€tze der Logik sind Tautologien.
6.2 â Die Mathematik ist eine logische Methode.
Die SÀtze der Mathematik sind Gleichungen also ScheinsÀtze.
6.3 â Die Erforschung der Logik bedeutet die Erforschung aller GesetzmĂ€ssigkeit. Und ausserhalb der Logik ist alles Zufall.
6.4 â Alle SĂ€tze sind gleichwertig.
6.5 â Zu einer Antwort, die man nicht aussprechen kann, kann man auch die Frage nicht aussprechen.
Das RĂ€tsel gibt es nicht.
Wenn sich eine Frage ĂŒberhaupt stellen lĂ€sst, so kann sie auch beantwortet werden.
6.1 Die SĂ€tze der Logik sind Tautologien.
6.11 â Die SĂ€tze der Logik sagen also Nichts. (Sie sind die analytischen SĂ€tze.)
6.12 â Dass die SĂ€tze der Logik Tautologien sind, das zeigt die formalen â logischen â Eigenschaften der Sprache, der Welt.
Dass ihre Bestandteile so verknĂŒpft eine Tautologie ergeben, das charakterisiert die Logik ihrer Bestandteile.
Damit SĂ€tze, auf bestimmte Art und Weise verknĂŒpft, eine Tautologie ergeben, dazu mĂŒssen sie bestimmte Eigenschaften der Struktur haben. Dass sie so verbunden eine Tautologie ergeben, zeigt also, dass sie diese Eigenschaften der Struktur besitzen.
6.13 Die Logik ist keine Lehre, sondern ein Spiegelbild der Welt. Die Logik ist transcendental.
6.11 Die SĂ€tze der Logik sagen also Nichts. (Sie sind die analytischen SĂ€tze.)
6.111 Theorien, die einen Satz der Logik gehaltvoll erscheinen lassen, sind immer falsch. Man könnte z. B. glauben, dass die Worte âwahrâ und âfalschâ zwei Eigenschaften unter anderen Eigenschaften bezeichnen, und da erschiene es als eine merkwĂŒrdige Tatsache, dass jeder Satz eine dieser Eigenschaften besitzt. Das scheint nun nichts weniger als selbstverstĂ€ndlich zu sein, ebensowenig selbstverstĂ€ndlich, wie etwa der Satz, âalle Rosen sind entweder gelb oder rotâ klĂ€nge, auch wenn er wahr wĂ€re. Ja, jener Satz bekommt nun ganz den Charakter eines naturwissenschaftlichen Satzes und dies ist das sichere Anzeichen dafĂŒr, dass er falsch aufgefasst wurde.
6.112 Die richtige ErklÀrung der logischen SÀtze muss ihnen eine einzigartige Stellung unter allen SÀtzen geben.
6.113 Es ist das besondere Merkmal der logischen SÀtze, dass man am Symbol allein erkennen kann, dass sie wahr sind, und diese Tatsache schliesst die ganze Philosophie der Logik in sich. Und so ist es auch eine der wichtigsten Tatsachen, dass sich die Wahrheit oder Falschheit der nicht-logischen SÀtze nicht am Satz allein erkennen lÀsst.
6.12 Dass die SĂ€tze der Logik Tautologien sind, das zeigt die formalen â logischen â Eigenschaften der Sprache, der Welt.
Dass ihre Bestandteile so verknĂŒpft eine Tautologie ergeben, das charakterisiert die Logik ihrer Bestandteile.
Damit SĂ€tze, auf bestimmte Art und Weise verknĂŒpft, eine Tautologie ergeben, dazu mĂŒssen sie bestimmte Eigenschaften der Struktur haben. Dass sie so verbunden eine Tautologie ergeben, zeigt also, dass sie diese Eigenschaften der Struktur besitzen.
6.1201 Dass z. B. die SĂ€tze âpâ und ââŒpâ in der Verbindung ââŒ(p.âŒp)â eine Tautologie ergeben, zeigt, dass sie einander widersprechen. Dass die SĂ€tze âp â qâ, âpâ und âqâ in der Form â(p â q).(p) : â : (q)â miteinander verbunden eine Tautologie ergeben, zeigt, dass q aus p und p â q folgt. Dass â(x) . fx : â : faâ eine Tautologie ist, dass fa aus (x) . fx folgt. etc. etc.
6.1202 Es ist klar, dass man zu demselben Zweck statt der Tautologien auch die Kontradiktionen verwenden könnte.
6.1203 Um eine Tautologie als solche zu erkennen, kann man sich, in den FĂ€llen, in welchen in der Tautologie keine Allgemeinheitsbezeichnung vorkommt, folgender anschaulichen Methode bedienen: Ich schreibe statt âpâ, âqâ, ârâ etc. âWpFâ, âWqFâ, âWrFâ etc. Die Wahrheitskombinationen drĂŒcke ich durch Klammern aus. z. B.:

und die Zuordnung der Wahr- oder Falschheit des ganzen Satzes und der Wahrheitskombinationen der Wahrheitsargumente durch Striche auf folgende Weise:

Dies Zeichen wĂŒrde also z. B. den Satz p â q darstellen. Nun will ich z. B. den Satz âŒ(p . âŒp) (Gesetz des Widerspruchs) daraufhin untersuchen, ob er eine Tautologie ist. Die Form ââŒÎŸâ wird in unserer Notation

geschrieben; die Form âΟ . ηâ so:

Daher lautet der Satz âŒ(p . âŒq) so:

Setzen wir hier statt âqâ âpâ ein und untersuchen die Verbindung der Ă€ussersten W und F mit den innersten, so ergibt sich, dass die Wahrheit des ganzen Satzes allen Wahrheitskombinationen seines Argumentes, seine Falschheit keiner der Wahrheitskombinationen zugeordnet ist.
6.12 Dass die SĂ€tze der Logik Tautologien sind, das zeigt die formalen â logischen â Eigenschaften der Sprache, der Welt.
Dass ihre Bestandteile so verknĂŒpft eine Tautologie ergeben, das charakterisiert die Logik ihrer Bestandteile.
Damit SĂ€tze, auf bestimmte Art und Weise verknĂŒpft, eine Tautologie ergeben, dazu mĂŒssen sie bestimmte Eigenschaften der Struktur haben. Dass sie so verbunden eine Tautologie ergeben, zeigt also, dass sie diese Eigenschaften der Struktur besitzen.
6.121 Die SĂ€tze der Logik demonstrieren die logischen Eigenschaften der SĂ€tze, indem sie sie zu nichtssagenden SĂ€tzen verbinden.
Diese Methode könnte man auch eine Nullmethode nennen. Im logischen Satz werden SĂ€tze miteinander ins Gleichgewicht gebracht und der Zustand des Gleichgewichts zeigt dann an, wie diese SĂ€tze logisch beschaffen sein mĂŒssen.
6.122 â Daraus ergibt sich, dass wir auch ohne die logischen SĂ€tze auskommen können, da wir ja in einer entsprechenden Notation die formalen Eigenschaften der SĂ€tze durch das blosse Ansehen dieser SĂ€tze erkennen können.
6.123 â Es ist klar: Die logischen Gesetze dĂŒrfen nicht selbst wieder logischen Gesetzen unterstehen.
(Es gibt nicht, wie Russell meinte, fĂŒr jede âTypeâ ein eigenes Gesetz des Widerspruches, sondern Eines genĂŒgt, da es auf sich selbst nicht angewendet wird.)
6.124 Die logischen SĂ€tze beschreiben das GerĂŒst der Welt, oder vielmehr, sie stellen es dar. Sie âhandelnâ von nichts. Sie setzen voraus, dass Namen Bedeutung, und ElementarsĂ€tze Sinn haben: Und dies ist ihre Verbindung mit der Welt. Es ist klar, dass es etwas ĂŒber die Welt anzeigen muss, dass gewisse Verbindungen von Symbolen â welche wesentlich einen bestimmten Charakter haben â Tautologien sind. Hierin liegt das Entscheidende. Wir sagten, manches an den Symbolen, die wir gebrauchen, wĂ€re willkĂŒrlich, manches nicht. In der Logik drĂŒckt nur dieses aus: Dass heisst aber, in der Logik drĂŒcken nicht wir mit Hilfe der Zeichen aus, was wir wollen, sondern in der Logik sagt die Natur der naturnotwendigen Zeichen selbst aus: Wenn wir die logische Syntax irgend einer Zeichensprache kennen, dann sind bereits alle SĂ€tze der Logik gegeben.
6.125 â Es ist möglich, und zwar auch nach der alten Auffassung der Logik, von vornherein eine Beschreibung aller âwahrenâ logischen SĂ€tze zu geben.
6.126 â Ob ein Satz der Logik angehört, kann man berechnen, indem man die logischen Eigenschaften des Symbols berechnet. Und dies tun wir, wenn wir einen logischen Satz âbeweisenâ. Denn, ohne uns um einen Sinn und eine Bedeutung zu kĂŒmmern, bilden wir den logischen Satz aus anderen nach blossen Zeichenregeln.
Der Beweis der logischen SĂ€tze besteht darin, dass wir sie aus anderen logischen SĂ€tzen durch successive Anwendung gewisser Operationen entstehen lassen, die aus den ersten immer wieder Tautologien erzeugen. (Und zwar folgen aus einer Tautologie nur Tautologien.)
NatĂŒrlich ist diese Art zu zeigen, dass ihre SĂ€tze Tautologien sind, der Logik durchaus unwesentlich. Schon darum, weil die SĂ€tze, von welchen der Beweis ausgeht, ja ohne Beweis zeigen mĂŒssen, dass sie Tautologien sind.
6.127 â Alle SĂ€tze der Logik sind gleichberechtigt, es gibt unter ihnen nicht wesentlich Grundgesetze und abgeleitete SĂ€tze.
Jede Tautologie zeigt selbst, dass sie eine Tautologie ist.
6.122 Daraus ergibt sich, dass wir auch ohne die logischen SÀtze auskommen können, da wir ja in einer entsprechenden Notation die formalen Eigenschaften der SÀtze durch das blosse Ansehen dieser SÀtze erkennen können.
6.1221 Ergeben z. B. zwei SĂ€tze âpâ und âqâ in der Verbindung âp â qâ eine Tautologie, so ist klar, dass q aus p folgt.
Dass z. B. âqâ aus âp â q . pâ folgt, ersehen wir aus diesen beiden SĂ€tzen selbst, aber wir können es auch so zeigen, indem wir sie zu âp â q . p : â : qâ verbinden und nun zeigen, dass dies eine Tautologie ist.
6.1222 Dies wirft ein Licht auf die Frage, warum die logischen SÀtze nicht durch die Erfahrung bestÀtigt werden können, ebenso wenig, wie sie durch die Erfahrung widerlegt werden können. Nicht nur muss ein Satz der Logik durch keine mögliche Erfahrung widerlegt werden können, sondern er darf auch nicht durch eine solche bestÀtigt werden können.
6.1223 Nun wird klar, warum man oft fĂŒhlte, als wĂ€ren die âlogischen Wahrheitenâ von uns zu âfordernâ: Wir können sie nĂ€mlich insofern fordern, als wir eine genĂŒgende Notation fordern können.
6.1224 Es wird jetzt auch klar, warum die Logik die Lehre von den Formen und vom Schliessen genannt wurde.
6.123 Es ist klar: Die logischen Gesetze dĂŒrfen nicht selbst wieder logischen Gesetzen unterstehen.
(Es gibt nicht, wie Russell meinte, fĂŒr jede âTypeâ ein eigenes Gesetz des Widerspruches, sondern Eines genĂŒgt, da es auf sich selbst nicht angewendet wird.)
6.1231 Das Anzeichen des logischen Satzes ist nicht die AllgemeingĂŒltigkeit.
Allgemein sein, heisst ja nur: ZufĂ€lligerweise fĂŒr alle Dinge gelten. Ein unverallgemeinerter Satz kann ja ebensowohl tautologisch sein, als ein verallgemeinerter.
6.1232 Die logische AllgemeingĂŒltigkeit könnte man wesentlich nennen, im Gegensatz zu jener zufĂ€lligen, etwa des Satzes âalle Menschen sind sterblichâ. SĂ€tze, wie Russells âAxiom of reducibilityâ sind nicht logische SĂ€tze, und dies erklĂ€rt unser GefĂŒhl: Dass sie, wenn wahr, so doch nur durch einen gĂŒnstigen Zufall wahr sein könnten.
6.1233 Es lÀsst sich eine Welt denken, in der das Axiom of reducibility nicht gilt. Es ist aber klar, dass die Logik nichts mit der Frage zu schaffen hat, ob unsere Welt wirklich so ist oder nicht.
6.125 Es ist möglich, und zwar auch nach der alten Auffassung der Logik, von vornherein eine Beschreibung aller âwahrenâ logischen SĂ€tze zu geben.
6.1251 Darum kann es in der Logik auch nie Ăberraschungen geben.
6.126 Ob ein Satz der Logik angehört, kann man berechnen, indem man die logischen Eigenschaften des Symbols berechnet. Und dies tun wir, wenn wir einen logischen Satz âbeweisenâ. Denn, ohne uns um einen Sinn und eine Bedeutung zu kĂŒmmern, bilden wir den logischen Satz aus anderen nach blossen Zeichenregeln.
Der Beweis der logischen SĂ€tze besteht darin, dass wir sie aus anderen logischen SĂ€tzen durch successive Anwendung gewisser Operationen entstehen lassen, die aus den ersten immer wieder Tautologien erzeugen. (Und zwar folgen aus einer Tautologie nur Tautologien.)
NatĂŒrlich ist diese Art zu zeigen, dass ihre SĂ€tze Tautologien sind, der Logik durchaus unwesentlich. Schon darum, weil die SĂ€tze, von welchen der Beweis ausgeht, ja ohne Beweis zeigen mĂŒssen, dass sie Tautologien sind.
6.1261 In der Logik sind Prozess und Resultat Ă€quivalent. (Darum keine Ăberraschung.)
6.1262 Der Beweis in der Logik ist nur ein mechanisches Hilfsmittel zum leichteren Erkennen der Tautologie, wo sie kompliziert ist.
6.1263 Es wĂ€re ja auch zu merkwĂŒrdig, wenn man einen sinnvollen Satz logisch aus anderen beweisen könnte, und einen logischen Satz auch. Es ist von vornherein klar, dass der logische Beweis eines sinnvollen Satzes und der Beweis in der Logik zwei ganz verschiedene Dinge sein mĂŒssen.
6.1264 Der sinnvolle Satz sagt etwas aus, und sein Beweis zeigt, dass es so ist; in der Logik ist jeder Satz die Form eines Beweises.
Jeder Satz der Logik ist ein in Zeichen dargestellter modus ponens. (Und den modus ponens kann man nicht durch einen Satz ausdrĂŒcken.)
6.1265 Immer kann man die Logik so auffassen, dass jeder Satz sein eigener Beweis ist.
6.127 Alle SĂ€tze der Logik sind gleichberechtigt, es gibt unter ihnen nicht wesentlich Grundgesetze und abgeleitete SĂ€tze.
Jede Tautologie zeigt selbst, dass sie eine Tautologie ist.
6.1271 Es ist klar, dass die Anzahl der âlogischen Grundgesetzeâ willkĂŒrlich ist, denn man könnte die Logik ja aus Einem Grundgesetz ableiten, indem man einfach z. B. aus Freges Grundgesetzen das logische Produkt bildet. (Frege wĂŒrde vielleicht sagen, dass dieses Grundgesetz nun nicht mehr unmittelbar einleuchte. Aber es ist merkwĂŒrdig, dass ein so exakter Denker wie Frege sich auf den Grad des Einleuchtens als Kriterium des logischen Satzes berufen hat.)
6.2 Die Mathematik ist eine logische Methode.
Die SÀtze der Mathematik sind Gleichungen also ScheinsÀtze.
6.21 â Der Satz der Mathematik drĂŒckt keinen Gedanken aus.
6.22 Die Logik der Welt, die die SĂ€tze der Logik in den Tautologien zeigen, zeigt die Mathematik in den Gleichungen.
6.23 â Wenn zwei AusdrĂŒcke durch das Gleichheitszeichen verbunden werden, so heisst das, sie sind durch einander ersetzbar. Ob dies aber der Fall ist muss sich an den beiden AusdrĂŒcken selbst zeigen.
Es charakterisiert die logische Form zweier AusdrĂŒcke, dass sie durch einander ersetzbar sind.
6.24 â Die Methode der Mathematik, zu ihren Gleichungen zu kommen, ist die Substitutionsmethode.
Denn die Gleichungen drĂŒcken die Ersetzbarkeit zweier AusdrĂŒcke aus und wir schreiten von einer Anzahl von Gleichungen zu neuen Gleichungen vor, indem wir, den Gleichungen entsprechend, AusdrĂŒcke durch andere ersetzen.
6.21 Der Satz der Mathematik drĂŒckt keinen Gedanken aus.
6.211 Im Leben ist es ja nie der mathematische Satz, den wir brauchen, sondern wir benĂŒtzen den mathematischen Satz nur, um aus SĂ€tzen, welche nicht der Mathematik angehören, auf andere zu schliessen, welche gleichfalls nicht der Mathematik angehören.
(In der Philosophie fĂŒhrt die Frage âwozu gebrauchen wir eigentlich jenes Wort, jenen Satzâ immer wieder zu wertvollen Einsichten.)
6.23 Wenn zwei AusdrĂŒcke durch das Gleichheitszeichen verbunden werden, so heisst das, sie sind durch einander ersetzbar. Ob dies aber der Fall ist muss sich an den beiden AusdrĂŒcken selbst zeigen.
Es charakterisiert die logische Form zweier AusdrĂŒcke, dass sie durch einander ersetzbar sind.
6.231 Es ist eine Eigenschaft der Bejahung, dass man sie als doppelte Verneinung auffassen kann.
Es ist eine Eigenschaft von â1 + 1 + 1 + 1â, dass man es als â(1 + 1) + (1 + 1)â auffassen kann.
6.232 Frege sagt, die beiden AusdrĂŒcke haben dieselbe Bedeutung, aber verschiedenen Sinn.
Das Wesentliche an der Gleichung ist aber, dass sie nicht notwendig ist, um zu zeigen, dass die beiden AusdrĂŒcke, die das Gleichheitszeichen verbindet, dieselbe Bedeutung haben, da sich dies aus den beiden AusdrĂŒcken selbst ersehen lĂ€sst.
6.2321 Und, dass die SĂ€tze der Mathematik bewiesen werden können, heisst ja nichts anderes, als dass ihre Richtigkeit einzusehen ist, ohne dass das, was sie ausdrĂŒcken, selbst mit den Tatsachen auf seine Richtigkeit hin verglichen werden muss.
6.2322 Die IdentitĂ€t der Bedeutung zweier AusdrĂŒcke lĂ€sst sich nicht behaupten. Denn um etwas von ihrer Bedeutung behaupten zu können, muss ich ihre Bedeutung kennen: und indem ich ihre Bedeutung kenne, weiss ich, ob sie dasselbe oder verschiedenes bedeuten.
6.2323 Die Gleichung kennzeichnet nur den Standpunkt, von welchem ich die beiden AusdrĂŒcke betrachte, nĂ€mlich vom Standpunkte ihrer Bedeutungsgleichheit.
6.233 Die Frage, ob man zur Lösung der mathematischen Probleme die Anschauung brauche, muss dahin beantwortet werden, dass eben die Sprache hier die nötige Anschauung liefert.
6.2331 Der Vorgang des Rechnens vermittelt eben diese Anschauung.
Die Rechnung ist kein Experiment.
6.234 Die Mathematik ist eine Methode der Logik.
6.2341 Das Wesentliche der mathematischen Methode ist es, mit Gleichungen zu arbeiten. Auf dieser Methode beruht es nÀmlich, dass jeder Satz der Mathematik sich von selbst verstehen muss.
6.24 Die Methode der Mathematik, zu ihren Gleichungen zu kommen, ist die Substitutionsmethode.
Denn die Gleichungen drĂŒcken die Ersetzbarkeit zweier AusdrĂŒcke aus und wir schreiten von einer Anzahl von Gleichungen zu neuen Gleichungen vor, indem wir, den Gleichungen entsprechend, AusdrĂŒcke durch andere ersetzen.
6.241 So lautet der Beweis des Satzes 2 Ă 2 = 4:
6.3 Die Erforschung der Logik bedeutet die Erforschung aller GesetzmÀssigkeit. Und ausserhalb der Logik ist alles Zufall.
6.31 Das sogenannte Gesetz der Induktion kann jedenfalls kein logisches Gesetz sein, denn es ist offenbar ein sinnvoller Satz. â Und darum kann es auch kein Gesetz a priori sein.
6.32 â Das KausalitĂ€tsgesetz ist kein Gesetz, sondern die Form eines Gesetzes.
6.33 Wir glauben nicht a priori an ein Erhaltungsgesetz, sondern wir wissen a priori die Möglichkeit einer logischen Form.
6.34 â Alle jene SĂ€tze, wie der Satz vom Grunde, von der KontinuitĂ€t in der Natur, vom kleinsten Aufwande in der Natur etc. etc., alle diese sind Einsichten a priori ĂŒber die mögliche Formgebung der SĂ€tze der Wissenschaft.
6.35 Obwohl die Flecke in unserem Bild geometrische Figuren sind, so kann doch selbstverstĂ€ndlich die Geometrie gar nichts ĂŒber ihre tatsĂ€chliche Form und Lage sagen. Das Netz aber ist rein geometrisch, alle seine Eigenschaften können a priori angegeben werden.
Gesetze, wie der Satz vom Grunde, etc., handeln vom Netz, nicht von dem, was das Netz beschreibt.
6.36 â Wenn es ein KausalitĂ€tsgesetz gĂ€be, so könnte es lauten: âEs gibt Naturgesetzeâ.
Aber freilich kann man das nicht sagen: es zeigt sich.
6.37 â Einen Zwang, nach dem Eines geschehen mĂŒsste, weil etwas anderes geschehen ist, gibt es nicht. Es gibt nur eine logische Notwendigkeit.
6.32 Das KausalitÀtsgesetz ist kein Gesetz, sondern die Form eines Gesetzes.
6.321 âKausalitĂ€tsgesetzâ, das ist ein Gattungsname. Und wie es in der Mechanik, sagen wir, Minimum-Gesetze gibt, â etwa der kleinsten Wirkung â so gibt es in der Physik KausalitĂ€tsgesetze, Gesetze von der KausalitĂ€tsform.
6.3211 Man hat ja auch davon eine Ahnung gehabt, dass es ein âGesetz der kleinsten Wirkungâ geben mĂŒsse, ehe man genau wusste, wie es lautete. (Hier, wie immer, stellt sich das a priori Gewisse als etwas rein Logisches heraus.)
6.34 Alle jene SĂ€tze, wie der Satz vom Grunde, von der KontinuitĂ€t in der Natur, vom kleinsten Aufwande in der Natur etc. etc., alle diese sind Einsichten a priori ĂŒber die mögliche Formgebung der SĂ€tze der Wissenschaft.
6.341 Die Newtonsche Mechanik z. B. bringt die Weltbeschreibung auf eine einheitliche Form. Denken wir uns eine weisse FlĂ€che, auf der unregelmĂ€ssige schwarze Flecken wĂ€ren. Wir sagen nun: Was fĂŒr ein Bild immer hierdurch entsteht, immer kann ich seiner Beschreibung beliebig nahe kommen, indem ich die FlĂ€che mit einem entsprechend feinen quadratischen Netzwerk bedecke und nun von jedem Quadrat sage, dass es weiss oder schwarz ist. Ich werde auf diese Weise die Beschreibung der FlĂ€che auf eine einheitliche Form gebracht haben. Diese Form ist beliebig, denn ich hĂ€tte mit dem gleichen Erfolge ein Netz aus dreieckigen oder sechseckigen Maschen verwenden können. Es kann sein, dass die Beschreibung mit Hilfe eines Dreiecks-Netzes einfacher geworden wĂ€re; das heisst, dass wir die FlĂ€che mit einem gröberen Dreiecks-Netz genauer beschreiben könnten, als mit einem feineren quadratischen (oder umgekehrt) u. s. w. Den verschiedenen Netzen entsprechen verschiedene Systeme der Weltbeschreibung. Die Mechanik bestimmt eine Form der Weltbeschreibung, indem sie sagt: Alle SĂ€tze der Weltbeschreibung mĂŒssen aus einer Anzahl gegebener SĂ€tze â den mechanischen Axiomen â auf eine gegebene Art und Weise erhalten werden. Hierdurch liefert sie die Bausteine zum Bau des wissenschaftlichen GebĂ€udes und sagt: Welches GebĂ€ude immer du auffĂŒhren willst, jedes musst du irgendwie mit diesen und nur diesen Bausteinen zusammenbringen.
(Wie man mit dem Zahlensystem jede beliebige Anzahl, so muss man mit dem System der Mechanik jeden beliebigen Satz der Physik hinschreiben können.)
6.342 Und nun sehen wir die gegenseitige Stellung von Logik und Mechanik. (Man könnte das Netz auch aus verschiedenartigen Figuren etwa aus Dreiecken und Sechsecken bestehen lassen.) Dass sich ein Bild, wie das vorhin erwĂ€hnte, durch ein Netz von gegebener Form beschreiben lĂ€sst, sagt ĂŒber das Bild nichts aus. (Denn dies gilt fĂŒr jedes Bild dieser Art.) Das aber charakterisiert das Bild, dass es sich durch ein bestimmtes Netz von bestimmter Feinheit vollstĂ€ndig beschreiben lĂ€sst.
So auch sagt es nichts ĂŒber die Welt aus, dass sie sich durch die Newtonsche Mechanik beschreiben lĂ€sst; wohl aber, dass sie sich so durch jene beschreiben lĂ€sst, wie dies eben der Fall ist. Auch das sagt etwas ĂŒber die Welt, dass sie sich durch die eine Mechanik einfacher beschreiben lĂ€sst, als durch die andere.
6.343 Die Mechanik ist ein Versuch, alle wahren SĂ€tze, die wir zur Weltbeschreibung brauchen, nach Einem Plane zu konstruieren.
6.3431 Durch den ganzen logischen Apparat hindurch sprechen die physikalischen Gesetze doch von den GegenstÀnden der Welt.
6.3432 Wir dĂŒrfen nicht vergessen, dass die Weltbeschreibung durch die Mechanik immer die ganz allgemeine ist. Es ist in ihr z. B. nie von bestimmten materiellen Punkten die Rede, sondern immer nur von irgend welchen.
6.36 Wenn es ein KausalitĂ€tsgesetz gĂ€be, so könnte es lauten: âEs gibt Naturgesetzeâ.
Aber freilich kann man das nicht sagen: es zeigt sich.
6.361 In der Ausdrucksweise Hertzâs könnte man sagen: Nur gesetzmĂ€ssige ZusammenhĂ€nge sind denkbar.
6.3611 Wir können keinen Vorgang mit dem âAblauf der Zeitâ vergleichen â diesen gibt es nicht â, sondern nur mit einem anderen Vorgang (etwa mit dem Gang des Chronometers).
Daher ist die Beschreibung des zeitlichen Verlaufs nur so möglich, dass wir uns auf einen anderen Vorgang stĂŒtzen.
Ganz Analoges gilt fĂŒr den Raum. Wo man z. B. sagt, es könne keines von zwei Ereignissen (die sich gegenseitig ausschliessen) eintreten, weil keine Ursache vorhanden sei, warum das eine eher als das andere eintreten solle, da handelt es sich in Wirklichkeit darum, dass man gar nicht eines der beiden Ereignisse beschreiben kann, wenn nicht irgend eine Asymmetrie vorhanden ist. Und wenn eine solche Asymmetrie vorhanden ist, so können wir diese als Ursache des Eintreffens des einen und Nicht-Eintreffens des anderen auffassen.
6.36111 Das Kantâsche Problem von der rechten und linken Hand, die man nicht zur Deckung bringen kann, besteht schon in der Ebene, ja im eindimensionalen Raum, wo die beiden kongruenten Figuren a und b auch nicht zur Deckung gebracht werden können, ohne aus diesem Raum herausbewegt zu werden. Rechte und linke Hand sind tatsĂ€chlich vollkommen kongruent. Und dass man sie nicht zur Deckung bringen kann, hat damit nichts zu tun.

Den rechten Handschuh könnte man an die linke Hand ziehen, wenn man ihn im vierdimensionalen Raum umdrehen könnte.
6.362 Was sich beschreiben lÀsst, das kann auch geschehen, und was das KausalitÀtsgesetz ausschliessen soll, das lÀsst sich auch nicht beschreiben.
6.363 Der Vorgang der Induktion besteht darin, dass wir das einfachste Gesetz annehmen, das mit unseren Erfahrungen in Einklang zu bringen ist.
6.3631 Dieser Vorgang hat aber keine logische, sondern nur eine psychologische BegrĂŒndung.
Es ist klar, dass kein Grund vorhanden ist, zu glauben, es werde nun auch wirklich der einfachste Fall eintreten.
6.36311 Dass die Sonne morgen aufgehen wird, ist eine Hypothese; und das heisst: wir wissen nicht, ob sie aufgehen wird.
6.37 Einen Zwang, nach dem Eines geschehen mĂŒsste, weil etwas anderes geschehen ist, gibt es nicht. Es gibt nur eine logische Notwendigkeit.
6.371 Der ganzen modernen Weltanschauung liegt die TÀuschung zugrunde, dass die sogenannten Naturgesetze die ErklÀrungen der Naturerscheinungen seien.
6.372 So bleiben sie bei den Naturgesetzen als bei etwas Unantastbarem stehen, wie die Ălteren bei Gott und dem Schicksal.
Und sie haben ja beide Recht, und Unrecht. Die Alten sind allerdings insofern klarer, als sie einen klaren Abschluss anerkennen, wÀhrend es bei dem neuen System scheinen soll, als sei alles erklÀrt.
6.373 Die Welt ist unabhÀngig von meinem Willen.
6.374 Auch wenn alles, was wir wĂŒnschen, geschĂ€he, so wĂ€re dies doch nur, sozusagen, eine Gnade des Schicksals, denn es ist kein logischer Zusammenhang zwischen Willen und Welt, der dies verbĂŒrgte, und den angenommenen physikalischen Zusammenhang könnten wir doch nicht selbst wieder wollen.
6.375 Wie es nur eine logische Notwendigkeit gibt, so gibt es auch nur eine logische Unmöglichkeit.
6.3751 Dass z. B. zwei Farben zugleich an einem Ort des Gesichtsfeldes sind, ist unmöglich und zwar logisch unmöglich, denn es ist durch die logische Struktur der Farbe ausgeschlossen.
Denken wir daran, wie sich dieser Widerspruch in der Physik darstellt: UngefÀhr so, dass ein Teilchen nicht zu gleicher Zeit zwei Geschwindigkeiten haben kann; das heisst, dass es nicht zu gleicher Zeit an zwei Orten sein kann; das heisst, dass Teilchen an verschiedenen Orten zu Einer Zeit nicht identisch sein können.
(Es ist klar, dass das logische Produkt zweier ElementarsÀtze weder eine Tautologie noch eine Kontradiktion sein kann. Die Aussage, dass ein Punkt des Gesichtsfeldes zu gleicher Zeit zwei verschiedene Farben hat, ist eine Kontradiktion.)
6.4 Alle SĂ€tze sind gleichwertig.
6.41 Der Sinn der Welt muss ausserhalb ihrer liegen. In der Welt ist alles wie es ist und geschieht alles wie es geschieht; es gibt in ihr keinen Wert â und wenn es ihn gĂ€be, so hĂ€tte er keinen Wert.
Wenn es einen Wert gibt, der Wert hat, so muss er ausserhalb alles Geschehens und So-Seins liegen. Denn alles Geschehen und So-Sein ist zufÀllig.
Was es nicht-zufÀllig macht, kann nicht in der Welt liegen, denn sonst wÀre dies wieder zufÀllig.
Es muss ausserhalb der Welt liegen.
6.42 â Darum kann es auch keine SĂ€tze der Ethik geben. SĂ€tze können nichts Höheres ausdrĂŒcken.
6.43 â Wenn das gute oder böse Wollen die Welt Ă€ndert, so kann es nur die Grenzen der Welt Ă€ndern, nicht die Tatsachen; nicht das, was durch die Sprache ausgedrĂŒckt werden kann.
Kurz, die Welt muss dann dadurch ĂŒberhaupt eine andere werden. Sie muss sozusagen als Ganzes abnehmen oder zunehmen.
Die Welt des GlĂŒcklichen ist eine andere als die des UnglĂŒcklichen.
6.44 Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern dass sie ist.
6.45 Die Anschauung der Welt sub specie aeterni ist ihre Anschauung als â begrenztes â Ganzes.
Das GefĂŒhl der Welt als begrenztes Ganzes ist das mystische.
6.42 Darum kann es auch keine SĂ€tze der Ethik geben. SĂ€tze können nichts Höheres ausdrĂŒcken.
6.421 Es ist klar, dass sich die Ethik nicht aussprechen lÀsst. Die Ethik ist transcendental.
(Ethik und Aesthetik sind Eins.)
6.422 Der erste Gedanke bei der Aufstellung eines ethischen Gesetzes von der Form âdu sollst . . . .â ist: Und was dann, wenn ich es nicht tue? Es ist aber klar, dass die Ethik nichts mit Strafe und Lohn im gewöhnlichen Sinne zu tun hat. Also muss diese Frage nach den Folgen einer Handlung belanglos sein. â Zum Mindesten dĂŒrfen diese Folgen nicht Ereignisse sein. Denn etwas muss doch an jener Fragestellung richtig sein. Es muss zwar eine Art von ethischem Lohn und ethischer Strafe geben, aber diese mĂŒssen in der Handlung selbst liegen.
(Und das ist auch klar, dass der Lohn etwas Angenehmes, die Strafe etwas Unangenehmes sein muss.)
6.423 Vom Willen als dem TrÀger des Ethischen kann nicht gesprochen werden.
Und der Wille als PhÀnomen interessiert nur die Psychologie.
6.43 Wenn das gute oder böse Wollen die Welt Ă€ndert, so kann es nur die Grenzen der Welt Ă€ndern, nicht die Tatsachen; nicht das, was durch die Sprache ausgedrĂŒckt werden kann.
Kurz, die Welt muss dann dadurch ĂŒberhaupt eine andere werden. Sie muss sozusagen als Ganzes abnehmen oder zunehmen.
Die Welt des GlĂŒcklichen ist eine andere als die des UnglĂŒcklichen.
6.431 Wie auch beim Tod die Welt sich nicht Àndert, sondern aufhört.
6.4311 Der Tod ist kein Ereignis des Lebens. Den Tod erlebt man nicht.
Wenn man unter Ewigkeit nicht unendliche Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, dann lebt der ewig, der in der Gegenwart lebt.
Unser Leben ist ebenso endlos, wie unser Gesichtsfeld grenzenlos ist.
6.4312 Die zeitliche Unsterblichkeit der Seele des Menschen, das heisst also ihr ewiges Fortleben auch nach dem Tode, ist nicht nur auf keine Weise verbĂŒrgt, sondern vor allem leistet diese Annahme gar nicht das, was man immer mit ihr erreichen wollte. Wird denn dadurch ein RĂ€tsel gelöst, dass ich ewig fortlebe? Ist denn dieses ewige Leben dann nicht ebenso rĂ€tselhaft wie das gegenwĂ€rtige? Die Lösung des RĂ€tsels des Lebens in Raum und Zeit liegt ausserhalb von Raum und Zeit.
(Nicht Probleme der Naturwissenschaft sind ja zu lösen.)
6.432 Wie die Welt ist, ist fĂŒr das Höhere vollkommen gleichgĂŒltig. Gott offenbart sich nicht in der Welt.
6.4321 Die Tatsachen gehören alle nur zur Aufgabe, nicht zur Lösung.
6.5 Zu einer Antwort, die man nicht aussprechen kann, kann man auch die Frage nicht aussprechen.
Das RĂ€tsel gibt es nicht.
Wenn sich eine Frage ĂŒberhaupt stellen lĂ€sst, so kann sie auch beantwortet werden.
6.51 Skeptizismus ist nicht unwiderleglich, sondern offenbar unsinnig, wenn er bezweifeln will, wo nicht gefragt werden kann.
Denn Zweifel kann nur bestehen, wo eine Frage besteht; eine Frage nur, wo eine Antwort besteht, und diese nur, wo etwas gesagt werden kann.
6.52 Wir fĂŒhlen, dass selbst, wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berĂŒhrt sind. Freilich bleibt dann eben keine Frage mehr; und eben dies ist die Antwort.
6.521 Die Lösung des Problems des Lebens merkt man am Verschwinden dieses Problems.
(Ist nicht dies der Grund, warum Menschen, denen der Sinn des Lebens nach langen Zweifeln klar wurde, warum diese dann nicht sagen konnten, worin dieser Sinn bestand.)
6.522 Es gibt allerdings Unaussprechliches. Dies zeigt sich, es ist das Mystische.
6.53 Die richtige Methode der Philosophie wĂ€re eigentlich die: Nichts zu sagen, als was sich sagen lĂ€sst, also SĂ€tze der Naturwissenschaft â also etwas, was mit Philosophie nichts zu tun hat â, und dann immer, wenn ein anderer etwas Metaphysisches sagen wollte, ihm nachzuweisen, dass er gewissen Zeichen in seinen SĂ€tzen keine Bedeutung gegeben hat. Diese Methode wĂ€re fĂŒr den anderen unbefriedigend â er hĂ€tte nicht das GefĂŒhl, dass wir ihn Philosophie lehrten â aber sie wĂ€re die einzig streng richtige.
6.54 Meine SĂ€tze erlĂ€utern dadurch, dass sie der, welcher mich versteht, am Ende als unsinnig erkennt, wenn er durch sie â auf ihnen â ĂŒber sie hinausgestiegen ist. (Er muss sozusagen die Leiter wegwerfen, nachdem er auf ihr hinaufgestiegen ist.)
Er muss diese SĂ€tze ĂŒberwinden, dann sieht er die Welt richtig.
- â Jump up to: 1.0 1.1 Die Decimalzahlen als Nummern der einzelnen SĂ€tze deuten das logische Gewicht der SĂ€tze an, den Nachdruck, der auf ihnen in meiner Darstellung liegt. Die SĂ€tze n.1, n.2, n.3, etc., sind Bemerkungen zum Satze No. n; die SĂ€tze n.m1, n.m2, etc. Bemerkungen zum Satze No. n.m; und so weiter.